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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wol
den angesehensten u. gebildetsten Fa-
milien der Hauptstadt reiche Nah-
rung, u. unter den Augen des Vaters
machte Johanna ihre ersten schrift-
stellerischen Versuche. Da starb plötz-
lich der Vater. Mutter und Tochter
verließen Wien u. fanden durch drei
Jahre bei Verwandten in Böhmen
einen lieben Familienkreis, bis auch
hier der Tod mit eiserner Hand das
Asyl zerstörte. Nach einer Reise durch
Norddeutschland bis an das Gestade
der Ostsee kehrten Mutter u. Tochter
nach Wien zurück, wo die letztere nun
ihre schriftstellerische Tätigkeit be-
gann. Jm J. 1848 verheiratete sie
sich mit dem Postbeamten Eduard
Wolf,
mit dem sie später nach Pölt-
schach in Untersteiermark übersiedelte;
doch wurde sie schon 1859 durch Ver-
hältnisse, denen gegenüber sie macht-
los war, gezwungen, getrennt von
ihrem Gatten zu leben. Sie wählte
Graz zu ihrem Aufenthaltsort und
widmete sich nun in den Mußestun-
den, welche ihr Erziehung u. Unter-
richt anderer Kinder frei ließen, gänz-
lich der Poesie und Schriftstellerei.
Durch anderthalb Jahre leitete sie
auch die in Graz (1872 ff.) erschei-
nenden "Frauenblätter", deren Zweck
Förderung der Frauenbildung war.
Nach einer im Sommer 1873 durch
Oberitalien u. Südfrankreich unter-
nommenen Reise siedelte sie im Win-
ter 1874 von Graz nach Salzburg
über, wo sie am 5. Jan. 1893 starb.

S:

Österreichs Frühling (G.), 1848.
- Frühlingslieder, 1863. - Kinder-
garten (M.), 1867. - Veronika von
Teschenitz (Histor. Tr.), 1867. - Die
Fiole Cagliostros (Lsp.), 1868. - Efeu
(Ge.), 1870. - Lichtstrahlen (Nn.),
1877. - Schneeglöckchen (Relig. Dn.),
1882.

Wolf, Karl,

geb. am 11. April 1848
in Meran (Tirol) als der Sohn eines
Malers, besuchte daselbst Gymnasium
und Realschule und wurde dann Kauf-
mann. Nach beendigter Lehrzeit unter-
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Wol
nahm er durch fünf Jahre eine Reise
durch die Welt, auf der er sich bald
als Bauarbeiter, bald als Schreiber,
Reisebegleiter pp. seinen Unterhalt
verschaffte. Jm Jahre 1874 kehrte er
heim und eröffnete nun mit seiner
Mutter ein Produktengeschäft, das er
nach seiner Verheiratung (1878) in
eine Korb- und Spielwarenhandlung
umwandelte. Später veräußerte er
dasselbe und eröffnete mit dem Auf-
schwunge Merans als Kurort ein
großes Pensionat, das er bis an seinen
Tod leitete. Seine Gattin stand ihm
dabei bis zu ihrem Tode (Febr. 1904)
treu zur Seite, u. haben danach seine
Töchter der Mutter Wirksamkeit über-
nommen. Jm Auftrage der Bade-
verwaltung in Meran hat W. als
sogenannter Kurinspektor alle Ver-
gnügungen, Feste, Theater pp. 20
Jahre lang geleitet (bis 1902). Er
war Gründer u. Leiter der Meraner
Volksschauspiele, für welche er meh-
rere Stücke schrieb, die unter seiner
Regie mit mehr als 300 Personen
aufgeführt und durch den Besuch des
Kaisers und aller Erzherzöge aus-
gezeichnet wurden. Daneben ruhten
auf seinen Schultern noch manche
Ehrenämter, die er im Jnteresse seiner
Gemeinde versah; so war er Ober-
kommandant der städtischen Feuer-
wehr, Mitglied des Direktoriums des
Sport- und Rennplatzes usw. Und
bei dieser vielseitigen Wirksamkeit hat
er auch noch Zeit gefunden, sich als
Schriftsteller zu betätigen. Er starb
am 4. Februar 1912. Außer einigen
topographischen Werken über Meran
und Umgebung veröffentlichte er

S:


Tiroler Bauernleben (En. und Sk.),
1888. - Der Burggräfler (Bilder
aus dem Volksleben), 1890. - Ge-
schichten aus Tirol; IV, 1892-98.
N. A. 1908. - Tirol im Jahre 1809
(Volksst.), 1892. - Tiroler Helden
(Volksst.), 1894. - Der Auszug zur
Jselschlacht, 1895. - Drei Erzäh-
lungen, 1897. - Sixt und Hartl (E.),

