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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Frö
gen hielt. Ein Ordinariat hat er
nicht erlangt. Auf dem Gebiet der
griechischen Philologie hat er eine
weit umfassende schriftstellerische Tä-
tigkeit entfaltet. Er starb daselbst am
9. Febr. 1878.

S:

Hebe und Charis
(Ge., deutsche und lateinische), 1849.
Pindars zweite Olympische Sieges-
hymne, deutsch, 1861.

Fröbel, Julius,

* am 16. Juli
1805 zu Griesheim im Rudolstädti-
schen, wo sein Vater (ein Bruder des
bekannten Pädagogen Friedrich Fr.)
Pfarrer war, verwaiste frühe und
wurde von seinem Oheim in Keilhau
erzogen. Jm Jahre 1825 trat er aus
der Anstalt desselben aus und ging
nach Stuttgart zu seinem früheren
Lehrer in Keilhau, E. H. Michaelis,
dem er bei seinen topographischen
Aufnahmen behilflich war. Nebenher
betrieb er mathematische und sprach-
liche Studien und bezog im Herbst
1826 die soeben von Landshut nach
München verlegte Universität, an der
er besonders Geographie und Natur-
geschichte studierte. Durch den Pro-
fessor K. Fr. Ph. von Martius kam
er im Frühling 1828 als Hilfsarbei-
ter an das Verlagsgeschäft des Lan-
desindustriekontors zu Weimar, dem
er, teils in Weimar selbst, teils in
Jena lebend, bis 1832 angehörte.
Mehrere geographische Werke ent-
stammen dieser Zeit. Nachdem F. sich
in Jena noch die Würde eines Dr. phil.
erworben, ging er 1832 nach Berlin
und im Frühling 1833 nach der
Schweiz, wo er 1833 ein Lehramt an
der Jndustrieschule zu Zürich erlangte
und auch an der dortigen Hochschule
Vorlesungen über Mineralogie hielt.
Die Bewegungen im Jahre 1839
führten ihn der Politik zu, und eine
Zeitlang redigierte er den "Schweizer
Republikaner", das Organ der Radi-
kalen. Seit 1842, wo er seine Pro-
fessur aufgab, widmete er sich aus-
schließlich dem buchhändlerischen Be-
trieb des von ihm 1840 in Winterthur
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erworbenen u. nach Zürich verlegten
"Literarischen Kontors", in welchem
mehrere revolutionäre Schriften er-
schienen. Arnold Ruge, G. Sieg-
mund und A. L. Follen traten dem
Geschäft als Mitinhaber bei; aber
schon 1846 war dasselbe unhaltbar
geworden, und obwohl Ruge u. Fr.
es nach Sachsen verlegten, mußte doch
bald seine Auflösung erfolgen. Fr.
lebte 1847-48 anderthalb Jahre,
gegen die Zusage der Enthaltung von
aktiver Politik, in Dresden, wo er in
einem Kreis der angesehensten Lite-
raten, Gelehrten und Künstler ver-
kehrte und vielfach literarisch tätig
war. Bei Ausbruch der Revolution
1848 folgte Fr. einem Rufe des Ver-
legers Hoff in Mannheim als Leiter
der dortigen neuen "Deutschen Volks-
zeitung" und ging im Anfang des
Oktober als Abgeordneter zum Par-
lament (für Reuß) nach Frankfurt.
Jm Auftrag der äußersten Linken be-
gab er sich am 13. Oktbr. 1848 in Be-
gleitung Robert Blums nach Wien,
wurde mit Blum verhaftet u. zuletzt
zum Tode verurteilt, schließlich aber
begnadigt. Er ging nach Frankfurt
zurück, folgte dem Rumpfparlament
im Juni 1849 nach Stuttgart, lebte
einige Zeit in Cuxhafen, dann auf
Helgoland und wanderte im Septbr.
1849 nach Amerika aus. Dort eta-
blierte er erst in Neuyork eine Seifen-
fabrik, zog aber 1850 nach Nikaragua,
wo er 1851 bei der Kommission zur
Untersuchung des Kanalbaues war.
Jn der nächstfolgenden Zeit war er
journalistisch tätig in Neuyork, be-
gleitete dann von hier aus zweimal
eine Handelskarawane nach Mexiko,
landete dann in San Francisco, wo
er seit 1855 ein Journal herausgab,
und Ende d. J. wendete er sich wie-
der nach den östlichen Staaten. 1857
nach Deutschland zurückgekehrt, lebte
er erst in Frankfurt a. M., später in
Thüringen und Bayern, und begab
sich 1862 nach Wien, wo er, verbun-

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Frö
gen hielt. Ein Ordinariat hat er
nicht erlangt. Auf dem Gebiet der
griechiſchen Philologie hat er eine
weit umfaſſende ſchriftſtelleriſche Tä-
tigkeit entfaltet. Er ſtarb daſelbſt am
9. Febr. 1878.

