Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Sell Schmerzliche Erfahrungen u. Kämpfe,besonders aber eine stets schwankende Gesundheit drückte ihrem ganzen We- sen eine tiefe Melancholie auf, die sich auch in ihren schriftstellerischen Arbeiten ausspricht. Nach monate- langen, qualvollen Leiden starb sie in Schwerin am 9. Februar 1893 an der Schwindsucht. S: Wo ist das *Sell, Sophie Charlotte v., wurde S: Fannys Sellen, Gustav, Pseud. für Lud- *Sello, Erich Emil Ludwig Eduard, geb. am 29. Februar 1852 Sel in Sanssouci bei Potsdam als derSohn eines königl. Oberhofgärtners, absolvierte das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog Ostern 1870 die Universität Jena, um Geschichte und Philosophie zu studieren. Bei Ausbruch des französischen Krieges trat er als Freiwilliger in das preuß. Gardejägerbataillon und hat teils bei diesem, teils beim Gardeschützen- bataillon an dem Feldzuge teilge- nommen. Bei Le Bourget erwarb er sich am 30. Oktbr. 1870 das Eiserne Kreuz 2. Kl., das ihm vom damaligen preußischen Kronprinzen nebst dessen Bilde persönlich überreicht wurde. Am 21. Dezbr. d. J. wurde er in Le Bourget durch einen Granatsplit- ter schwer verwundet, u. die hierdurch verursachte gänzliche Jnvalidität ver- hinderte ihn, sich, wie er beabsichtigt hatte, ganz dem militärischen Berufe zu widmen. Zu Ostern 1871 nahm er sein Studium in Jena wieder auf, ging Ostern 1872 nach Berlin, wo er nunmehr Jura studierte, und legte im Herbst 1873 sein Referendarexa- men ab. 1874 erwarb er sich die juristische Doktorwürde. Er arbeitete als Referendar bei den Gerichten in Freienwalde a. O., Potsdam und Berlin und hatte schon während die- ser Zeit vielfach Gelegenheit, sich praktisch auf seinen Beruf als Ver- teidiger in Strafsachen vorzuberei- ten, wofür er in Männern wie Deycks, Holthoff und Munckel mustergiltige Vorbilder fand. 1878 bestand er die Assessorprüfung, arbeitete danach bei der Staatsanwaltschaft in Potsdam u. ließ sich am 1. Oktbr. 1879 in Ber- lin als Rechtsanwalt nieder. Später wurde ihm auch das Amt als Notar und der Titel Justizrat verliehen. Von 1881-84 war er Vertreter des 2. Anhaltischen Wahlkreises im Reichs- tag, hat sich aber seitdem von der öffentlichen politischen Tätigkeit zu- rückgezogen. S: Ein später Strauß *
Sell Schmerzliche Erfahrungen u. Kämpfe,beſonders aber eine ſtets ſchwankende Geſundheit drückte ihrem ganzen We- ſen eine tiefe Melancholie auf, die ſich auch in ihren ſchriftſtelleriſchen Arbeiten ausſpricht. Nach monate- langen, qualvollen Leiden ſtarb ſie in Schwerin am 9. Februar 1893 an der Schwindſucht. S: Wo iſt das *Sell, Sophie Charlotte v., wurde S: Fannys Sellen, Guſtav, Pſeud. für Lud- *Sello, Erich Emil Ludwig Eduard, geb. am 29. Februar 1852 Sel in Sansſouci bei Potsdam als derSohn eines königl. Oberhofgärtners, abſolvierte das Gymnaſium ſeiner Vaterſtadt und bezog Oſtern 1870 die Univerſität Jena, um Geſchichte und Philoſophie zu ſtudieren. Bei Ausbruch des franzöſiſchen Krieges trat er als Freiwilliger in das preuß. Gardejägerbataillon und hat teils bei dieſem, teils beim Gardeſchützen- bataillon an dem Feldzuge teilge- nommen. Bei Le Bourget erwarb er ſich am 30. Oktbr. 1870 das Eiſerne Kreuz 2. Kl., das ihm vom damaligen preußiſchen Kronprinzen nebſt deſſen Bilde perſönlich überreicht wurde. Am 21. Dezbr. d. J. wurde er in Le Bourget durch einen Granatſplit- ter ſchwer verwundet, u. die hierdurch verurſachte gänzliche Jnvalidität ver- hinderte ihn, ſich, wie er beabſichtigt hatte, ganz dem militäriſchen Berufe zu widmen. Zu Oſtern 1871 nahm er ſein Studium in Jena wieder auf, ging Oſtern 1872 nach Berlin, wo er nunmehr Jura ſtudierte, und legte im Herbſt 1873 ſein Referendarexa- men ab. 1874 erwarb er ſich die juriſtiſche Doktorwürde. Er arbeitete als Referendar bei den Gerichten in Freienwalde a. O., Potsdam und Berlin und hatte ſchon während die- ſer Zeit vielfach Gelegenheit, ſich praktiſch auf ſeinen Beruf als Ver- teidiger in Strafſachen vorzuberei- ten, wofür er in Männern wie Deycks, Holthoff und Munckel muſtergiltige Vorbilder fand. 1878 beſtand er die Aſſeſſorprüfung, arbeitete danach bei der Staatsanwaltſchaft in Potsdam u. ließ ſich am 1. Oktbr. 1879 in Ber- lin als Rechtsanwalt nieder. Später wurde ihm auch das Amt als Notar und der Titel Juſtizrat verliehen. Von 1881–84 war er Vertreter des 2. Anhaltiſchen Wahlkreiſes im Reichs- tag, hat ſich aber ſeitdem von der öffentlichen politiſchen Tätigkeit zu- rückgezogen. S: Ein ſpäter Strauß *
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Sell
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Schmerzliche Erfahrungen u. Kämpfe,
beſonders aber eine ſtets ſchwankende
Geſundheit drückte ihrem ganzen We-
ſen eine tiefe Melancholie auf, die
ſich auch in ihren ſchriftſtelleriſchen
Arbeiten ausſpricht. Nach monate-
langen, qualvollen Leiden ſtarb ſie
in Schwerin am 9. Februar 1893 an
der Schwindſucht.