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Wol
den angeſehenſten u. gebildetſten Fa-
milien der Hauptſtadt reiche Nah-
rung, u. unter den Augen des Vaters
machte Johanna ihre erſten ſchrift-
ſtelleriſchen Verſuche. Da ſtarb plötz-
lich der Vater. Mutter und Tochter
verließen Wien u. fanden durch drei
Jahre bei Verwandten in Böhmen
einen lieben Familienkreis, bis auch
hier der Tod mit eiſerner Hand das
Aſyl zerſtörte. Nach einer Reiſe durch
Norddeutſchland bis an das Geſtade
der Oſtſee kehrten Mutter u. Tochter
nach Wien zurück, wo die letztere nun
ihre ſchriftſtelleriſche Tätigkeit be-
gann. Jm J. 1848 verheiratete ſie
ſich mit dem Poſtbeamten Eduard
Wolf,
mit dem ſie ſpäter nach Pölt-
ſchach in Unterſteiermark überſiedelte;
doch wurde ſie ſchon 1859 durch Ver-
hältniſſe, denen gegenüber ſie macht-
los war, gezwungen, getrennt von
ihrem Gatten zu leben. Sie wählte
Graz zu ihrem Aufenthaltsort und
widmete ſich nun in den Mußeſtun-
den, welche ihr Erziehung u. Unter-
richt anderer Kinder frei ließen, gänz-
lich der Poeſie und Schriftſtellerei.
Durch anderthalb Jahre leitete ſie
auch die in Graz (1872 ff.) erſchei-
nenden „Frauenblätter“, deren Zweck
Förderung der Frauenbildung war.
Nach einer im Sommer 1873 durch
Oberitalien u. Südfrankreich unter-
nommenen Reiſe ſiedelte ſie im Win-
ter 1874 von Graz nach Salzburg
über, wo ſie am 5. Jan. 1893 ſtarb.

S:

Öſterreichs Frühling (G.), 1848.
– Frühlingslieder, 1863. – Kinder-
garten (M.), 1867. – Veronika von
Teſchenitz (Hiſtor. Tr.), 1867. – Die
Fiole Caglioſtros (Lſp.), 1868. – Efeu
(Ge.), 1870. – Lichtſtrahlen (Nn.),
1877. – Schneeglöckchen (Relig. Dn.),
1882.

Wolf, Karl,

geb. am 11. April 1848
in Meran (Tirol) als der Sohn eines
Malers, beſuchte daſelbſt Gymnaſium
und Realſchule und wurde dann Kauf-
mann. Nach beendigter Lehrzeit unter-
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Wol
nahm er durch fünf Jahre eine Reiſe
durch die Welt, auf der er ſich bald
als Bauarbeiter, bald als Schreiber,
Reiſebegleiter pp. ſeinen Unterhalt
verſchaffte. Jm Jahre 1874 kehrte er
heim und eröffnete nun mit ſeiner
Mutter ein Produktengeſchäft, das er
nach ſeiner Verheiratung (1878) in
eine Korb- und Spielwarenhandlung
umwandelte. Später veräußerte er
dasſelbe und eröffnete mit dem Auf-
ſchwunge Merans als Kurort ein
großes Penſionat, das er bis an ſeinen
Tod leitete. Seine Gattin ſtand ihm
dabei bis zu ihrem Tode (Febr. 1904)
treu zur Seite, u. haben danach ſeine
Töchter der Mutter Wirkſamkeit über-
nommen. Jm Auftrage der Bade-
verwaltung in Meran hat W. als
ſogenannter Kurinſpektor alle Ver-
gnügungen, Feſte, Theater pp. 20
Jahre lang geleitet (bis 1902). Er
war Gründer u. Leiter der Meraner
Volksſchauſpiele, für welche er meh-
rere Stücke ſchrieb, die unter ſeiner
Regie mit mehr als 300 Perſonen
aufgeführt und durch den Beſuch des
Kaiſers und aller Erzherzöge aus-
gezeichnet wurden. Daneben ruhten
auf ſeinen Schultern noch manche
Ehrenämter, die er im Jntereſſe ſeiner
Gemeinde verſah; ſo war er Ober-
kommandant der ſtädtiſchen Feuer-
wehr, Mitglied des Direktoriums des
Sport- und Rennplatzes uſw. Und
bei dieſer vielſeitigen Wirkſamkeit hat
er auch noch Zeit gefunden, ſich als
Schriftſteller zu betätigen. Er ſtarb
am 4. Februar 1912. Außer einigen
topographiſchen Werken über Meran
und Umgebung veröffentlichte er

S:


Tiroler Bauernleben (En. und Sk.),
1888. – Der Burggräfler (Bilder
aus dem Volksleben), 1890. – Ge-
ſchichten aus Tirol; IV, 1892–98.
N. A. 1908. – Tirol im Jahre 1809
(Volksſt.), 1892. – Tiroler Helden
(Volksſt.), 1894. – Der Auszug zur
Jſelſchlacht, 1895. – Drei Erzäh-
lungen, 1897. – Sixt und Hartl (E.),

