gegen das Ende. Dass unter den vielen Künstlerinschriften sich nur eine einzige mit dem Imperfectum epoiei findet, darf dabei um so mehr in Betracht gezogen werden, als der Ge- brauch desselben sich in dem nicht sehr entfernten Delos nach Ol. 152 ziemlich häufig zeigt (vgl. unten).
Unter den Werken dieser Schule finden wir in besonders grosser Zahl die Portraitfiguren, Ehrenstatuen von Priestern, verdienten Bürgern u. a. In ihrer Bildung mochten sich die rhodischen Künstler an die Schule von Sikyon anschliessen: denn ein Verbindungsglied ist uns in Chares, dem Schüler des Lysipp, gegeben, der freilich seine Meisterschaft besonders auf Darstellung von Götterkolossen gerichtet zu haben scheint. Ob er gerade darin unter den uns bekannten Künstlern Nach- ahmer fand, wissen wir nicht; reich an Kolossen war übri- gens Rhodos, wie keine andere Stadt1). Sonst aber erwarb sich in der Götterbildung nur Philiskos Ruhm; und gerade bei ihm wäre es nicht unmöglich, dass er sich mehr der atti- schen Schule des Polykles angeschlossen, welche zur Zeit des Metellus Macedonicus in Rom thätig war. So sondert sich aus der Masse nur eine kleine Zahl von Werken mehr eigen- thümlicher Art aus: die Statue des Kombabos von Hermokles, zwar ein Portrait, aber von sehr eigenthümlicher Art, der rasende Athamas des Aristonidas, der eiserne Herakles des Alkon, die Hermeroten des Tauriskos, endlich und vor allen die zwei erhaltenen Werke, der farnesische Stier und der Lao- koon. Freilich ist bei dem letzteren zunächst die Frage zu erledigen, ob er wirklich in diese Zeit gehört: eine Frage, deren Entscheidung in letzter Instanz allerdings wieder von der Auffassung der gesammten Entwickelung der griechischen Kunst in den folgenden Epochen abhängt, also an dieser Stelle nicht in vollem Umfange gegeben werden kann. Dies kann mich jedoch nicht abhalten, schon jetzt die Frage, so weit es möglich ist, zu erörtern und, wie es meine Ueber- zeugung ist, den Laokoon als ein Werk dieser Epoche hin- zustellen und als ein solches genau zu untersuchen und sei- nem künstlerischen Verdienste nach zu würdigen. Auf die vielfachen Erörterungen aus den letzten Jahren in allen Ein-
1) Plin. 34, 42.
gegen das Ende. Dass unter den vielen Künstlerinschriften sich nur eine einzige mit dem Imperfectum ἐποίει findet, darf dabei um so mehr in Betracht gezogen werden, als der Ge- brauch desselben sich in dem nicht sehr entfernten Delos nach Ol. 152 ziemlich häufig zeigt (vgl. unten).
