Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Sel Selten, Fritz, geb. am 4. Septbr. S: Der *Semmig, Friedrich Hermann,
Sem von der Regierung des Prinzregen-ten nach Nancy, Ende d. J. nach Nantes gewiesen, war im Sommer Studienlehrer am Gymnasium zu Quimper, bereiste 1855 die Bretagne, lebte dann als Hauslehrer in der Vendee, seit 1856 als Privatlehrer in Nantes und erhielt auf Verwen- dung des Historikers Michelet im Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers der deutschen Sprache am Staats- gymnasium zu Le Puy in den Seven- nen. Nachdem er 1860 in Paris sein Examen absolviert, wurde er als Oberlehrer für lebende Sprachen am Gymnasium in Chambery angestellt und 1862 an das Lyzeum zu Orleans berufen, wo er sich 1866 den glück- lichsten Familienherd gründete. Jm Jahre 1870 wie alle Deutschen aus Frankreich vertrieben, reiste er über die Bretagne, England und Belgien nach Leipzig zurück, wohin er später seine Familie nachholte, und erhielt hier bald darauf eine Lehrerstelle an der neu begründeten höheren Bür- gerschule für Mädchen, die er bis 1882 versah. Seitdem widmete er seine Muße literarischen Arbeiten. Er starb am 22. Juni 1897. S: Ro- *
[Spaltenumbruch] Sel Selten, Fritz, geb. am 4. Septbr. S: Der *Semmig, Friedrich Hermann,
Sem von der Regierung des Prinzregen-ten nach Nancy, Ende d. J. nach Nantes gewieſen, war im Sommer Studienlehrer am Gymnaſium zu Quimper, bereiſte 1855 die Bretagne, lebte dann als Hauslehrer in der Vendée, ſeit 1856 als Privatlehrer in Nantes und erhielt auf Verwen- dung des Hiſtorikers Michelet im Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers der deutſchen Sprache am Staats- gymnaſium zu Le Puy in den Seven- nen. Nachdem er 1860 in Paris ſein Examen abſolviert, wurde er als Oberlehrer für lebende Sprachen am Gymnaſium in Chambéry angeſtellt und 1862 an das Lyzeum zu Orleans berufen, wo er ſich 1866 den glück- lichſten Familienherd gründete. Jm Jahre 1870 wie alle Deutſchen aus Frankreich vertrieben, reiſte er über die Bretagne, England und Belgien nach Leipzig zurück, wohin er ſpäter ſeine Familie nachholte, und erhielt hier bald darauf eine Lehrerſtelle an der neu begründeten höheren Bür- gerſchule für Mädchen, die er bis 1882 verſah. Seitdem widmete er ſeine Muße literariſchen Arbeiten. Er ſtarb am 22. Juni 1897. S: Ro- *
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Sel
Sem
Selten, Fritz, geb. am 4. Septbr.
1875 in Schweidnitz, Juriſt, lebt
(1902) als Aſſeſſor in Breslau, (1905)
als Rechtsanwalt in Berlin.
S: Der
Fiedler-Bauer (Eine Bauerntrag.),
1902. – Der Liebloſe (Schſp.), 1907.
– Die Luxuskabine (Oſtender Bade-
geſch.), 1908.
*Semmig, Friedrich Hermann,
wurde am 23. Juni 1820 zu Döbeln
im Königreich Sachſen als der Sohn
eines gewerbetreibenden Bürgers ge-
boren, beſuchte die dortige Stadt-
ſchule, ſeit 1833 die Fürſtenſchule in
Grimma und ſtudierte ſeit Oſtern
1839 in Leipzig drei Jahre lang Theo-
logie, dann Geſchichte u. Philoſophie,
für welche Fächer er ſich ſpäter habi-
litieren wollte, und trat deshalb auch
in das hiſtoriſche Seminar des Prof.
