Attiker sie lösten und ausschreiten liessen. Das künstlerische Verdienst aber konnte demnach nur in der Feinheit der Aus- führung, nicht, wie bei den Attikern, in der lebensvolleren Erfindung bestehen; und darauf hin, auf das feine kunstreiche Ausschnitzen lässt sich auch der Name des Smilis ohne Schwierigkeit deuten 1).
Da uns in Aegina nicht einmal Zeitgenossen des Smilis bekannt sind, so lassen wir uns durch seine schon erwähnte Thätigkeit nach den Inseln der kleinasiatischen Küste geleiten, wo schon vor seiner Zeit ein Künstler sich Ruhm erwirbt.
Glaukos.
Herodot 2) als der älteste Gewährsmann giebt als Vater- land des Glaukos die Insel Chios an. Wenn Stephanus By- zantius und Suidas 3), sowie der Scholiast zu Plato's Phaedon 4) trotz dem, dass dieser sich auf Herodot beruft, ihn Samier nennen, so wird sich diese Angabe durch seine auch auf Sa- mos sich erstreckende künstlerische Thätigkeit erklären lassen. Ja es scheint kaum zu gewagt, mit O. Müller 5) auch den Lemnier, welchen Stephanus von dem Samier unterscheidet, für dieselbe Person zu halten. Wenigstens mangeln über einen Lemnios, andriantopoios diasemos gänzlich andere Nachrichten, während bei dem vielfältigen Verkehr jener Inseln in alter Zeit ein Künstler leicht auf mehreren derselben beschäftigt ge- wesen sein kann. Sein Ruhm ist die Erfindung der Löthung des Erzes. Dazu erwarb er sich nach Plutarch 6) noch weitere Verdienste um Bearbeitung des Metalls, namentlich das Härten und Erweichen durch Feuer und Wasser. Von seinen Wer- ken ist uns nur ein einziges bekannt, der eherne Untersatz zu einem silbernen Mischgefässe, welches Alyattes von Lydien nach Delphi weihte, ein Werk, so gepriesen im Alterthum, dass dadurch die Technik des Glaukos, Glaukou tekhne, sprich- wörtlich ward 7). Eine genaue Beschreibung desselben giebt uns Pausanias8): "Jedes einzelne getriebene Stück des Unter-
1) Auf eine scharfe an Magerkeit grenzende Ausführung bezieht sich nach der Bemerkung Müllers (Aeg. S. 102) auch der Vergleich welchen Pausanias (X, 17, 6) zwischen corsischen Böcken in Wirklichkeit und Böcken von aeginetischer Kunst anstellt.
2) s. v. Aithale und Glaukou tekhne.
3) p. 183.
4) Amalth. III, 25.
5) de def. or. 47.
6) S. d. Paroemiogr.
7) X, 16, 1.
Attiker sie lösten und ausschreiten liessen. Das künstlerische Verdienst aber konnte demnach nur in der Feinheit der Aus- führung, nicht, wie bei den Attikern, in der lebensvolleren Erfindung bestehen; und darauf hin, auf das feine kunstreiche Ausschnitzen lässt sich auch der Name des Smilis ohne Schwierigkeit deuten 1).
Da uns in Aegina nicht einmal Zeitgenossen des Smilis bekannt sind, so lassen wir uns durch seine schon erwähnte Thätigkeit nach den Inseln der kleinasiatischen Küste geleiten, wo schon vor seiner Zeit ein Künstler sich Ruhm erwirbt.
Glaukos.