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[17/0021] Wol Wol den angeſehenſten u. gebildetſten Fa- milien der Hauptſtadt reiche Nah- rung, u. unter den Augen des Vaters machte Johanna ihre erſten ſchrift- ſtelleriſchen Verſuche. Da ſtarb plötz- lich der Vater. Mutter und Tochter verließen Wien u. fanden durch drei Jahre bei Verwandten in Böhmen einen lieben Familienkreis, bis auch hier der Tod mit eiſerner Hand das Aſyl zerſtörte. Nach einer Reiſe durch Norddeutſchland bis an das Geſtade der Oſtſee kehrten Mutter u. Tochter nach Wien zurück, wo die letztere nun ihre ſchriftſtelleriſche Tätigkeit be- gann. Jm J. 1848 verheiratete ſie ſich mit dem Poſtbeamten Eduard Wolf, mit dem ſie ſpäter nach Pölt- ſchach in Unterſteiermark überſiedelte; doch wurde ſie ſchon 1859 durch Ver- hältniſſe, denen gegenüber ſie macht- los war, gezwungen, getrennt von ihrem Gatten zu leben. Sie wählte Graz zu ihrem Aufenthaltsort und widmete ſich nun in den Mußeſtun- den, welche ihr Erziehung u. Unter- richt anderer Kinder frei ließen, gänz- lich der Poeſie und Schriftſtellerei. Durch anderthalb Jahre leitete ſie auch die in Graz (1872 ff.) erſchei- nenden „Frauenblätter“, deren Zweck Förderung der Frauenbildung war. Nach einer im Sommer 1873 durch Oberitalien u. Südfrankreich unter- nommenen Reiſe ſiedelte ſie im Win- ter 1874 von Graz nach Salzburg über, wo ſie am 5. Jan. 1893 ſtarb. S: Öſterreichs Frühling (G.), 1848. – Frühlingslieder, 1863. – Kinder- garten (M.), 1867. – Veronika von Teſchenitz (Hiſtor. Tr.), 1867. – Die Fiole Caglioſtros (Lſp.), 1868. – Efeu (Ge.), 1870. – Lichtſtrahlen (Nn.), 1877. – Schneeglöckchen (Relig. Dn.), 1882. Wolf, Karl, geb. am 11. April 1848 in Meran (Tirol) als der Sohn eines Malers, beſuchte daſelbſt Gymnaſium und Realſchule und wurde dann Kauf- mann. Nach beendigter Lehrzeit unter- nahm er durch fünf Jahre eine Reiſe durch die Welt, auf der er ſich bald als Bauarbeiter, bald als Schreiber, Reiſebegleiter pp. ſeinen Unterhalt verſchaffte. Jm Jahre 1874 kehrte er heim und eröffnete nun mit ſeiner Mutter ein Produktengeſchäft, das er nach ſeiner Verheiratung (1878) in eine Korb- und Spielwarenhandlung umwandelte. Später veräußerte er dasſelbe und eröffnete mit dem Auf- ſchwunge Merans als Kurort ein großes Penſionat, das er bis an ſeinen Tod leitete. Seine Gattin ſtand ihm dabei bis zu ihrem Tode (Febr. 1904) treu zur Seite, u. haben danach ſeine Töchter der Mutter Wirkſamkeit über- nommen. Jm Auftrage der Bade- verwaltung in Meran hat W. als ſogenannter Kurinſpektor alle Ver- gnügungen, Feſte, Theater pp. 20 Jahre lang geleitet (bis 1902). Er war Gründer u. Leiter der Meraner Volksſchauſpiele, für welche er meh- rere Stücke ſchrieb, die unter ſeiner Regie mit mehr als 300 Perſonen aufgeführt und durch den Beſuch des Kaiſers und aller Erzherzöge aus- gezeichnet wurden. Daneben ruhten auf ſeinen Schultern noch manche Ehrenämter, die er im Jntereſſe ſeiner Gemeinde verſah; ſo war er Ober- kommandant der ſtädtiſchen Feuer- wehr, Mitglied des Direktoriums des Sport- und Rennplatzes uſw. Und bei dieſer vielſeitigen Wirkſamkeit hat er auch noch Zeit gefunden, ſich als Schriftſteller zu betätigen. Er ſtarb am 4. Februar 1912. Außer einigen topographiſchen Werken über Meran und Umgebung veröffentlichte er S: Tiroler Bauernleben (En. und Sk.), 1888. – Der Burggräfler (Bilder aus dem Volksleben), 1890. – Ge- ſchichten aus Tirol; IV, 1892–98. N. A. 1908. – Tirol im Jahre 1809 (Volksſt.), 1892. – Tiroler Helden (Volksſt.), 1894. – Der Auszug zur Jſelſchlacht, 1895. – Drei Erzäh- lungen, 1897. – Sixt und Hartl (E.), * 2

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/21>, abgerufen am 21.11.2024.