Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Gut *Guttzeit, Lucy (eigentlich Ludo- S: Unmoderne Gedichte Gutzkow, Karl Ferdinand, wurde Gutz träge für das von demselben redi-gierte "Literaturblatt" zum Cotta- schen Morgenblatt, u. a. auch die Novelle "Der Sadduzäer v. Amster- dam", die Unterlage seines späteren Dramas "Uriel Acosta". Nach Ber- lin zurückgekehrt, erwarb sich G. in Jena die Würde eines Doktors der Philosophie, bereiste 1833 Österreich, Süddeutschland und Oberitalien und lebte dann abwechselnd in Berlin, Leipzig, Hamburg, wo er sich vorzüg- lich mit Arbeiten für das "Morgen- blatt" beschäftigte, und Frankfurt am Main, wo er an dem von Duller ge- gründeten "Phönix" teilnahm. Jn- zwischen hatte G. seinen Roman "Maha-Guru" veröffentlicht, der sei- nen Dichterruhm begründete. Ge- hoben wurde derselbe durch den zwei- ten Roman G.s "Wally", wenngleich dieser die bekannte Denunziation W. Menzels veranlaßte, infolge deren nicht nur "Wally", sondern alle Schriften des "Jungen Deutsch- lands" im Gebiete des deutschen Bundes verboten wurden u. G. selbst auf drei Monate in das Mannheimer Gefängnis wandern mußte. Diese unfreiwillige Muße benutzte er, eine Schrift "Zur Philosophie der "Ge- schichte" (Hamb. 1836) zu verfassen, worin er seine Denunziation vor das Forum der gesunden Vernunft zog u. die Roheit der Menzelschen Schrift "Geist der Geschichte" aufdeckte. Nach seiner Freilassung ging er nach Frank- furt a. M. u. gründete hier unter der Redaktion von Beurmann die Zeit- schrift "Der Telegraph für Deutsch- land", die er seit 1837 in Hamburg, wohin er seinen Wohnsitz verlegt hatte, unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung weiter herausgab. Hier begann nun G. seine Arbeiten auf dem Gebiete des Dramas; in rascher Folge erschienen mehrere Tra- gödien und historische Lustspiele, die teilweise die Runde über die deutschen Bühnen machten und solchen Beifall *
[Spaltenumbruch] Gut *Guttzeit, Lucy (eigentlich Ludo- S: Unmoderne Gedichte Gutzkow, Karl Ferdinand, wurde Gutz träge für das von demſelben redi-gierte „Literaturblatt“ zum Cotta- ſchen Morgenblatt, u. a. auch die Novelle „Der Sadduzäer v. Amſter- dam“, die Unterlage ſeines ſpäteren Dramas „Uriel Acoſta“. Nach Ber- lin zurückgekehrt, erwarb ſich G. in Jena die Würde eines Doktors der Philoſophie, bereiſte 1833 Öſterreich, Süddeutſchland und Oberitalien und lebte dann abwechſelnd in Berlin, Leipzig, Hamburg, wo er ſich vorzüg- lich mit Arbeiten für das „Morgen- blatt“ beſchäftigte, und Frankfurt am Main, wo er an dem von Duller ge- gründeten „Phönix“ teilnahm. Jn- zwiſchen hatte G. ſeinen Roman „Maha-Guru“ veröffentlicht, der ſei- nen Dichterruhm begründete. Ge- hoben wurde derſelbe durch den zwei- ten Roman G.s „Wally“, wenngleich dieſer die bekannte Denunziation W. Menzels veranlaßte, infolge deren nicht nur „Wally“, ſondern alle Schriften des „Jungen Deutſch- lands“ im Gebiete des deutſchen Bundes verboten wurden u. G. ſelbſt auf drei Monate in das Mannheimer Gefängnis wandern mußte. Dieſe unfreiwillige Muße benutzte er, eine