Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wid kam sie nach Philadelphia, wo sie ihrenGatten August W. kennen lernte, mit dem sie 1851 nach Ann Arbor, Michi- gan, übersiedelte, wo sie noch heute lebt. Als Schriftstellerin auf dem Ge- biete der Frauenfrage trat sie in zahlreichen Zeitungsartikeln für die "Hebung der Stellung der Frau" ein, freilich nur für den "Beruf als Mut- ter und Erzieherin kommender Ge- schlechter". S: Lieder und Gedichte Widmann, Christian Adolf Friedrich, wurde am 7. Mai 1818 zu Wid sich W. genötigt, seine Stellung imMinisterium aufzugeben; er hatte bis- her die Einführung einer Konstitution bekämpft und wollte nun nicht für eine konstitutionelle Regierung wir- ken. Jm Herbst 1848 ging er, nach- dem er sich kurz vorher mit einer geist- reichen und liebenswürdigen Dame, einer Nichte des Prof. Neander, ver- heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor- lesungen über die "Geschichte der ge- sellschaftlichen Umwälzungen" hielt, die viel Anfechtung, aber auch viel Zustimmung erfuhren und bald dar- auf in einem noch heute lesenswerten Buche "Die Gesetze der sozialen Be- wegung" (1851) einem größeren Pu- blikum zugänglich gemacht wurden. Nach dem Tode seiner Frau (+ 1860) begab sich W. auf Reisen, die ihn nach Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ- ten und nahm dann 1865 seinen dauernden Wohnsitz in Berlin. Hier widmete er sich nun fast ausschließlich der Freimaurerei, der er sich bereits 1844 angeschlossen hatte u. bekleidete vom Jahre 1866 ab die Würde eines Meisters vom Stuhl der St. Jo- hannis-Loge zur Beständigkeit. Er starb infolge eines Schlaganfalls am 26. Mai 1878. Außer mehreren poli- tischen Schriften veröffentlichte er S: Der Tannhäuser (R.), 1850. - Der *Widmann, Joseph Viktor, wurde *
Wid kam ſie nach Philadelphia, wo ſie ihrenGatten Auguſt W. kennen lernte, mit dem ſie 1851 nach Ann Arbor, Michi- gan, überſiedelte, wo ſie noch heute lebt. Als Schriftſtellerin auf dem Ge- biete der Frauenfrage trat ſie in zahlreichen Zeitungsartikeln für die „Hebung der Stellung der Frau“ ein, freilich nur für den „Beruf als Mut- ter und Erzieherin kommender Ge- ſchlechter“. S: Lieder und Gedichte Widmann, Chriſtian Adolf Friedrich, wurde am 7. Mai 1818 zu Wid ſich W. genötigt, ſeine Stellung imMiniſterium aufzugeben; er hatte bis- her die Einführung einer Konſtitution bekämpft und wollte nun nicht für eine konſtitutionelle Regierung wir- ken. Jm Herbſt 1848 ging er, nach- dem er ſich kurz vorher mit einer geiſt- reichen und liebenswürdigen Dame, einer Nichte des Prof. Neander, ver- heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor- leſungen über die „Geſchichte der ge- ſellſchaftlichen Umwälzungen“ hielt, die viel Anfechtung, aber auch viel Zuſtimmung erfuhren und bald dar- auf in einem noch heute leſenswerten Buche „Die Geſetze der ſozialen Be- wegung“ (1851) einem größeren Pu- blikum zugänglich gemacht wurden. Nach dem Tode ſeiner Frau († 1860) begab ſich W. auf Reiſen, die ihn nach Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ- ten und nahm dann 1865 ſeinen dauernden Wohnſitz in Berlin. Hier widmete er ſich nun faſt ausſchließlich der Freimaurerei, der er ſich bereits 1844 angeſchloſſen hatte u. bekleidete vom Jahre 1866 ab die Würde eines Meiſters vom Stuhl der St. Jo- hannis-Loge zur Beſtändigkeit. Er ſtarb infolge eines Schlaganfalls am 26. Mai 1878. Außer mehreren poli- tiſchen Schriften veröffentlichte er S: Der Tannhäuſer (R.), 1850. – Der *Widmann, Joſeph Viktor, wurde *
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Wid
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kam ſie nach Philadelphia, wo ſie ihren
Gatten Auguſt W. kennen lernte, mit
dem ſie 1851 nach Ann Arbor, Michi-
gan, überſiedelte, wo ſie noch heute
lebt. Als Schriftſtellerin auf dem Ge-
biete der Frauenfrage trat ſie in
zahlreichen Zeitungsartikeln für die
„Hebung der Stellung der Frau“ ein,
freilich nur für den „Beruf als Mut-
ter und Erzieherin kommender Ge-
ſchlechter“.
