Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Scha dem Gymnasium daselbst u. studiertedann vom Herbst 1841-43 in Erlan- gen, bis 1845 in Leipzig klassische und germanische Philologie, Geschichte u. Philosophie. Mit besonderem Jnter- esse widmete er sich dem Studium der Literatur des 16. Jahrhunderts, spe- ziell des großen Humoristen Joh. Fischart, dessen "Jesuitenhütlein" (vom Jahre 1593) Sch. in der städ- tischen Ratsbibliothek zu Leipzig auf- fand und dann mit sprachlichen und sachlichen Anmerkungen herausgab (1845). Um Ostern 1846 promovierte Sch. zum Doktor der Philosophie; kurz darauf erwählte ihn die Stadt Kitzingen a. Main zum Subrektor u. Professor der neuerrichteten dortigen Lateinschule, und nachdem er im Mai seine Lehramtsprüfung zu Würzburg bestanden, trat er im Juni sein Amt an, dem er bis zu seinem frühen Tode vorstand. Er starb an einer Lungen- entzündung am 1. Juni 1871. S:
*Schade, Georg, pseud. Nemo, Scha brachte. Als Direktor eines Kur-theaters in Thüringen lernte er seine zweite Frau - von der ersten war er nach dreijähriger Ehe 1900 geschie- den -- kennen, die dann in seinem Ensemble als erste Liebhaberin wirkte und mit der er sich kurze Zeit darauf verheiratete. Während seiner Tätig- keit als Oberregisseur und Theater- leiter betrieb er vielerlei Privatstu- dien auf dem Gebiet der Philosophie, Rechtswissenschaft, Religionsphilo- sophie und Malerei. Sein letztes festes Engagement fand er in Frank- furt a. M. Von dort ging er nach Dresden als Geheimsekretär des (1776 von Adam Weishaupt gestif- teten) Jlluminatenordens, dem er schon seit Jahren als Mitglied ange- hörte, siedelte später mit der Ge- schäftsstelle des Ordens nach Berlin über, trat dann aber interner Zer- würfnisse halber aus dem Orden 1907 aus und begann im folgenden Jahre seine schriftstellerische Tätig- keit auf dramatischem Gebiet. S:
Schade, Josephine, pseudon. J. *
Scha dem Gymnaſium daſelbſt u. ſtudiertedann vom Herbſt 1841–43 in Erlan- gen, bis 1845 in Leipzig klaſſiſche und germaniſche Philologie, Geſchichte u. Philoſophie. Mit beſonderem Jnter- eſſe widmete er ſich dem Studium der Literatur des 16. Jahrhunderts, ſpe- ziell des großen Humoriſten Joh. Fiſchart, deſſen „Jeſuitenhütlein“ (vom Jahre 1593) Sch. in der ſtäd- tiſchen Ratsbibliothek zu Leipzig auf- fand und dann mit ſprachlichen und ſachlichen Anmerkungen herausgab (1845). Um Oſtern 1846 promovierte Sch. zum Doktor der Philoſophie; kurz darauf erwählte ihn die Stadt Kitzingen a. Main zum Subrektor u. Profeſſor der neuerrichteten dortigen Lateinſchule, und nachdem er im Mai ſeine Lehramtsprüfung zu Würzburg beſtanden, trat er im Juni ſein Amt an, dem er bis zu ſeinem frühen Tode vorſtand. Er ſtarb an einer Lungen- entzündung am 1. Juni 1871. S:
*Schade, Georg, pſeud. Nemo, Scha brachte. Als Direktor eines Kur-theaters in Thüringen lernte er ſeine zweite Frau – von der erſten war er nach dreijähriger Ehe 1900 geſchie- den — kennen, die dann in ſeinem Enſemble als erſte Liebhaberin wirkte und mit der er ſich kurze Zeit darauf verheiratete. Während ſeiner Tätig- keit als Oberregiſſeur und Theater- leiter betrieb er vielerlei Privatſtu- dien auf dem Gebiet der Philoſophie, Rechtswiſſenſchaft, Religionsphilo- ſophie und Malerei. Sein letztes feſtes Engagement fand er in Frank- furt a. M. Von dort ging er nach Dresden als Geheimſekretär des (1776 von Adam Weishaupt geſtif- teten) Jlluminatenordens, dem er ſchon ſeit Jahren als Mitglied ange- hörte, ſiedelte ſpäter mit der Ge- ſchäftsſtelle des Ordens nach Berlin über, trat dann aber interner Zer- würfniſſe halber aus dem Orden 1907 aus und begann im folgenden Jahre ſeine ſchriftſtelleriſche Tätig- keit auf dramatiſchem Gebiet. S:
Schade, Joſephine, pſeudon. J. *
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Scha
Scha
dem Gymnaſium daſelbſt u. ſtudierte
dann vom Herbſt 1841–43 in Erlan-
gen, bis 1845 in Leipzig klaſſiſche und
germaniſche Philologie, Geſchichte u.