S:

Hebe und Charis
(Ge., deutſche und lateiniſche), 1849.
Pindars zweite Olympiſche Sieges-
hymne, deutſch, 1861.

Fröbel, Julius,

* am 16. Juli
1805 zu Griesheim im Rudolſtädti-
ſchen, wo ſein Vater (ein Bruder des
bekannten Pädagogen Friedrich Fr.)
Pfarrer war, verwaiſte frühe und
wurde von ſeinem Oheim in Keilhau
erzogen. Jm Jahre 1825 trat er aus
der Anſtalt desſelben aus und ging
nach Stuttgart zu ſeinem früheren
Lehrer in Keilhau, E. H. Michaelis,
dem er bei ſeinen topographiſchen
Aufnahmen behilflich war. Nebenher
betrieb er mathematiſche und ſprach-
liche Studien und bezog im Herbſt
1826 die ſoeben von Landshut nach
München verlegte Univerſität, an der
er beſonders Geographie und Natur-
geſchichte ſtudierte. Durch den Pro-
feſſor K. Fr. Ph. von Martius kam
er im Frühling 1828 als Hilfsarbei-
ter an das Verlagsgeſchäft des Lan-
desinduſtriekontors zu Weimar, dem
er, teils in Weimar ſelbſt, teils in
Jena lebend, bis 1832 angehörte.
Mehrere geographiſche Werke ent-
ſtammen dieſer Zeit. Nachdem F. ſich
in Jena noch die Würde eines Dr. phil.
erworben, ging er 1832 nach Berlin
und im Frühling 1833 nach der
Schweiz, wo er 1833 ein Lehramt an
der Jnduſtrieſchule zu Zürich erlangte
und auch an der dortigen Hochſchule
Vorleſungen über Mineralogie hielt.
Die Bewegungen im Jahre 1839
führten ihn der Politik zu, und eine
Zeitlang redigierte er den „Schweizer
Republikaner“, das Organ der Radi-
kalen. Seit 1842, wo er ſeine Pro-
feſſur aufgab, widmete er ſich aus-
ſchließlich dem buchhändleriſchen Be-
trieb des von ihm 1840 in Winterthur
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Frö
erworbenen u. nach Zürich verlegten
„Literariſchen Kontors“, in welchem
mehrere revolutionäre Schriften er-
ſchienen. Arnold Ruge, G. Sieg-
mund und A. L. Follen traten dem
Geſchäft als Mitinhaber bei; aber
ſchon 1846 war dasſelbe unhaltbar
geworden, und obwohl Ruge u. Fr.
es nach Sachſen verlegten, mußte doch
bald ſeine Auflöſung erfolgen. Fr.
lebte 1847–48 anderthalb Jahre,
gegen die Zuſage der Enthaltung von
aktiver Politik, in Dresden, wo er in
einem Kreis der angeſehenſten Lite-
raten, Gelehrten und Künſtler ver-
kehrte und vielfach literariſch tätig
war. Bei Ausbruch der Revolution
1848 folgte Fr. einem Rufe des Ver-
legers Hoff in Mannheim als Leiter
der dortigen neuen „Deutſchen Volks-
zeitung“ und ging im Anfang des
Oktober als Abgeordneter zum Par-
lament (für Reuß) nach Frankfurt.
Jm Auftrag der äußerſten Linken be-
gab er ſich am 13. Oktbr. 1848 in Be-
gleitung Robert Blums nach Wien,
wurde mit Blum verhaftet u. zuletzt
zum Tode verurteilt, ſchließlich aber
begnadigt. Er ging nach Frankfurt
zurück, folgte dem Rumpfparlament
im Juni 1849 nach Stuttgart, lebte
einige Zeit in Cuxhafen, dann auf
Helgoland und wanderte im Septbr.
1849 nach Amerika aus. Dort eta-
blierte er erſt in Neuyork eine Seifen-
fabrik, zog aber 1850 nach Nikaragua,
wo er 1851 bei der Kommiſſion zur
Unterſuchung des Kanalbaues war.
Jn der nächſtfolgenden Zeit war er
journaliſtiſch tätig in Neuyork, be-
gleitete dann von hier aus zweimal
eine Handelskarawane nach Mexiko,
landete dann in San Francisco, wo
er ſeit 1855 ein Journal herausgab,
und Ende d. J. wendete er ſich wie-
der nach den öſtlichen Staaten. 1857
nach Deutſchland zurückgekehrt, lebte
er erſt in Frankfurt a. M., ſpäter in
Thüringen und Bayern, und begab
ſich 1862 nach Wien, wo er, verbun-

