Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Goe
Lehrer der deutschen Sprache u. Lite-
ratur wirkte und mit mehreren Kol-
legen die philologische Monatsschrift
"Modern Language Notes" begrün-
dete. Dann übernahm er 1888 die
Redaktion des "Neuyorker Belletri-
stischen Journals" mit der Absicht,
den Deutschen Amerikas ein literari-
sches Organ ersten Ranges zu schaffen;
aber leider fand sein Bestreben nicht
die erforderliche Unterstützung, und
so folgte G. 1892 einem Rufe als
Professor der deutschen Philologie u.
Literatur an die neugegründete Stan-
ford-Universität zu Palo Alto (Kali-
fornien), an der er zuletzt als Leiter
der deutschen Abteilung, bis 1905
wirkte. Jm Juni d. J. plötzlich aus
seiner Stellung entlassen, erhielt er
bald darauf einen Ruf an die Har-
vard-Universität in Cambridge bei
Boston, um dort Vorlesungen zu hal-
ten, und wurde nach kurzer Zeit or-
dentl. Professor an der Universität
des Staates Jllinois. Seinen Wohn-
sitz hat er in Urbana, Jll.

S:

Über
tragische Schuld und Sühne, 1884. -
Gedichte, 1895.

*Goebeler, Dorothea,

geb. am
26. Oktober 1867 in Potsdam als die
Tochter des Kaufmanns Hugo G.,
verlebte dort und im nahen Dorfe
Klein-Glienicke im elterlichen Hause
ihre Jugendzeit. Die sinnige Art, in
der ihre Eltern sie auf die Schönheit
ihrer Heimat und deren historische
Erinnerungen hinzuführen wußten,
weckten in ihr schon früh die Liebe
zur Mark Brandenburg, und so ent-
standen als die ersten ihre märkischen
Gedichte. Nach Besuch der höheren
Töchterschule in Potsdam siedelte sie
mit ihren Eltern nach ihrer Konfir-
mation nach Berlin über. Widrige
Verhältnisse, die sie des Lebens Elend
in allen Abstufungen kennen lehrten,
blieben nicht ohne Einfluß auf die
Stimmung, aus der ihre Gedichte u.
sonstigen Arbeiten entsprangen, bis
sie dann durch die freie literarische
[Spaltenumbruch]

Göd
Gesellschaft auf die moderne Richtung
hingewiesen ward, der sie denn auch
treu geblieben ist.

S:

Weiber-Bei-
träge zur Psychologie der Frau (Mo-
derne Sittenbilder), 1902. - Das
Recht auf Sünde (R.), 1903. - Tra-
gödie (Berliner Sk.), 1906. - Sil-
houetten (Nn. u. Sk.), 1906.

Gödeke, Karl,

pseudon. Karl
Stahl,
wurde am 15. April 1814
als der Sohn eines Maurermeisters
zu Celle im Hannöverschen geboren,
besuchte zuerst die untern Klassen des
dortigen Gymnasiums, danach seit
dem Herbst 1828 das Pädagogium
in Jlfeld und studierte von 1833-38
in Göttingen Philologie und Litera-
turgeschichte. Benecke, die Brüder
Grimm, Gervinus, Dahlmann, K.
Otfried Müller waren seine Lehrer;
einen Abschluß durch Promotion oder
Staatsexamen haben seine Studien
nicht gefunden. G. lebte dann teils
in Hannover, teils in Celle oder Göt-
tingen seinen Studien und trat im
Herbst 1843 als Korrespondent in die
Geschäfte des Hofbuchhändlers Hahn
in Hannover. Ohne daß G. einen be-
sonderen Ruf zum Politiker empfun-
den hätte, beschäftigte er sich in jener
Zeit doch viel mit den politischen An-
gelegenheiten des großen und engeren
Vaterlandes, redigierte vom Früh-
jahr 1848 ab die "Zeitung für Nord-
deutschland", vorübergehend auch die
"Hannöversche Presse" und trat im
Februar 1849 als Mitglied in die
zweite Kammer der Stände ein, die
indes schon am 25. April d. J. wieder
aufgelöst ward. Jm Jahre 1855 sie-
delte er nach seiner Vaterstadt über,
wo er an die Abfassung seines "Grund-
risses zur Geschichte der deutschen
Dichtung" ging, den er leider nur
bis zum 3. Bande hat fortführen
können. Für dieses unschätzbare Quel-
lenwerk verlieh ihm die Universität
Tübingen das Diplom eines Dok-
tors der Philosophie und sein Lan-
desherr eine königliche Ehrengabe.

