Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.Mar [Spaltenumbruch]
schem Gebiet. Jm Juli 1898 trat er in den Kaufmannsstand. Während des Winters 1900-01 lebte er in Jtalien. Jn seine Vaterstadt zurück- gekehrt, nahm er seine kaufmännische Tätigkeit wieder auf, beschäftigte sich aber seitdem intensiver mit literari- schen Arbeiten. Seit 1903 lebt er in Berlin. S: Das Frühlingsglück (Die *Marcus, Otto, geb. am 13. März S: Die holde Kunst (R.), *de Marees, Adolf, ältester Sohn de Mar [Spaltenumbruch]
Literatur, seine Verwandtschaft mit Raumer machten M. zu einem viel- seitig u. gründlich gebildeten Manne. Sein poetisches Talent bildete sich aus im Umgange mit Üchtritz, Jm- mermann, Freiligrath, sein Kunstsinn durch Lessing, Hildebrand, Schadow, Schnaase u. a.; seine Liebe zu den Wissenschaften, besonders zu der Op- tik, machte ihn auch in den Kreisen der Naturforscher bekannt, welche manchen Gedanken von ihm ausbeu- teten und ausführten. Jn den letzten Lebensjahren waren es hauptsächlich deutsche Sprachstudien, welche den immer tätigen Mann beschäftigten. Als Dichter war er ein Verehrer und wohl einer der besten Kenner der eng- lischen Literatur aus Ben Johnsons bis Shakespeares Zeit. Sein ganzes Streben wurde bestens unterstützt von seiner talentvollen Gattin Frie- derike, geb. Seßmann, welche auch als Schriftstellerin einen Namen erlangt hat. Zwölf glückliche Jahre verleb- ten die Gatten auf dem herrlich ge- legenen Klostergute Beßelich bei Kob- lenz. Jhr gemeinsames Grab, ein Geschenk der Vallendarer Gemeinde, liegt dicht an einem der schönsten Punkte der Rheinlande auf dem Monte Cosino bei Vallendar. S: Die *de Marees, Wilhelm Ludwig,
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Mar [Spaltenumbruch]
ſchem Gebiet. Jm Juli 1898 trat er in den Kaufmannsſtand. Während des Winters 1900‒01 lebte er in Jtalien. Jn ſeine Vaterſtadt zurück- gekehrt, nahm er ſeine kaufmänniſche Tätigkeit wieder auf, beſchäftigte ſich aber ſeitdem intenſiver mit literari- ſchen Arbeiten. Seit 1903 lebt er in Berlin. S: Das Frühlingsglück (Die *Marcus, Otto, geb. am 13. März S: Die holde Kunſt (R.), *de Marées, Adolf, älteſter Sohn de Mar [Spaltenumbruch]
Literatur, ſeine Verwandtſchaft mit Raumer machten M. zu einem viel- ſeitig u. gründlich gebildeten Manne. Sein poetiſches Talent bildete ſich aus im Umgange mit Üchtritz, Jm- mermann, Freiligrath, ſein Kunſtſinn durch Leſſing, Hildebrand, Schadow, Schnaaſe u. a.; ſeine Liebe zu den Wiſſenſchaften, beſonders zu der Op- tik, machte ihn auch in den Kreiſen der Naturforſcher bekannt, welche manchen Gedanken von ihm ausbeu- teten und ausführten. Jn den letzten Lebensjahren waren es hauptſächlich deutſche Sprachſtudien, welche den immer tätigen Mann beſchäftigten. Als Dichter war er ein Verehrer und wohl einer der beſten Kenner der eng- liſchen Literatur aus Ben Johnſons bis Shakeſpeares Zeit. Sein ganzes Streben wurde beſtens unterſtützt von ſeiner talentvollen Gattin Frie- derike, geb. Seßmann, welche auch als Schriftſtellerin einen Namen erlangt hat. Zwölf glückliche Jahre verleb- ten die Gatten auf dem herrlich ge- legenen Kloſtergute Beßelich bei Kob- lenz. Jhr gemeinſames Grab, ein Geſchenk der Vallendarer Gemeinde, liegt dicht an einem der ſchönſten Punkte der Rheinlande auf dem Monte Coſino bei Vallendar. S: Die *de Marées, Wilhelm Ludwig,
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Mar
de Mar
ſchem Gebiet. Jm Juli 1898 trat er
in den Kaufmannsſtand. Während
des Winters 1900‒01 lebte er in
Jtalien. Jn ſeine Vaterſtadt zurück-
gekehrt, nahm er ſeine kaufmänniſche
Tätigkeit wieder auf, beſchäftigte ſich
aber ſeitdem intenſiver mit literari-
ſchen Arbeiten. Seit 1903 lebt er in
Berlin.