S: Wo iſt das
Glück? 1880. – Ein Moll-Akkord (E.),
1883. 2. A. 1898.
*Sell, Sophie Charlotte v., wurde
am 25. Dezbr. 1864 zu Schwerin in
Mecklenburg als die Tochter eines
Offiziers geboren und verlebte da-
ſelbſt ihre Kindheit. Jm Jahre 1878
wurde der Vater nach Aachen, in
den folgenden Jahren in verſchie-
dene rheiniſche Garniſonen verſetzt
und kam 1885 nach Berlin. Jnzwi-
ſchen hatte die Tochter bereits ihre
erſten ſchriftſtelleriſchen Verſuche ge-
macht und mit einer Novelle im
„Reichsboten“ debütiert. Der Auf-
enthalt in Berlin bot ihr Gelegen-
heit, ſich in der Muſik auszubilden,
und mit dem wachſenden muſikaliſchen
Verſtändnis ſchien auch das Gefühl
für den Rhythmus der Dichtung zu
erſtarken, ſo daß ſie in der Folge mit
gleicher Vorliebe den beiden Schwe-
ſterkünſten, der Muſik u. der Poeſie,
ſich widmen konnte. Erſt in ſpäteren
Jahren mußte, unter Einwirkung von
Krankheit, die Muſik zurücktreten. Die
Schriftſtellerin, die ſeit 1893 ihren
Wohnſitz wieder in Schwerin hatte,
lebt ſeit 1900 in Berlin.
S: Fannys
Tagebuch (E. für junge Mädchen),
1894. – Der Wanderer (D.), 1899. –
Die Glocke von Helfenſtein (Dram.
Weinachtsmär), 1900. – Die helle
Nacht (R.), 1909. – Erfolg (R.), 1909.
– Weggenoſſen (Eine einfache Geſch.),
1911. – Unterirdiſche Waſſer (R.),
1912.
Sellen, Guſtav, Pſeud. für Lud-
wig von Alvensleben; ſ. d.!
*Sello, Erich Emil Ludwig
Eduard, geb. am 29. Februar 1852
in Sansſouci bei Potsdam als der
Sohn eines königl. Oberhofgärtners,
abſolvierte das Gymnaſium ſeiner
Vaterſtadt und bezog Oſtern 1870
die Univerſität Jena, um Geſchichte
und Philoſophie zu ſtudieren. Bei
Ausbruch des franzöſiſchen Krieges
trat er als Freiwilliger in das preuß.
Gardejägerbataillon und hat teils
bei dieſem, teils beim Gardeſchützen-
bataillon an dem Feldzuge teilge-
nommen. Bei Le Bourget erwarb er
ſich am 30. Oktbr. 1870 das Eiſerne
Kreuz 2. Kl., das ihm vom damaligen
preußiſchen Kronprinzen nebſt deſſen
Bilde perſönlich überreicht wurde.
Am 21. Dezbr. d. J. wurde er in
Le Bourget durch einen Granatſplit-
ter ſchwer verwundet, u. die hierdurch
verurſachte gänzliche Jnvalidität ver-
hinderte ihn, ſich, wie er beabſichtigt
hatte, ganz dem militäriſchen Berufe
zu widmen. Zu Oſtern 1871 nahm
er ſein Studium in Jena wieder auf,
ging Oſtern 1872 nach Berlin, wo er
nunmehr Jura ſtudierte, und legte
im Herbſt 1873 ſein Referendarexa-
men ab. 1874 erwarb er ſich die
juriſtiſche Doktorwürde. Er arbeitete
als Referendar bei den Gerichten in
Freienwalde a. O., Potsdam und
Berlin und hatte ſchon während die-
ſer Zeit vielfach Gelegenheit, ſich
praktiſch auf ſeinen Beruf als Ver-
teidiger in Strafſachen vorzuberei-
ten, wofür er in Männern wie Deycks,
Holthoff und Munckel muſtergiltige
Vorbilder fand. 1878 beſtand er die
Aſſeſſorprüfung, arbeitete danach bei
der Staatsanwaltſchaft in Potsdam
u. ließ ſich am 1. Oktbr. 1879 in Ber-
lin als Rechtsanwalt nieder. Später
wurde ihm auch das Amt als Notar
und der Titel Juſtizrat verliehen.
Von 1881–84 war er Vertreter des 2.
Anhaltiſchen Wahlkreiſes im Reichs-
tag, hat ſich aber ſeitdem von der
öffentlichen politiſchen Tätigkeit zu-
rückgezogen.
S: Ein ſpäter Strauß
(Ge.), 1904. – Erntetag (Ge.), 1910.
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