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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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des "Neuen Wiener Tageblatt" an,
schrieb auch gleichzeitig Feuilletons
für das "Neue Pester Journal", ar-
beitete 1890-94 als Verfasser von
Leitartikeln für das "Fremdenblatt"
und wurde im Oktober 1894 Heraus-
geber u. Chefredakteur der "Wiener
Allgemeinen Zeitung". Als Graf
Badeni 1897 dieses Blatt, das ihm
starke Opposition gemacht hatte, an
sich kaufte, um es unschädlich zu
machen, verlor L. seine Stellung, da
er sich nicht zu einem Offiziosus Ba-
denis hergeben mochte, und lebte
dann als freier Schriftsteller in Wien,
bis er 1902 in die Redaktion der
"Neuen Freien Presse" eintrat, der
er bis 1907 angehörte. Seine natio-
nalökonomischen Studien hat er
zum Teil niedergelegt in dem Werke
"Die wirtschaftliche Energie. 1. Tl.:
System der ökonomischen Methodo-
logie" (1893).

S:

Die Maximen
(Lsp.), 1886. - Spleen (Lsp.), 1888. -
Garrick (Lsp.), 1888. - Der goldene
Boden (Volksst., in Wien verboten),
1898. 2. A. 1902. - Der letzte Knopf
(Volksst., in Berlin verboten), 1900.
- Frühlingskinder (Volksst.), 1903.
- Ewige Rätsel (Mädchenliebe. -
Frauentreue. - Mutterherz. Drei
Einakter), 1903. - Bessere Leut' (Kom.,
mit Alex. Engel), 1904. - Der Son-
nenstaat (Dr.), 1904.

*Gans von Ludassy (Ludasi),
Moritz,

ursprünglich Moritz Gans
geheißen, wurde 1829 in Komorn in
Ungarn von jüdischen Eltern geboren
und ging frühe in das Lager der
Journalisten. Schon 1847 gab er
mit Maurus Jokai die "Elet kepek"
heraus, 1848 redigierte er die "Esti
lapok"
(Abendblätter). Wegen sei-
ner Beteiligung an der ungarischen
Revolution verfolgt, verbarg er sich
bis zur Amnestie in einem mährischen
Dorfe, wo er als Tanzmeister lebte.
Später ging er als Schriftsteller nach
Wien; hier gründete er den "Wiener
Telegraph", das erste täglich erschei-
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Gan
nende illustrierte Journal Öster-
reichs. Jm Jahre 1853 wurde er
Chefredakteur der Wiener "Morgen-
post" und schrieb in dieser Stellung
seine drei bekannten Volksromane;
auch gründete er mit S. Schlesinger
(s. d.!) das Journal "Der Feier-
abend". Jm Jahre 1858 wurde er
mit der Leitung des Journals "Der
Fortschritt" betraut, 1860 war er
Korrespondent des "Sürgöny" und
des "Pester Lloyd" und nahm als
solcher an den Verhandlungen be-
züglich des österreichisch-ungarischen
Ausgleiches vielfachen Anteil. Sein
Buch "Drei Jahre Verfassungsstreit"
(1865) erregte seiner Zeit großes
Aufsehen. Als Vertrauter Franz
Deaks gründete er in Wien die "De-
batte" u. in Pest den "Magyar vilag"
(Ungarische Welt), zwei Blätter, in
denen er gleichzeitig die Jdee des
Ausgleiches verfocht. Wegen seiner
Verdienste um die staatsrechtliche
Fortbildung der Monarchie wurde er
1867 in den erblichen Adelstand er-
hoben; 1868 wurde er der erste Preß-
leiter Ungarns mit dem Range eines
Sektionsrats, und 1869 gründete er
in Wien die "Tagespresse", die er bis
1878 leitete; auch war er hier im
Preßbureau des Auswärtigen Amtes
tätig. Er starb in Reichenau am 29.
August 1885.

S:

Elisabeth Bathory
(R.); IV, 1854. - Der Hexe Töchter-
lein (R.); III, 1854. - Die Rache der
Toten (R.); III, 1865.

*Ganser, Anton,

wurde am 26.
Januar 1835 zu Wien als der Sohn
eines angesehenen Kaufmanns gebo-
ren, der durch die Folgen der Revo-
lution von 1848 sein Vermögen ver-
lor. Der Sohn mußte deshalb seine
Absicht, sich den Studien zu widmen,
aufgeben und einen praktischen Beruf
ergreifen, um so mehr, als nach dem
baldigen Tode des Vaters die Mut-
ter und Geschwister größtenteils auf
ihn angewiesen waren. So wurde er
Kaufmann. Daneben betrieb er flei-

