Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

abschlagen könnte. Hierauf zeigten ihm die Capitains
die von den Schiffsleuten unterschriebenen Artikel,
worinn sie sich anheischig gemacht hatten, an keinem
andern Orte als in Philadelphia zu theilen, und versi-
cherten ihn, daß die meisten von ihnen Familien da-
selbst hätten, denen die Eigenthümer auf diese Pri-
sen Geld vorgeschossen hätten, und daß viele von ih-
nen Sclaven wären, deren halber Antheil ihren Her-
ren gehörte, so daß es ihnen also unmöglich sey, dar-
ein zu willigen, daß die Theilung hier geschehe, weil
sie nicht wüßten, was sie zu Hause schuldig wären.
Jm übrigen wären sie bereit und willig, alle Schul-
den zu bezahlen, die die Leute hier gemacht hätten, ob
ihnen gleich nicht unbekannt sey, daß sie sehr beträcht-
lich wären.

Der Gouverneur antwortete ihnen, da sie nicht
einwilligen wollten, daß die Theilung hier geschehe,
so wolle er es ihnen hiermit befehlen. Es wurde hier-
auf der Mannschaft gerathen, den Jacob Jrwing
mit einem Gehalte von 5 pro Cent zu ihrem Agenten
zu erwählen; und als dieses geschehen war, so schickte
der Gouverneur zwanzig Kisten, worinn sechzigtau-
send Stücken von Achten waren, in des Hrn. Jrwings
Haus, die unter die Leute ausgetheilet werden sollten;
welches der Agent auf eine so willkührliche Art that,
daß die Officiers, wenn sie die geringste Vorstellung
thun wollten, auf eine sehr unanständige Art behan-
delt wurden. Sie beschwerten sich hierüber zwar oft
bey dem Gouverueur, der ihnen aber eben so oft ant-
wortete, daß er sich nicht in ihre Privat-Zänkereyen
mengen könne; dieses war in allen dergleichen Klagen
seine gewöhnliche Antwort.

Der

abſchlagen koͤnnte. Hierauf zeigten ihm die Capitains
die von den Schiffsleuten unterſchriebenen Artikel,
worinn ſie ſich anheiſchig gemacht hatten, an keinem
andern Orte als in Philadelphia zu theilen, und verſi-
cherten ihn, daß die meiſten von ihnen Familien da-
ſelbſt haͤtten, denen die Eigenthuͤmer auf dieſe Pri-
ſen Geld vorgeſchoſſen haͤtten, und daß viele von ih-
nen Sclaven waͤren, deren halber Antheil ihren Her-
ren gehoͤrte, ſo daß es ihnen alſo unmoͤglich ſey, dar-
ein zu willigen, daß die Theilung hier geſchehe, weil
ſie nicht wuͤßten, was ſie zu Hauſe ſchuldig waͤren.
Jm uͤbrigen waͤren ſie bereit und willig, alle Schul-
den zu bezahlen, die die Leute hier gemacht haͤtten, ob
ihnen gleich nicht unbekannt ſey, daß ſie ſehr betraͤcht-
lich waͤren.