*


[Spaltenumbruch]

Goe
Lehrer der deutſchen Sprache u. Lite-
ratur wirkte und mit mehreren Kol-
legen die philologiſche Monatsſchrift
„Modern Language Notes“ begrün-
dete. Dann übernahm er 1888 die
Redaktion des „Neuyorker Belletri-
ſtiſchen Journals“ mit der Abſicht,
den Deutſchen Amerikas ein literari-
ſches Organ erſten Ranges zu ſchaffen;
aber leider fand ſein Beſtreben nicht
die erforderliche Unterſtützung, und
ſo folgte G. 1892 einem Rufe als
Profeſſor der deutſchen Philologie u.
Literatur an die neugegründete Stan-
ford-Univerſität zu Palo Alto (Kali-
fornien), an der er zuletzt als Leiter
der deutſchen Abteilung, bis 1905
wirkte. Jm Juni d. J. plötzlich aus
ſeiner Stellung entlaſſen, erhielt er
bald darauf einen Ruf an die Har-
vard-Univerſität in Cambridge bei
Boſton, um dort Vorleſungen zu hal-
ten, und wurde nach kurzer Zeit or-
dentl. Profeſſor an der Univerſität
des Staates Jllinois. Seinen Wohn-
ſitz hat er in Urbana, Jll.

S:

Über
tragiſche Schuld und Sühne, 1884. –
Gedichte, 1895.

*Goebeler, Dorothea,

geb. am
26. Oktober 1867 in Potsdam als die
Tochter des Kaufmanns Hugo G.,
verlebte dort und im nahen Dorfe
Klein-Glienicke im elterlichen Hauſe
ihre Jugendzeit. Die ſinnige Art, in
der ihre Eltern ſie auf die Schönheit
ihrer Heimat und deren hiſtoriſche
Erinnerungen hinzuführen wußten,
weckten in ihr ſchon früh die Liebe
zur Mark Brandenburg, und ſo ent-
ſtanden als die erſten ihre märkiſchen
Gedichte. Nach Beſuch der höheren
Töchterſchule in Potsdam ſiedelte ſie
mit ihren Eltern nach ihrer Konfir-
mation nach Berlin über. Widrige
Verhältniſſe, die ſie des Lebens Elend
in allen Abſtufungen kennen lehrten,
blieben nicht ohne Einfluß auf die
Stimmung, aus der ihre Gedichte u.
ſonſtigen Arbeiten entſprangen, bis
ſie dann durch die freie literariſche
[Spaltenumbruch]

Göd
Geſellſchaft auf die moderne Richtung
hingewieſen ward, der ſie denn auch
treu geblieben iſt.

S:

Weiber-Bei-
träge zur Pſychologie der Frau (Mo-
derne Sittenbilder), 1902. – Das
Recht auf Sünde (R.), 1903. – Tra-
gödie (Berliner Sk.), 1906. – Sil-
houetten (Nn. u. Sk.), 1906.

Gödeke, Karl,

pſeudon. Karl
Stahl,
wurde am 15. April 1814
als der Sohn eines Maurermeiſters
zu Celle im Hannöverſchen geboren,
beſuchte zuerſt die untern Klaſſen des
dortigen Gymnaſiums, danach ſeit
dem Herbſt 1828 das Pädagogium
in Jlfeld und ſtudierte von 1833–38
in Göttingen Philologie und Litera-
turgeſchichte. Benecke, die Brüder
Grimm, Gervinus, Dahlmann, K.
Otfried Müller waren ſeine Lehrer;
einen Abſchluß durch Promotion oder
Staatsexamen haben ſeine Studien
nicht gefunden. G. lebte dann teils
in Hannover, teils in Celle oder Göt-
tingen ſeinen Studien und trat im
Herbſt 1843 als Korreſpondent in die
Geſchäfte des Hofbuchhändlers Hahn
in Hannover. Ohne daß G. einen be-
ſonderen Ruf zum Politiker empfun-
den hätte, beſchäftigte er ſich in jener
Zeit doch viel mit den politiſchen An-
gelegenheiten des großen und engeren
Vaterlandes, redigierte vom Früh-
jahr 1848 ab die „Zeitung für Nord-
deutſchland“, vorübergehend auch die
„Hannöverſche Preſſe“ und trat im
Februar 1849 als Mitglied in die
zweite Kammer der Stände ein, die
indes ſchon am 25. April d. J. wieder
aufgelöſt ward. Jm Jahre 1855 ſie-
delte er nach ſeiner Vaterſtadt über,
wo er an die Abfaſſung ſeines „Grund-
riſſes zur Geſchichte der deutſchen
Dichtung“ ging, den er leider nur
bis zum 3. Bande hat fortführen
können. Für dieſes unſchätzbare Quel-
lenwerk verlieh ihm die Univerſität
Tübingen das Diplom eines Dok-
tors der Philoſophie und ſein Lan-
desherr eine königliche Ehrengabe.

