kos an. Myrtis war aus Anthedon in Boeotien und nach Sui- das 1) Lehrerin des Pindar, so dass, ihr Bild zu machen, vor- züglich einem boeotischen Künstler ziemte. Diese Vermu- thung würde freilich beseitigt werden, sofern wir nach dem Vorschlage Gesner's an die Stelle des Boiskos den bekannteren Namen des Boethos setzten. Doch scheint dazu keine genü- gende Nöthigung vorhanden.
Künstler im übrigen Griechenland.
Telephanes.
Ueber diesen Künstler äussert sich Plinius 2) in folgender Weise: "Die Künstler, welche in ausführlichen Schriften die Kunstgeschichte behandeln, feiern mit ausserordentlichen Lob- sprüchen auch den Phokaeer Telephanes, der sonst unbekannt geblieben ist, weil er in Thessalien wohnte und seine Werke dort versteckt sind; übrigens aber nach ihrem eigenen Urtheil in eine Linie mit Polyklet, Myron, Pythagoras gesetzt wird. Sie führen von ihm an: Larissa, den Sieger im Pentathlon, Spintharos und Apollo. Andere meinen, nicht das sei die Ursache seiner Unberühmtheit gewesen, sondern sie habe ihren Grund darin, dass er sich hergegeben, für die Perserkönige Xerxes und Darius zu arbeiten." Es ist schon in den Erörte- rungen über Polyklet bemerkt worden, dass wir nicht noth- wendig an die Zeit des älteren Darius zu denken haben. Das Wichtigste für uns bleibt indessen die Vergleichung mit den drei Künstlern, deren Zeitgenosse er gewesen sein wird. Dass gerade diese, mit Ausschluss des Phidias, genannt werden, scheint darauf zu deuten, dass nicht sowohl hohe geistige Idea- lität, als körperliche Vollendung das Verdienst seiner Werke bildete. Was sein Vaterland anlangt, so lässt sich für Phokis sein späterer Wohnsitz Thessalien, für Phokaea die Thätig- keit für die Perserkönige geltend machen. Phocaeus und Pho- ceus, wie die Handschriften des Plinius bieten, sind beides auf- fällige Formen.
Ueber Pantias und Sostratos von Chios, so wie über Philotimos von Aegina ist schon im zweiten Abschnitte, bei Gelegenheit der Schule des Aristokles von Sikyon die Rede gewesen.
1) s. v. Pindaros.
2) 34, 68.
kos an. Myrtis war aus Anthedon in Boeotien und nach Sui- das 1) Lehrerin des Pindar, so dass, ihr Bild zu machen, vor- züglich einem boeotischen Künstler ziemte. Diese Vermu- thung würde freilich beseitigt werden, sofern wir nach dem Vorschlage Gesner’s an die Stelle des Boïskos den bekannteren Namen des Boëthos setzten. Doch scheint dazu keine genü- gende Nöthigung vorhanden.
Künstler im übrigen Griechenland.
Telephanes.
Ueber diesen Künstler äussert sich Plinius 2) in folgender Weise: „Die Künstler, welche in ausführlichen Schriften die Kunstgeschichte behandeln, feiern mit ausserordentlichen Lob- sprüchen auch den Phokaeer Telephanes, der sonst unbekannt geblieben ist, weil er in Thessalien wohnte und seine Werke dort versteckt sind; übrigens aber nach ihrem eigenen Urtheil in eine Linie mit Polyklet, Myron, Pythagoras gesetzt wird. Sie führen von ihm an: Larissa, den Sieger im Pentathlon, Spintharos und Apollo. Andere meinen, nicht das sei die Ursache seiner Unberühmtheit gewesen, sondern sie habe ihren Grund darin, dass er sich hergegeben, für die Perserkönige Xerxes und Darius zu arbeiten.” Es ist schon in den Erörte- rungen über Polyklet bemerkt worden, dass wir nicht noth- wendig an die Zeit des älteren Darius zu denken haben. Das Wichtigste für uns bleibt indessen die Vergleichung mit den drei Künstlern, deren Zeitgenosse er gewesen sein wird. Dass gerade diese, mit Ausschluss des Phidias, genannt werden, scheint darauf zu deuten, dass nicht sowohl hohe geistige Idea- lität, als körperliche Vollendung das Verdienst seiner Werke bildete. Was sein Vaterland anlangt, so lässt sich für Phokis sein späterer Wohnsitz Thessalien, für Phokaea die Thätig- keit für die Perserkönige geltend machen. Phocaeus und Pho- ceus, wie die Handschriften des Plinius bieten, sind beides auf- fällige Formen.
Ueber Pantias und Sostratos von Chios, so wie über Philotimos von Aegina ist schon im zweiten Abschnitte, bei Gelegenheit der Schule des Aristokles von Sikyon die Rede gewesen.
1) s. v. Πίνδαρος.
2) 34, 68.
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[298/0311]
kos an. Myrtis war aus Anthedon in Boeotien und nach Sui-
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züglich einem boeotischen Künstler ziemte. Diese Vermu-
thung würde freilich beseitigt werden, sofern wir nach dem
Vorschlage Gesner’s an die Stelle des Boïskos den bekannteren
Namen des Boëthos setzten. Doch scheint dazu keine genü-
gende Nöthigung vorhanden.
Künstler im übrigen Griechenland.
Telephanes.
Ueber diesen Künstler äussert sich Plinius 2) in folgender
Weise: „Die Künstler, welche in ausführlichen Schriften die
Kunstgeschichte behandeln, feiern mit ausserordentlichen Lob-
sprüchen auch den Phokaeer Telephanes, der sonst unbekannt
geblieben ist, weil er in Thessalien wohnte und seine Werke
dort versteckt sind; übrigens aber nach ihrem eigenen Urtheil
in eine Linie mit Polyklet, Myron, Pythagoras gesetzt wird.
Sie führen von ihm an: Larissa, den Sieger im Pentathlon,
Spintharos und Apollo. Andere meinen, nicht das sei die
Ursache seiner Unberühmtheit gewesen, sondern sie habe ihren
Grund darin, dass er sich hergegeben, für die Perserkönige
Xerxes und Darius zu arbeiten.” Es ist schon in den Erörte-
rungen über Polyklet bemerkt worden, dass wir nicht noth-
wendig an die Zeit des älteren Darius zu denken haben. Das
Wichtigste für uns bleibt indessen die Vergleichung mit den
drei Künstlern, deren Zeitgenosse er gewesen sein wird. Dass
gerade diese, mit Ausschluss des Phidias, genannt werden,
scheint darauf zu deuten, dass nicht sowohl hohe geistige Idea-
lität, als körperliche Vollendung das Verdienst seiner Werke
bildete. Was sein Vaterland anlangt, so lässt sich für Phokis
sein späterer Wohnsitz Thessalien, für Phokaea die Thätig-
keit für die Perserkönige geltend machen. Phocaeus und Pho-
ceus, wie die Handschriften des Plinius bieten, sind beides auf-
fällige Formen.
Ueber Pantias und Sostratos von Chios, so wie über
Philotimos von Aegina ist schon im zweiten Abschnitte,
bei Gelegenheit der Schule des Aristokles von Sikyon die
Rede gewesen.
1) s. v. Πίνδαρος.
2) 34, 68.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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