Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

brochen haben, wenn es eine Viertelstunde länger auf
dem Felsen geblieben wäre. Wir hatten also die Ret-
tung des Schiffes und der Ladung gänzlich meiner
Bekanntschaft mit dem Gouverneur zu danken.

Der Hafen
Erdholm.

Dieser Hafen gehöret der Krone Dännemark, und
ist einer der besten in Europa. Er hat gegen Süden
und gegen Norden Eingänge, die beyde von Festun-
gen beschossen werden, und gerade so breit sind, daß
ein Schiff bequem genug einlaufen kann. Er ist rund,
und so groß, daß hundert Segel Platz darinn haben,
und so tief, daß sie nahe am Ufer liegen können. Er
ist für die Kriegsschiffe des Königs von Dännemark
überaus bequem, weil sie zur Kriegszeit auf einer
Seite ein- und auf der andern wieder auslaufen kön-
nen. Diese ganze Jnsel ist nichts als ein bloßer Fel-
sen, ohne Sand und Erde; doch haben der Gouver-
neur und die andern Officiers Erde von der Jnsel
Bornholm, vier deutsche Meilen davon, bringen las-
sen, und Gärten angeleget.

Der jetzige Gouverneur war der Oberste Hirsch-
nach, dessen eigenes Regiment hier in Garnison lag.
Sie sind gewissermaßen von der ganzen übrigen Welt
abgesondert, indem bey gutem Wetter und Winde
niemals ein Schiff hieher kommt. Damals lagen
zwar auf dreyzehn Holländische und Englische Schiffe
im Hafen, allein es vergeht oft ein Jahr, ohne daß
sie ein einziges Schiff zu sehen bekommen. Zu Som-
merszeit besuchen sie öfters ihre Nachbarn in Born-
holm, und werden von ihnen besucht, von denen ver-
schiedene gegenwärtig waren. Es ward gespielet und
getanzt, welches die einzigen Vergnügen sind, die sie
sich an diesem Orte machen können. Zuweilen fuhren

sie

brochen haben, wenn es eine Viertelſtunde laͤnger auf
dem Felſen geblieben waͤre. Wir hatten alſo die Ret-
tung des Schiffes und der Ladung gaͤnzlich meiner
Bekanntſchaft mit dem Gouverneur zu danken.

Der Hafen
Erdholm.

Dieſer Hafen gehoͤret der Krone Daͤnnemark, und
iſt einer der beſten in Europa. Er hat gegen Suͤden
und gegen Norden Eingaͤnge, die beyde von Feſtun-
gen beſchoſſen werden, und gerade ſo breit ſind, daß
ein Schiff bequem genug einlaufen kann. Er iſt rund,
und ſo groß, daß hundert Segel Platz darinn haben,
und ſo tief, daß ſie nahe am Ufer liegen koͤnnen. Er
iſt fuͤr die Kriegsſchiffe des Koͤnigs von Daͤnnemark
uͤberaus bequem, weil ſie zur Kriegszeit auf einer
Seite ein- und auf der andern wieder auslaufen koͤn-
nen. Dieſe ganze Jnſel iſt nichts als ein bloßer Fel-
ſen, ohne Sand und Erde; doch haben der Gouver-
neur und die andern Officiers Erde von der Jnſel
Bornholm, vier deutſche Meilen davon, bringen laſ-
ſen, und Gaͤrten angeleget.

Der jetzige Gouverneur war der Oberſte Hirſch-
nach, deſſen eigenes Regiment hier in Garniſon lag.
Sie ſind gewiſſermaßen von der ganzen uͤbrigen Welt
abgeſondert, indem bey gutem Wetter und Winde
niemals ein Schiff hieher kommt. Damals lagen
zwar auf dreyzehn Hollaͤndiſche und Engliſche Schiffe
im Hafen, allein es vergeht oft ein Jahr, ohne daß
ſie ein einziges Schiff zu ſehen bekommen. Zu Som-
merszeit beſuchen ſie oͤfters ihre Nachbarn in Born-
holm, und werden von ihnen beſucht, von denen ver-
ſchiedene gegenwaͤrtig waren. Es ward geſpielet und
getanzt, welches die einzigen Vergnuͤgen ſind, die ſie
ſich an dieſem Orte machen koͤnnen. Zuweilen fuhren

