Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Str St. Louis zwei Jahre, studierte hierwährend dieser Zeit Medizin und be- gab sich nach seiner Promotion zum Dr. med. nach West-Texas, wo er sich am Leone niederließ. Hier lebte er in einem Blockhause mit drei Landsleuten einige Jahre in abge- schlossener Einsamkeit, stets in Fehde mit den waffengeübten Rothäuten. Eine Schilderung dieses Lebens gibt S. in seinen ersten Werken. Später übernahm er das Direktorium des "Deutschen Fürstenvereins in Te- xas", u. als unter den Emigranten, die unter dem Schutze dieses Ver- eins nach Texas geführt worden waren, die Pest ausbrach und einige Tausend von ihnen starben, besei- tigte er rasch die Krankheit. Danach gründete er die Städte Braunfels und Friedrichsburg, machte 1846 den Feldzug der Amerikaner gegen Mexiko mit und ging im Frühjahr 1848 nach dem ärztearmen Arkansas, wo Cho- lera, Pocken und Sumpffieber gras- sierten. Jn Camden am Washita- flusse ließ er sich nieder, gründete sich hier bald eine angesehene Stel- lung und war im Begriff, sich zu ver- heiraten, als ein infolge eines Jn- sektenstichs eingetretenes Augenübel ihn zwang, 1854 nach Deutschland zurückzukehren. Zwei Jahre lang konsultierte er vergebens die be- rühmtesten Spezialisten in Paris, Berlin, Göttingen, Heidelberg, Wies- baden und Marburg, bis ihn Hof- rat Loew in Gräfrath bei Elberfeld nach wenigen Wochen heilte. S. ließ sich darauf in Kassel nieder, wo eine Schwester von ihm lebte, kehrte auch hierher zurück, nachdem er einige Jahre in Hannover gelebt hatte, und entwickelte eine umfassende Tätig- keit als Schriftsteller. Jn dem be- kannten Fideikommiß-Prozeß der hessischen Agnaten gegen den preu- ßischen Staat vertrat er die Jnter- essen der ersteren mit günstigem, materiellen Erfolge 12 Jahre lang, [Spaltenumbruch] Str erntete aber dafür nur Undank. Ver-stimmt und erbittert über solche Be- handlung, verließ er Kassel und zog 1884 nach Gelnhausen, wo er am 3. April 1889 starb. S: Bis in die Struensee, Gustav Karl Otto v.,
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Str St. Louis zwei Jahre, ſtudierte hierwährend dieſer Zeit Medizin und be- gab ſich nach ſeiner Promotion zum Dr. med. nach Weſt-Texas, wo er ſich am Leone niederließ. Hier lebte er in einem Blockhauſe mit drei Landsleuten einige Jahre in abge- ſchloſſener Einſamkeit, ſtets in Fehde mit den waffengeübten Rothäuten. Eine Schilderung dieſes Lebens gibt S. in ſeinen erſten Werken. Später übernahm er das Direktorium des „Deutſchen Fürſtenvereins in Te- xas“, u. als unter den Emigranten, die unter dem Schutze dieſes Ver- eins nach Texas geführt worden waren, die Peſt ausbrach und einige Tauſend von ihnen ſtarben, beſei- tigte er raſch die Krankheit. Danach gründete er die Städte Braunfels und Friedrichsburg, machte 1846 den Feldzug der Amerikaner gegen Mexiko mit und ging im Frühjahr 1848 nach dem ärztearmen Arkanſas, wo Cho- lera, Pocken und Sumpffieber graſ- ſierten. Jn Camden am Waſhita- fluſſe ließ er ſich nieder, gründete ſich hier bald eine angeſehene Stel- lung und war im Begriff, ſich zu ver- heiraten, als ein infolge eines Jn- ſektenſtichs eingetretenes Augenübel ihn zwang, 1854 nach Deutſchland zurückzukehren. Zwei Jahre lang konſultierte er vergebens die be- rühmteſten Spezialiſten in Paris, Berlin, Göttingen, Heidelberg, Wies- baden und Marburg, bis ihn Hof- rat Loew in Gräfrath bei Elberfeld nach wenigen Wochen heilte. S. ließ ſich darauf in Kaſſel nieder, wo eine Schweſter von ihm lebte, kehrte auch hierher zurück, nachdem er einige Jahre in Hannover gelebt hatte, und entwickelte eine umfaſſende Tätig- keit als Schriftſteller. Jn dem be- kannten Fideikommiß-Prozeß der heſſiſchen Agnaten gegen den preu- ßiſchen Staat vertrat er die Jnter- eſſen der erſteren mit günſtigem, materiellen Erfolge 12 Jahre lang, [Spaltenumbruch] Str erntete aber dafür nur Undank. Ver-ſtimmt und erbittert über ſolche Be- handlung, verließ er Kaſſel und zog 1884 nach Gelnhauſen, wo er am 3. April 1889 ſtarb. S: Bis in die Struenſee, Guſtav Karl Otto v.,
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St. Louis zwei Jahre, ſtudierte hier
während dieſer Zeit Medizin und be-
gab ſich nach ſeiner Promotion zum
Dr. med. nach Weſt-Texas, wo er
ſich am Leone niederließ. Hier lebte
er in einem Blockhauſe mit drei
Landsleuten einige Jahre in abge-
ſchloſſener Einſamkeit, ſtets in Fehde
mit den waffengeübten Rothäuten.
