Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Sta Stahr, Adolf Wilhelm Theodor,
Sta Ganze, hinter dem die Darstellungenan den großen Theatern Deutsch- lands vielfach zurückblieben. Ge- sundheitsrücksichten nötigten dann S., um einen mehrjährigen Urlaub nachzusuchen, den er zu einem Auf- enthalt in Jtalien, Paris und der Schweiz benutzte. Hatte sich S. bis dahin meist als Kritiker bewegt, so brachte er nach seiner Rückkehr (1846) in dem Aufzeichnen seiner Erlebnisse sein gestaltendes Talent zur Darstel- lung, und sein erstes größeres Werk "Ein Jahr in Jtalien" erwarb sich schnell eine nachhaltige Anerkennung. Nachdem er 1852 in den Ruhestand getreten, siedelte er 1854 nach Ber- lin über, wo er sich -- da die Ehe mit seiner ersten Gattin getrennt wurde -- mit der Romanschriftstel- lerin Fanny Lewald (s. d.) verhei- ratete, mit der er wiederholt größere Reisen, besonders nach Jtalien, un- ternahm. Er starb nach längerem Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.) Okt. 1876. S: Zur Charakteristik Jm- Stahr, Fanny, siehe Fanny Stahr, Margarete, wurde in Stet- * 2*
[Spaltenumbruch] Sta Stahr, Adolf Wilhelm Theodor,
Sta Ganze, hinter dem die Darſtellungenan den großen Theatern Deutſch- lands vielfach zurückblieben. Ge- ſundheitsrückſichten nötigten dann S., um einen mehrjährigen Urlaub nachzuſuchen, den er zu einem Auf- enthalt in Jtalien, Paris und der Schweiz benutzte. Hatte ſich S. bis dahin meiſt als Kritiker bewegt, ſo brachte er nach ſeiner Rückkehr (1846) in dem Aufzeichnen ſeiner Erlebniſſe ſein geſtaltendes Talent zur Darſtel- lung, und ſein erſtes größeres Werk „Ein Jahr in Jtalien“ erwarb ſich ſchnell eine nachhaltige Anerkennung. Nachdem er 1852 in den Ruheſtand getreten, ſiedelte er 1854 nach Ber- lin über, wo er ſich — da die Ehe mit ſeiner erſten Gattin getrennt wurde — mit der Romanſchriftſtel- lerin Fanny Lewald (ſ. d.) verhei- ratete, mit der er wiederholt größere Reiſen, beſonders nach Jtalien, un- ternahm. Er ſtarb nach längerem Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.) Okt. 1876. S: Zur Charakteriſtik Jm- Stahr, Fanny, ſiehe Fanny Stahr, Margarete, wurde in Stet- * 2*
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Sta
Sta
Stahr, Adolf Wilhelm Theodor,
wurde am 22. Oktbr. 1805 zu Prenz-
lau in der Ukermark geboren. Sein
Vater, der damals als Feldprediger
bei dem preuß. Regimente Braun-
ſchweig-Öls ſtand u. 1811 als Pfar-
rer nach Wallmow in der Ukermark
kam, unterrichtete den Sohn ſelber
bis zu ſeinem 14. Jahre, worauf die-
ſer das Gymnaſium zu Prenzlau be-
ſuchte und 1825 zur Univerſität Halle
überging. Der Vater hatte ihn zum
Theologen beſtimmt, und Adolf S.
war entſchloſſen, ſich dem Wunſche
desſelben zu fügen. Jndes ſchon im
erſten Studienjahr gewann ſeine
Vorliebe für das klaſſiſche Altertum
die Oberhand, und er widmete ſich
unter Reiſigs Leitung bald aus-
ſchließlich der Philologie. Eine von
ihm gelöſte Preisaufgabe über Ari-
ſtoteles’ Definition der Tragödie
wurde die Veranlaſſung, daß er ſo-
fort Hilfslehrer u. nach vollendetem
akademiſchen Kurſus ordentl. Lehrer
am Pädagogium in Halle wurde.
Zehn Jahre verblieb S. in dieſer
Stellung, während welcher Zeit er
fleißig an ſeinen Werken über die
Geſchichte, die Kritik und die Erklä-
rung der Schriften des Ariſtoteles
arbeitete. Jm Jahre 1836 wurde er
als Konrektor und Profeſſor an das
Gymnaſium zu Oldenburg berufen.
Hier war es beſonders das Theater,
das ihm Raum für beratenden Ein-
fluß und fördernde Kritik bot. Als
der ihm befreundete v. Gall die Jn-
tendanz des Theaters übernahm und
Julius Moſen durch S.s Vermitte-
lung zum Dramaturgen dieſer Bühne
berufen wurde, verbanden dieſe drei
Männer ſich, um ein Muſterinſtitut
zu verwirklichen, wie es einſt Jm-
mermann in Düſſeldorf geſchaffen
hatte. Und in der Tat ſah man zu
jener Zeit in Oldenburg, ohne daß
ein eminentes Talent unter den
Schauſpielern hervorragte, ein Zu-
ſammenſpiel und ein einheitliches
Ganze, hinter dem die Darſtellungen
an den großen Theatern Deutſch-
lands vielfach zurückblieben. Ge-
ſundheitsrückſichten nötigten dann
S., um einen mehrjährigen Urlaub
nachzuſuchen, den er zu einem Auf-
enthalt in Jtalien, Paris und der
Schweiz benutzte. Hatte ſich S. bis
dahin meiſt als Kritiker bewegt, ſo
brachte er nach ſeiner Rückkehr (1846)
in dem Aufzeichnen ſeiner Erlebniſſe
ſein geſtaltendes Talent zur Darſtel-
lung, und ſein erſtes größeres Werk
„Ein Jahr in Jtalien“ erwarb ſich
ſchnell eine nachhaltige Anerkennung.
Nachdem er 1852 in den Ruheſtand
getreten, ſiedelte er 1854 nach Ber-
lin über, wo er ſich — da die Ehe
mit ſeiner erſten Gattin getrennt
wurde — mit der Romanſchriftſtel-
lerin Fanny Lewald (ſ. d.) verhei-
ratete, mit der er wiederholt größere
Reiſen, beſonders nach Jtalien, un-
ternahm. Er ſtarb nach längerem
Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.)
Okt. 1876.
S: Zur Charakteriſtik Jm-
mermanns, 1842. – Oldenburgiſche
Theaterſchau; II, 1845. – Ein Jahr in
Jtalien; III, 1847–50. – Die Repu-
blikaner in Neapel (Hiſtor. R.); III,
1850. – Zwei Monate in Paris, 1851.
– Weimar und Jena (Tagebuch); II,
1852. – Torſo, Kunſt, Künſtler und
Kunſtwerke; II, 1854–55. – Nach fünf
Jahren (Pariſer Studien); II, 1857.
– Leſſing, ſein Leben u. ſeine Werke;
II, 1859. – Herbſtmonate in Jtalien,
1860. – Bilder aus dem Altertum;
IV. 1863–67. – Goethes Frauenge-
ſtalten; II, 1865–66. – Ein Stück
Leben (Ge.), 1869. – Kleine Schrif-
ten zur Literatur; IV, 1871–75. –
Aus der Jugendzeit (Lebenserinne-
rungen); II, 1870–77. – Ein Winter
in Rom (mit ſeiner Gattin F. Le-
wald), 1869.
Stahr, Fanny, ſiehe Fanny
Lewald!
Stahr, Margarete, wurde in Stet-
tin als die Tochter eines Oberlehrers
* 2*
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