Wachsmuth ein. Als Mitglied der
Burſchenſchaft wurde er 1843 in die
letzte ſogenannte Demagogenverfol-
gung verwickelt und mußte eine drei-
monatige ſtrenge Haft erdulden. An
der deutſchkathol. Bewegung beteiligte
er ſich durch die Broſchüre „Schleſiens
Reformierung und Katholiſterung“
(1845). Nach ſeiner Promotion zum
Dr. phil. warf er ſich auf das Studium
der ſozialen Frage; er war der erſte in
Sachſen, der die dortigen Verhält-
niſſe vom ſozialiſtiſchen Standpunkte
aus beſprach und in ſeiner Broſchüre
„Sächſiſche Zuſtände nebſt Rand-
gloſſen und Leuchtkugeln“ (1846) ſeine
ſozialiſtiſchen Anſchauungen auf den
Humanismus begründete. Jn dieſem
Sinne war er auch als Redakteur
politiſcher Zeitungen in Döbeln, Leip-
zig, Rochlitz tätig. Jn Leipzig grün-
dete er 1848 den „Demokratiſchen
Verein“ und vertrat denſelben als
Deputierter auf dem Kongreß der
demokratiſchen Vereine in Frankfurt
a. M. 1849 beteiligte er ſich an dem
Maiaufſtande in Dresden und begab
ſich nach deſſen Unterdrückung nach
Frankreich. Hier lebte er erſt in
Straßburg, wurde im Frühjahr 1850
von der Regierung des Prinzregen-
ten nach Nancy, Ende d. J. nach
Nantes gewieſen, war im Sommer
Studienlehrer am Gymnaſium zu
Quimper, bereiſte 1855 die Bretagne,
lebte dann als Hauslehrer in der
Vendée, ſeit 1856 als Privatlehrer
in Nantes und erhielt auf Verwen-
dung des Hiſtorikers Michelet im
Oktober 1858 die Stelle eines Lehrers
der deutſchen Sprache am Staats-
gymnaſium zu Le Puy in den Seven-
nen. Nachdem er 1860 in Paris ſein
Examen abſolviert, wurde er als
Oberlehrer für lebende Sprachen am
Gymnaſium in Chambéry angeſtellt
und 1862 an das Lyzeum zu Orleans
berufen, wo er ſich 1866 den glück-
lichſten Familienherd gründete. Jm
Jahre 1870 wie alle Deutſchen aus
Frankreich vertrieben, reiſte er über
die Bretagne, England und Belgien
nach Leipzig zurück, wohin er ſpäter
ſeine Familie nachholte, und erhielt
hier bald darauf eine Lehrerſtelle an
der neu begründeten höheren Bür-
gerſchule für Mädchen, die er bis
1882 verſah. Seitdem widmete er
ſeine Muße literariſchen Arbeiten.
Er ſtarb am 22. Juni 1897.
S: Ro-
bert Blum (Ep. G.), 1848. – Hand-
werk bringt keinen goldenen Boden
(Erlebniſſe eines Handwerkers), 1849.
– Das Lied an die Freude (Dr. von
Fr. Schmidt [pſeud.]), 1850. –
Freitag (Dramatiſierte Anekdote v.
Fr. Schmidt), 1850. – Geſchichte der
franzöſiſchen Literatur im Mittel-
alter, 1862. – Das Kind (Tagebuch
eines Vaters), 1876. – Das Frauen-
herz (Lebensbilder u. Dn.), 1879. –
Kultur- und Literaturgeſchichte der
franzöſiſchen Schweiz und Savoyens,
1882. – Franzöſ. Frauenleben (Mo-
ſaikgemälde), 1883. – Evas Töchter
bis auf Luthers Käthe, 1883. – Fern
von Paris (En. u. Nn.), 1884. 2. A.
1885. – Ein Genzianenſtrauß (Nn. u.
Reiſebilder), 1885. – Die Jungfrau
von Orleans und ihre Zeitgenoſſen,
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