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Gan
des „Neuen Wiener Tageblatt“ an,
ſchrieb auch gleichzeitig Feuilletons
für das „Neue Peſter Journal“, ar-
beitete 1890–94 als Verfaſſer von
Leitartikeln für das „Fremdenblatt“
und wurde im Oktober 1894 Heraus-
geber u. Chefredakteur der „Wiener
Allgemeinen Zeitung“. Als Graf
Badeni 1897 dieſes Blatt, das ihm
ſtarke Oppoſition gemacht hatte, an
ſich kaufte, um es unſchädlich zu
machen, verlor L. ſeine Stellung, da
er ſich nicht zu einem Offizioſus Ba-
denis hergeben mochte, und lebte
dann als freier Schriftſteller in Wien,
bis er 1902 in die Redaktion der
„Neuen Freien Preſſe“ eintrat, der
er bis 1907 angehörte. Seine natio-
nalökonomiſchen Studien hat er
zum Teil niedergelegt in dem Werke
„Die wirtſchaftliche Energie. 1. Tl.:
Syſtem der ökonomiſchen Methodo-
logie“ (1893).

S:

Die Maximen
(Lſp.), 1886. – Spleen (Lſp.), 1888. –
Garrick (Lſp.), 1888. – Der goldene
Boden (Volksſt., in Wien verboten),
1898. 2. A. 1902. – Der letzte Knopf
(Volksſt., in Berlin verboten), 1900.
– Frühlingskinder (Volksſt.), 1903.
– Ewige Rätſel (Mädchenliebe. –
Frauentreue. – Mutterherz. Drei
Einakter), 1903. – Beſſere Leut’ (Kom.,
mit Alex. Engel), 1904. – Der Son-
nenſtaat (Dr.), 1904.

*Gans von Ludaſſy (Ludaſi),
Moritz,

urſprünglich Moritz Gans
geheißen, wurde 1829 in Komorn in
Ungarn von jüdiſchen Eltern geboren
und ging frühe in das Lager der
Journaliſten. Schon 1847 gab er
mit Maurus Jókai die „Élet képek“
heraus, 1848 redigierte er die „Esti
lapok“
(Abendblätter). Wegen ſei-
ner Beteiligung an der ungariſchen
Revolution verfolgt, verbarg er ſich
bis zur Amneſtie in einem mähriſchen
Dorfe, wo er als Tanzmeiſter lebte.
Später ging er als Schriftſteller nach
Wien; hier gründete er den „Wiener
Telegraph“, das erſte täglich erſchei-
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Gan
nende illuſtrierte Journal Öſter-
reichs. Jm Jahre 1853 wurde er
Chefredakteur der Wiener „Morgen-
poſt“ und ſchrieb in dieſer Stellung
ſeine drei bekannten Volksromane;
auch gründete er mit S. Schleſinger
(ſ. d.!) das Journal „Der Feier-
abend“. Jm Jahre 1858 wurde er
mit der Leitung des Journals „Der
Fortſchritt“ betraut, 1860 war er
Korreſpondent des „Sürgöny“ und
des „Peſter Lloyd“ und nahm als
ſolcher an den Verhandlungen be-
züglich des öſterreichiſch-ungariſchen
Ausgleiches vielfachen Anteil. Sein
Buch „Drei Jahre Verfaſſungsſtreit“
(1865) erregte ſeiner Zeit großes
Aufſehen. Als Vertrauter Franz
Déáks gründete er in Wien die „De-
batte“ u. in Peſt den „Magyar vilag“
(Ungariſche Welt), zwei Blätter, in
denen er gleichzeitig die Jdee des
Ausgleiches verfocht. Wegen ſeiner
Verdienſte um die ſtaatsrechtliche
Fortbildung der Monarchie wurde er
1867 in den erblichen Adelſtand er-
hoben; 1868 wurde er der erſte Preß-
leiter Ungarns mit dem Range eines
Sektionsrats, und 1869 gründete er
in Wien die „Tagespreſſe“, die er bis
1878 leitete; auch war er hier im
Preßbureau des Auswärtigen Amtes
tätig. Er ſtarb in Reichenau am 29.
Auguſt 1885.

S:

Eliſabeth Bathory
(R.); IV, 1854. – Der Hexe Töchter-
lein (R.); III, 1854. – Die Rache der
Toten (R.); III, 1865.

