Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Gri gart über, wo er sich ganz der Schrift-stellerei widmen wollte. Er redigierte hier zunächst den "Württembergischen Landboten", gab in den Jahren 1839-41 die Zeitschrift "Der Schwä- bische Humorist" heraus, trat dann aber in eine Buchhandlung ein. Die revolutionäre Bewegung des Jah- res 1848 ergriff ihn so mächtig, daß er seine Stellung aufgab und das demokratische Blatt "Die Volkswehr" gründete, das ihm aber sehr bald Verhaftung und Anklage auf Hoch- verrat eintrug. Wenn schon nach zweijähriger Haft auf dem Hohenas- perg freigesprochen, fühlte er sich doch in den politischen Verhältnissen Deutschlands nicht mehr wohl, und er wanderte deshalb 1852 mit seiner Familie nach Amerika aus. Allein in die dortigen republikanischen Ver- hältnisse vermochte er sich erst recht nicht zu finden, und enttäuscht kehrte er 1857 nach Stuttgart zurück, wo er 1876 eine Buchhandlung "Literatur- Kontor" gründete und bis an sei- nen Tod, 2. März 1884, als Schrift- steller tätig war. S: Satirische Briefe Gri verschiedenen Höfen Europas; II,1866-68. Neue Folge; II, 1869-70. - Die Jesuiten; II, 1866. - Die heilige Maria v. Mörl, 1868. - Die Geheim- nisse des Escurial, 1869-70. - Zwölf Schicksalswege; III, 1870. - Prinz Eugen v. Savoyen (Volksbuch), 1872. - Die Teufelsmühle am Wiener Berg (M.), 1872. - Die Mätressenwirt- schaft in Deutschland; II, 1874. - Der große Krach (E.), 1876. - Ein transatlantisches Musterpaar (E.), 1877. - Die Prophezeiung der Zi- geunerin (E.), 1878. - Des Spielers Ende (E.), 1879. Grill, Friedrich, * am 25. Febr. *Grimm, Herman, der älteste *
Gri gart über, wo er ſich ganz der Schrift-ſtellerei widmen wollte. Er redigierte hier zunächſt den „Württembergiſchen Landboten“, gab in den Jahren 1839–41 die Zeitſchrift „Der Schwä- biſche Humoriſt“ heraus, trat dann aber in eine Buchhandlung ein. Die revolutionäre Bewegung des Jah- res 1848 ergriff ihn ſo mächtig, daß er ſeine Stellung aufgab und das demokratiſche Blatt „Die Volkswehr“ gründete, das ihm aber ſehr bald Verhaftung und Anklage auf Hoch- verrat eintrug. Wenn ſchon nach zweijähriger Haft auf dem Hohenas- perg freigeſprochen, fühlte er ſich doch in den politiſchen Verhältniſſen Deutſchlands nicht mehr wohl, und er wanderte deshalb 1852 mit ſeiner Familie nach Amerika aus. Allein in die dortigen republikaniſchen Ver- hältniſſe vermochte er ſich erſt recht nicht zu finden, und enttäuſcht kehrte er 1857 nach Stuttgart zurück, wo er 1876 eine Buchhandlung „Literatur- Kontor“ gründete und bis an ſei- nen Tod, 2. März 1884, als Schrift- ſteller tätig war. S: Satiriſche Briefe Gri verſchiedenen Höfen Europas; II,1866–68. Neue Folge; II, 1869–70. – Die Jeſuiten; II, 1866. – Die heilige Maria v. Mörl, 1868. – Die Geheim- niſſe des Escurial, 1869–70. – Zwölf Schickſalswege; III, 1870. – Prinz Eugen v. Savoyen (Volksbuch), 1872. – Die Teufelsmühle am Wiener Berg (M.), 1872. – Die Mätreſſenwirt- ſchaft in Deutſchland; II, 1874. – Der große Krach (E.), 1876. – Ein transatlantiſches Muſterpaar (E.), 1877. – Die Prophezeiung der Zi- geunerin (E.), 1878. – Des Spielers Ende (E.), 1879. Grill, Friedrich, * am 25. Febr. *Grimm, Herman, der älteſte *
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Gri
Gri
gart über, wo er ſich ganz der Schrift-
ſtellerei widmen wollte. Er redigierte
hier zunächſt den „Württembergiſchen
Landboten“, gab in den Jahren
1839–41 die Zeitſchrift „Der Schwä-
biſche Humoriſt“ heraus, trat dann
aber in eine Buchhandlung ein. Die
revolutionäre Bewegung des Jah-
res 1848 ergriff ihn ſo mächtig, daß
er ſeine Stellung aufgab und das
demokratiſche Blatt „Die Volkswehr“
gründete, das ihm aber ſehr bald
Verhaftung und Anklage auf Hoch-
verrat eintrug. Wenn ſchon nach
zweijähriger Haft auf dem Hohenas-
perg freigeſprochen, fühlte er ſich doch
in den politiſchen Verhältniſſen
Deutſchlands nicht mehr wohl, und
er wanderte deshalb 1852 mit ſeiner
Familie nach Amerika aus. Allein
in die dortigen republikaniſchen Ver-
hältniſſe vermochte er ſich erſt recht
nicht zu finden, und enttäuſcht kehrte
er 1857 nach Stuttgart zurück, wo er
1876 eine Buchhandlung „Literatur-
Kontor“ gründete und bis an ſei-
nen Tod, 2. März 1884, als Schrift-
ſteller tätig war.
