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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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der Anstalt, besonders aber anhal-
tende schwere Körperleiden nötigten
ihn, 1830 sein Amt niederzulegen u.
sich ins Privatleben zurückzuziehen.
Er widmete sich nun vorzugsweise
der Schriftstellerei auf philosophisch-
theologischem Gebiete und veröffent-
lichte eine Reihe wissenschaftlicher
Werke, in denen seine Anschauungen
sich mehr und mehr vom orthodox-
dogmatischen Christentum entfern-
ten. Jm Jahre 1854 war D. nach
Frankfurt a. M. übergesiedelt, wo
zwei Geschwister von ihm lebten, und
hier arbeitete er in größter Einsam-
keit und Zurückgezogenheit. Einen
kurzen Sommer verbrachte er im stil-
len Tale zwischen Cronberg u. Soden
im Nassauischen, u. diese Zeit nannte
er seine schönsten Tage. Hier erreichte
ihn auch eine Abhandlung des Fran-
zosen Charles Nodier über die Schöp-
fung des Menschen, die ihn zum tiefe-
ren Nachdenken über diesen Gegen-
stand veranlaßte. Die Beschäftigung
mit der Bibel führte ihn wieder zum
Christentum zurück; und da sich merk-
würdigerweise in den bisherigen
Schriften D.s trotz ihrer negierenden
Tendenz eine wachsende Hinneigung
zum Katholizismus offenbart hatte,
so war es erklärlich, daß sich D. je
länger, je mehr diesem Bekenntnis
bequemte u. schließlich 1858 in Mainz
zur katholischen Kirche übertrat. Jn-
folge einer Aufforderung, seine Pen-
sion in Bayern zu verzehren, nahm
er 1860 seinen Wohnsitz in Würzburg.
Hier traf ihn im Oktober 1874 ein
Schlaganfall, der seine Glieder lähmte
und seine Schaffensfreudigkeit brach.
Am 13. Dezbr. 1875 starb er daselbst.
Eine interessante Episode in seinem
Leben bildet noch seine Beziehung zu
dem bekannten Findling Kaspar Hau-
ser, dessen Erziehung D. einige Zeit
übernommen hatte, ein Umstand,
durch welchen er wiederholten An-
griffen ausgesetzt war, die er aber
stets schlagfertig zu erwidern wußte.
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Dau
Außer mehreren philosophischen und
theologischen Werken schrieb er

S:


Bettina (Ge. aus Goethes Briefwech-
sel mit einem Kinde), 1837. - Die
Glorie der heiligen Jungfrau (Ma-
rienlegenden), 1841. - Mahomed und
sein Werk (Sammlg. oriental. Ge.),
1848. - Hafis (Sammlg. persischer
Ge.), 1846. Neue Sammlung 1852.
Neue Ausg. von J. Stern, 1906. -
Frauenbilder und Huldigungen; III,
1853. 2. A. 1858. - Polydora (Ein
weltpoetisches Liederbuch); II, 1855.
- Mythoterpe (mit Alex. Kaufmann
und Amara George), 1858. - Maria-
nische Legenden und Gedichte (größ-
tenteils nach alten Originalpoesien),
1859. - Aus der Mansarde (Streit-
schriften, Kritiken, Studien u. Ge.);
VI, 1860-62. - Schöne Seelen (Lgd.
u. Nn.), 1862. - Blüten und Früchte
aus dem Garten christlicher Welt-
anschauung, 1863.

Dauthendey, Maximilian,

ent-
stammt einem altfranzösischen Adels-
geschlechte, das 1572 in der Bartho-
lomäusnacht aus Paris floh, danach
hundert Jahre in England lebte und
darauf verarmt nach Deutschland, an
den Hof des Herzogs von Braun-
schweig, kam. Er wurde am 25. Juli
1867 in Würzburg geboren und lebte
dort nach Abschluß seiner Studien bis
1891. Dann unternahm er große
Reisen, die ihn durch Europa u. Ame-
rika führten. 1896 weilte er in St.
Helier auf der Jnsel Jersey, wo er
sich verheiratete, 1897 in Mexiko,
1898-1906 abwechselnd in Paris und
München, unternahm dann 1906 eine
Reise um die Erde und lebt nach der
Rückkehr wieder in Würzburg.