Schrift „Zur Philoſophie der „Ge- ſchichte“ (Hamb. 1836) zu verfaſſen, worin er ſeine Denunziation vor das Forum der geſunden Vernunft zog u. die Roheit der Menzelſchen Schrift „Geiſt der Geſchichte“ aufdeckte. Nach ſeiner Freilaſſung ging er nach Frank- furt a. M. u. gründete hier unter der Redaktion von Beurmann die Zeit- ſchrift „Der Telegraph für Deutſch- land“, die er ſeit 1837 in Hamburg, wohin er ſeinen Wohnſitz verlegt hatte, unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung weiter herausgab. Hier begann nun G. ſeine Arbeiten auf dem Gebiete des Dramas; in raſcher Folge erſchienen mehrere Tra- gödien und hiſtoriſche Luſtſpiele, die teilweiſe die Runde über die deutſchen Bühnen machten und ſolchen Beifall *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <div type="bibliography" n="2"> <pb facs="#f0024" n="20"/><lb/> <cb/><lb/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Gut</hi> </fw><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Guttzeit,</hi> Lucy</head> <p> (eigentlich Ludo-<lb/> wika), wurde am 14. April 1825 in<lb/> Memel als jüngſtes Kind des Kreis-<lb/> phyſikus <hi rendition="#g">Bugiſch</hi> geboren, verlor<lb/> frühe den Vater und verlebte ihre<lb/> Jugend bei der Mutter, bis ſie ſich<lb/> 1852 mit dem Leutnant a. D., Mathe-<lb/> matik- und Sprachlehrer Robert G.<lb/> in Königsberg in Pr. verheiratete.<lb/> Einige Jahre ſpäter folgte ſie ihrem<lb/> Gatten nach Berlin, wo er am Kadet-<lb/> tenhauſe unterrichtete, 1861 nach Höx-<lb/> ter, wo er Poſtmeiſter ward, u. 1867<lb/> nach Frauſtadt, wo er die Stellung<lb/> eines Poſtdirektors erhielt. Dort<lb/> ſtarb die kleine und ſchwächliche Frau<lb/> am 10. Mai 1876. Jhre Gedichte ver-<lb/> öffentlichte ihr Sohn aus ihrem Nach-<lb/> laß in der </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Unmoderne Gedichte<lb/> von Johannes Guttzeit. 2. A. Nebſt<lb/> Anhang: Gedichte von Lucy G., 1896.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head><hi rendition="#b">Gutzkow,</hi><hi rendition="#g">Karl</hi> Ferdinand,</head> <p> wurde<lb/> am 17. März 1811 in Berlin als der<lb/> Sohn eines prinzlichen Stallbeam-<lb/> ten, ſpäteren Subalternbeamten im<lb/> Kriegsminiſterium geboren. Er zeigte<lb/> ſchon frühe bedeutende Anlagen und<lb/> einen äußerſt regſamen Geiſt, ward<lb/> deshalb für das Studium beſtimmt<lb/> und beſuchte ſeit ſeinem 10. Jahre<lb/> das Friedrichs-Werderſche Gymna-<lb/> ſium. Auf der Berliner Univerſität<lb/> ſtudierte er dann Theologie u. Philo-<lb/> ſophie, hörte auch Vorleſungen über<lb/> Rechts- u. Staatswiſſenſchaften und<lb/> gewann mit einer Abhandlung <hi rendition="#aq">„De<lb/> diis fatalibus“</hi> den Preis über meh-<lb/> rere Mitbewerber gerade in dem<lb/> Augenblick, als die Nachricht von der<lb/> franzöſiſchen Julirevolution in der<lb/> Univerſitätsaula eintraf. Von die-<lb/> ſem Ereignis mächtig ergriffen, warf<lb/> er ſich mit Eifer auf die Erörterung<lb/> der Fragen u. Forderungen der Zeit<lb/> und veröffentlichte in bezug darauf<lb/> die Schrift „Forum der Journallite-<lb/> ratur“ (Berlin 1831). Jm Winter<lb/> d. J. 1831 ging er nach Stuttgart,<lb/> wohin ihn Wolfgang Menzel einge-<lb/> laden hatte, und hier lieferte er Bei-<lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Gutz</hi></fw><lb/> träge für das von demſelben redi-<lb/> gierte „Literaturblatt“ zum Cotta-<lb/> ſchen Morgenblatt, u. a. auch die<lb/> Novelle „Der Sadduzäer v. Amſter-<lb/> dam“, die Unterlage ſeines ſpäteren<lb/> Dramas „Uriel Acoſta“. Nach Ber-<lb/> lin zurückgekehrt, erwarb ſich G. in<lb/> Jena die Würde eines Doktors der<lb/> Philoſophie, bereiſte 1833 Öſterreich,<lb/> Süddeutſchland und Oberitalien und<lb/> lebte dann abwechſelnd in Berlin,<lb/> Leipzig, Hamburg, wo er ſich vorzüg-<lb/> lich mit Arbeiten für das „Morgen-<lb/> blatt“ beſchäftigte, und Frankfurt am<lb/> Main, wo er an dem von Duller ge-<lb/> gründeten „Phönix“ teilnahm. Jn-<lb/> zwiſchen hatte G. ſeinen Roman<lb/> „Maha-Guru“ veröffentlicht, der ſei-<lb/> nen Dichterruhm begründete. Ge-<lb/> hoben wurde derſelbe durch den zwei-<lb/> ten Roman G.s „Wally“, wenngleich<lb/> dieſer die bekannte Denunziation W.<lb/> Menzels veranlaßte, infolge deren<lb/> nicht nur „Wally“, ſondern alle<lb/> Schriften des „<hi rendition="#g">Jungen Deutſch-<lb/> lands</hi>“ im Gebiete des deutſchen<lb/> Bundes verboten wurden u. G. ſelbſt<lb/> auf drei Monate in das Mannheimer<lb/> Gefängnis wandern mußte. Dieſe<lb/> unfreiwillige Muße benutzte er, eine<lb/> Schrift „Zur Philoſophie der „Ge-<lb/> ſchichte“ (Hamb. 1836) zu verfaſſen,<lb/> worin er ſeine Denunziation vor das<lb/> Forum der geſunden Vernunft zog<lb/> u. die Roheit der Menzelſchen Schrift<lb/> „Geiſt der Geſchichte“ aufdeckte. Nach<lb/> ſeiner Freilaſſung ging er nach Frank-<lb/> furt a. M. u. gründete hier unter der<lb/> Redaktion von Beurmann die Zeit-<lb/> ſchrift „Der Telegraph für Deutſch-<lb/> land“, die er ſeit 1837 in Hamburg,<lb/> wohin er ſeinen Wohnſitz verlegt<lb/> hatte, unter Verantwortlichkeit der<lb/> Verlagshandlung weiter herausgab.<lb/> Hier begann nun G. ſeine Arbeiten<lb/> auf dem Gebiete des Dramas; in<lb/> raſcher Folge erſchienen mehrere Tra-<lb/> gödien und hiſtoriſche Luſtſpiele, die<lb/> teilweiſe die Runde über die deutſchen<lb/> Bühnen machten und ſolchen Beifall<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0024]
Gut
Gutz
*Guttzeit, Lucy (eigentlich Ludo-
wika), wurde am 14. April 1825 in
Memel als jüngſtes Kind des Kreis-
phyſikus Bugiſch geboren, verlor
frühe den Vater und verlebte ihre
Jugend bei der Mutter, bis ſie ſich
1852 mit dem Leutnant a. D., Mathe-
matik- und Sprachlehrer Robert G.
in Königsberg in Pr. verheiratete.
Einige Jahre ſpäter folgte ſie ihrem
Gatten nach Berlin, wo er am Kadet-
tenhauſe unterrichtete, 1861 nach Höx-
ter, wo er Poſtmeiſter ward, u. 1867
nach Frauſtadt, wo er die Stellung
eines Poſtdirektors erhielt. Dort
ſtarb die kleine und ſchwächliche Frau
am 10. Mai 1876. Jhre Gedichte ver-
öffentlichte ihr Sohn aus ihrem Nach-
laß in der
S: Unmoderne Gedichte
von Johannes Guttzeit. 2. A. Nebſt
Anhang: Gedichte von Lucy G., 1896.
