Gouverneur setzte den Capitain, der noch sehr jung war, und der diese Reise das erste Mahl commandir- te, in solche Furcht, daß er es ohne weitere Untersu- chung zu großem Misvergnügen der ganzen Mann- schaft fahren ließ, und hernach erfuhren wir, daß es mit 130,000 Pfund Sterlingen glücklich in Cadix eingelaufen war.
Den 18ten hatten wir des Morgens um 6 UhrHeftiger Sturm. im 31sten Grade 13 Minuten einen schrecklichen Or- can mit starkem Regen, Donner und Blitz. Er riß uns unsere Segel am Vordermaste weg und führte sie fort, hernach unser Bramstenge, und um 8 Uhr den Mittelmast. Da die Mastbäume unter das Schiff gekommen waren, und durch die nassen Segel an dessen Boden befestiget wurden, so waren wir in großer Gefahr, unterzusinken, indem die Enden un- serer zerbrochenen Maste und Stengen bey jedem Stoße der See so heftig an den Boden stießen, daß es ein Wunder war, daß sie nicht Löcher darein mach- ten. Jedermann war beschäftiget die Seile und Se- gel weg zu schaffen, und als dieses geschehen war, befreyte uns e[nd]lich eine hohe Welle von dieser Ge- fahr. Jn d[i]esem elenden Zustande wurden wir den Tag über und die folgende Nacht hin und her gewor- fen. N[a]chdem sich das Wetter den folgenden Tag etwas a[u]sgeheitert hatte, spannten wir unser größtes Segelauf, und richteten Nothmaste auf. Mit die- sen fuhren wir bis den 26sten, da wir denn nicht weit von uns ein Schiff sahen, welches auf einer Sand- bark gestrandet war, wie auch einen Schoner, der längst der Küste hinfuhr. Nachdem wir eine Kano- ne abgefeuert hatten, den Schoner zu uns zu brin-
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Gouverneur ſetzte den Capitain, der noch ſehr jung war, und der dieſe Reiſe das erſte Mahl commandir- te, in ſolche Furcht, daß er es ohne weitere Unterſu- chung zu großem Misvergnuͤgen der ganzen Mann- ſchaft fahren ließ, und hernach erfuhren wir, daß es mit 130,000 Pfund Sterlingen gluͤcklich in Cadix eingelaufen war.
Den 18ten hatten wir des Morgens um 6 UhrHeftiger Sturm. im 31ſten Grade 13 Minuten einen ſchrecklichen Or- can mit ſtarkem Regen, Donner und Blitz. Er riß uns unſere Segel am Vordermaſte weg und fuͤhrte ſie fort, hernach unſer Bramſtenge, und um 8 Uhr den Mittelmaſt. Da die Maſtbaͤume unter das Schiff gekommen waren, und durch die naſſen Segel an deſſen Boden befeſtiget wurden, ſo waren wir in großer Gefahr, unterzuſinken, indem die Enden un- ſerer zerbrochenen Maſte und Stengen bey jedem Stoße der See ſo heftig an den Boden ſtießen, daß es ein Wunder war, daß ſie nicht Loͤcher darein mach- ten. Jedermann war beſchaͤftiget die Seile und Se- gel weg zu ſchaffen, und als dieſes geſchehen war, befreyte uns e[nd]lich eine hohe Welle von dieſer Ge- fahr. Jn d[i]eſem elenden Zuſtande wurden wir den Tag uͤber und die folgende Nacht hin und her gewor- fen. N[a]chdem ſich das Wetter den folgenden Tag etwas a[u]sgeheitert hatte, ſpannten wir unſer groͤßtes Segelauf, und richteten Nothmaſte auf. Mit die- ſen fuhren wir bis den 26ſten, da wir denn nicht weit von uns ein Schiff ſahen, welches auf einer Sand- bark geſtrandet war, wie auch einen Schoner, der laͤngſt der Kuͤſte hinfuhr. Nachdem wir eine Kano- ne abgefeuert hatten, den Schoner zu uns zu brin-
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Gouverneur ſetzte den Capitain, der noch ſehr jung
war, und der dieſe Reiſe das erſte Mahl commandir-
te, in ſolche Furcht, daß er es ohne weitere Unterſu-
chung zu großem Misvergnuͤgen der ganzen Mann-
ſchaft fahren ließ, und hernach erfuhren wir, daß es
mit 130,000 Pfund Sterlingen gluͤcklich in Cadix
eingelaufen war.
Den 18ten hatten wir des Morgens um 6 Uhr
im 31ſten Grade 13 Minuten einen ſchrecklichen Or-
can mit ſtarkem Regen, Donner und Blitz. Er riß
uns unſere Segel am Vordermaſte weg und fuͤhrte
ſie fort, hernach unſer Bramſtenge, und um 8 Uhr
den Mittelmaſt. Da die Maſtbaͤume unter das
Schiff gekommen waren, und durch die naſſen Segel
an deſſen Boden befeſtiget wurden, ſo waren wir in
großer Gefahr, unterzuſinken, indem die Enden un-
ſerer zerbrochenen Maſte und Stengen bey jedem
Stoße der See ſo heftig an den Boden ſtießen, daß
es ein Wunder war, daß ſie nicht Loͤcher darein mach-
ten. Jedermann war beſchaͤftiget die Seile und Se-
gel weg zu ſchaffen, und als dieſes geſchehen war,
befreyte uns endlich eine hohe Welle von dieſer Ge-
fahr. Jn dieſem elenden Zuſtande wurden wir den
Tag uͤber und die folgende Nacht hin und her gewor-
fen. Nachdem ſich das Wetter den folgenden Tag
etwas ausgeheitert hatte, ſpannten wir unſer groͤßtes
Segelauf, und richteten Nothmaſte auf. Mit die-
ſen fuhren wir bis den 26ſten, da wir denn nicht weit
von uns ein Schiff ſahen, welches auf einer Sand-
bark geſtrandet war, wie auch einen Schoner, der
laͤngſt der Kuͤſte hinfuhr. Nachdem wir eine Kano-
ne abgefeuert hatten, den Schoner zu uns zu brin-
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Heftiger
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/459>, abgerufen am 24.11.2024.
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