S: Satiriſche Briefe
über Altes u. Neues, 1840. – Sämt-
liche belletriſtiſche Schriften; VI.
1843–44 [Jnhalt: Silhouetten aus
Schwaben (1838). – Skizzenbuch
(1841). – Humoriſtiſche Bilder aus
Schwaben (1839). – Die letzten Zei-
ten der Grävenitz (N., 1839). – Jda,
Gräfin von Salmandingen (N.,
1840). – Caglioſtriana (N.). – Fried-
rich von Zollern (N.)] – Lebende Bil-
der aus Amerika, 1858. – Emigran-
tengeſchichten (En.); II, 1858. – Die
alte Brauerei, oder: Kriminalmyſte-
rien aus Neuyork; III, 1859. 2. A.
1873. – Heinrich von Mömpelgard
und Eliſabeth von Bitſch (R.); II,
1860. – Myſterien des Vatikans; II,
1861. 4. A. 1865. – Das politiſche
Welttheater, 1861. – Land und Leute
in Amerika; II, 2. A. 1863. – Jm
hohen Norden (Reiſen u. Abenteuer),
1864. – Das Damenregiment an den
verſchiedenen Höfen Europas; II,
1866–68. Neue Folge; II, 1869–70. –
Die Jeſuiten; II, 1866. – Die heilige
Maria v. Mörl, 1868. – Die Geheim-
niſſe des Escurial, 1869–70. – Zwölf
Schickſalswege; III, 1870. – Prinz
Eugen v. Savoyen (Volksbuch), 1872.
– Die Teufelsmühle am Wiener Berg
(M.), 1872. – Die Mätreſſenwirt-
ſchaft in Deutſchland; II, 1874. –
Der große Krach (E.), 1876. – Ein
transatlantiſches Muſterpaar (E.),
1877. – Die Prophezeiung der Zi-
geunerin (E.), 1878. – Des Spielers
Ende (E.), 1879.
Grill, Friedrich, * am 25. Febr.
1838 zu Kuſel in der bayriſchen Pfalz
als der Sohn eines angeſehenen
Kaufmanns, kam mit letzterem nach
einigen Jahren nach Zweibrücken u.
beſuchte hier das Gymnaſium, um
ſich zum Studium der Rechte vorzu-
bereiten. Der Entſchluß des Vaters,
deſſen liberale Geſinnung ihm ge-
ſchäftlich manchen Verluſt bereitet,
mit ſeiner Familie nach Amerika aus-
zuwandern, zerſchlug die Lebenspläne
des Sohnes. Dieſer landete mit den
Seinen 1854 in Neuyork, zog nach
einigen Tagen nach Philadelphia u.
betrat hier die kommerzielle Lauf-
bahn. Bei Ausbruch des Krieges
1862 trat G. als Offizier in das
3. Pennſylvania-Artillerieregiment
ein und diente in der Armee des Ja-
mes bis zum Schluß des Krieges,
worauf er wieder nach Philadelphia
zurückkehrte. Hier iſt er ſeitdem ge-
ſchäftlich wirkſam geweſen. Eine
Sammlung ſeiner Gedichte ſteht nahe
bevor.
*Grimm, Herman, der älteſte
Sohn Wilhelm Grimms, wurde am
6. Januar 1828 in Kaſſel geboren,
kam als kleiner Knabe nach Göttin-
gen, wohin der Vater u. deſſen Bru-
der Jakob an die Bibliothek u. Uni-
verſität berufen wurden, kehrte aber
1837, als die Brüder Grimm in Göt-
tingen ihrer Ämter entſetzt wurden,
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