Philoſophie. Mit beſonderem Jnter-
eſſe widmete er ſich dem Studium der
Literatur des 16. Jahrhunderts, ſpe-
ziell des großen Humoriſten Joh.
Fiſchart, deſſen „Jeſuitenhütlein“
(vom Jahre 1593) Sch. in der ſtäd-
tiſchen Ratsbibliothek zu Leipzig auf-
fand und dann mit ſprachlichen und
ſachlichen Anmerkungen herausgab
(1845). Um Oſtern 1846 promovierte
Sch. zum Doktor der Philoſophie;
kurz darauf erwählte ihn die Stadt
Kitzingen a. Main zum Subrektor u.
Profeſſor der neuerrichteten dortigen
Lateinſchule, und nachdem er im Mai
ſeine Lehramtsprüfung zu Würzburg
beſtanden, trat er im Juni ſein Amt
an, dem er bis zu ſeinem frühen Tode
vorſtand. Er ſtarb an einer Lungen-
entzündung am 1. Juni 1871.
S:
Studentenlieder, 1841. – Zum deut-
ſchen Fürſtentag (Ge.), 1863. – Wit-
wenlieder, 1862. – Shakeſpeare-
Sonette, 1864. – Die Braut der Hoch-
alpen, 1864. – Tränen aus Villa
Malta (Lr.), 1865. – Klänge vom
Main (Zeitgedichte), 1870. – Deut-
ſcher Muſenalmanach a. d. J. 1850,
1852–59. – Freiligrath-Album (mit
Jgnaz Hub hrsg.), 1868.
*Schade, Georg, pſeud. Nemo,
wurde am 4. Februar 1873 in Ber-
lin geboren und trat nach Abſol-
vierung eines Realgymnaſiums als
Lehrling in einen kaufmänniſchen
Großbetrieb. Mit 20 Jahren ging
er zum Theater und arbeitete ſich
dort aus kleinſten Anfängen zu ge-
achteten Stellungen an guten Thea-
tern durch. Er vertrat das Fach der
erſten Helden, Liebhaber und Bon-
vivants. Mit 23 Jahren war er be-
reits Regiſſeur und unternahm mit
einem eigenen Enſemble eine Tournée
zur Aufführung von Jbſen-Dramen,
die ihm große künſtleriſche Erfolge
brachte. Als Direktor eines Kur-
theaters in Thüringen lernte er ſeine
zweite Frau – von der erſten war er
nach dreijähriger Ehe 1900 geſchie-
den — kennen, die dann in ſeinem
Enſemble als erſte Liebhaberin wirkte
und mit der er ſich kurze Zeit darauf
verheiratete. Während ſeiner Tätig-
keit als Oberregiſſeur und Theater-
leiter betrieb er vielerlei Privatſtu-
dien auf dem Gebiet der Philoſophie,
Rechtswiſſenſchaft, Religionsphilo-
ſophie und Malerei. Sein letztes
feſtes Engagement fand er in Frank-
furt a. M. Von dort ging er nach
Dresden als Geheimſekretär des
(1776 von Adam Weishaupt geſtif-
teten) Jlluminatenordens, dem er
ſchon ſeit Jahren als Mitglied ange-
hörte, ſiedelte ſpäter mit der Ge-
ſchäftsſtelle des Ordens nach Berlin
über, trat dann aber interner Zer-
würfniſſe halber aus dem Orden
1907 aus und begann im folgenden
Jahre ſeine ſchriftſtelleriſche Tätig-
keit auf dramatiſchem Gebiet.
S:
Richters Millionen (Volksſt.), 1911.
– Diplomatie der Liebe (Lſp., mit
Thomas Merten), 1911.
Schade, Joſephine, pſeudon. J.
Schade-Hädicke und J. Utecht,
wurde am 20. April 1875 in Han-
nover als Tochter des Eiſenbahn-
betriebsſekretärs G. Utecht geboren,
kam in ihren erſten Lebensjahren
nach dem Rheinlande und verlebte
ihre Kindheit und erſte Jugend in
Köln, wo ſie auch ihre Schulbildung
erhielt. Sie trat darauf als Kor-
reſpondentin in eine rheiniſche Ma-
ſchinenfabrik, nahm gleichzeitig dra-
matiſchen Unterricht und widmete
ſich nach erfolgter Ausbildung der
Bühnenlaufbahn im Fach der erſten
Liebhaberinnen und Salondamen.
Jm erſten Jahr ihrer Bühnentätigkeit
lernte ſie den Theaterdirektor Georg
Schade (ſ. d. Vorigen!) kennen, mit
dem ſie ſich bald darauf verheiratete.
Nach kurzer Zeit zog ſie ſich von der
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