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0392" n="388"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Goe</hi></fw><lb/>
Lehrer der deut&#x017F;chen Sprache u. Lite-<lb/>
ratur wirkte und mit mehreren Kol-<lb/>
legen die philologi&#x017F;che Monats&#x017F;chrift<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;Modern Language Notes&#x201C;</hi> begrün-<lb/>
dete. Dann übernahm er 1888 die<lb/>
Redaktion des &#x201E;Neuyorker Belletri-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;chen Journals&#x201C; mit der Ab&#x017F;icht,<lb/>
den Deut&#x017F;chen Amerikas ein literari-<lb/>
&#x017F;ches Organ er&#x017F;ten Ranges zu &#x017F;chaffen;<lb/>
aber leider fand &#x017F;ein Be&#x017F;treben nicht<lb/>
die erforderliche Unter&#x017F;tützung, und<lb/>
&#x017F;o folgte G. 1892 einem Rufe als<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;or der deut&#x017F;chen Philologie u.<lb/>
Literatur an die neugegründete Stan-<lb/>
ford-Univer&#x017F;ität zu Palo Alto (Kali-<lb/>
fornien), an der er zuletzt als Leiter<lb/>
der deut&#x017F;chen Abteilung, bis 1905<lb/>
wirkte. Jm Juni d. J. plötzlich aus<lb/>
&#x017F;einer Stellung entla&#x017F;&#x017F;en, erhielt er<lb/>
bald darauf einen Ruf an die Har-<lb/>
vard-Univer&#x017F;ität in Cambridge bei<lb/>
Bo&#x017F;ton, um dort Vorle&#x017F;ungen zu hal-<lb/>
ten, und wurde nach kurzer Zeit or-<lb/>
dentl. Profe&#x017F;&#x017F;or an der Univer&#x017F;ität<lb/>
des Staates Jllinois. Seinen Wohn-<lb/>
&#x017F;itz hat er in Urbana, Jll. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Über<lb/>
tragi&#x017F;che Schuld und Sühne, 1884. &#x2013;<lb/>
Gedichte, 1895.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<hi rendition="#b">Goebeler,</hi> Dorothea,</head>
        <p> geb. am<lb/>
26. Oktober 1867 in Potsdam als die<lb/>
Tochter des Kaufmanns Hugo G.,<lb/>
verlebte dort und im nahen Dorfe<lb/>
Klein-Glienicke im elterlichen Hau&#x017F;e<lb/>
ihre Jugendzeit. Die &#x017F;innige Art, in<lb/>
der ihre Eltern &#x017F;ie auf die Schönheit<lb/>
ihrer Heimat und deren hi&#x017F;tori&#x017F;che<lb/>
Erinnerungen hinzuführen wußten,<lb/>
weckten in ihr &#x017F;chon früh die Liebe<lb/>
zur Mark Brandenburg, und &#x017F;o ent-<lb/>
&#x017F;tanden als die er&#x017F;ten ihre märki&#x017F;chen<lb/>
Gedichte. Nach Be&#x017F;uch der höheren<lb/>
Töchter&#x017F;chule in Potsdam &#x017F;iedelte &#x017F;ie<lb/>
mit ihren Eltern nach ihrer Konfir-<lb/>
mation nach Berlin über. Widrige<lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;e, die &#x017F;ie des Lebens Elend<lb/>
in allen Ab&#x017F;tufungen kennen lehrten,<lb/>
blieben nicht ohne Einfluß auf die<lb/>
Stimmung, aus der ihre Gedichte u.<lb/>
&#x017F;on&#x017F;tigen Arbeiten ent&#x017F;prangen, bis<lb/>
&#x017F;ie dann durch die freie literari&#x017F;che<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Göd</hi></fw><lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft auf die moderne Richtung<lb/>
hingewie&#x017F;en ward, der &#x017F;ie denn auch<lb/>
treu geblieben i&#x017F;t. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Weiber-Bei-<lb/>
