Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Voß anstalt Hasse u. 1885-88 das Lehrer-sminar in Eckernförde. Er wurde dann Lehrer an einer Volksschule in Kiel, trat 1890 an die dortige Kna- benmittelschule über u. wurde, nach- dem er noch ein Jahr lang die königl. Kunstschule in Berlin besucht hatte, 1905 als Zeichenlehrer am Reform- realgymnasium in Kiel angestellt. S:
Voß, Klara, geborene Fretwurst, S: Wahres Glück (R.); II, Voß, Ottilie, geb. Kuster, wurde S: Gedichte, 1889. 3. Aufl. 1896. - *Voß, Richard, wurde am 2. Sep- Voß Eltern nach Berlin, wo er erst einGymnasium besuchte, dann aber wie- der durch Privatlehrer unterrichtet wurde, bis er endlich als Zögling des Andreas-Jnstituts nach Sulza kam, wo er das Abiturium machte. Zum Landwirt bestimmt, fand V. doch bald mehr Befriedigung im literarischen Wirken und unternahm später längere Reisen durch Deutsch- land, die Schweiz, Frankreich und namentlich Jtalien. Durch körper- liche Leiden unfähig, sich 1870 dem Heere gegen Frankreich als Kämp- fer fürs Vaterland anzuschließen, zog er als Johanniter ins Feld und erhielt in Ausübung seines Liebes- dienstes einen Schuß ins Bein. Nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich philosophischen Studien in Jena und München, nach deren Be- endigung er sich auf seine Villa Berg- frieden bei Berchtesgaden zurückzog. Häufig besuchte er von hier aus Jta- lien. Durch seine Verheiratung mit einer feinen und geistreichen Frau (1878), die mit ihm ins Albanerge- birge zog und ihm in der Villa Fal- conieri in Frascati bei Rom eine ideale Häuslichkeit schuf, blieb Jta- lien vorwiegend sein Aufenthalt auch für die spätere Zeit. Der Großherzog von Sachsen ernannte ihn 1884 zum Bibliothekar der Wartburg. Jm J. 1888 wurde V. von einem schweren Nervenleiden heimgesucht, weshalb er sich in die Heilanstalt des Profes- sors Krafft-Ebing in Wien begab, aus der er denn auch 1890 als ge- heilt entlassen werden konnte. Seit- dem lebt er teils in Berchtesgaden, teils in Frascati. S: Nachtgedanken, * 19
Voß anſtalt Haſſe u. 1885–88 das Lehrer-ſminar in Eckernförde. Er wurde dann Lehrer an einer Volksſchule in Kiel, trat 1890 an die dortige Kna- benmittelſchule über u. wurde, nach- dem er noch ein Jahr lang die königl. Kunſtſchule in Berlin beſucht hatte, 1905 als Zeichenlehrer am Reform- realgymnaſium in Kiel angeſtellt. S:
Voß, Klara, geborene Fretwurſt, S: Wahres Glück (R.); II, Voß, Ottilie, geb. Kuſter, wurde S: Gedichte, 1889. 3. Aufl. 1896. – *Voß, Richard, wurde am 2. Sep- Voß Eltern nach Berlin, wo er erſt einGymnaſium beſuchte, dann aber wie- der durch Privatlehrer unterrichtet wurde, bis er endlich als Zögling des Andreas-Jnſtituts nach Sulza kam, wo er das Abiturium machte. Zum Landwirt beſtimmt, fand V. doch bald mehr Befriedigung im literariſchen Wirken und unternahm ſpäter längere Reiſen durch Deutſch- land, die Schweiz, Frankreich und namentlich Jtalien. Durch körper- liche Leiden unfähig, ſich 1870 dem Heere gegen Frankreich als Kämp- fer fürs Vaterland anzuſchließen, zog er als Johanniter ins Feld und erhielt in Ausübung ſeines Liebes- dienſtes einen Schuß ins Bein. Nach Deutſchland zurückgekehrt, widmete er ſich philoſophiſchen Studien in Jena und München, nach deren Be- endigung er ſich auf ſeine Villa Berg- frieden bei Berchtesgaden zurückzog. Häufig beſuchte er von hier aus Jta- lien. Durch ſeine Verheiratung mit einer feinen und geiſtreichen Frau (1878), die mit ihm ins Albanerge- birge zog und ihm in der Villa Fal- conieri in Frascati bei Rom eine ideale Häuslichkeit ſchuf, blieb Jta- lien vorwiegend ſein Aufenthalt auch für die ſpätere Zeit. Der Großherzog von Sachſen ernannte ihn 1884 zum Bibliothekar der Wartburg. Jm J. 1888 wurde V. von einem ſchweren Nervenleiden heimgeſucht, weshalb er ſich in die Heilanſtalt des Profeſ- ſors Krafft-Ebing in Wien begab, aus der er denn auch 1890 als ge- heilt entlaſſen werden konnte. Seit- dem lebt er teils in Berchtesgaden, teils in Frascati. S: Nachtgedanken, * 19
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Voß
Voß
anſtalt Haſſe u. 1885–88 das Lehrer-
ſminar in Eckernförde. Er wurde
dann Lehrer an einer Volksſchule in
Kiel, trat 1890 an die dortige Kna-
benmittelſchule über u. wurde, nach-
dem er noch ein Jahr lang die königl.