Unter den Werken dieser Schule finden wir in besonders grosser Zahl die Portraitfiguren, Ehrenstatuen von Priestern, verdienten Bürgern u. a. In ihrer Bildung mochten sich die rhodischen Künstler an die Schule von Sikyon anschliessen: denn ein Verbindungsglied ist uns in Chares, dem Schüler des Lysipp, gegeben, der freilich seine Meisterschaft besonders auf Darstellung von Götterkolossen gerichtet zu haben scheint. Ob er gerade darin unter den uns bekannten Künstlern Nach- ahmer fand, wissen wir nicht; reich an Kolossen war übri- gens Rhodos, wie keine andere Stadt1). Sonst aber erwarb sich in der Götterbildung nur Philiskos Ruhm; und gerade bei ihm wäre es nicht unmöglich, dass er sich mehr der atti- schen Schule des Polykles angeschlossen, welche zur Zeit des Metellus Macedonicus in Rom thätig war. So sondert sich aus der Masse nur eine kleine Zahl von Werken mehr eigen- thümlicher Art aus: die Statue des Kombabos von Hermokles, zwar ein Portrait, aber von sehr eigenthümlicher Art, der rasende Athamas des Aristonidas, der eiserne Herakles des Alkon, die Hermeroten des Tauriskos, endlich und vor allen die zwei erhaltenen Werke, der farnesische Stier und der Lao- koon. Freilich ist bei dem letzteren zunächst die Frage zu erledigen, ob er wirklich in diese Zeit gehört: eine Frage, deren Entscheidung in letzter Instanz allerdings wieder von der Auffassung der gesammten Entwickelung der griechischen Kunst in den folgenden Epochen abhängt, also an dieser Stelle nicht in vollem Umfange gegeben werden kann. Dies kann mich jedoch nicht abhalten, schon jetzt die Frage, so weit es möglich ist, zu erörtern und, wie es meine Ueber- zeugung ist, den Laokoon als ein Werk dieser Epoche hin- zustellen und als ein solches genau zu untersuchen und sei- nem künstlerischen Verdienste nach zu würdigen. Auf die vielfachen Erörterungen aus den letzten Jahren in allen Ein-
1) Plin. 34, 42.
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gegen das Ende. Dass unter den vielen Künstlerinschriften
sich nur eine einzige mit dem Imperfectum ἐποίει findet, darf
dabei um so mehr in Betracht gezogen werden, als der Ge-
brauch desselben sich in dem nicht sehr entfernten Delos nach
Ol. 152 ziemlich häufig zeigt (vgl. unten).
Unter den Werken dieser Schule finden wir in besonders
grosser Zahl die Portraitfiguren, Ehrenstatuen von Priestern,
verdienten Bürgern u. a. In ihrer Bildung mochten sich die
rhodischen Künstler an die Schule von Sikyon anschliessen:
denn ein Verbindungsglied ist uns in Chares, dem Schüler des
Lysipp, gegeben, der freilich seine Meisterschaft besonders auf
Darstellung von Götterkolossen gerichtet zu haben scheint.
Ob er gerade darin unter den uns bekannten Künstlern Nach-
ahmer fand, wissen wir nicht; reich an Kolossen war übri-
gens Rhodos, wie keine andere Stadt 1). Sonst aber erwarb
sich in der Götterbildung nur Philiskos Ruhm; und gerade bei
ihm wäre es nicht unmöglich, dass er sich mehr der atti-
schen Schule des Polykles angeschlossen, welche zur Zeit
des Metellus Macedonicus in Rom thätig war. So sondert sich
aus der Masse nur eine kleine Zahl von Werken mehr eigen-
thümlicher Art aus: die Statue des Kombabos von Hermokles,
zwar ein Portrait, aber von sehr eigenthümlicher Art, der
rasende Athamas des Aristonidas, der eiserne Herakles des
Alkon, die Hermeroten des Tauriskos, endlich und vor allen
die zwei erhaltenen Werke, der farnesische Stier und der Lao-
koon. Freilich ist bei dem letzteren zunächst die Frage zu
erledigen, ob er wirklich in diese Zeit gehört: eine Frage,
deren Entscheidung in letzter Instanz allerdings wieder von
der Auffassung der gesammten Entwickelung der griechischen
Kunst in den folgenden Epochen abhängt, also an dieser
Stelle nicht in vollem Umfange gegeben werden kann. Dies
kann mich jedoch nicht abhalten, schon jetzt die Frage, so
weit es möglich ist, zu erörtern und, wie es meine Ueber-
zeugung ist, den Laokoon als ein Werk dieser Epoche hin-
zustellen und als ein solches genau zu untersuchen und sei-
nem künstlerischen Verdienste nach zu würdigen. Auf die
vielfachen Erörterungen aus den letzten Jahren in allen Ein-
1) Plin. 34, 42.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/487>, abgerufen am 26.11.2024.
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