Jahr besucht, und alsdann eine schreckliche Niederla- ge anrichtet. Man glaubt, daß die Einwohner bloß vor Alter sterben würden, wenn diese Krankheit nicht ihr Leben verkürzte. Sie sind auch mit andern Krank- heiten so unbekannt, daß, wenn man ihnen sagt, daß die Pest in Europa sehr selten ist, sie fragen, woran denn die Menschen daselbst sterben. Da die Stadt unter 41 Grad 30 Minuten nördlicher Breite liegt, so ist das Clima hier so gemäßigt, daß die Winter selten kalt sind, und die Sommerhitze gemeiniglich von den Seewinden gemildert wird.
Sitten der Türken.
Die Türken sind fast in allen ihren Sitten das Widerspiel von uns. Bey uns ist es jederzeit Sitte gewesen, nur eine Frau zu haben, sie haben deren mehrere. Wir halten unsere Kleidung für bequem, weil sie kurz ist; sie tragen sie lang bis auf die Fersen. Wir schätzen langes Haar und ein glattes Kinn; sie scheren den Kopf und lassen den Bart wachsen. Wir schreiben gerade von der Linken zur Rechten; sie ma- chen krumme Zeilen von der Rechten zur Linken. Sie hucken nieder, wenn sie ihr Wasser lassen, wie die Weiber.
Jhre häusli- che Bequem- keit.
Sie haben in ihren Häusern keine solche Geräth- schaften als wir, z. B. Betten, Tische, Stühle, Spiegel, oder Gemählde. Die bloßen Wände mit einem Täfelwerke und Sopha machen alle Meublen und Zierrathen in ihren Zimmern aus. Die Rei- chen lassen ihre Wände und ihr Täfelwerk im Mohri- schen Geschmacke bemahlen; ihre Sophas sind 2 Fuß hoch, gehen von einem Ende des Zimmers bis zum andern unter den Fenstern hin, sind 10 Fuß breit, und werden mit Türkischen oder Persischen Tapeten
bedeckt.
Jahr beſucht, und alsdann eine ſchreckliche Niederla- ge anrichtet. Man glaubt, daß die Einwohner bloß vor Alter ſterben wuͤrden, wenn dieſe Krankheit nicht ihr Leben verkuͤrzte. Sie ſind auch mit andern Krank- heiten ſo unbekannt, daß, wenn man ihnen ſagt, daß die Peſt in Europa ſehr ſelten iſt, ſie fragen, woran denn die Menſchen daſelbſt ſterben. Da die Stadt unter 41 Grad 30 Minuten noͤrdlicher Breite liegt, ſo iſt das Clima hier ſo gemaͤßigt, daß die Winter ſelten kalt ſind, und die Sommerhitze gemeiniglich von den Seewinden gemildert wird.
Sitten der Tuͤrken.
Die Tuͤrken ſind faſt in allen ihren Sitten das Widerſpiel von uns. Bey uns iſt es jederzeit Sitte geweſen, nur eine Frau zu haben, ſie haben deren mehrere. Wir halten unſere Kleidung fuͤr bequem, weil ſie kurz iſt; ſie tragen ſie lang bis auf die Ferſen. Wir ſchaͤtzen langes Haar und ein glattes Kinn; ſie ſcheren den Kopf und laſſen den Bart wachſen. Wir ſchreiben gerade von der Linken zur Rechten; ſie ma- chen krumme Zeilen von der Rechten zur Linken. Sie hucken nieder, wenn ſie ihr Waſſer laſſen, wie die Weiber.
Jhre haͤusli- che Bequem- keit.
Sie haben in ihren Haͤuſern keine ſolche Geraͤth- ſchaften als wir, z. B. Betten, Tiſche, Stuͤhle, Spiegel, oder Gemaͤhlde. Die bloßen Waͤnde mit einem Taͤfelwerke und Sopha machen alle Meublen und Zierrathen in ihren Zimmern aus. Die Rei- chen laſſen ihre Waͤnde und ihr Taͤfelwerk im Mohri- ſchen Geſchmacke bemahlen; ihre Sophas ſind 2 Fuß hoch, gehen von einem Ende des Zimmers bis zum andern unter den Fenſtern hin, ſind 10 Fuß breit, und werden mit Tuͤrkiſchen oder Perſiſchen Tapeten
bedeckt.
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Jahr beſucht, und alsdann eine ſchreckliche Niederla-
ge anrichtet. Man glaubt, daß die Einwohner bloß
vor Alter ſterben wuͤrden, wenn dieſe Krankheit nicht
ihr Leben verkuͤrzte. Sie ſind auch mit andern Krank-
heiten ſo unbekannt, daß, wenn man ihnen ſagt, daß
die Peſt in Europa ſehr ſelten iſt, ſie fragen, woran
denn die Menſchen daſelbſt ſterben. Da die Stadt
unter 41 Grad 30 Minuten noͤrdlicher Breite liegt,
ſo iſt das Clima hier ſo gemaͤßigt, daß die Winter
ſelten kalt ſind, und die Sommerhitze gemeiniglich von
den Seewinden gemildert wird.
Die Tuͤrken ſind faſt in allen ihren Sitten das
Widerſpiel von uns. Bey uns iſt es jederzeit Sitte
geweſen, nur eine Frau zu haben, ſie haben deren
mehrere. Wir halten unſere Kleidung fuͤr bequem,
weil ſie kurz iſt; ſie tragen ſie lang bis auf die Ferſen.
Wir ſchaͤtzen langes Haar und ein glattes Kinn; ſie
ſcheren den Kopf und laſſen den Bart wachſen. Wir
ſchreiben gerade von der Linken zur Rechten; ſie ma-
chen krumme Zeilen von der Rechten zur Linken.
Sie hucken nieder, wenn ſie ihr Waſſer laſſen, wie
die Weiber.
Sie haben in ihren Haͤuſern keine ſolche Geraͤth-
ſchaften als wir, z. B. Betten, Tiſche, Stuͤhle,
Spiegel, oder Gemaͤhlde. Die bloßen Waͤnde mit
einem Taͤfelwerke und Sopha machen alle Meublen
und Zierrathen in ihren Zimmern aus. Die Rei-
chen laſſen ihre Waͤnde und ihr Taͤfelwerk im Mohri-
ſchen Geſchmacke bemahlen; ihre Sophas ſind 2 Fuß
hoch, gehen von einem Ende des Zimmers bis zum
andern unter den Fenſtern hin, ſind 10 Fuß breit,
und werden mit Tuͤrkiſchen oder Perſiſchen Tapeten
bedeckt.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/72>, abgerufen am 24.11.2024.
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