Kunſtſchule in Berlin beſucht hatte,
1905 als Zeichenlehrer am Reform-
realgymnaſium in Kiel angeſtellt.
S:
Kruſe Dinger ut min Muskiſt (Platt-
deutſche Ge.), 1890. 4. A. 1902. –
Johann Meyer und ſeine Bedeutung
als deutſcher Volksdichter, 1899. –
Köſter Suhr (Volksſt. mit Geſ.), 1901.
– Liſchen will frigen (Lſp.), 1902. –
De Reiſ’ nah Belligen (Schw., mit
W. Fricke), 1902.
Voß, Klara, geborene Fretwurſt,
geboren am 6. März 1852 in Dier-
hagen bei Ribnitz (Mecklenburg) lebt
daſelbſt.
S: Wahres Glück (R.); II,
1888.
Voß, Ottilie, geb. Kuſter, wurde
am 4. Jan. 1840 zu Königsberg in
Pr. als die Tochter eines Regie-
rungsbeamten geboren und verhei-
ratete ſich dort mit dem bekannten
Komponiſten u. Stabstrompeter des
1. Feld-Artillerie-Regiments, Voß.
Jm Jahre 1870 ſiedelte ſie nach Ber-
lin über. Sie bekundete ein lebhaf-
tes Jntereſſe für Wohltätigkeitsan-
ſtalten, und demſelben entſprangen
auch ihre Schriften „Pereatder Staub.
Hygieniſche Ratſchläge“ (1867) und
„Die Salzbäder und ihre Bedeutung“
(1878). Außerdem veröffentlichte ſie
S: Gedichte, 1889. 3. Aufl. 1896. –
Buchholzens in Königsberg (Hum.),
1896.
*Voß, Richard, wurde am 2. Sep-
tember 1851 auf dem Dominium
Neugrape bei Pyritz in Pommern als
der Sohn eines Gutsbeſitzers geboren,
war in ſeiner Jugend ſtets krank und
ſchwächlich, und ein Hang zum Träu-
meriſchen und Phantaſtiſchen ließ ihn
früh der Vereinſamung anheimfallen.
Er erhielt ſeinen erſten Unterricht
durch Hauslehrer, kam dann mit den
Eltern nach Berlin, wo er erſt ein
Gymnaſium beſuchte, dann aber wie-
der durch Privatlehrer unterrichtet
wurde, bis er endlich als Zögling
des Andreas-Jnſtituts nach Sulza
kam, wo er das Abiturium machte.
Zum Landwirt beſtimmt, fand V.
doch bald mehr Befriedigung im
literariſchen Wirken und unternahm
ſpäter längere Reiſen durch Deutſch-
land, die Schweiz, Frankreich und
namentlich Jtalien. Durch körper-
liche Leiden unfähig, ſich 1870 dem
Heere gegen Frankreich als Kämp-
fer fürs Vaterland anzuſchließen,
zog er als Johanniter ins Feld und
erhielt in Ausübung ſeines Liebes-
dienſtes einen Schuß ins Bein. Nach
Deutſchland zurückgekehrt, widmete
er ſich philoſophiſchen Studien in
Jena und München, nach deren Be-
endigung er ſich auf ſeine Villa Berg-
frieden bei Berchtesgaden zurückzog.
Häufig beſuchte er von hier aus Jta-
lien. Durch ſeine Verheiratung mit
einer feinen und geiſtreichen Frau
(1878), die mit ihm ins Albanerge-
birge zog und ihm in der Villa Fal-
conieri in Frascati bei Rom eine
ideale Häuslichkeit ſchuf, blieb Jta-
lien vorwiegend ſein Aufenthalt auch
für die ſpätere Zeit. Der Großherzog
von Sachſen ernannte ihn 1884 zum
Bibliothekar der Wartburg. Jm J.
1888 wurde V. von einem ſchweren
Nervenleiden heimgeſucht, weshalb
er ſich in die Heilanſtalt des Profeſ-
ſors Krafft-Ebing in Wien begab,
aus der er denn auch 1890 als ge-
heilt entlaſſen werden konnte. Seit-
dem lebt er teils in Berchtesgaden,
teils in Frascati.
S: Nachtgedanken,
1871. – Viſionen eines deutſchen Pa-
trioten, 1874. – Helena (Aus den
Papieren eines verſtorbenen Peſſimi-
ſten), 1874. – Unfehlbar (Schſp.),
1874. – Savonarola (T.), 1878. 1895.
– Scherben (geſammelt von einem
müden Manne), 1878. Neue Folge,
1880. – Magda (Tr.), 1879. – Die
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