Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Sach Lehrer auf einigen Dörfern der Pro-vinz, wurde dann Hauptlehrer in Wreschen und 1899 Rektor in Alt- damm in Pommern. S: Aus dem *Sacher-Masoch, Leopold Ritter v., pseud. Charlotte Arand und Sach schaftlichen Studien, erwarb sich mit20 Jahren die Doktorwürde, arbei- tete dann einige Zeit im k. k. Staats- archiv zu Wien sein Geschichtswerk "Der Aufstand in Gent" (erschien 1857) aus u. habilitierte sich darauf in Graz als Privatdozent der Ge- schichte. Jm Jahre 1858 erschien anonym S.-M.s erster Roman, und dessen Erfolg bestimmte ihn, sich ganz der literarischen Beschäftigung zu widmen, obwohl er sein akademisches Lehramt vorläufig noch beibehielt. Nachdem er 1859 als Freiwilliger in die österreichische Armee eingetreten war, um gegen die Franzosen und Jtaliener zu kämpfen, wurde er unter Schmerling zum Professor in Lem- berg ernannt; doch resignierte er unter dem deutsch-feindlichen Mi- nister Belcredi und lebte in den fol- genden Jahren als Schriftsteller ab- wechselnd in Graz, Prag, Salzburg und Wien, unternahm größere Reisen und besuchte auch von Zeit zu Zeit seine kleinrussische Heimat, der er eine treue Liebe bewahrte. Jm Jahre 1873 vermählte er sich und ließ sich dann zunächst in Bruck an der Mur nieder. Die Ehe mit seiner Frau ge- staltete sich bald zu einer höchst un- erträglichen, und ist wohl beiden Gatten ein gleiches Maß von Schuld zuzuschreiben. S.-M. war ein kranker Psychopat, eine Persönlichkeit mit schwerer degenerativer Veranlagung, mit perversen, besonders nach der sexuell-pathologischen Seite gerichte- ten Neigungen u. Antrieben behaftet, und der berühmte Psychiater Krafft- Ebing in Wien hat ihn denn auch als den Urtypus eines "Masochisten" bezeichnet. Sein Weib, ein liederliches Frauenzimmer, nährte nur die per- versen Neigungen des Gatten noch mehr, und so wurde der Zusammen- bruch der Ehe schließlich unausbleib- lich. Jm Jahre 1877 siedelten die Gatten nach Graz und 1880 nach Budapest über, wo S. kurze Zeit die *
Sach Lehrer auf einigen Dörfern der Pro-vinz, wurde dann Hauptlehrer in Wreſchen und 1899 Rektor in Alt- damm in Pommern. S: Aus dem *Sacher-Maſoch, Leopold Ritter v., pſeud. Charlotte Arand und Sach ſchaftlichen Studien, erwarb ſich mit20 Jahren die Doktorwürde, arbei- tete dann einige Zeit im k. k. Staats- archiv zu Wien ſein Geſchichtswerk „Der Aufſtand in Gent“ (erſchien 1857) aus u. habilitierte ſich darauf in Graz als Privatdozent der Ge- ſchichte. Jm Jahre 1858 erſchien anonym S.-M.s erſter Roman, und deſſen Erfolg beſtimmte ihn, ſich ganz der literariſchen Beſchäftigung zu widmen, obwohl er ſein akademiſches Lehramt vorläufig noch beibehielt. Nachdem er 1859 als Freiwilliger in die öſterreichiſche Armee eingetreten war, um gegen die Franzoſen und Jtaliener zu kämpfen, wurde er unter Schmerling zum Profeſſor in Lem- berg ernannt; doch reſignierte er unter dem deutſch-feindlichen Mi- niſter Belcredi und lebte in den fol- genden Jahren als Schriftſteller ab- wechſelnd in Graz, Prag, Salzburg und Wien, unternahm größere Reiſen und beſuchte auch von Zeit zu Zeit ſeine kleinruſſiſche Heimat, der er eine treue Liebe bewahrte. Jm Jahre 1873 vermählte er ſich und ließ ſich dann zunächſt in Bruck an der Mur nieder. Die Ehe mit ſeiner Frau ge- ſtaltete ſich bald zu einer höchſt un- erträglichen, und iſt wohl beiden Gatten ein gleiches Maß von Schuld zuzuſchreiben. S.-M. war ein kranker Pſychopat, eine Perſönlichkeit mit ſchwerer degenerativer Veranlagung, mit perverſen, beſonders nach der ſexuell-pathologiſchen Seite gerichte- ten Neigungen u. Antrieben behaftet, und der berühmte Pſychiater Krafft- Ebing in Wien hat ihn denn auch als den Urtypus eines „Maſochiſten“ bezeichnet. Sein Weib, ein liederliches Frauenzimmer, nährte nur die per- verſen Neigungen des Gatten noch mehr, und ſo wurde der Zuſammen- bruch der Ehe ſchließlich unausbleib- lich. Jm Jahre 1877 ſiedelten die Gatten nach Graz und 1880 nach Budapeſt über, wo S. kurze Zeit die *
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Sach
Sach
Lehrer auf einigen Dörfern der Pro-
vinz, wurde dann Hauptlehrer in
Wreſchen und 1899 Rektor in Alt-
damm in Pommern.