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[293/0297] Frö Frö gen hielt. Ein Ordinariat hat er nicht erlangt. Auf dem Gebiet der griechiſchen Philologie hat er eine weit umfaſſende ſchriftſtelleriſche Tä- tigkeit entfaltet. Er ſtarb daſelbſt am 9. Febr. 1878. S: Hebe und Charis (Ge., deutſche und lateiniſche), 1849. Pindars zweite Olympiſche Sieges- hymne, deutſch, 1861. Fröbel, Julius, * am 16. Juli 1805 zu Griesheim im Rudolſtädti- ſchen, wo ſein Vater (ein Bruder des bekannten Pädagogen Friedrich Fr.) Pfarrer war, verwaiſte frühe und wurde von ſeinem Oheim in Keilhau erzogen. Jm Jahre 1825 trat er aus der Anſtalt desſelben aus und ging nach Stuttgart zu ſeinem früheren Lehrer in Keilhau, E. H. Michaelis, dem er bei ſeinen topographiſchen Aufnahmen behilflich war. Nebenher betrieb er mathematiſche und ſprach- liche Studien und bezog im Herbſt 1826 die ſoeben von Landshut nach München verlegte Univerſität, an der er beſonders Geographie und Natur- geſchichte ſtudierte. Durch den Pro- feſſor K. Fr. Ph. von Martius kam er im Frühling 1828 als Hilfsarbei- ter an das Verlagsgeſchäft des Lan- desinduſtriekontors zu Weimar, dem er, teils in Weimar ſelbſt, teils in Jena lebend, bis 1832 angehörte. Mehrere geographiſche Werke ent- ſtammen dieſer Zeit. Nachdem F. ſich in Jena noch die Würde eines Dr. phil. erworben, ging er 1832 nach Berlin und im Frühling 1833 nach der Schweiz, wo er 1833 ein Lehramt an der Jnduſtrieſchule zu Zürich erlangte und auch an der dortigen Hochſchule Vorleſungen über Mineralogie hielt. Die Bewegungen im Jahre 1839 führten ihn der Politik zu, und eine Zeitlang redigierte er den „Schweizer Republikaner“, das Organ der Radi- kalen. Seit 1842, wo er ſeine Pro- feſſur aufgab, widmete er ſich aus- ſchließlich dem buchhändleriſchen Be- trieb des von ihm 1840 in Winterthur erworbenen u. nach Zürich verlegten „Literariſchen Kontors“, in welchem mehrere revolutionäre Schriften er- ſchienen. Arnold Ruge, G. Sieg- mund und A. L. Follen traten dem Geſchäft als Mitinhaber bei; aber ſchon 1846 war dasſelbe unhaltbar geworden, und obwohl Ruge u. Fr. es nach Sachſen verlegten, mußte doch bald ſeine Auflöſung erfolgen. Fr. lebte 1847–48 anderthalb Jahre, gegen die Zuſage der Enthaltung von aktiver Politik, in Dresden, wo er in einem Kreis der angeſehenſten Lite- raten, Gelehrten und Künſtler ver- kehrte und vielfach literariſch tätig war. Bei Ausbruch der Revolution 1848 folgte Fr. einem Rufe des Ver- legers Hoff in Mannheim als Leiter der dortigen neuen „Deutſchen Volks- zeitung“ und ging im Anfang des Oktober als Abgeordneter zum Par- lament (für Reuß) nach Frankfurt. Jm Auftrag der äußerſten Linken be- gab er ſich am 13. Oktbr. 1848 in Be- gleitung Robert Blums nach Wien, wurde mit Blum verhaftet u. zuletzt zum Tode verurteilt, ſchließlich aber begnadigt. Er ging nach Frankfurt zurück, folgte dem Rumpfparlament im Juni 1849 nach Stuttgart, lebte einige Zeit in Cuxhafen, dann auf Helgoland und wanderte im Septbr. 1849 nach Amerika aus. Dort eta- blierte er erſt in Neuyork eine Seifen- fabrik, zog aber 1850 nach Nikaragua, wo er 1851 bei der Kommiſſion zur Unterſuchung des Kanalbaues war. Jn der nächſtfolgenden Zeit war er journaliſtiſch tätig in Neuyork, be- gleitete dann von hier aus zweimal eine Handelskarawane nach Mexiko, landete dann in San Francisco, wo er ſeit 1855 ein Journal herausgab, und Ende d. J. wendete er ſich wie- der nach den öſtlichen Staaten. 1857 nach Deutſchland zurückgekehrt, lebte er erſt in Frankfurt a. M., ſpäter in Thüringen und Bayern, und begab ſich 1862 nach Wien, wo er, verbun- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/297>, abgerufen am 24.11.2024.