träge zur P&#x017F;ychologie der Frau (Mo-<lb/>
derne Sittenbilder), 1902. &#x2013; Das<lb/>
Recht auf Sünde (R.), 1903. &#x2013; Tra-<lb/>
gödie (Berliner Sk.), 1906. &#x2013; Sil-<lb/>
houetten (Nn. u. Sk.), 1906.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Gödeke,</hi> <hi rendition="#g">Karl,</hi> </head>
        <p> p&#x017F;eudon. <hi rendition="#g">Karl<lb/>
Stahl,</hi> wurde am 15. April 1814<lb/>
als der Sohn eines Maurermei&#x017F;ters<lb/>
zu Celle im Hannöver&#x017F;chen geboren,<lb/>
be&#x017F;uchte zuer&#x017F;t die untern Kla&#x017F;&#x017F;en des<lb/>
dortigen Gymna&#x017F;iums, danach &#x017F;eit<lb/>
dem Herb&#x017F;t 1828 das Pädagogium<lb/>
in Jlfeld und &#x017F;tudierte von 1833&#x2013;38<lb/>
in Göttingen Philologie und Litera-<lb/>
turge&#x017F;chichte. Benecke, die Brüder<lb/>
Grimm, Gervinus, Dahlmann, K.<lb/>
Otfried Müller waren &#x017F;eine Lehrer;<lb/>
einen Ab&#x017F;chluß durch Promotion oder<lb/>
Staatsexamen haben &#x017F;eine Studien<lb/>
nicht gefunden. G. lebte dann teils<lb/>
in Hannover, teils in Celle oder Göt-<lb/>
tingen &#x017F;einen Studien und trat im<lb/>
Herb&#x017F;t 1843 als Korre&#x017F;pondent in die<lb/>
Ge&#x017F;chäfte des Hofbuchhändlers Hahn<lb/>
in Hannover. Ohne daß G. einen be-<lb/>
&#x017F;onderen Ruf zum Politiker empfun-<lb/>
den hätte, be&#x017F;chäftigte er &#x017F;ich in jener<lb/>
Zeit doch viel mit den politi&#x017F;chen An-<lb/>
gelegenheiten des großen und engeren<lb/>
Vaterlandes, redigierte vom Früh-<lb/>
jahr 1848 ab die &#x201E;Zeitung für Nord-<lb/>
deut&#x017F;chland&#x201C;, vorübergehend auch die<lb/>
&#x201E;Hannöver&#x017F;che Pre&#x017F;&#x017F;e&#x201C; und trat im<lb/>
Februar 1849 als Mitglied in die<lb/>
zweite Kammer der Stände ein, die<lb/>
indes &#x017F;chon am 25. April d. J. wieder<lb/>
aufgelö&#x017F;t ward. Jm Jahre 1855 &#x017F;ie-<lb/>
delte er nach &#x017F;einer Vater&#x017F;tadt über,<lb/>
wo er an die Abfa&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;eines &#x201E;Grund-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;es zur Ge&#x017F;chichte der deut&#x017F;chen<lb/>
Dichtung&#x201C; ging, den er leider nur<lb/>
bis zum 3. Bande hat fortführen<lb/>
können. Für die&#x017F;es un&#x017F;chätzbare Quel-<lb/>
lenwerk verlieh ihm die Univer&#x017F;ität<lb/>
Tübingen das Diplom eines Dok-<lb/>
tors der Philo&#x017F;ophie und &#x017F;ein Lan-<lb/>
desherr eine königliche Ehrengabe.<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0392] Goe Göd Lehrer der deutſchen Sprache u. Lite- ratur wirkte und mit mehreren Kol- legen die philologiſche Monatsſchrift „Modern Language Notes“ begrün- dete. Dann übernahm er 1888 die Redaktion des „Neuyorker Belletri- ſtiſchen Journals“ mit der Abſicht, den Deutſchen Amerikas ein literari- ſches Organ erſten Ranges zu ſchaffen; aber leider fand ſein Beſtreben nicht die erforderliche Unterſtützung, und ſo folgte G. 1892 einem Rufe als Profeſſor der deutſchen Philologie u. Literatur an die neugegründete Stan- ford-Univerſität zu Palo Alto (Kali- fornien), an der er