4) Ein Holzbild der Aphrodite erwähnte laut der Be- merkung des Aristoteles (de anima I, 3) auch Demokrit wegen des eingegossenen Quecksilbers, das dem Bilde Bewegung ver- leihen sollte. Da Pausanias von diesem freilich unerklärten Mechanismus schweigt, so wird es wohl von dem delischen Bilde zu unterscheiden sein.
5) Trophonius zu Lebadea in Böotien (Paus. ib. und IX, 39. 8.)
6) Herakles in Theben (Paus. ib. und IX. 11, 2). Dae- dalos soll es dem Herakles geweiht haben zum Danke für die Beerdigung des Ikaros. Auf dieselbe Veranlassung wird aber auch
7) ein Herakles zu Pisa von Apollodor zurückgeführt (II, 6, 3. vgl. Hesych. s. v. plexai). Von diesem Bilde be- richtet die Sage, Herakles habe es in der Nacht für lebendig gehalten und deshalb mit einem Steine darnach geworfen.
8) Ein anderes von Daedalos dem Herakles geweihtes Bild hatte nach Pausanias Meinung früher auf der Grenze zwischen Messene und Arkadien gestanden (VIII, 35, 2).
9) Auch ein nacktes Xoanon des Herakles zu Korinth (Paus. II, 4, 5) ward dem Daedalos beigelegt.
10) Weihgeschenke von den Argivern im Heraeon (bei Argos) aufgestellt, so wie:
11) ein Bild, welches Antiphemos aus Omphake nach Gela versetzt hatte, waren schon zu Pausanias Zeit zu Grun- de gegangen (IX, 40, 2; VIII, 46, 2).
12) Zu Athen aber sah er noch unter den Weihgeschen- ken des Erechtheum einen Klappstuhl, welchen Sillig ohne Grund für ein Bronzewerk erklärt (I, 27, 1).
13) Endlich wird in dem Periplus des Skylax (p. 321 der Ausgabe von Gail, die mir leider nicht zur Hand ist) ein grosser Altar des Poseidon erwähnt, welcher sich auf der äusser- sten Spitze des Vorgebirges von Solus an der Westküste von Mauretanien befand: wahrscheinlich ein alterthümliches Kunst- werk, auf welches in Ermangelung näherer Kenntniss der Na- me des Daedalos übertragen ward. Anstoss muss es erregen, wenn es heisst, dass daran menschliche Bilder (andriantes), Löwen und Delphine gemalt (gegrammenoi) gewesen seien. Doch bedarf es nur einer geringen Veränderung (geglummenoi), um aus den Bildern Reliefs zu machen.
4) Ein Holzbild der Aphrodite erwähnte laut der Be- merkung des Aristoteles (de anima I, 3) auch Demokrit wegen des eingegossenen Quecksilbers, das dem Bilde Bewegung ver- leihen sollte. Da Pausanias von diesem freilich unerklärten Mechanismus schweigt, so wird es wohl von dem delischen Bilde zu unterscheiden sein.
5) Trophonius zu Lebadea in Böotien (Paus. ib. und IX, 39. 8.)
6) Herakles in Theben (Paus. ib. und IX. 11, 2). Dae- dalos soll es dem Herakles geweiht haben zum Danke für die Beerdigung des Ikaros. Auf dieselbe Veranlassung wird aber auch
7) ein Herakles zu Pisa von Apollodor zurückgeführt (II, 6, 3. vgl. Hesych. s. v. πλῆξαι). Von diesem Bilde be- richtet die Sage, Herakles habe es in der Nacht für lebendig gehalten und deshalb mit einem Steine darnach geworfen.
8) Ein anderes von Daedalos dem Herakles geweihtes Bild hatte nach Pausanias Meinung früher auf der Grenze zwischen Messene und Arkadien gestanden (VIII, 35, 2).
9) Auch ein nacktes Xoanon des Herakles zu Korinth (Paus. II, 4, 5) ward dem Daedalos beigelegt.