S:


Josa Gerth (R.), 1893. - Ultra Vio-
lett (Poesien), 1893. - Kind. Glück
(2 Dr.), 1895. - Sun. Sehnsucht (2
Dr.), 1895. - Phallus. Schwarze
Sonne (2 epische Ge.), 1897. - Reli-
quien (Ge.), 1899. - Bänkelsang vom
Balzer auf der Balz, 1905. - Die
ewige Hochzeit. Der brennende Ka-

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der Anſtalt, beſonders aber anhal-
tende ſchwere Körperleiden nötigten
ihn, 1830 ſein Amt niederzulegen u.
ſich ins Privatleben zurückzuziehen.
Er widmete ſich nun vorzugsweiſe
der Schriftſtellerei auf philoſophiſch-
theologiſchem Gebiete und veröffent-
lichte eine Reihe wiſſenſchaftlicher
Werke, in denen ſeine Anſchauungen
ſich mehr und mehr vom orthodox-
dogmatiſchen Chriſtentum entfern-
ten. Jm Jahre 1854 war D. nach
Frankfurt a. M. übergeſiedelt, wo
zwei Geſchwiſter von ihm lebten, und
hier arbeitete er in größter Einſam-
keit und Zurückgezogenheit. Einen
kurzen Sommer verbrachte er im ſtil-
len Tale zwiſchen Cronberg u. Soden
im Naſſauiſchen, u. dieſe Zeit nannte
er ſeine ſchönſten Tage. Hier erreichte
ihn auch eine Abhandlung des Fran-
zoſen Charles Nodier über die Schöp-
fung des Menſchen, die ihn zum tiefe-
ren Nachdenken über dieſen Gegen-
ſtand veranlaßte. Die Beſchäftigung
mit der Bibel führte ihn wieder zum
Chriſtentum zurück; und da ſich merk-
würdigerweiſe in den bisherigen
Schriften D.s trotz ihrer negierenden
Tendenz eine wachſende Hinneigung
zum Katholizismus offenbart hatte,
ſo war es erklärlich, daß ſich D. je
länger, je mehr dieſem Bekenntnis
bequemte u. ſchließlich 1858 in Mainz
zur katholiſchen Kirche übertrat. Jn-
folge einer Aufforderung, ſeine Pen-
ſion in Bayern zu verzehren, nahm
er 1860 ſeinen Wohnſitz in Würzburg.
Hier traf ihn im Oktober 1874 ein
Schlaganfall, der ſeine Glieder lähmte
und ſeine Schaffensfreudigkeit brach.
Am 13. Dezbr. 1875 ſtarb er daſelbſt.
Eine intereſſante Epiſode in ſeinem
Leben bildet noch ſeine Beziehung zu
dem bekannten Findling Kaſpar Hau-
ſer, deſſen Erziehung D. einige Zeit
übernommen hatte, ein Umſtand,
durch welchen er wiederholten An-
griffen ausgeſetzt war, die er aber
ſtets ſchlagfertig zu erwidern wußte.
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Dau
Außer mehreren philoſophiſchen und
theologiſchen Werken ſchrieb er

S:


Bettina (Ge. aus Goethes Briefwech-
ſel mit einem Kinde), 1837. – Die
Glorie der heiligen Jungfrau (Ma-
rienlegenden), 1841. – Mahomed und
ſein Werk (Sammlg. oriental. Ge.),
1848. – Hafis (Sammlg. perſiſcher
Ge.), 1846. Neue Sammlung 1852.
Neue Ausg. von J. Stern, 1906. –
Frauenbilder und Huldigungen; III,
1853. 2. A. 1858. – Polydora (Ein
weltpoetiſches Liederbuch); II, 1855.
– Mythoterpe (mit Alex. Kaufmann
und Amara George), 1858. – Maria-
niſche Legenden und Gedichte (größ-
tenteils nach alten Originalpoeſien),
1859. – Aus der Manſarde (Streit-
ſchriften, Kritiken, Studien u. Ge.);
VI, 1860–62. – Schöne Seelen (Lgd.
u. Nn.), 1862. – Blüten und Früchte
aus dem Garten chriſtlicher Welt-
anſchauung, 1863.

Dauthendey, Maximilian,

ent-
ſtammt einem altfranzöſiſchen Adels-
geſchlechte, das 1572 in der Bartho-
lomäusnacht aus Paris floh, danach
hundert Jahre in England lebte und
darauf verarmt nach Deutſchland, an
den Hof des Herzogs von Braun-
ſchweig, kam. Er wurde am 25. Juli
1867 in Würzburg geboren und lebte
dort nach Abſchluß ſeiner Studien bis
1891. Dann unternahm er große
Reiſen, die ihn durch Europa u. Ame-
rika führten. 1896 weilte er in St.
Helier auf der Jnſel Jerſey, wo er
ſich verheiratete, 1897 in Mexiko,
1898–1906 abwechſelnd in Paris und
München, unternahm dann 1906 eine
Reiſe um die Erde und lebt nach der
Rückkehr wieder in Würzburg.