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0444" n="434"/>
brochen haben, wenn es eine Viertel&#x017F;tunde la&#x0364;nger auf<lb/>
dem Fel&#x017F;en geblieben wa&#x0364;re. Wir hatten al&#x017F;o die Ret-<lb/>
tung des Schiffes und der Ladung ga&#x0364;nzlich meiner<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft mit dem Gouverneur zu danken.</p><lb/>
        <note place="left">Der Hafen<lb/>
Erdholm.</note>
        <p>Die&#x017F;er Hafen geho&#x0364;ret der Krone Da&#x0364;nnemark, und<lb/>
i&#x017F;t einer der be&#x017F;ten in Europa. Er hat gegen Su&#x0364;den<lb/>
und gegen Norden Einga&#x0364;nge, die beyde von Fe&#x017F;tun-<lb/>
gen be&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werden, und gerade &#x017F;o breit &#x017F;ind, daß<lb/>
ein Schiff bequem genug einlaufen kann. Er i&#x017F;t rund,<lb/>
und &#x017F;o groß, daß hundert Segel Platz darinn haben,<lb/>
und &#x017F;o tief, daß &#x017F;ie nahe am Ufer liegen ko&#x0364;nnen. Er<lb/>
i&#x017F;t fu&#x0364;r die Kriegs&#x017F;chiffe des Ko&#x0364;nigs von Da&#x0364;nnemark<lb/>
u&#x0364;beraus bequem, weil &#x017F;ie zur Kriegszeit auf einer<lb/>
Seite ein- und auf der andern wieder auslaufen ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Die&#x017F;e ganze Jn&#x017F;el i&#x017F;t nichts als ein bloßer Fel-<lb/>
&#x017F;en, ohne Sand und Erde; doch haben der Gouver-<lb/>
neur und die andern Officiers Erde von der Jn&#x017F;el<lb/>
Bornholm, vier deut&#x017F;che Meilen davon, bringen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und Ga&#x0364;rten angeleget.</p><lb/>
        <p>Der jetzige Gouverneur war der Ober&#x017F;te Hir&#x017F;ch-<lb/>
nach, de&#x017F;&#x017F;en eigenes Regiment hier in Garni&#x017F;on lag.<lb/>
Sie &#x017F;ind gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen von der ganzen u&#x0364;brigen Welt<lb/>
abge&#x017F;ondert, indem bey gutem Wetter und Winde<lb/>
niemals ein Schiff hieher kommt. Damals lagen<lb/>
zwar auf dreyzehn Holla&#x0364;ndi&#x017F;che und Engli&#x017F;che Schiffe<lb/>
im Hafen, allein es vergeht oft ein Jahr, ohne daß<lb/>
&#x017F;ie ein einziges Schiff zu &#x017F;ehen bekommen. Zu Som-<lb/>
merszeit be&#x017F;uchen &#x017F;ie o&#x0364;fters ihre Nachbarn in Born-<lb/>
holm, und werden von ihnen be&#x017F;ucht, von denen ver-<lb/>
&#x017F;chiedene gegenwa&#x0364;rtig waren. Es ward ge&#x017F;pielet und<lb/>
getanzt, welches die einzigen Vergnu&#x0364;gen &#x017F;ind, die &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich an die&#x017F;em Orte machen ko&#x0364;nnen. Zuweilen fuhren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0444] brochen haben, wenn es eine Viertelſtunde laͤnger auf dem Felſen geblieben waͤre. Wir hatten alſo die Ret- tung des Schiffes und der Ladung gaͤnzlich meiner Bekanntſchaft mit dem Gouverneur zu danken. Dieſer Hafen gehoͤret der Krone Daͤnnemark, und iſt einer der beſten in Europa. Er hat gegen Suͤden und gegen Norden Eingaͤnge, die beyde von Feſtun- gen beſchoſſen werden, und gerade ſo breit ſind, daß ein Schiff bequem genug einlaufen kann. Er iſt rund, und ſo groß, daß hundert Segel Platz darinn haben, und ſo tief, daß ſie nahe am Ufer liegen koͤnnen. Er iſt fuͤr die Kriegsſchiffe des Koͤnigs von Daͤnnemark uͤberaus bequem, weil ſie zur Kriegszeit auf einer Seite ein- und auf der andern wieder auslaufen koͤn- nen. Dieſe ganze Jnſel iſt nichts als ein bloßer Fel- ſen, ohne Sand und Erde; doch haben der Gouver- neur und die andern Officiers Erde von der Jnſel Bornholm, vier deutſche Meilen davon, bringen laſ- ſen, und Gaͤrten angeleget. Der jetzige Gouverneur war der Oberſte Hirſch- nach, deſſen eigenes Regiment hier in Garniſon lag. Sie ſind gewiſſermaßen von der ganzen uͤbrigen Welt abgeſondert, indem bey gutem Wetter und Winde niemals ein Schiff hieher kommt. Damals lagen zwar auf dreyzehn Hollaͤndiſche und Engliſche Schiffe im Hafen, allein es vergeht oft ein Jahr, ohne daß ſie ein einziges Schiff zu ſehen bekommen. Zu Som- merszeit beſuchen ſie oͤfters ihre Nachbarn in Born- holm, und werden von ihnen beſucht, von denen ver- ſchiedene gegenwaͤrtig waren. Es ward geſpielet und getanzt, welches die einzigen Vergnuͤgen ſind, die ſie ſich an dieſem Orte machen koͤnnen. Zuweilen fuhren ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/444
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/444>, abgerufen am 21.11.2024.