S: Aus dem
Herzen (Ge.), 1899. – Seeroſen.
Hans Lange (2 En.), 1909.
*Sacher-Maſoch, Leopold Ritter
v., pſeud. Charlotte Arand und
Zoe von Rodenbach, wurde am
27. Jan. 1836 zu Lemberg geboren,
wo ſein Vater gleichen Namens k. k.
Hofrat und Polizeichef von Galizien
war. Seine Jugend verlebte er im
Winter in der Stadt und im Som-
mer gewöhnlich auf dem Lande, in
Zloczow oder in dem reizenden Wi-
niki. Hier durchſtreifte er als Knabe,
die Flinte auf dem Rücken, auf eigene
Fauſt Feld und Wald, Gebirge und
Sumpf, u. ſammelte unter dem gali-
ziſchen Volke jene Eindrücke, welche
ſpäter für ſeine literariſche Phyſio-
gnomie ſo maßgebend wurden. Unter
den kleinruſſiſchen Bauern, in denen
die Erinnerungen an die alte Koſaken-
freiheit und an die Kämpfe gegen
die polniſche Ariſtokratie noch immer
lebendig waren, gewann er jenen
demokratiſchen Zug, der ihn ſpäter
beſtimmte, ſeinem Vater den Eintritt
in den Staatsdienſt zu verweigern.
Unauslöſchliche Eindrücke machten auf
ihn die Greuel des Jahres 1846, wo
der Wahnſinn des galiziſchen Edel-
manns mit der Mordluſt des Land-
manns Hand in Hand gingen. Jm
Jahre 1848 wurde Leopolds Vater
als Stadthauptmann und Polizeichef
nach Prag verſetzt, und hier erſt er-
lernte der Sohn, der bis dahin nur
polniſch und rutheniſch ſprach, die
deutſche Sprache. Er beſuchte hier
das Gymnaſium, das er mit fünfzehn
Jahren abſolvierte, beendete dann
die philoſophiſchen Kurſe u. ſtudierte
mit Vorliebe Mathematik, Geſchichte,
Naturwiſſenſchaften und die Rechte.
Nach der Verſetzung des Vaters nach
Graz (1855) vollendete Leopold von
S.-M. hierſelbſt ſeine rechtswiſſen-
ſchaftlichen Studien, erwarb ſich mit
20 Jahren die Doktorwürde, arbei-
tete dann einige Zeit im k. k. Staats-
archiv zu Wien ſein Geſchichtswerk
„Der Aufſtand in Gent“ (erſchien
1857) aus u. habilitierte ſich darauf
in Graz als Privatdozent der Ge-
ſchichte. Jm Jahre 1858 erſchien
anonym S.-M.s erſter Roman, und
deſſen Erfolg beſtimmte ihn, ſich ganz
der literariſchen Beſchäftigung zu
widmen, obwohl er ſein akademiſches
Lehramt vorläufig noch beibehielt.
Nachdem er 1859 als Freiwilliger in
die öſterreichiſche Armee eingetreten
war, um gegen die Franzoſen und
Jtaliener zu kämpfen, wurde er unter
Schmerling zum Profeſſor in Lem-
berg ernannt; doch reſignierte er
unter dem deutſch-feindlichen Mi-
niſter Belcredi und lebte in den fol-
genden Jahren als Schriftſteller ab-
wechſelnd in Graz, Prag, Salzburg
und Wien, unternahm größere Reiſen
und beſuchte auch von Zeit zu Zeit
ſeine kleinruſſiſche Heimat, der er
eine treue Liebe bewahrte. Jm Jahre
1873 vermählte er ſich und ließ ſich
dann zunächſt in Bruck an der Mur
nieder. Die Ehe mit ſeiner Frau ge-
ſtaltete ſich bald zu einer höchſt un-
erträglichen, und iſt wohl beiden
Gatten ein gleiches Maß von Schuld
zuzuſchreiben. S.-M. war ein kranker
Pſychopat, eine Perſönlichkeit mit
ſchwerer degenerativer Veranlagung,
mit perverſen, beſonders nach der
ſexuell-pathologiſchen Seite gerichte-
ten Neigungen u. Antrieben behaftet,
und der berühmte Pſychiater Krafft-
Ebing in Wien hat ihn denn auch
als den Urtypus eines „Maſochiſten“
bezeichnet. Sein Weib, ein liederliches
Frauenzimmer, nährte nur die per-
verſen Neigungen des Gatten noch
mehr, und ſo wurde der Zuſammen-
bruch der Ehe ſchließlich unausbleib-
lich. Jm Jahre 1877 ſiedelten die
Gatten nach Graz und 1880 nach
Budapeſt über, wo S. kurze Zeit die
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