S:


Joſa Gerth (R.), 1893. – Ultra Vio-
lett (Poeſien), 1893. – Kind. Glück
(2 Dr.), 1895. – Sun. Sehnſucht (2
Dr.), 1895. – Phallus. Schwarze
Sonne (2 epiſche Ge.), 1897. – Reli-
quien (Ge.), 1899. – Bänkelſang vom
Balzer auf der Balz, 1905. – Die
ewige Hochzeit. Der brennende Ka-

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[464/0468] Dau Dau der Anſtalt, beſonders aber anhal- tende ſchwere Körperleiden nötigten ihn, 1830 ſein Amt niederzulegen u. ſich ins Privatleben zurückzuziehen. Er widmete ſich nun vorzugsweiſe der Schriftſtellerei auf philoſophiſch- theologiſchem Gebiete und veröffent- lichte eine Reihe wiſſenſchaftlicher Werke, in denen ſeine Anſchauungen ſich mehr und mehr vom orthodox- dogmatiſchen Chriſtentum entfern- ten. Jm Jahre 1854 war D. nach Frankfurt a. M. übergeſiedelt, wo zwei Geſchwiſter von ihm lebten, und hier arbeitete er in größter Einſam- keit und Zurückgezogenheit. Einen kurzen Sommer verbrachte er im ſtil- len Tale zwiſchen Cronberg u. Soden im Naſſauiſchen, u. dieſe Zeit nannte er ſeine ſchönſten Tage. Hier erreichte ihn auch eine Abhandlung des Fran- zoſen Charles Nodier über die Schöp- fung des Menſchen, die ihn zum tiefe- ren Nachdenken über dieſen Gegen- ſtand veranlaßte. Die Beſchäftigung mit der Bibel führte ihn wieder zum Chriſtentum zurück; und da ſich merk- würdigerweiſe in den bisherigen Schriften D.s trotz ihrer negierenden Tendenz eine wachſende Hinneigung zum Katholizismus offenbart hatte, ſo war es erklärlich, daß ſich D. je länger, je mehr dieſem Bekenntnis bequemte u. ſchließlich 1858 in Mainz zur katholiſchen Kirche übertrat. Jn- folge einer Aufforderung, ſeine Pen- ſion in Bayern zu verzehren, nahm er 1860 ſeinen Wohnſitz in Würzburg. Hier traf ihn im Oktober 1874 ein Schlaganfall, der ſeine Glieder lähmte und ſeine Schaffensfreudigkeit brach. Am 13. Dezbr. 1875 ſtarb er daſelbſt. Eine intereſſante Epiſode in ſeinem Leben bildet noch ſeine Beziehung zu dem bekannten Findling Kaſpar Hau- ſer, deſſen Erziehung D. einige Zeit übernommen hatte, ein Umſtand, durch welchen er wiederholten An- griffen ausgeſetzt war, die er aber ſtets ſchlagfertig zu erwidern wußte. Außer mehreren philoſophiſchen und theologiſchen Werken ſchrieb er S: Bettina (Ge. aus Goethes Briefwech- ſel mit einem Kinde), 1837. – Die Glorie der heiligen Jungfrau (Ma- rienlegenden), 1841. – Mahomed und ſein Werk (Sammlg. oriental. Ge.), 1848. – Hafis (Sammlg. perſiſcher Ge.), 1846. Neue Sammlung 1852. Neue Ausg. von J. Stern, 1906. – Frauenbilder und Huldigungen; III, 1853. 2. A. 1858. – Polydora (Ein weltpoetiſches Liederbuch); II, 1855. – Mythoterpe (mit Alex. Kaufmann und Amara George), 1858. – Maria- niſche Legenden und Gedichte (größ- tenteils nach alten Originalpoeſien), 1859. – Aus der Manſarde (Streit- ſchriften, Kritiken, Studien u. Ge.); VI, 1860–62. – Schöne Seelen (Lgd. u. Nn.), 1862. – Blüten und Früchte aus dem Garten chriſtlicher Welt- anſchauung, 1863. Dauthendey, Maximilian, ent- ſtammt einem altfranzöſiſchen Adels- geſchlechte, das 1572 in der Bartho- lomäusnacht aus Paris floh, danach hundert Jahre in England lebte und darauf verarmt nach Deutſchland, an den Hof des Herzogs von Braun- ſchweig, kam. Er wurde am 25. Juli 1867 in Würzburg geboren und lebte dort nach Abſchluß ſeiner Studien bis 1891. Dann unternahm er große Reiſen, die ihn durch Europa u. Ame- rika führten. 1896 weilte er in St. Helier auf der Jnſel Jerſey, wo er ſich verheiratete, 1897 in Mexiko, 1898–1906 abwechſelnd in Paris und München, unternahm dann 1906 eine Reiſe um die Erde und lebt nach der Rückkehr wieder in Würzburg. S: Joſa Gerth (R.), 1893. – Ultra Vio- lett (Poeſien), 1893. – Kind. Glück (2 Dr.), 1895. – Sun. Sehnſucht (2 Dr.), 1895. – Phallus. Schwarze Sonne (2 epiſche Ge.), 1897. – Reli- quien (Ge.), 1899. – Bänkelſang vom Balzer auf der Balz, 1905. – Die ewige Hochzeit. Der brennende Ka- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/468>, abgerufen am 25.11.2024.