zuletzt als Leiter der deutſchen Abteilung, bis 1905 wirkte. Jm Juni d. J. plötzlich aus ſeiner Stellung entlaſſen, erhielt er bald darauf einen Ruf an die Har- vard-Univerſität in Cambridge bei Boſton, um dort Vorleſungen zu hal- ten, und wurde nach kurzer Zeit or- dentl. Profeſſor an der Univerſität des Staates Jllinois. Seinen Wohn- ſitz hat er in Urbana, Jll. S: Über tragiſche Schuld und Sühne, 1884. – Gedichte, 1895. *Goebeler, Dorothea, geb. am 26. Oktober 1867 in Potsdam als die Tochter des Kaufmanns Hugo G., verlebte dort und im nahen Dorfe Klein-Glienicke im elterlichen Hauſe ihre Jugendzeit. Die ſinnige Art, in der ihre Eltern ſie auf die Schönheit ihrer Heimat und deren hiſtoriſche Erinnerungen hinzuführen wußten, weckten in ihr ſchon früh die Liebe zur Mark Brandenburg, und ſo ent- ſtanden als die erſten ihre märkiſchen Gedichte. Nach Beſuch der höheren Töchterſchule in Potsdam ſiedelte ſie mit ihren Eltern nach ihrer Konfir- mation nach Berlin über. Widrige Verhältniſſe, die ſie des Lebens Elend in allen Abſtufungen kennen lehrten, blieben nicht ohne Einfluß auf die Stimmung, aus der ihre Gedichte u. ſonſtigen Arbeiten entſprangen, bis ſie dann durch die freie literariſche Geſellſchaft auf die moderne Richtung hingewieſen ward, der ſie denn auch treu geblieben iſt. S: Weiber-Bei- träge zur Pſychologie der Frau (Mo- derne Sittenbilder), 1902. – Das Recht auf Sünde (R.), 1903. – Tra- gödie (Berliner Sk.), 1906. – Sil- houetten (Nn. u. Sk.), 1906. Gödeke, Karl, pſeudon. Karl Stahl, wurde am 15. April 1814 als der Sohn eines Maurermeiſters zu Celle im Hannöverſchen geboren, beſuchte zuerſt die untern Klaſſen des dortigen Gymnaſiums, danach ſeit dem Herbſt 1828 das Pädagogium in Jlfeld und ſtudierte von 1833–38 in Göttingen Philologie und Litera- turgeſchichte. Benecke, die Brüder Grimm, Gervinus, Dahlmann, K. Otfried Müller waren ſeine Lehrer; einen Abſchluß durch Promotion oder Staatsexamen haben ſeine Studien nicht gefunden. G. lebte dann teils in Hannover, teils in Celle oder Göt- tingen ſeinen Studien und trat im Herbſt 1843 als Korreſpondent in die Geſchäfte des Hofbuchhändlers Hahn in Hannover. Ohne daß G. einen be- ſonderen Ruf zum Politiker empfun- den hätte, beſchäftigte er ſich in jener Zeit doch viel mit den politiſchen An- gelegenheiten des großen und engeren Vaterlandes, redigierte vom Früh- jahr 1848 ab die „Zeitung für Nord- deutſchland“, vorübergehend auch die „Hannöverſche Preſſe“ und trat im Februar 1849 als Mitglied in die zweite Kammer der Stände ein, die indes ſchon am 25. April d. J. wieder aufgelöſt ward. Jm Jahre 1855 ſie- delte er nach ſeiner Vaterſtadt über, wo er an die Abfaſſung ſeines „Grund- riſſes zur Geſchichte der deutſchen Dichtung“ ging, den er leider nur bis zum 3. Bande hat fortführen können. Für dieſes unſchätzbare Quel- lenwerk verlieh ihm die Univerſität Tübingen das Diplom eines Dok- tors der Philoſophie und ſein Lan- desherr eine königliche Ehrengabe. *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/392
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/392>, abgerufen am 22.11.2024.