Der Gouverneur antwortete ihnen, da ſie nicht
einwilligen wollten, daß die Theilung hier geſchehe,
ſo wolle er es ihnen hiermit befehlen. Es wurde hier-
auf der Mannſchaft gerathen, den Jacob Jrwing
mit einem Gehalte von 5 pro Cent zu ihrem Agenten
zu erwaͤhlen; und als dieſes geſchehen war, ſo ſchickte
der Gouverneur zwanzig Kiſten, worinn ſechzigtau-
ſend Stuͤcken von Achten waren, in des Hrn. Jrwings
Haus, die unter die Leute ausgetheilet werden ſollten;
welches der Agent auf eine ſo willkuͤhrliche Art that,
daß die Officiers, wenn ſie die geringſte Vorſtellung
thun wollten, auf eine ſehr unanſtaͤndige Art behan-
delt wurden. Sie beſchwerten ſich hieruͤber zwar oft
bey dem Gouverueur, der ihnen aber eben ſo oft ant-
wortete, daß er ſich nicht in ihre Privat-Zaͤnkereyen
mengen koͤnne; dieſes war in allen dergleichen Klagen
ſeine gewoͤhnliche Antwort.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0488" n="478"/>
ab&#x017F;chlagen ko&#x0364;nnte. Hierauf zeigten ihm die Capitains<lb/>
die von den Schiffsleuten unter&#x017F;chriebenen Artikel,<lb/>
worinn &#x017F;ie &#x017F;ich anhei&#x017F;chig gemacht hatten, an keinem<lb/>
andern Orte als in Philadelphia zu theilen, und ver&#x017F;i-<lb/>
cherten ihn, daß die mei&#x017F;ten von ihnen Familien da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;tten, denen die Eigenthu&#x0364;mer auf die&#x017F;e Pri-<lb/>
&#x017F;en Geld vorge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten, und daß viele von ih-<lb/>
nen Sclaven wa&#x0364;ren, deren halber Antheil ihren Her-<lb/>
ren geho&#x0364;rte, &#x017F;o daß es ihnen al&#x017F;o unmo&#x0364;glich &#x017F;ey, dar-<lb/>
ein zu willigen, daß die Theilung hier ge&#x017F;chehe, weil<lb/>
&#x017F;ie nicht wu&#x0364;ßten, was &#x017F;ie zu Hau&#x017F;e &#x017F;chuldig wa&#x0364;ren.<lb/>
Jm u&#x0364;brigen wa&#x0364;ren &#x017F;ie bereit und willig, alle Schul-<lb/>
den zu bezahlen, die die Leute hier gemacht ha&#x0364;tten, ob<lb/>
ihnen gleich nicht unbekannt &#x017F;ey, daß &#x017F;ie &#x017F;ehr betra&#x0364;cht-<lb/>
lich wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Der Gouverneur antwortete ihnen, da &#x017F;ie nicht<lb/>
einwilligen wollten, daß die Theilung hier ge&#x017F;chehe,<lb/>
&#x017F;o wolle er es ihnen hiermit befehlen. Es wurde hier-<lb/>
auf der Mann&#x017F;chaft gerathen, den Jacob Jrwing<lb/>
mit einem Gehalte von 5 pro Cent zu ihrem Agenten<lb/>
zu erwa&#x0364;hlen; und als die&#x017F;es ge&#x017F;chehen war, &#x017F;o &#x017F;chickte<lb/>
der Gouverneur zwanzig Ki&#x017F;ten, worinn &#x017F;echzigtau-<lb/>
&#x017F;end Stu&#x0364;cken von Achten waren, in des Hrn. Jrwings<lb/>
Haus, die unter die Leute ausgetheilet werden &#x017F;ollten;<lb/>
welches der Agent auf eine &#x017F;o willku&#x0364;hrliche Art that,<lb/>
daß die Officiers, wenn &#x017F;ie die gering&#x017F;te Vor&#x017F;tellung<lb/>
thun wollten, auf eine &#x017F;ehr unan&#x017F;ta&#x0364;ndige Art behan-<lb/>
delt wurden. Sie be&#x017F;chwerten &#x017F;ich hieru&#x0364;ber zwar oft<lb/>
bey dem Gouverueur, der ihnen aber eben &#x017F;o oft ant-<lb/>
wortete, daß er &#x017F;ich nicht in ihre Privat-Za&#x0364;nkereyen<lb/>
mengen ko&#x0364;nne; die&#x017F;es war in allen dergleichen Klagen<lb/>
&#x017F;eine gewo&#x0364;hnliche Antwort.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0488] abſchlagen koͤnnte. Hierauf zeigten ihm die Capitains die von den Schiffsleuten unterſchriebenen Artikel, worinn ſie ſich anheiſchig gemacht hatten, an keinem andern Orte als in Philadelphia zu theilen, und verſi- cherten ihn, daß die meiſten von ihnen Familien da- ſelbſt haͤtten, denen die Eigenthuͤmer auf dieſe Pri- ſen Geld vorgeſchoſſen haͤtten, und daß viele von ih- nen Sclaven waͤren, deren halber Antheil ihren Her- ren gehoͤrte, ſo daß es ihnen alſo unmoͤglich ſey, dar- ein zu willigen, daß die Theilung hier geſchehe, weil ſie nicht wuͤßten, was ſie zu Hauſe ſchuldig waͤren. Jm uͤbrigen waͤren ſie bereit und willig, alle Schul- den zu bezahlen, die die Leute hier gemacht haͤtten, ob ihnen gleich nicht unbekannt ſey, daß ſie ſehr betraͤcht- lich waͤren. Der Gouverneur antwortete ihnen, da ſie nicht einwilligen wollten, daß die Theilung hier geſchehe, ſo wolle er es ihnen hiermit befehlen. Es wurde hier- auf der Mannſchaft gerathen, den Jacob Jrwing mit einem Gehalte von 5 pro Cent zu ihrem Agenten zu erwaͤhlen; und als dieſes geſchehen war, ſo ſchickte der Gouverneur zwanzig Kiſten, worinn ſechzigtau- ſend Stuͤcken von Achten waren, in des Hrn. Jrwings Haus, die unter die Leute ausgetheilet werden ſollten; welches der Agent auf eine ſo willkuͤhrliche Art that, daß die Officiers, wenn ſie die geringſte Vorſtellung thun wollten, auf eine ſehr unanſtaͤndige Art behan- delt wurden. Sie beſchwerten ſich hieruͤber zwar oft bey dem Gouverueur, der ihnen aber eben ſo oft ant- wortete, daß er ſich nicht in ihre Privat-Zaͤnkereyen mengen koͤnne; dieſes war in allen dergleichen Klagen ſeine gewoͤhnliche Antwort. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/488
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/488>, abgerufen am 21.11.2024.