Eine Schilderung dieſes Lebens gibt
S. in ſeinen erſten Werken. Später
übernahm er das Direktorium des
„Deutſchen Fürſtenvereins in Te-
xas“, u. als unter den Emigranten,
die unter dem Schutze dieſes Ver-
eins nach Texas geführt worden
waren, die Peſt ausbrach und einige
Tauſend von ihnen ſtarben, beſei-
tigte er raſch die Krankheit. Danach
gründete er die Städte Braunfels
und Friedrichsburg, machte 1846 den
Feldzug der Amerikaner gegen Mexiko
mit und ging im Frühjahr 1848 nach
dem ärztearmen Arkanſas, wo Cho-
lera, Pocken und Sumpffieber graſ-
ſierten. Jn Camden am Waſhita-
fluſſe ließ er ſich nieder, gründete
ſich hier bald eine angeſehene Stel-
lung und war im Begriff, ſich zu ver-
heiraten, als ein infolge eines Jn-
ſektenſtichs eingetretenes Augenübel
ihn zwang, 1854 nach Deutſchland
zurückzukehren. Zwei Jahre lang
konſultierte er vergebens die be-
rühmteſten Spezialiſten in Paris,
Berlin, Göttingen, Heidelberg, Wies-
baden und Marburg, bis ihn Hof-
rat Loew in Gräfrath bei Elberfeld
nach wenigen Wochen heilte. S. ließ
ſich darauf in Kaſſel nieder, wo eine
Schweſter von ihm lebte, kehrte auch
hierher zurück, nachdem er einige
Jahre in Hannover gelebt hatte, und
entwickelte eine umfaſſende Tätig-
keit als Schriftſteller. Jn dem be-
kannten Fideikommiß-Prozeß der
heſſiſchen Agnaten gegen den preu-
ßiſchen Staat vertrat er die Jnter-
eſſen der erſteren mit günſtigem,
materiellen Erfolge 12 Jahre lang,
erntete aber dafür nur Undank. Ver-
ſtimmt und erbittert über ſolche Be-
handlung, verließ er Kaſſel und zog
1884 nach Gelnhauſen, wo er am
3. April 1889 ſtarb.
S: Bis in die
Wildnis: IV, 1858. – Amerikaniſche
Jagd- und Reiſeabenteuer aus mei-
nem Leben in den weſtlichen Jndia-
nergebieten, 1858. 3. Aufl. 1911. –
Alte und neue Heimat, 1859. – Sze-
nen aus den Kämpfen der Mexi-
kaner und Nordamerikaner, 1859.
– An der Jndianergrenze; IV, 1859.
– Ralph Norwood (R.); V, 1860. –
Sklaverei in Amerika, oder: Schwar-
zes Blut (R.); III, 1862. – Karl
Scharnhorſt, 1863. – Der Sprung
vom Niagarafalle (R.); IV, 1864. –
Jn Mexiko; IV, 1865. – Saat und
Ernte (R.); V, 1866. – Friedrichs-
burg; II, 1867. – Jn Süd-Karolina
u. a. d. Schlachtfelde v. Langenſalza;
IV, 1868. – Aus Armands Frontier-
leben; III, 1868. – Der Kröſus von
Philadelphia; IV, 1870. – Die Für-
ſtentochter (R.); II, 1872. – Die alte
ſpaniſche Urkunde; II, 1872. – Der
Methodiſten-Geiſtliche (E.), 1873. –
Die geraubten Kinder (E.), 1875. –
Zwei Lebenswege (R.), 1875. – Der
Freigeiſt (Schſp.), 1883. – Der Qua-
drone (Schſp.), 1885. – Ausgewählte
Romane, 1894.
Struenſee, Guſtav Karl Otto v.,
pſd. Guſtav vom See, wurde am
13. Dezbr. 1803 zu Greifenberg in
Pommern geboren. Als dreizehn-
jähriger Knabe kam er nach Köln,
wohin ſein Vater als Polizeipräſi-
dent verſetzt worden war, abſolvierte
hier das Gymnaſium und beſuchte
dann von 1823–26 zum Studium
der Jurisprudenz die Univerſitäten
Bonn und Berlin. Jn Bonn genügte
er auch beim 7. Ulanenregiment ſei-
ner Militärpflicht und wurde 1827
Landwehr-Offizier. Jn demſelben
Jahre wurde er Hofgerichts-Aus-
kultator in Arnsberg, 1828 in Düſ-
ſeldorf, 1831 Regierungs-Aſſeſſor in
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