Herodot 2) als der älteste Gewährsmann giebt als Vater- land des Glaukos die Insel Chios an. Wenn Stephanus By- zantius und Suidas 3), sowie der Scholiast zu Plato’s Phaedon 4) trotz dem, dass dieser sich auf Herodot beruft, ihn Samier nennen, so wird sich diese Angabe durch seine auch auf Sa- mos sich erstreckende künstlerische Thätigkeit erklären lassen. Ja es scheint kaum zu gewagt, mit O. Müller 5) auch den Lemnier, welchen Stephanus von dem Samier unterscheidet, für dieselbe Person zu halten. Wenigstens mangeln über einen Λήμνιος, ἀνδριαντοποιὸς διάσημος gänzlich andere Nachrichten, während bei dem vielfältigen Verkehr jener Inseln in alter Zeit ein Künstler leicht auf mehreren derselben beschäftigt ge- wesen sein kann. Sein Ruhm ist die Erfindung der Löthung des Erzes. Dazu erwarb er sich nach Plutarch 6) noch weitere Verdienste um Bearbeitung des Metalls, namentlich das Härten und Erweichen durch Feuer und Wasser. Von seinen Wer- ken ist uns nur ein einziges bekannt, der eherne Untersatz zu einem silbernen Mischgefässe, welches Alyattes von Lydien nach Delphi weihte, ein Werk, so gepriesen im Alterthum, dass dadurch die Technik des Glaukos, Γλαύκου τέχνη, sprich- wörtlich ward 7). Eine genaue Beschreibung desselben giebt uns Pausanias8): „Jedes einzelne getriebene Stück des Unter-
1) Auf eine scharfe an Magerkeit grenzende Ausführung bezieht sich nach der Bemerkung Müllers (Aeg. S. 102) auch der Vergleich welchen Pausanias (X, 17, 6) zwischen corsischen Böcken in Wirklichkeit und Böcken von aeginetischer Kunst anstellt.
2) s. v. Αἰϑάλη und Γλαύκου τέχνη.
3) p. 183.
4) Amalth. III, 25.
5) de def. or. 47.
6) S. d. Paroemiogr.
7) X, 16, 1.
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Attiker sie lösten und ausschreiten liessen. Das künstlerische
Verdienst aber konnte demnach nur in der Feinheit der Aus-
führung, nicht, wie bei den Attikern, in der lebensvolleren
Erfindung bestehen; und darauf hin, auf das feine kunstreiche
Ausschnitzen lässt sich auch der Name des Smilis ohne
Schwierigkeit deuten 1).
Da uns in Aegina nicht einmal Zeitgenossen des Smilis
bekannt sind, so lassen wir uns durch seine schon erwähnte
Thätigkeit nach den Inseln der kleinasiatischen Küste
geleiten, wo schon vor seiner Zeit ein Künstler sich Ruhm
erwirbt.
Glaukos.
Herodot 2) als der älteste Gewährsmann giebt als Vater-
land des Glaukos die Insel Chios an. Wenn Stephanus By-
zantius und Suidas 3), sowie der Scholiast zu Plato’s Phaedon 4)
trotz dem, dass dieser sich auf Herodot beruft, ihn Samier
nennen, so wird sich diese Angabe durch seine auch auf Sa-
mos sich erstreckende künstlerische Thätigkeit erklären lassen.
Ja es scheint kaum zu gewagt, mit O. Müller 5) auch den
Lemnier, welchen Stephanus von dem Samier unterscheidet, für
dieselbe Person zu halten. Wenigstens mangeln über einen
Λήμνιος, ἀνδριαντοποιὸς διάσημος gänzlich andere Nachrichten,
während bei dem vielfältigen Verkehr jener Inseln in alter
Zeit ein Künstler leicht auf mehreren derselben beschäftigt ge-
wesen sein kann. Sein Ruhm ist die Erfindung der Löthung
des Erzes. Dazu erwarb er sich nach Plutarch 6) noch weitere
Verdienste um Bearbeitung des Metalls, namentlich das Härten
und Erweichen durch Feuer und Wasser. Von seinen Wer-
ken ist uns nur ein einziges bekannt, der eherne Untersatz
zu einem silbernen Mischgefässe, welches Alyattes von Lydien
nach Delphi weihte, ein Werk, so gepriesen im Alterthum,
dass dadurch die Technik des Glaukos, Γλαύκου τέχνη, sprich-
wörtlich ward 7). Eine genaue Beschreibung desselben giebt
uns Pausanias8): „Jedes einzelne getriebene Stück des Unter-
1) Auf eine scharfe an Magerkeit grenzende Ausführung bezieht sich nach
der Bemerkung Müllers (Aeg. S. 102) auch der Vergleich welchen Pausanias (X,
17, 6) zwischen corsischen Böcken in Wirklichkeit und Böcken von aeginetischer
Kunst anstellt.
2) s. v. Αἰϑάλη und Γλαύκου τέχνη.
3) p. 183.
4) Amalth.
III, 25.
5) de def. or. 47.
6) S. d. Paroemiogr.
7) X, 16, 1.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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