rath, der schönen Sclavinnen, die sie kaufen und verkaufen, nicht zu erwähnen. Diejenigen, die ih- rer Weiber überdrüßig sind, können sie entlassen, wenn sie wollen, wenn sie ihnen nur ihren Wittwengehalt bezahlen. Es ist zu bedauern, daß dieses nicht auch bey uns Mode ist; denn wenn dieses wäre, so würden wir manches unglückliche Band aufgeknüpfet sehen.
Concubinen.
Die Concubinen-Heirath ist noch bequemer, als jene. Die Mannsperson führet das Frauenzimmer, welches ihm gefällt, zum Cadi, und sagt ihm, daß er gesonnen sey, sie für diesen Preis zu nehmen, und ihr, wenn er sie weiter nicht nöthig habe, eine gewisse Summe Geld zu bezahlen.
Strenge ge- gen die Frem- den.
Dieses ist auch die gewöhnliche Zuflucht der Frem- den; denn wenn sie entdeckt werden, daß sie mit Türkischen Weibern vertraut umgehen, so laufen sie Gefahr, dem Sub-Bassa mit einer schweren Strafe in die Hände zu fallen, und wenn sie diese nicht bezah- len können, so bekommen sie gewiß die Bastonade. Was aber die arme Sünderinn betrifft, so wird sie so gleich auf einen Esel, mit dem Gesichte nach dem Schwanze, den sie in der Hand hält, gesetzt, und in dieser Positur durch die Stadt geführet, und alsdenn als Sclavinn verkauft. Diese Strenge macht, daß die meisten Fremden bey dem Concubinate bleiben, oder sich eine Sclavinn kaufen, um mit dem Bassa nichts zu thun zu haben. Ob die Frauenzimmer gleich nicht grausam sind, so ist es doch wegen der Strenge des Bassa, und der argwöhnischen Wach- samkeit des Ehemannes, einem Verliebten fast un- möglich, hier seine Absicht zu erreichen.
Die
rath, der ſchoͤnen Sclavinnen, die ſie kaufen und verkaufen, nicht zu erwaͤhnen. Diejenigen, die ih- rer Weiber uͤberdruͤßig ſind, koͤnnen ſie entlaſſen, wenn ſie wollen, wenn ſie ihnen nur ihren Wittwengehalt bezahlen. Es iſt zu bedauern, daß dieſes nicht auch bey uns Mode iſt; denn wenn dieſes waͤre, ſo wuͤrden wir manches ungluͤckliche Band aufgeknuͤpfet ſehen.
Concubinen.
Die Concubinen-Heirath iſt noch bequemer, als jene. Die Mannsperſon fuͤhret das Frauenzimmer, welches ihm gefaͤllt, zum Cadi, und ſagt ihm, daß er geſonnen ſey, ſie fuͤr dieſen Preis zu nehmen, und ihr, wenn er ſie weiter nicht noͤthig habe, eine gewiſſe Summe Geld zu bezahlen.
Strenge ge- gen die Frem- den.
Dieſes iſt auch die gewoͤhnliche Zuflucht der Frem- den; denn wenn ſie entdeckt werden, daß ſie mit Tuͤrkiſchen Weibern vertraut umgehen, ſo laufen ſie Gefahr, dem Sub-Baſſa mit einer ſchweren Strafe in die Haͤnde zu fallen, und wenn ſie dieſe nicht bezah- len koͤnnen, ſo bekommen ſie gewiß die Baſtonade. Was aber die arme Suͤnderinn betrifft, ſo wird ſie ſo gleich auf einen Eſel, mit dem Geſichte nach dem Schwanze, den ſie in der Hand haͤlt, geſetzt, und in dieſer Poſitur durch die Stadt gefuͤhret, und alsdenn als Sclavinn verkauft. Dieſe Strenge macht, daß die meiſten Fremden bey dem Concubinate bleiben, oder ſich eine Sclavinn kaufen, um mit dem Baſſa nichts zu thun zu haben. Ob die Frauenzimmer gleich nicht grauſam ſind, ſo iſt es doch wegen der Strenge des Baſſa, und der argwoͤhniſchen Wach- ſamkeit des Ehemannes, einem Verliebten faſt un- moͤglich, hier ſeine Abſicht zu erreichen.
Die
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rath, der ſchoͤnen Sclavinnen, die ſie kaufen und
verkaufen, nicht zu erwaͤhnen. Diejenigen, die ih-
rer Weiber uͤberdruͤßig ſind, koͤnnen ſie entlaſſen, wenn
ſie wollen, wenn ſie ihnen nur ihren Wittwengehalt
bezahlen. Es iſt zu bedauern, daß dieſes nicht auch
bey uns Mode iſt; denn wenn dieſes waͤre, ſo wuͤrden
wir manches ungluͤckliche Band aufgeknuͤpfet ſehen.
Die Concubinen-Heirath iſt noch bequemer, als
jene. Die Mannsperſon fuͤhret das Frauenzimmer,
welches ihm gefaͤllt, zum Cadi, und ſagt ihm, daß er
geſonnen ſey, ſie fuͤr dieſen Preis zu nehmen, und ihr,
wenn er ſie weiter nicht noͤthig habe, eine gewiſſe
Summe Geld zu bezahlen.
Dieſes iſt auch die gewoͤhnliche Zuflucht der Frem-
den; denn wenn ſie entdeckt werden, daß ſie mit
Tuͤrkiſchen Weibern vertraut umgehen, ſo laufen ſie
Gefahr, dem Sub-Baſſa mit einer ſchweren Strafe
in die Haͤnde zu fallen, und wenn ſie dieſe nicht bezah-
len koͤnnen, ſo bekommen ſie gewiß die Baſtonade.
Was aber die arme Suͤnderinn betrifft, ſo wird ſie ſo
gleich auf einen Eſel, mit dem Geſichte nach dem
Schwanze, den ſie in der Hand haͤlt, geſetzt, und in
dieſer Poſitur durch die Stadt gefuͤhret, und alsdenn
als Sclavinn verkauft. Dieſe Strenge macht, daß
die meiſten Fremden bey dem Concubinate bleiben,
oder ſich eine Sclavinn kaufen, um mit dem Baſſa
nichts zu thun zu haben. Ob die Frauenzimmer
gleich nicht grauſam ſind, ſo iſt es doch wegen der
Strenge des Baſſa, und der argwoͤhniſchen Wach-
ſamkeit des Ehemannes, einem Verliebten faſt un-
moͤglich, hier ſeine Abſicht zu erreichen.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/82>, abgerufen am 24.11.2024.
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