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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Leuktra und noch entschiedener nach der Schlacht bei Man-
tineia. Gerade aber in der Zeit Philipps und Alexanders von
Makedonien befinden sich die achaeischen Staaten in dem Zu-
stande der grössten politischen Erniedrigung, und so kann recht
gut in dieser Zeit Tritaea dem koinon Arkadon beigetreten
sein, während nach Ol. 124 das umgekehrte Verhältniss ein-
tritt, indem der neubegründete achaeische Bund nun auch ar-
kadischen Staaten sich anschliesst. So bestätigt also dies voll-
kommen meine Ansicht, dass die Söhne des Polykles hieher
in die Philippische Zeit gehören." So weit Bergk; und ich
will nicht leugnen, dass das politische Verhältniss, wie er es
darstellt, an sich recht wohl möglich war. Da es jedoch nicht
nothwendig so sein musste, so wird es immer erlaubt sein,
eine andere Ansicht entgegenzustellen, welcher man einen
gleichen Grad der Wahrscheinlichkeit nicht absprechen wird.
Mit der Zerstörung Korinths durch Mummius (Olympiade 158, 3)
wurden die alten Staatenbünde Griechenlands aufgelöst: Paus.
VII, 16, 6. Damals musste es ganz im Sinne der Eroberer
liegen, namentlich das Gewicht des achaeischen Namens zu ver-
ringern; und so mochte damals Tritaea, welches nicht an der
Küste, sondern gerade an der Grenze Arkadiens lag, diesem
Lande von den Römern zugetheilt worden sein, bis es später
Augustus aus politischen Gründen anderer Art unter die Herr-
schaft von Patrae stellte: Paus. VII, 22, 4; vgl. 18, 6. Die Be-
zeichnung Tritaea's als einer arkadischen Stadt bildet also min-
destens kein Hinderniss, Timokles und Timarchides für die
Söhne des jüngeren Polykles zu halten.

Auf diesem Punkte angekommen, können wir uns der Ver-
muthung nicht entziehen, dass die Werke des Polykles, Dio-
nysios und Timarchides ursprünglich für die Gebäude im Por-
ticus der Octavia gearbeitet wurden, in welchen sie zu Plinius
Zeit noch standen, da ihre Erbauung und die Zeit des jünge-
ren Polykles gerade zusammentreffen. Dagegen behauptet
Bergk: "Alle diese Künstler bis ins Jahr der Stadt Rom 605
herunterzurücken, ... so dass sie jene Bildsäulen in Rom während
des angeblich um jene Zeit stattfindenden Tempelbaues er-
richtet hätten, ist eine völlig unstatthafte Ansicht; denn alsdann
würde man auch annehmen müssen, dass jener Timarchides,
der Vater des Polykles und Dionysios, beim Bau des Apollo-
tempels im J. 323 die Statue des Apollo Citharoedus verfertigt

Leuktra und noch entschiedener nach der Schlacht bei Man-
tineia. Gerade aber in der Zeit Philipps und Alexanders von
Makedonien befinden sich die achaeischen Staaten in dem Zu-
stande der grössten politischen Erniedrigung, und so kann recht
gut in dieser Zeit Tritaea dem κοινὸν Ἀρκάδων beigetreten
sein, während nach Ol. 124 das umgekehrte Verhältniss ein-
tritt, indem der neubegründete achaeische Bund nun auch ar-
kadischen Staaten sich anschliesst. So bestätigt also dies voll-
kommen meine Ansicht, dass die Söhne des Polykles hieher
in die Philippische Zeit gehören.” So weit Bergk; und ich
will nicht leugnen, dass das politische Verhältniss, wie er es
darstellt, an sich recht wohl möglich war. Da es jedoch nicht
nothwendig so sein musste, so wird es immer erlaubt sein,
eine andere Ansicht entgegenzustellen, welcher man einen
gleichen Grad der Wahrscheinlichkeit nicht absprechen wird.
Mit der Zerstörung Korinths durch Mummius (Olympiade 158, 3)
wurden die alten Staatenbünde Griechenlands aufgelöst: Paus.
VII, 16, 6. Damals musste es ganz im Sinne der Eroberer
liegen, namentlich das Gewicht des achaeischen Namens zu ver-
ringern; und so mochte damals Tritaea, welches nicht an der
Küste, sondern gerade an der Grenze Arkadiens lag, diesem
Lande von den Römern zugetheilt worden sein, bis es später
Augustus aus politischen Gründen anderer Art unter die Herr-
schaft von Patrae stellte: Paus. VII, 22, 4; vgl. 18, 6. Die Be-
zeichnung Tritaea’s als einer arkadischen Stadt bildet also min-
destens kein Hinderniss, Timokles und Timarchides für die
Söhne des jüngeren Polykles zu halten.

