Künstler, des Hypatodoros und Aristogeiton, waren. Dass jedoch diese Heroenbilder sich von denen historischer Personen, wie der Feldherren bei Aegospotamoi, in Charakter und Auffassung wesentlich unterschieden, lässt sich keineswegs mit Bestimmt- heit behaupten. Schon die Art der Aufstellung in grösseren Reihen verlangt vielfach ein Unterordnen des Einzelnen unter das Ganze. Dass dagegen ein Künstler dieser Schule einen einzelnen Heroen seiner besonderen Individualität und seines Charakters wegen als ein selbstständiges Werk durchgeführt habe, wird nirgends berichtet, wenn wir nicht den jugend- lichen Herakles mit dem Löwen von Nikodamos oder die Ama- zone des Phradmon als das Gegentheil beweisend gelten lassen wollen. Aber keiner der Sieben gegen Theben oder der Epi- gonen, deren Darstellung doch gerade argivischen Künstlern hätte nahe liegen müssen, hat eine künstlerische Behandlung und Durchbildung der Art erfahren, dass seine Figur typisch geworden wäre, wie die eines Herakles, eines Odysseus.
So bleibt denn als das eigentliche Feld der Thätigkeit dieser Schule die Darstellung wirklicher Menschen, namentlich athletischer Sieger übrig. Fast von jedem Künstler, von dem wir mehr, als den blossen Namen wissen, wird ein oder das andere Werk dieser Art angeführt, von manchen ganze Reihen. Besonders gerühmt wird Naukydes wegen der Statuen des Cheimon, des Diskobols und Widderopferers, Daedalos wegen der Knaben mit der Striegel, Patrokles im Allgemeinen wegen Statuen von Athleten u. s. w. Erinnern wir uns an die zwölf Kühe des Phradmon, das Ross des Antiphanes, die Zwei- und Viergespanne des Aristides u. s. w., so sehen wir, dass auch in der Bildung von Thieren diese Schule nicht ohne Aus- zeichnung thätig war. Aber selbst hier suchen wir nach einem Werke, welches die Bewunderung in so lebendiger Weise her- ausgefordert hätte, wie der Ladas, der Diskobol, die Kuh ei- nes Myron.
Sollen wir darum den Werth dieser Schule gering an- schlagen? Ich glaube nicht. Denn was bisher gesagt wurde, sollte nur dazu dienen, uns auf den Weg zu einer richtigen Beurtheilung zu leiten. Ausdrückliche Zeugnisse kommen uns dabei nicht zu Hülfe. Doch werden wir schwerlich irre gehen, wenn wir jetzt die Frage aufwerfen: welchen Ausgangspunkt hatte die Schule von Argos? Die Antwort ist unzweifelhaft:
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Künstler, des Hypatodoros und Aristogeiton, waren. Dass jedoch diese Heroenbilder sich von denen historischer Personen, wie der Feldherren bei Aegospotamoi, in Charakter und Auffassung wesentlich unterschieden, lässt sich keineswegs mit Bestimmt- heit behaupten. Schon die Art der Aufstellung in grösseren Reihen verlangt vielfach ein Unterordnen des Einzelnen unter das Ganze. Dass dagegen ein Künstler dieser Schule einen einzelnen Heroen seiner besonderen Individualität und seines Charakters wegen als ein selbstständiges Werk durchgeführt habe, wird nirgends berichtet, wenn wir nicht den jugend- lichen Herakles mit dem Löwen von Nikodamos oder die Ama- zone des Phradmon als das Gegentheil beweisend gelten lassen wollen. Aber keiner der Sieben gegen Theben oder der Epi- gonen, deren Darstellung doch gerade argivischen Künstlern hätte nahe liegen müssen, hat eine künstlerische Behandlung und Durchbildung der Art erfahren, dass seine Figur typisch geworden wäre, wie die eines Herakles, eines Odysseus.
