wohl auf Metallarbeit im Kleinen, als im Grossen verstand. Berühmt war namentlich:
7) der Ring des Polykrates. Doch ist es zweifelhaft, ob der Stein, der ihn zierte, geschnitten oder nur von Theodoros kunstreich in Gold gefasst war (vgl. Strab. XIV, p. 638. Paus. VIII, 14, 5. Clem. Alex. protr. III, p. 247 Sylb. Plin. 37, 4. Herod. III, 41). Welcker (zu Müllers Arch. §. 97) ist sogar geneigt, die ganze Geschichte für eine Fabel zu halten.
Dem Theodoros werden ferner zugeschrieben:
8) das silberne Mischgefäss, 600 Amphoren haltend, wel- ches Kroesus nach Delphi weihete. Herodot (I, 51) meint, es sei ein Werk von keineswegs gewöhnlicher Art: ou gar to suntukhon phainetai moi ergon einai.
9) Ein anderes goldenes Mischgefäss befand sich nach Amyntas (en stathmois: Athen XII, 514 F) in den Ge- mächern der Perserkönige.
10) Ein goldener Weinstock mit Trauben von eingelegten Edelsteinen an demselben Orte wird ebenfalls ein Werk des Theodoros genannt (Himer. ap. Phot. p. 612 Höschel; cf. Athen. XIV, 513 F, 539 D).
11) Endlich ist noch das Xoanon des pythischen Apollo zu Samos zu nennen, welches Athenagoras (leg. p. Chr. p. 61) nur kurz erwähnt, Diodor (I, 98) dagegen ausführlich bespricht. Er erzählt, Telekles habe die eine Hälfte des Bildes in Samos, Theodoros die andere zu Ephesos gefertigt: trotz dem hätten nachher beide Hälften genau an einander gepasst, weil sie nach dem aegyptischen Kanon gearbeitet gewesen wären, der jede Form nach ihrem relativen Maasse fest bestimme. So berich- teten ihm die aegyptischen Priester; er selbst hatte das Werk nicht gesehen: einai d' aito legousi kata to plei- ston parempheres tois Aiguptiois, und seine Gewährsmän- ner aller Wahrscheinlichkeit nach eben so wenig. Nehmen wir dazu die innere Unwahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen, Unmöglichkeit des beschriebenen Verfahrens, so sind wir ge- wiss zu der Frage berechtigt, ob der ganzen Erzählung nur irgend etwas Wahres zu Grunde liege. Dass das Bild tas men kheiras ekhon paratetamenas, ta de skele diabebekota gebildet sein sollte, genügt zum Beweise aegyptischen Ursprungs noch keineswegs. Wir sehen daraus nur, dass es in alterthümlich strenger Weise gefasst war, woran auch sonst niemand zwei-
wohl auf Metallarbeit im Kleinen, als im Grossen verstand. Berühmt war namentlich:
7) der Ring des Polykrates. Doch ist es zweifelhaft, ob der Stein, der ihn zierte, geschnitten oder nur von Theodoros kunstreich in Gold gefasst war (vgl. Strab. XIV, p. 638. Paus. VIII, 14, 5. Clem. Alex. protr. III, p. 247 Sylb. Plin. 37, 4. Herod. III, 41). Welcker (zu Müllers Arch. §. 97) ist sogar geneigt, die ganze Geschichte für eine Fabel zu halten.
Dem Theodoros werden ferner zugeschrieben:
8) das silberne Mischgefäss, 600 Amphoren haltend, wel- ches Kroesus nach Delphi weihete. Herodot (I, 51) meint, es sei ein Werk von keineswegs gewöhnlicher Art: οὐ γὰρ τὸ συντυχὸν φαίνεταί μοι ἔργον εἶναι.
9) Ein anderes goldenes Mischgefäss befand sich nach Amyntas (ἐν σταϑμοῖς: Athen XII, 514 F) in den Ge- mächern der Perserkönige.
10) Ein goldener Weinstock mit Trauben von eingelegten Edelsteinen an demselben Orte wird ebenfalls ein Werk des Theodoros genannt (Himer. ap. Phot. p. 612 Höschel; cf. Athen. XIV, 513 F, 539 D).