Gutzkow, Karl Ferdinand, wurde
am 17. März 1811 in Berlin als der
Sohn eines prinzlichen Stallbeam-
ten, ſpäteren Subalternbeamten im
Kriegsminiſterium geboren. Er zeigte
ſchon frühe bedeutende Anlagen und
einen äußerſt regſamen Geiſt, ward
deshalb für das Studium beſtimmt
und beſuchte ſeit ſeinem 10. Jahre
das Friedrichs-Werderſche Gymna-
ſium. Auf der Berliner Univerſität
ſtudierte er dann Theologie u. Philo-
ſophie, hörte auch Vorleſungen über
Rechts- u. Staatswiſſenſchaften und
gewann mit einer Abhandlung „De
diis fatalibus“ den Preis über meh-
rere Mitbewerber gerade in dem
Augenblick, als die Nachricht von der
franzöſiſchen Julirevolution in der
Univerſitätsaula eintraf. Von die-
ſem Ereignis mächtig ergriffen, warf
er ſich mit Eifer auf die Erörterung
der Fragen u. Forderungen der Zeit
und veröffentlichte in bezug darauf
die Schrift „Forum der Journallite-
ratur“ (Berlin 1831). Jm Winter
d. J. 1831 ging er nach Stuttgart,
wohin ihn Wolfgang Menzel einge-
laden hatte, und hier lieferte er Bei-
träge für das von demſelben redi-
gierte „Literaturblatt“ zum Cotta-
ſchen Morgenblatt, u. a. auch die
Novelle „Der Sadduzäer v. Amſter-
dam“, die Unterlage ſeines ſpäteren
Dramas „Uriel Acoſta“. Nach Ber-
lin zurückgekehrt, erwarb ſich G. in
Jena die Würde eines Doktors der
Philoſophie, bereiſte 1833 Öſterreich,
Süddeutſchland und Oberitalien und
lebte dann abwechſelnd in Berlin,
Leipzig, Hamburg, wo er ſich vorzüg-
lich mit Arbeiten für das „Morgen-
blatt“ beſchäftigte, und Frankfurt am
Main, wo er an dem von Duller ge-
gründeten „Phönix“ teilnahm. Jn-
zwiſchen hatte G. ſeinen Roman
„Maha-Guru“ veröffentlicht, der ſei-
nen Dichterruhm begründete. Ge-
hoben wurde derſelbe durch den zwei-
ten Roman G.s „Wally“, wenngleich
dieſer die bekannte Denunziation W.
Menzels veranlaßte, infolge deren
nicht nur „Wally“, ſondern alle
Schriften des „Jungen Deutſch-
lands“ im Gebiete des deutſchen
Bundes verboten wurden u. G. ſelbſt
auf drei Monate in das Mannheimer
Gefängnis wandern mußte. Dieſe
unfreiwillige Muße benutzte er, eine
Schrift „Zur Philoſophie der „Ge-
ſchichte“ (Hamb. 1836) zu verfaſſen,
worin er ſeine Denunziation vor das
Forum der geſunden Vernunft zog
u. die Roheit der Menzelſchen Schrift
„Geiſt der Geſchichte“ aufdeckte. Nach
ſeiner Freilaſſung ging er nach Frank-
furt a. M. u. gründete hier unter der
Redaktion von Beurmann die Zeit-
ſchrift „Der Telegraph für Deutſch-
land“, die er ſeit 1837 in Hamburg,
wohin er ſeinen Wohnſitz verlegt
hatte, unter Verantwortlichkeit der
Verlagshandlung weiter herausgab.
Hier begann nun G. ſeine Arbeiten
auf dem Gebiete des Dramas; in
raſcher Folge erſchienen mehrere Tra-
gödien und hiſtoriſche Luſtſpiele, die
teilweiſe die Runde über die deutſchen
Bühnen machten und ſolchen Beifall
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |