Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Schn sitz hat er 1904 nach Strausberg (inder Mark) verlegt. Außer einer gro- ßen Anzahl sozialpolitischer Broschü- ren veröffentlichte er S: Das Urteil Schneidt, Laura, geb. im Jan. S: Floras Tagebuch (Ge., zum Besten Schnell, Joseph von, geb. am 22. Schn ten. Jm Jahre 1854 wurde er zumVizekanzler beim Konsulate in Tra- pezunt, einige Jahre darauf zum Kanzler in Galatz ernannt und so- dann in gleicher Eigenschaft nach Konstantinopel u. 1859 nach Alexan- drien versetzt. Bei seiner durch den langen Aufenthalt im Orient und durch weite Reisen in Ländern mit tropischem Klima geschwächten Ge- sundheit wurde er im Oktober 1863 von einem heftigen Dysenterie-An- falle ergriffen, dem er nach schmerz- lichem Krankenlager am 30. Dezbr. 1863 zu Alexandrien erlag. Seine Dichtungen finden sich zerstreut in verschiedenen Zeitschriften, unter andern auch in Ad. Pichlers "Früh- lieder aus Tirol" (1846). Schnell, Ludwig von, Bruder des S: Die Vertreibung *
Schn ſitz hat er 1904 nach Strausberg (inder Mark) verlegt. Außer einer gro- ßen Anzahl ſozialpolitiſcher Broſchü- ren veröffentlichte er S: Das Urteil Schneidt, Laura, geb. im Jan. S: Floras Tagebuch (Ge., zum Beſten Schnell, Joſeph von, geb. am 22. Schn ten. Jm Jahre 1854 wurde er zumVizekanzler beim Konſulate in Tra- pezunt, einige Jahre darauf zum Kanzler in Galatz ernannt und ſo- dann in gleicher Eigenſchaft nach Konſtantinopel u. 1859 nach Alexan- drien verſetzt. Bei ſeiner durch den langen Aufenthalt im Orient und durch weite Reiſen in Ländern mit tropiſchem Klima geſchwächten Ge- ſundheit wurde er im Oktober 1863 von einem heftigen Dyſenterie-An- falle ergriffen, dem er nach ſchmerz- lichem Krankenlager am 30. Dezbr. 1863 zu Alexandrien erlag. Seine Dichtungen finden ſich zerſtreut in verſchiedenen Zeitſchriften, unter andern auch in Ad. Pichlers „Früh- lieder aus Tirol“ (1846). Schnell, Ludwig von, Bruder des S: Die Vertreibung *
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Schn
Schn
ſitz hat er 1904 nach Strausberg (in
der Mark) verlegt. Außer einer gro-
ßen Anzahl ſozialpolitiſcher Broſchü-
ren veröffentlichte er
S: Das Urteil
der Welt (Schſp.), 1894. N. Ausg.
u. d. T.: Das Ende der Lüge (Schſp.),
1895. – Der Renegat (Dr.), 1895. –
Leidvoll und freudvoll (R.), 1898. –
Einfache Menſchen (Nn.), 1903. (Jn-
halt: Unſichtbare Mächte. – Der Alt-
geſelle.) – Seelengift (Schſp.), 1902.
Schneidt, Laura, geb. im Jan.
1824 zu München als die Tochter
eines Obertaxators, genoß für ihre
Zeit u. Verhältniſſe eine gute Schul-
bildung und ſuchte dieſelbe ſpäter
als Erzieherin in einigen adeligen
Familien zu verwerten. Als ſie ſpä-
ter erblindete, gab ſie in ihrer Häus-
lichkeit Unterrichtsſtunden u. ſorgte
ſo in liebreichſter Weiſe für ihre
gänzlich gelähmte Mutter. Nach dem
Tode der letzteren übertrug ſie ihre
Mildtätigkeit auf andere ärmere Mit-
menſchen u. gab auch zu deren Beſten
ihre Gedichte heraus. Sie ſtarb,
hochgeachtet von allen, die ſie kann-
ten, am 12. Mai 1897 in München.
S: Floras Tagebuch (Ge., zum Beſten
einiger im Feldzuge 1870 erblindeten
Bayern), 1875. 2. A. 1896.
Schnell, Joſeph von, geb. am 22.
Novbr. 1822 zu Jnnsbruck, ſtammte
aus einer adligen Tiroler Familie.
Von Jugend auf gründlichen philo-
ſophiſchen, hiſtoriſchen u. linguiſti-
ſchen Studien zugetan, ſtudierte er
nach Abſolvierung des Jnnsbrucker
Gymnaſiums in Wien die Rechte u.
betrat dann zuerſt die politiſche Lauf-
bahn. Jm Jahre 1848 nahm er an
der Landesverteidigung teil und zog
mit der erſten Wiltauer Kompagnie
an die ſüdtiroliſche Grenze. Nach-
dem er ſpäter einige Zeit bei der ti-
roliſchen Landſchaft Dienſtpraxis ge-
nommen, beſchloß er, ſich der Konſu-
lats-Karriere zu widmen, wozu ihn
ſeine vielſeitige Bildung u. ſein gro-
ßes Sprachtalent beſonders befähig-
ten. Jm Jahre 1854 wurde er zum
Vizekanzler beim Konſulate in Tra-
pezunt, einige Jahre darauf zum
Kanzler in Galatz ernannt und ſo-
dann in gleicher Eigenſchaft nach
Konſtantinopel u. 1859 nach Alexan-
drien verſetzt. Bei ſeiner durch den
langen Aufenthalt im Orient und
durch weite Reiſen in Ländern mit
tropiſchem Klima geſchwächten Ge-
ſundheit wurde er im Oktober 1863
von einem heftigen Dyſenterie-An-
falle ergriffen, dem er nach ſchmerz-
lichem Krankenlager am 30. Dezbr.
1863 zu Alexandrien erlag. Seine
Dichtungen finden ſich zerſtreut in
verſchiedenen Zeitſchriften, unter
andern auch in Ad. Pichlers „Früh-
lieder aus Tirol“ (1846).
Schnell, Ludwig von, Bruder des
Vorigen, geb. 1825, bildete zu jenem
einen auffallenden Gegenſatz. Er
war phantaſievoll, witzſprudelnd, be-
ſaß eine mehr ausgedehnte, denn
gründliche Beleſenheit u. ſchwärmte
für die modernen Freiheits-Jdeen.
Seinem abenteuerlichen, ins Ferne
ſchweifenden Sinne iſt es wohl zu-
zuſchreiben, daß er keine ſeinen Fä-
higkeiten entſprechende ſoziale Stel-
lung zu erlangen vermochte, obgleich
er ſein Glück in der militäriſchen,
literariſchen, journaliſtiſchen Lauf-
bahn verſucht, und daß er endlich be-
ſchloß, jenſeits des Ozeans ſich eine
neue Heimat zu gründen. An den
Ufern des Rio Colorado ſchlug der
europamüde Wanderer im Jahre
1854 ſeinen Wohnſitz als Farmer
auf, durchzog ſpäter einen großen
Teil der Unionsſtaaten, hielt ſich in
Handelsgeſchäften einige Zeit in den
einſamen Forts des Jndianer-Ter-
ritoriums auf, worüber intereſſante
Mitteilungen in ſeine Heimat ge-
langten, und lebte zuletzt in, wie es
ſcheint, nicht ungünſtigen Verhält-
niſſen zu Burnet in Texas. Seit
Jahrzehnten fehlen ſichere Nachrich-
ten über ihn.
S: Die Vertreibung
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