*Ganſer, Anton,

wurde am 26.
Januar 1835 zu Wien als der Sohn
eines angeſehenen Kaufmanns gebo-
ren, der durch die Folgen der Revo-
lution von 1848 ſein Vermögen ver-
lor. Der Sohn mußte deshalb ſeine
Abſicht, ſich den Studien zu widmen,
aufgeben und einen praktiſchen Beruf
ergreifen, um ſo mehr, als nach dem
baldigen Tode des Vaters die Mut-
ter und Geſchwiſter größtenteils auf
ihn angewieſen waren. So wurde er
Kaufmann. Daneben betrieb er flei-

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[319/0323] Gan Gan des „Neuen Wiener Tageblatt“ an, ſchrieb auch gleichzeitig Feuilletons für das „Neue Peſter Journal“, ar- beitete 1890–94 als Verfaſſer von Leitartikeln für das „Fremdenblatt“ und wurde im Oktober 1894 Heraus- geber u. Chefredakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung“. Als Graf Badeni 1897 dieſes Blatt, das ihm ſtarke Oppoſition gemacht hatte, an ſich kaufte, um es unſchädlich zu machen, verlor L. ſeine Stellung, da er ſich nicht zu einem Offizioſus Ba- denis hergeben mochte, und lebte dann als freier Schriftſteller in Wien, bis er 1902 in die Redaktion der „Neuen Freien Preſſe“ eintrat, der er bis 1907 angehörte. Seine natio- nalökonomiſchen Studien hat er zum Teil niedergelegt in dem Werke „Die wirtſchaftliche Energie. 1. Tl.: Syſtem der ökonomiſchen Methodo- logie“ (1893). S: Die Maximen (Lſp.), 1886. – Spleen (Lſp.), 1888. – Garrick (Lſp.), 1888. – Der goldene Boden (Volksſt., in Wien verboten), 1898. 2. A. 1902. – Der letzte Knopf (Volksſt., in Berlin verboten), 1900. – Frühlingskinder (Volksſt.), 1903. – Ewige Rätſel (Mädchenliebe. – Frauentreue. – Mutterherz. Drei Einakter), 1903. – Beſſere Leut’ (Kom., mit Alex. Engel), 1904. – Der Son- nenſtaat (Dr.), 1904. *Gans von Ludaſſy (Ludaſi), Moritz, urſprünglich Moritz Gans geheißen, wurde 1829 in Komorn in Ungarn von jüdiſchen Eltern geboren und ging frühe in das Lager der Journaliſten. Schon 1847 gab er mit Maurus Jókai die „Élet képek“ heraus, 1848 redigierte er die „Esti lapok“ (Abendblätter). Wegen ſei- ner Beteiligung an der ungariſchen Revolution verfolgt, verbarg er ſich bis zur Amneſtie in einem mähriſchen Dorfe, wo er als Tanzmeiſter lebte. Später ging er als Schriftſteller nach Wien; hier gründete er den „Wiener Telegraph“, das erſte täglich erſchei- nende illuſtrierte Journal Öſter- reichs. Jm Jahre 1853 wurde er Chefredakteur der Wiener „Morgen- poſt“ und ſchrieb in dieſer Stellung ſeine drei bekannten Volksromane; auch gründete er mit S. Schleſinger (ſ. d.!) das Journal „Der Feier- abend“. Jm Jahre 1858 wurde er mit der Leitung des Journals „Der Fortſchritt“ betraut, 1860 war er Korreſpondent des „Sürgöny“ und des „Peſter Lloyd“ und nahm als ſolcher an den Verhandlungen be- züglich des öſterreichiſch-ungariſchen Ausgleiches vielfachen Anteil. Sein Buch „Drei Jahre Verfaſſungsſtreit“ (1865) erregte ſeiner Zeit großes Aufſehen. Als Vertrauter Franz Déáks gründete er in Wien die „De- batte“ u. in Peſt den „Magyar vilag“ (Ungariſche Welt), zwei Blätter, in denen er gleichzeitig die Jdee des Ausgleiches verfocht. Wegen ſeiner Verdienſte um die ſtaatsrechtliche Fortbildung der Monarchie wurde er 1867 in den erblichen Adelſtand er- hoben; 1868 wurde er der erſte Preß- leiter Ungarns mit dem Range eines Sektionsrats, und 1869 gründete er in Wien die „Tagespreſſe“, die er bis 1878 leitete; auch war er hier im Preßbureau des Auswärtigen Amtes tätig. Er ſtarb in Reichenau am 29. Auguſt 1885. S: Eliſabeth Bathory (R.); IV, 1854. – Der Hexe Töchter- lein (R.); III, 1854. – Die Rache der Toten (R.); III, 1865. *Ganſer, Anton, wurde am 26. Januar 1835 zu Wien als der Sohn eines angeſehenen Kaufmanns gebo- ren, der durch die Folgen der Revo- lution von 1848 ſein Vermögen ver- lor. Der Sohn mußte deshalb ſeine Abſicht, ſich den Studien zu widmen, aufgeben und einen praktiſchen Beruf ergreifen, um ſo mehr, als nach dem baldigen Tode des Vaters die Mut- ter und Geſchwiſter größtenteils auf ihn angewieſen waren. So wurde er Kaufmann. Daneben betrieb er flei- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/323>, abgerufen am 25.11.2024.