Auf diesem Punkte angekommen, können wir uns der Ver-
muthung nicht entziehen, dass die Werke des Polykles, Dio-
nysios und Timarchides ursprünglich für die Gebäude im Por-
ticus der Octavia gearbeitet wurden, in welchen sie zu Plinius
Zeit noch standen, da ihre Erbauung und die Zeit des jünge-
ren Polykles gerade zusammentreffen. Dagegen behauptet
Bergk: „Alle diese Künstler bis ins Jahr der Stadt Rom 605
herunterzurücken, ... so dass sie jene Bildsäulen in Rom während
des angeblich um jene Zeit stattfindenden Tempelbaues er-
richtet hätten, ist eine völlig unstatthafte Ansicht; denn alsdann
würde man auch annehmen müssen, dass jener Timarchides,
der Vater des Polykles und Dionysios, beim Bau des Apollo-
tempels im J. 323 die Statue des Apollo Citharoedus verfertigt

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[538/0551] Leuktra und noch entschiedener nach der Schlacht bei Man- tineia. Gerade aber in der Zeit Philipps und Alexanders von Makedonien befinden sich die achaeischen Staaten in dem Zu- stande der grössten politischen Erniedrigung, und so kann recht gut in dieser Zeit Tritaea dem κοινὸν Ἀρκάδων beigetreten sein, während nach Ol. 124 das umgekehrte Verhältniss ein- tritt, indem der neubegründete achaeische Bund nun auch ar- kadischen Staaten sich anschliesst. So bestätigt also dies voll- kommen meine Ansicht, dass die Söhne des Polykles hieher in die Philippische Zeit gehören.” So weit Bergk; und ich will nicht leugnen, dass das politische Verhältniss, wie er es darstellt, an sich recht wohl möglich war. Da es jedoch nicht nothwendig so sein musste, so wird es immer erlaubt sein, eine andere Ansicht entgegenzustellen, welcher man einen gleichen Grad der Wahrscheinlichkeit nicht absprechen wird. Mit der Zerstörung Korinths durch Mummius (Olympiade 158, 3) wurden die alten Staatenbünde Griechenlands aufgelöst: Paus. VII, 16, 6. Damals musste es ganz im Sinne der Eroberer liegen, namentlich das Gewicht des achaeischen Namens zu ver- ringern; und so mochte damals Tritaea, welches nicht an der Küste, sondern gerade an der Grenze Arkadiens lag, diesem Lande von den Römern zugetheilt worden sein, bis es später Augustus aus politischen Gründen anderer Art unter die Herr- schaft von Patrae stellte: Paus. VII, 22, 4; vgl. 18, 6. Die Be- zeichnung Tritaea’s als einer arkadischen Stadt bildet also min- destens kein Hinderniss, Timokles und Timarchides für die Söhne des jüngeren Polykles zu halten. Auf diesem Punkte angekommen, können wir uns der Ver- muthung nicht entziehen, dass die Werke des Polykles, Dio- nysios und Timarchides ursprünglich für die Gebäude im Por- ticus der Octavia gearbeitet wurden, in welchen sie zu Plinius Zeit noch standen, da ihre Erbauung und die Zeit des jünge- ren Polykles gerade zusammentreffen. Dagegen behauptet Bergk: „Alle diese Künstler bis ins Jahr der Stadt Rom 605 herunterzurücken, ... so dass sie jene Bildsäulen in Rom während des angeblich um jene Zeit stattfindenden Tempelbaues er- richtet hätten, ist eine völlig unstatthafte Ansicht; denn alsdann würde man auch annehmen müssen, dass jener Timarchides, der Vater des Polykles und Dionysios, beim Bau des Apollo- tempels im J. 323 die Statue des Apollo Citharoedus verfertigt

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/551>, abgerufen am 22.11.2024.