S: Lieder und Gedichte
(nebſt einer Abhandlung über „Deut-
ſches Familienleben in Amerika“),
1892.
Widmann, Chriſtian Adolf
Friedrich, wurde am 7. Mai 1818 zu
Maichingen in Württemberg geboren,
woſelbſt ſein Vater Pfarrer war. Die-
ſer ſtarb ſchon 1819 und die Mutter
zog nun erſt nach Leonberg und von
hier nach Stuttgart. Jm Jahre 1837
bezog W. die Univerſität Tübingen,
um Staatswiſſenſchaften zu ſtudieren,
ſetzte darauf dieſe Studien in Berlin
und Heidelberg fort und brachte ſie
hier 1841 durch Promotion zum Dr.
jur. zu einem gewiſſen Abſchluß. Er
verkehrte damals viel mit den Freun-
den Friedrich Rohmers und trat die-
ſem bald ſelbſt näher, folgte ihm auch
nach Zürich, wo er ſich zu habilitieren
gedachte, und lebte hier eine Zeitlang
mit ihm zuſammen. Jm Sommer
1842 begab ſich W. nach Freiburg i. B.
und ſchrieb hier ſein ideenreiches Buch
„Das Volk und die Parteien“ (1843).
Dieſe Publikation erregte die Auf-
merkſamkeit des damaligen preußi-
ſchen Miniſters des Jnnern, Grafen
Adolf Heinrich von Arnim-Boitzen-
burg, und dieſer zog den Verfaſſer
1844 nach Berlin, wo W. die politi-
ſchen und ſozialen Erſcheinungen der
Literatur in täglichem Überblick ins
Auge zu faſſen, anderſeits aber die
Maßregeln der Regierung klarzulegen,
bzw. zu verteidigen hatte, ſoweit es
ſich mit ſeinen öffentlich ausgeſproche-
nen Grundſätzen vertrug. Durch die
Revolution vom 18. März 1848 ſah
ſich W. genötigt, ſeine Stellung im
Miniſterium aufzugeben; er hatte bis-
her die Einführung einer Konſtitution
bekämpft und wollte nun nicht für
eine konſtitutionelle Regierung wir-
ken. Jm Herbſt 1848 ging er, nach-
dem er ſich kurz vorher mit einer geiſt-
reichen und liebenswürdigen Dame,
einer Nichte des Prof. Neander, ver-
heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor-
leſungen über die „Geſchichte der ge-
ſellſchaftlichen Umwälzungen“ hielt,
die viel Anfechtung, aber auch viel
Zuſtimmung erfuhren und bald dar-
auf in einem noch heute leſenswerten
Buche „Die Geſetze der ſozialen Be-
wegung“ (1851) einem größeren Pu-
blikum zugänglich gemacht wurden.
Nach dem Tode ſeiner Frau († 1860)
begab ſich W. auf Reiſen, die ihn nach
Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ-
ten und nahm dann 1865 ſeinen
dauernden Wohnſitz in Berlin. Hier
widmete er ſich nun faſt ausſchließlich
der Freimaurerei, der er ſich bereits
1844 angeſchloſſen hatte u. bekleidete
vom Jahre 1866 ab die Würde eines
Meiſters vom Stuhl der St. Jo-
hannis-Loge zur Beſtändigkeit. Er
ſtarb infolge eines Schlaganfalls am
26. Mai 1878. Außer mehreren poli-
tiſchen Schriften veröffentlichte er
S: Der Tannhäuſer (R.), 1850. – Der
Bruder aus Ungarn (R.); II, 1852.
– Am warmen Ofen (Weihnachts-
gabe), 2. A. 1853. – Für ſtille Abende
(En.), 1854. – Dramatiſche Werke;
II, 1858 [Jnhalt: Nauſikaa (Schſp.,
1855). – Kaiſer und Kanzler (Hiſtor.
Schauſp.). – Don Juan de Maranna
(Hiſtor. Schſp.). – Sarah Haßfurter
(Bürgerl. Schauſp.)]. – Ausgewählte
Erzählungen; hrsg. von Erich Lieſe-
gang, 1910.
*Widmann, Joſeph Viktor, wurde
am 20. Febr. 1842 zu Nennowitz in
Mähren von öſterreichiſchen Eltern
geboren. Der Vater war früher Zi-
ſterzienſergeiſtlicher im Stift Heiliges
Kreuz bei Wien; er rettete ſich mit
*
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