S: Das Frühlingsglück (Die
Geſch. einer erſten Liebe), 1900. ‒ Kri-
ſen (N.), 1908.
*Marcus, Otto, geb. am 13. März
1878 in Berlin, wurde von Helene
Wilda in Berlin und vom Prof. Dr.
Ernſt Radecke, ſtädtiſchem Muſikdirek-
tor in Winterthur zum Pianiſten aus-
gebildet und kam auf ſeinen Wander-
fahrten 1900 nach dem muſikfreund-
lichen St. Gallen, wo er ſeitdem als
Schriftſteller und Lehrer des Klavier-
ſpiels lebt. Sein erſter Roman ſoll
zur Warnung und Belehrung ein an-
ſchauliches Bild von den ſchwierigen
Verhältniſſen geben, mit denen der
Muſiker ohne großes Talent zu kämp-
fen hat.
S: Die holde Kunſt (R.),
1910.
*de Marées, Adolf, älteſter Sohn
des herzoglich anhaltiſchen Kammer-
direktors Karl de M., wurde am 17.
Februar 1801 in Deſſau geboren, be-
ſuchte das Gymnaſium und ſtudierte
ſeit 1820 an den Univerſitäten Hei-
delberg u. Berlin Jura u. Kamera-
lia, worauf er als Auskultator am
Kammergericht zu Berlin in den
preußiſchen Staatsdienſt trat. Dar-
auf als Referendar und Aſſeſſor in
Halberſtadt und Naumburg tätig,
wurde er, da er mit dem Codé Na-
poléon gründlich vertraut war, bald
als Aſſeſſor nach Koblenz, dann nach
Düſſeldorf und ſpäter als Landesge-
richtsrat nach Elberfeld verſetzt. Jm
Jahre 1847 zum Kammerpräſidenten
am Landgericht zu Koblenz ernannt,
blieb er in dieſer Stellung bis zu ſei-
nem Tode am 15. März 1874. Seine
ganze Erziehung, ſein Umgang mit
den Koryphäen der Wiſſenſchaft und
Literatur, ſeine Verwandtſchaft mit
Raumer machten M. zu einem viel-
ſeitig u. gründlich gebildeten Manne.
Sein poetiſches Talent bildete ſich
aus im Umgange mit Üchtritz, Jm-
mermann, Freiligrath, ſein Kunſtſinn
durch Leſſing, Hildebrand, Schadow,
Schnaaſe u. a.; ſeine Liebe zu den
Wiſſenſchaften, beſonders zu der Op-
tik, machte ihn auch in den Kreiſen
der Naturforſcher bekannt, welche
manchen Gedanken von ihm ausbeu-
teten und ausführten. Jn den letzten
Lebensjahren waren es hauptſächlich
deutſche Sprachſtudien, welche den
immer tätigen Mann beſchäftigten.
Als Dichter war er ein Verehrer und
wohl einer der beſten Kenner der eng-
liſchen Literatur aus Ben Johnſons
bis Shakeſpeares Zeit. Sein ganzes
Streben wurde beſtens unterſtützt
von ſeiner talentvollen Gattin Frie-
derike, geb. Seßmann, welche auch als
Schriftſtellerin einen Namen erlangt
hat. Zwölf glückliche Jahre verleb-
ten die Gatten auf dem herrlich ge-
legenen Kloſtergute Beßelich bei Kob-
lenz. Jhr gemeinſames Grab, ein
Geſchenk der Vallendarer Gemeinde,
liegt dicht an einem der ſchönſten
Punkte der Rheinlande auf dem
Monte Coſino bei Vallendar.
S: Die
Askanier (Rz. u. Bn.), 1836. ‒ Byrons
Don Juan (Die vier erſten Geſänge;
überſ.), 1839. ‒ Das deutſche Ham-
burg (Ge.), 1842. ‒ Klara (Kleine
Ge. für junge Mädchen). 1857. ‒ Alt-
engliſche u. ſchottiſche Dichtungen in
deutſcher Nachbildung, 1857. ‒ Des
Weines Hofftaat (G. mit Jlluſtr. von
A. Schröter), o. J. ‒ Geſammelte
Blätter a. d. poetiſchen Nachlaß, 1887.
*de Marées, Wilhelm Ludwig,
Vetter des Vorigen, ein Sohn des
Schuldirektors und Seminarinſpek-
tors Heinrich Ludwig de M. (ge-
ſtorben 1825), wurde zu Deſſau am
14. Febr. 1820 geboren, erhielt ſeine
Schul- u. Gymnaſialbildung in Deſ-
ſau, Erlangen, Nürnberg und Zerbſt
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