Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wil nach Paderborn u. beteiligte sich hieran einer politischen Zeitung. Wegen eines Artikels zu einem Jahr Fe- stungsstrafe verurteilt, entzog er sich derselben durch die Flucht. Er ging nach Frankreich, wo er viele Jahre als Lehrer der Literatur in Gre- noble wirkte, mußte aber nach Be- ginn des deutsch-französischen Krie- ges (1870) dieses Land verlassen und begab sich nun nach Brüssel, wo er von einer kleinen Pension lebte und am 16. Januar 1882 starb. S: Ge- *Wilbrandt, Adolf v., wurde am Wil großen Schillerpreis, und 1884 ver-lieh ihm der König von Bayern mit dem Maximilians-Orden für Kunst und Wissenschaft den persönlichen Adel. Jm Jahre 1887 legte er die Leitung des Hofburgtheaters nieder und siedelte nach seiner Vaterstadt Rostock über, um sich hinfort in ganz unabhängiger Weise der Schriftstel- lerei zu widmen. Hier ist er am 10. Juni 1911 gestorben. S: Geister und *
Wil nach Paderborn u. beteiligte ſich hieran einer politiſchen Zeitung. Wegen eines Artikels zu einem Jahr Fe- ſtungsſtrafe verurteilt, entzog er ſich derſelben durch die Flucht. Er ging nach Frankreich, wo er viele Jahre als Lehrer der Literatur in Gre- noble wirkte, mußte aber nach Be- ginn des deutſch-franzöſiſchen Krie- ges (1870) dieſes Land verlaſſen und begab ſich nun nach Brüſſel, wo er von einer kleinen Penſion lebte und am 16. Januar 1882 ſtarb. S: Ge- *Wilbrandt, Adolf v., wurde am Wil großen Schillerpreis, und 1884 ver-lieh ihm der König von Bayern mit dem Maximilians-Orden für Kunſt und Wiſſenſchaft den perſönlichen Adel. Jm Jahre 1887 legte er die Leitung des Hofburgtheaters nieder und ſiedelte nach ſeiner Vaterſtadt Roſtock über, um ſich hinfort in ganz unabhängiger Weiſe der Schriftſtel- lerei zu widmen. Hier iſt er am 10. Juni 1911 geſtorben. S: Geiſter und *
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Wil
Wil
nach Paderborn u. beteiligte ſich hier
an einer politiſchen Zeitung. Wegen
eines Artikels zu einem Jahr Fe-
ſtungsſtrafe verurteilt, entzog er ſich
derſelben durch die Flucht. Er ging
nach Frankreich, wo er viele Jahre
als Lehrer der Literatur in Gre-
noble wirkte, mußte aber nach Be-
ginn des deutſch-franzöſiſchen Krie-
ges (1870) dieſes Land verlaſſen und
begab ſich nun nach Brüſſel, wo er
von einer kleinen Penſion lebte und
am 16. Januar 1882 ſtarb.
S: Ge-
dichte, 1836. – Engliſcher Novellen-
kranz, 1839. – Geſchichte der deutſchen
National-Literatur, 1840. – Weſtöſt-
liche Schwalben (Lyr. Ge.), 1847.
*Wilbrandt, Adolf v., wurde am
24. Aug. 1837 zu Roſtock als der Sohn
des Univerſitätsprofeſſors Chriſtian
W. geboren, beſuchte das Gymnaſium
und ſpäter auch die Univerſität da-
ſelbſt, um Jurisprudenz zu ſtudie-
ren. Doch vertauſchte er dieſes Stu-
dium bald mit dem der Philoſophie
und Geſchichte u. ſetzte dieſes in Ber-
lin u. München fort. Jm Jahre 1859
promovierte er zum Doktor der Phi-
loſophie u. war dann bis zum Jahre
1861 Mitredakteur der neu gegrün-
deten national geſinnten „Süddeut-
ſchen Zeitung“ in München. Jn den
folgenden Jahren lebte er ſchriftſtel-
leriſch tätig teils in Berlin, teils
in Frankfurt, in Südfrankreich und
Jtalien, beſonders in Rom, u. kehrte
1865 nach München zurück, wo er ſich
anſiedelte und bis zum Jahre 1871
verweilte. Seitdem hatte er ſeinen
Wohnſitz in Wien, wo er ſich 1873
mit der gefeierten Schauſpielerin am
Burgtheater, Auguſte Baudius, ver-
mählte und 1881 zum Direktor des
Hofburg-Theaters (an Dingelſtedts
Stelle) ernannt wurde. Für ſein
Trauerſpiel „Gracchus“ erhielt er
1875 den von Franz Grillparzer ge-
ſtifteten Preis, für ſeine Geſamtlei-
ſtungen als dramatiſcher Schrift-
ſteller 1878 vom deutſchen Kaiſer den
großen Schillerpreis, und 1884 ver-
lieh ihm der König von Bayern mit
dem Maximilians-Orden für Kunſt
und Wiſſenſchaft den perſönlichen
Adel. Jm Jahre 1887 legte er die
Leitung des Hofburgtheaters nieder
und ſiedelte nach ſeiner Vaterſtadt
Roſtock über, um ſich hinfort in ganz
unabhängiger Weiſe der Schriftſtel-
lerei zu widmen. Hier iſt er am 10.
Juni 1911 geſtorben.
S: Geiſter und
Menſchen (R.); III, 1864. – Heinrich
von Kleiſt (Literarhiſtoriſche Mono-
graphie), 1863. – Der Lizentiat (R.);
III, 1868. – Novellen (Die Brüder. –
Heimat. – Reſeda), 1869. – Neue
Novellen (Narziß. – Die Geſchwiſter
von Portovenere. – Johann Ohlerich.
– Die Reiſe nach Freienwalde), 1870.
– Hölderlin, der Dichter des Pan-
theismus, 1870. – Unerreichbar
(Lſp.), 1870. – Der Graf von Ham-
merſtein (Hiſtor. Schſp.), 1870. –
Jugendliebe (Lſp.), 1872. – Die Ver-
mählten (Lſp.), 1872. – Die Maler
(Lſp.), 1872. 2. A. 1900. – Nero
(Tr.), 1872. – Gracchus, der Volks-
tribun (Tr.), 1873. – Arria und
Meſſalina (Tr.), 1874. – Giordano
Bruno (Tr.), 1874. – Durch die Zei-
tung (Lſp.), 1874. – Der Kampf ums
Daſein (Lſp.), 1874. – Gedichte, 1874.
– Ein neues Novellenbuch (Dämonen.
– Die Bande des Bluts. – Die Königin
von Kaſtilien. – Unſer Rechtsbewußt-
ſein. – Der erſte Menſch), 1875. 4. A.
u. d. T.: Dämonen und andere Ge-
ſchichten, 1908. – Fridolins heimliche
Ehe (E.), 1876. 4. A. 1907. – Die
Wege des Glücks (Lſp.), 1876. –
Kriemhild (Tr.), 1877. – Die Reiſe
nach Riva (Lſp.), 1877. – Der Turm
in der Stadtmauer (Lſp.), 1878. –
Meiſter Amor (R.); II, 1880. 3. A.
1901. – Robert Kerr (Tr.), 1880. –
Novellen aus der Heimat; II, 1882
(Jnhalt: Der Lotſenkommandeur
[ſep. 1902]. – Der Gaſt vom Abend-
ſtern. – Am heiligen Damm. – Der
Mitſchuldige). 2. A. 1891. – Aſſunta
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