Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Schn Stefansturm-Kalender, 13 Jahrg.1896-1908. Schneider(-Sudenburg), An- ton Friedrich, geb. am 27. Juni 1869 S: Poetische Momente, *Schneidhuber, Th., pseudon. S: Ruth Richter *Schneidt, Karl Borromäus,
Schn diert hatte, übernahm er, um späterals Rektor in den Volksschuldienst einzutreten, eine Lehrerstelle an der städtischen Volks- und Mittelschule in St. Johann an der Saar, die er ein Jahr verwaltete, kam dann aber in die publizistische Laufbahn hinein (1878), redigierte sozialistische Ar- beiterblätter in Hamburg, Kiel, Elber- feld u. a. O., hatte mehrfach Gefäng- nisstrafen zu erleiden und ging nach Erlaß des Sozialistengesetzes durch Belgien nach Tourcoing im nörd- lichen Frankreich und darauf nach Paris. Nach zweijährigem Aufent- halte von dort ausgewiesen, wandte er sich nach Brüssel und dann nach London, und als auch hier seines Bleibens nicht mehr war, wieder nach Paris, bis er 1883, des Parteigetrie- bes überdrüssig, trotz der ihm drohen- den Strafe nach Deutschland zurück- kehrte, um sich hier eine journalisti- sche Existenz zu gründen. Jn Pots- dam wurde er wegen "Hochverrats" verhaftet, dann nach Leipzig in Unter- suchungshaft geführt, aber nach fünf Monaten aus derselben entlassen. Jn den folgenden Jahren war er bald hier, bald dort in Deutschland (in Zittau, Magdeburg, Breslau, Posen und Graudenz) als Vertreter eigener, unabhängiger Anschauungen (zum Teil in von ihm selbst gegründeten Blättern) tätig, wurde auch infolge- dessen wiederholt zu Geld- und Ge- fängnisstrafen verurteilt. Seit dem Jahre 1887 lebte er in Berlin. Hier gab er die satirische Wochenschrift "Der Spottvogel" heraus, die aber nach 21/2 Jahren wieder einging, u. redigierte seit dem Herbst 1894-96 "Die Kritik. Wochenschau des öffent- lichen Lebens". Dann ließ er den "Spottvogel" von neuem erstehen (1898) und gab ihn bis 1903 heraus. Seit 1902 gehört er auch dem Redak- tionsverbande der "Welt am Mon- tag" an u. zeichnet seit 1903 als Chef- redakteur derselben. Seinen Wohn- *
Schn Stefansturm-Kalender, 13 Jahrg.1896–1908. Schneider(-Sudenburg), An- ton Friedrich, geb. am 27. Juni 1869 S: Poetiſche Momente, *Schneidhuber, Th., pſeudon. S: Ruth Richter *Schneidt, Karl Borromäus,
Schn diert hatte, übernahm er, um ſpäterals Rektor in den Volksſchuldienſt einzutreten, eine Lehrerſtelle an der ſtädtiſchen Volks- und Mittelſchule in St. Johann an der Saar, die er ein Jahr verwaltete, kam dann aber in die publiziſtiſche Laufbahn hinein (1878), redigierte ſozialiſtiſche Ar- beiterblätter in Hamburg, Kiel, Elber- feld u. a. O., hatte mehrfach Gefäng- nisſtrafen zu erleiden und ging nach Erlaß des Sozialiſtengeſetzes durch Belgien nach Tourcoing im nörd- lichen Frankreich und darauf nach Paris. Nach zweijährigem Aufent- halte von dort ausgewieſen, wandte er ſich nach Brüſſel und dann nach London, und als auch hier ſeines Bleibens nicht mehr war, wieder nach Paris, bis er 1883, des Parteigetrie- bes überdrüſſig, trotz der ihm drohen- den Strafe nach Deutſchland zurück- kehrte, um ſich hier eine journaliſti- ſche Exiſtenz zu gründen. Jn Pots- dam wurde er wegen „Hochverrats“ verhaftet, dann nach Leipzig in Unter- ſuchungshaft geführt, aber nach fünf Monaten aus derſelben entlaſſen. Jn den folgenden Jahren war er bald hier, bald dort in Deutſchland (in Zittau, Magdeburg, Breslau, Poſen und Graudenz) als Vertreter eigener, unabhängiger Anſchauungen (zum Teil in von ihm ſelbſt gegründeten Blättern) tätig, wurde auch infolge- deſſen wiederholt zu Geld- und Ge- fängnisſtrafen verurteilt. Seit dem Jahre 1887 lebte er in Berlin. Hier gab er die ſatiriſche Wochenſchrift „Der Spottvogel“ heraus, die aber nach 2½ Jahren wieder einging, u. redigierte ſeit dem Herbſt 1894–96 „Die Kritik. Wochenſchau des öffent- lichen Lebens“. Dann ließ er den „Spottvogel“ von neuem erſtehen (1898) und gab ihn bis 1903 heraus. Seit 1902 gehört er auch dem Redak- tionsverbande der „Welt am Mon- tag“ an u. zeichnet ſeit 1903 als Chef- redakteur derſelben. Seinen Wohn- *
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Schn
Schn
Stefansturm-Kalender, 13 Jahrg.
1896–1908.
Schneider(-Sudenburg), An-
ton Friedrich, geb. am 27. Juni 1869
in Sudenburg bei Magdeburg, lebt
(1899) in Leipzig, (1900) in Char-
lottenburg.
S: Poetiſche Momente,
1897. Neue A. u. d. T.: Poetiſche
Momente und Satiren, 1899.
*Schneidhuber, Th., pſeudon.
Thea Graziella, geb. am 3. Aug.
1881 in Lyck (Oſtpreußen), kam frühe
nach der Mark u. wurde in Spandau
erzogen. Einerſeits waren es die
herrlichen Havelufer und Havelſeen,
in denen ſich die Sonne der Märchen
und Wunder ſpiegelt, anderſeits das
lärmende Leben der nahen Reichs-
hauptſtadt, unter deren wechſelndem
Einfluß ſie zur Schriftſtellerin er-
zogen ward. Jhr äußeres Leben war
bunt genug; ſie hat viel Enttäuſchung
aber auch hilfsbereite Freundſchaft
erfahren, und der letzteren dankt ſie
es, daß ſie jetzt mit feſten Füßen im
Leben ſteht. Sie lebte, kurze Zeit
verheiratet, in München und gehörte
der Redaktion der Monatsſchrift
„Strandgut“ an. Jetzt hat ſie ihren
Wohnſitz in Berlin.
S: Ruth Richter
(Schſp.), 1905. – Jhr Erdenwallen
(Dr.), 1906. – Jm Spiegel der Seele
(Ge., 1. Bd.), 1906. – Spiele des
Schickſals (Sk.), 1908. – Verſteckte
Wahrheiten (Satir. Fabeln), 1912.
*Schneidt, Karl Borromäus,
geb. am 13. Mai 1854 im Schul-
hauſe zu Rußhütte im Kreiſe Saar-
brücken, war mit ſechs Jahren völlig
verwaiſt und kam nun in das Haus
ſeiner Schweſter in Klarenthal (Kr.
Saarbrücken), wo er bis 1867 die
Dorfſchule beſuchte. Dann genoß er
bis 1870 den Unterricht auf dem
Gymnaſium in Saarbrücken, ging
nach der Beendigung des Kriegs nach
Metz und beſtand hier am kaiſerlichen
Lyzeum 1873 das Abiturientenexa-
men. Nachdem er darauf zwei Jahre
lang in Bonn und Heidelberg ſtu-
diert hatte, übernahm er, um ſpäter
als Rektor in den Volksſchuldienſt
einzutreten, eine Lehrerſtelle an der
ſtädtiſchen Volks- und Mittelſchule
in St. Johann an der Saar, die er
ein Jahr verwaltete, kam dann aber
in die publiziſtiſche Laufbahn hinein
(1878), redigierte ſozialiſtiſche Ar-
beiterblätter in Hamburg, Kiel, Elber-
feld u. a. O., hatte mehrfach Gefäng-
nisſtrafen zu erleiden und ging nach
Erlaß des Sozialiſtengeſetzes durch
Belgien nach Tourcoing im nörd-
lichen Frankreich und darauf nach
Paris. Nach zweijährigem Aufent-
halte von dort ausgewieſen, wandte
er ſich nach Brüſſel und dann nach
London, und als auch hier ſeines
Bleibens nicht mehr war, wieder nach
Paris, bis er 1883, des Parteigetrie-
bes überdrüſſig, trotz der ihm drohen-
den Strafe nach Deutſchland zurück-
kehrte, um ſich hier eine journaliſti-
ſche Exiſtenz zu gründen. Jn Pots-
dam wurde er wegen „Hochverrats“
verhaftet, dann nach Leipzig in Unter-
ſuchungshaft geführt, aber nach fünf
Monaten aus derſelben entlaſſen. Jn
den folgenden Jahren war er bald
hier, bald dort in Deutſchland (in
Zittau, Magdeburg, Breslau, Poſen
und Graudenz) als Vertreter eigener,
unabhängiger Anſchauungen (zum
Teil in von ihm ſelbſt gegründeten
Blättern) tätig, wurde auch infolge-
deſſen wiederholt zu Geld- und Ge-
fängnisſtrafen verurteilt. Seit dem
Jahre 1887 lebte er in Berlin. Hier
gab er die ſatiriſche Wochenſchrift
„Der Spottvogel“ heraus, die aber
nach 2½ Jahren wieder einging, u.
redigierte ſeit dem Herbſt 1894–96
„Die Kritik. Wochenſchau des öffent-
lichen Lebens“. Dann ließ er den
„Spottvogel“ von neuem erſtehen
(1898) und gab ihn bis 1903 heraus.
Seit 1902 gehört er auch dem Redak-
tionsverbande der „Welt am Mon-
tag“ an u. zeichnet ſeit 1903 als Chef-
redakteur derſelben. Seinen Wohn-
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