11) Endlich ist noch das Xoanon des pythischen Apollo zu Samos zu nennen, welches Athenagoras (leg. p. Chr. p. 61) nur kurz erwähnt, Diodor (I, 98) dagegen ausführlich bespricht. Er erzählt, Telekles habe die eine Hälfte des Bildes in Samos, Theodoros die andere zu Ephesos gefertigt: trotz dem hätten nachher beide Hälften genau an einander gepasst, weil sie nach dem aegyptischen Kanon gearbeitet gewesen wären, der jede Form nach ihrem relativen Maasse fest bestimme. So berich- teten ihm die aegyptischen Priester; er selbst hatte das Werk nicht gesehen: εἶναι δ’ αἰτὸ λέγουσι κατὰ τὸ πλεῖ- στον παρεμφερὲς τοῖς Αἰγυπτίοις, und seine Gewährsmän- ner aller Wahrscheinlichkeit nach eben so wenig. Nehmen wir dazu die innere Unwahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen, Unmöglichkeit des beschriebenen Verfahrens, so sind wir ge- wiss zu der Frage berechtigt, ob der ganzen Erzählung nur irgend etwas Wahres zu Grunde liege. Dass das Bild τὰς μὲν χεῖρας ἔχον παρατεταμένας, τὰ δὲ σκέλη διαβεβηκότα gebildet sein sollte, genügt zum Beweise aegyptischen Ursprungs noch keineswegs. Wir sehen daraus nur, dass es in alterthümlich strenger Weise gefasst war, woran auch sonst niemand zwei-
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wohl auf Metallarbeit im Kleinen, als im Grossen verstand.
Berühmt war namentlich:
7) der Ring des Polykrates. Doch ist es zweifelhaft, ob
der Stein, der ihn zierte, geschnitten oder nur von Theodoros
kunstreich in Gold gefasst war (vgl. Strab. XIV, p. 638.
Paus. VIII, 14, 5. Clem. Alex. protr. III, p. 247 Sylb. Plin.
37, 4. Herod. III, 41). Welcker (zu Müllers Arch. §. 97)
ist sogar geneigt, die ganze Geschichte für eine Fabel zu halten.
Dem Theodoros werden ferner zugeschrieben:
8) das silberne Mischgefäss, 600 Amphoren haltend, wel-
ches Kroesus nach Delphi weihete. Herodot (I, 51) meint, es
sei ein Werk von keineswegs gewöhnlicher Art: οὐ γὰρ τὸ
συντυχὸν φαίνεταί μοι ἔργον εἶναι.
9) Ein anderes goldenes Mischgefäss befand sich
nach Amyntas (ἐν σταϑμοῖς: Athen XII, 514 F) in den Ge-
mächern der Perserkönige.
10) Ein goldener Weinstock mit Trauben von eingelegten
Edelsteinen an demselben Orte wird ebenfalls ein Werk des
Theodoros genannt (Himer. ap. Phot. p. 612 Höschel; cf.
Athen. XIV, 513 F, 539 D).
11) Endlich ist noch das Xoanon des pythischen Apollo
zu Samos zu nennen, welches Athenagoras (leg. p. Chr. p. 61)
nur kurz erwähnt, Diodor (I, 98) dagegen ausführlich bespricht.
Er erzählt, Telekles habe die eine Hälfte des Bildes in Samos,
Theodoros die andere zu Ephesos gefertigt: trotz dem hätten
nachher beide Hälften genau an einander gepasst, weil sie nach
dem aegyptischen Kanon gearbeitet gewesen wären, der jede
Form nach ihrem relativen Maasse fest bestimme. So berich-
teten ihm die aegyptischen Priester; er selbst hatte das
Werk nicht gesehen: εἶναι δ’ αἰτὸ λέγουσι κατὰ τὸ πλεῖ-
στον παρεμφερὲς τοῖς Αἰγυπτίοις, und seine Gewährsmän-
ner aller Wahrscheinlichkeit nach eben so wenig. Nehmen
wir dazu die innere Unwahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen,
Unmöglichkeit des beschriebenen Verfahrens, so sind wir ge-
wiss zu der Frage berechtigt, ob der ganzen Erzählung nur
irgend etwas Wahres zu Grunde liege. Dass das Bild τὰς μὲν
χεῖρας ἔχον παρατεταμένας, τὰ δὲ σκέλη διαβεβηκότα gebildet
sein sollte, genügt zum Beweise aegyptischen Ursprungs noch
keineswegs. Wir sehen daraus nur, dass es in alterthümlich
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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