10) Weihgeschenke von den Argivern im Heraeon (bei Argos) aufgestellt, so wie:
11) ein Bild, welches Antiphemos aus Omphake nach Gela versetzt hatte, waren schon zu Pausanias Zeit zu Grun- de gegangen (IX, 40, 2; VIII, 46, 2).
12) Zu Athen aber sah er noch unter den Weihgeschen- ken des Erechtheum einen Klappstuhl, welchen Sillig ohne Grund für ein Bronzewerk erklärt (I, 27, 1).
13) Endlich wird in dem Periplus des Skylax (p. 321 der Ausgabe von Gail, die mir leider nicht zur Hand ist) ein grosser Altar des Poseidon erwähnt, welcher sich auf der äusser- sten Spitze des Vorgebirges von Solus an der Westküste von Mauretanien befand: wahrscheinlich ein alterthümliches Kunst- werk, auf welches in Ermangelung näherer Kenntniss der Na- me des Daedalos übertragen ward. Anstoss muss es erregen, wenn es heisst, dass daran menschliche Bilder (ἀνδριάντες), Löwen und Delphine gemalt (γεγραμμένοι) gewesen seien. Doch bedarf es nur einer geringen Veränderung (γεγλυμμένοι), um aus den Bildern Reliefs zu machen.
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des eingegossenen Quecksilbers, das dem Bilde Bewegung ver-
leihen sollte. Da Pausanias von diesem freilich unerklärten
Mechanismus schweigt, so wird es wohl von dem delischen
Bilde zu unterscheiden sein.
5) Trophonius zu Lebadea in Böotien (Paus. ib. und
IX, 39. 8.)
6) Herakles in Theben (Paus. ib. und IX. 11, 2). Dae-
dalos soll es dem Herakles geweiht haben zum Danke für die
Beerdigung des Ikaros. Auf dieselbe Veranlassung wird aber auch
7) ein Herakles zu Pisa von Apollodor zurückgeführt
(II, 6, 3. vgl. Hesych. s. v. πλῆξαι). Von diesem Bilde be-
richtet die Sage, Herakles habe es in der Nacht für lebendig
gehalten und deshalb mit einem Steine darnach geworfen.
8) Ein anderes von Daedalos dem Herakles geweihtes
Bild hatte nach Pausanias Meinung früher auf der Grenze
zwischen Messene und Arkadien gestanden (VIII, 35, 2).
9) Auch ein nacktes Xoanon des Herakles zu Korinth
(Paus. II, 4, 5) ward dem Daedalos beigelegt.
10) Weihgeschenke von den Argivern im Heraeon (bei
Argos) aufgestellt, so wie:
11) ein Bild, welches Antiphemos aus Omphake nach
Gela versetzt hatte, waren schon zu Pausanias Zeit zu Grun-
de gegangen (IX, 40, 2; VIII, 46, 2).
12) Zu Athen aber sah er noch unter den Weihgeschen-
ken des Erechtheum einen Klappstuhl, welchen Sillig ohne
Grund für ein Bronzewerk erklärt (I, 27, 1).
13) Endlich wird in dem Periplus des Skylax (p. 321 der
Ausgabe von Gail, die mir leider nicht zur Hand ist) ein grosser
Altar des Poseidon erwähnt, welcher sich auf der äusser-
sten Spitze des Vorgebirges von Solus an der Westküste von
Mauretanien befand: wahrscheinlich ein alterthümliches Kunst-
werk, auf welches in Ermangelung näherer Kenntniss der Na-
me des Daedalos übertragen ward. Anstoss muss es erregen,
wenn es heisst, dass daran menschliche Bilder (ἀνδριάντες),
Löwen und Delphine gemalt (γεγραμμένοι) gewesen seien.
Doch bedarf es nur einer geringen Veränderung (γεγλυμμένοι),
um aus den Bildern Reliefs zu machen.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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