So bleibt denn als das eigentliche Feld der Thätigkeit dieser Schule die Darstellung wirklicher Menschen, namentlich athletischer Sieger übrig. Fast von jedem Künstler, von dem wir mehr, als den blossen Namen wissen, wird ein oder das andere Werk dieser Art angeführt, von manchen ganze Reihen. Besonders gerühmt wird Naukydes wegen der Statuen des Cheimon, des Diskobols und Widderopferers, Daedalos wegen der Knaben mit der Striegel, Patrokles im Allgemeinen wegen Statuen von Athleten u. s. w. Erinnern wir uns an die zwölf Kühe des Phradmon, das Ross des Antiphanes, die Zwei- und Viergespanne des Aristides u. s. w., so sehen wir, dass auch in der Bildung von Thieren diese Schule nicht ohne Aus- zeichnung thätig war. Aber selbst hier suchen wir nach einem Werke, welches die Bewunderung in so lebendiger Weise her- ausgefordert hätte, wie der Ladas, der Diskobol, die Kuh ei- nes Myron.
Sollen wir darum den Werth dieser Schule gering an- schlagen? Ich glaube nicht. Denn was bisher gesagt wurde, sollte nur dazu dienen, uns auf den Weg zu einer richtigen Beurtheilung zu leiten. Ausdrückliche Zeugnisse kommen uns dabei nicht zu Hülfe. Doch werden wir schwerlich irre gehen, wenn wir jetzt die Frage aufwerfen: welchen Ausgangspunkt hatte die Schule von Argos? Die Antwort ist unzweifelhaft:
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der Feldherren bei Aegospotamoi, in Charakter und Auffassung
wesentlich unterschieden, lässt sich keineswegs mit Bestimmt-
heit behaupten. Schon die Art der Aufstellung in grösseren
Reihen verlangt vielfach ein Unterordnen des Einzelnen unter
das Ganze. Dass dagegen ein Künstler dieser Schule einen
einzelnen Heroen seiner besonderen Individualität und seines
Charakters wegen als ein selbstständiges Werk durchgeführt
habe, wird nirgends berichtet, wenn wir nicht den jugend-
lichen Herakles mit dem Löwen von Nikodamos oder die Ama-
zone des Phradmon als das Gegentheil beweisend gelten lassen
wollen. Aber keiner der Sieben gegen Theben oder der Epi-
gonen, deren Darstellung doch gerade argivischen Künstlern
hätte nahe liegen müssen, hat eine künstlerische Behandlung
und Durchbildung der Art erfahren, dass seine Figur typisch
geworden wäre, wie die eines Herakles, eines Odysseus.
So bleibt denn als das eigentliche Feld der Thätigkeit
dieser Schule die Darstellung wirklicher Menschen, namentlich
athletischer Sieger übrig. Fast von jedem Künstler, von dem
wir mehr, als den blossen Namen wissen, wird ein oder das
andere Werk dieser Art angeführt, von manchen ganze Reihen.
Besonders gerühmt wird Naukydes wegen der Statuen des
Cheimon, des Diskobols und Widderopferers, Daedalos wegen
der Knaben mit der Striegel, Patrokles im Allgemeinen wegen
Statuen von Athleten u. s. w. Erinnern wir uns an die zwölf
Kühe des Phradmon, das Ross des Antiphanes, die Zwei-
und Viergespanne des Aristides u. s. w., so sehen wir, dass
auch in der Bildung von Thieren diese Schule nicht ohne Aus-
zeichnung thätig war. Aber selbst hier suchen wir nach einem
Werke, welches die Bewunderung in so lebendiger Weise her-
ausgefordert hätte, wie der Ladas, der Diskobol, die Kuh ei-
nes Myron.
Sollen wir darum den Werth dieser Schule gering an-
schlagen? Ich glaube nicht. Denn was bisher gesagt wurde,
sollte nur dazu dienen, uns auf den Weg zu einer richtigen
Beurtheilung zu leiten. Ausdrückliche Zeugnisse kommen uns
dabei nicht zu Hülfe. Doch werden wir schwerlich irre gehen,
wenn wir jetzt die Frage aufwerfen: welchen Ausgangspunkt
hatte die Schule von Argos? Die Antwort ist unzweifelhaft:
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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