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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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habe." Die letzte Folgerung kann ich nicht anders als durch-
aus unlogisch nennen. Denn es fehlt die Voraussetzung, dass
wir einen Timarchides durch andere Zeugnisse eben so als im
Jahr 323 lebend nachweisen können, wie wir aus Plinius einen
Polykles aus Ol. 156, d. i. nahezu 605 der Stadt, kennen.
Hinsichtlich des "angeblichen" Tempelbaues hat aber Bergk
die folgenden Zeugnisse der Alten übersehen: Vellei. I, 11 hic
est Metellus Macedonicus, qui porticus, quae fuere circumda-
tae duabus aedibus sine inscriptione positis, quae nunc Octa-
viae porticibus ambiuntur, fecerat; und etwas weiter: hic idem
primus omnium Romae aedem ex marmore in iis ipsis monu-
mentis molitus; ferner Plin. 36, 40 Pasiteles Iovem fecit ebo-
reum in Metelli aede, qua campus petitur; endlich Vitruv. III, 2
in porticu Metelli (aedes) Iovis Statoris Hermodi, wo mit vol-
lem Rechte der Name des Hermodoros hergestellt worden ist,
desselben, welcher um dieselbe Zeit, 614 d. St., den benach-
barten Marstempel für Brutus Callaecus baute (vgl. Hermodo-
ros unter den Architekten). Der Tempelbau findet also nicht
angeblich zur Zeit des Metellus, wenige Jahre nach Ol. 156,
statt; und wäre damals auch nur der Porticus um die Tempel
herum errichtet, so könnte es keineswegs auffallen, wenn
bei dieser Gelegenheit auch die Tempel mit neuen Statuen ge-
schmückt worden wären. Benutzte aber Metellus einen grie-
chischen Architekten, den er vielleicht selbst aus Griechen-
land nach Rom gebracht hatte, den Hermodoros (von Sauras
und Batrachos will ich hier schweigen), so konnte er eben so
wohl auch griechische Bildhauer in seinen Dienst genommen
haben, und dies erscheint vielleicht noch wahrscheinlicher,
wenn wir die Frage zu beantworten suchen, warum Plinius
gerade die 156ste Olympiade als Epoche machend in der Kunst
bezeichnet. In dieselbe fällt nemlich das Jahr 600 der Stadt
Rom, und dieses mochte Plinius in seinen Quellen als den Zeit-
punkt angegeben finden, in welchem die griechische Kunst
in Rom einen vorwiegenden Einfluss gewann. Die Künstler,
welche Plinius in dieser Epoche anführt, sind also aller Wahr-
scheinlichkeit nach diejenigen, welche diesen Einfluss vor-
nehmlich geltend machten; und warum nicht gerade im Dienste
des Metellus, dessen Kunstliebe durch seinen Aufenthalt in
Griechenland erweckt sein mochte? Die "völlig unstatthafte
Ansicht", dass die Werke im Porticus der Octavia zur Zeit

habe.” Die letzte Folgerung kann ich nicht anders als durch-
aus unlogisch nennen. Denn es fehlt die Voraussetzung, dass
wir einen Timarchides durch andere Zeugnisse eben so als im
Jahr 323 lebend nachweisen können, wie wir aus Plinius einen
Polykles aus Ol. 156, d. i. nahezu 605 der Stadt, kennen.
Hinsichtlich des „angeblichen” Tempelbaues hat aber Bergk
die folgenden Zeugnisse der Alten übersehen: Vellei. I, 11 hic
est Metellus Macedonicus, qui porticus, quae fuere circumda-
tae duabus aedibus sine inscriptione positis, quae nunc Octa-
viae porticibus ambiuntur, fecerat; und etwas weiter: hic idem
primus omnium Romae aedem ex marmore in iis ipsis monu-
mentis molitus; ferner Plin. 36, 40 Pasiteles Iovem fecit ebo-
reum in Metelli aede, qua campus petitur; endlich Vitruv. III, 2
in porticu Metelli (aedes) Iovis Statoris Hermodi, wo mit vol-
lem Rechte der Name des Hermodoros hergestellt worden ist,
desselben, welcher um dieselbe Zeit, 614 d. St., den benach-
barten Marstempel für Brutus Callaecus baute (vgl. Hermodo-
ros unter den Architekten). Der Tempelbau findet also nicht
angeblich zur Zeit des Metellus, wenige Jahre nach Ol. 156,
statt; und wäre damals auch nur der Porticus um die Tempel
herum errichtet, so könnte es keineswegs auffallen, wenn
bei dieser Gelegenheit auch die Tempel mit neuen Statuen ge-
schmückt worden wären. Benutzte aber Metellus einen grie-
chischen Architekten, den er vielleicht selbst aus Griechen-
land nach Rom gebracht hatte, den Hermodoros (von Sauras
und Batrachos will ich hier schweigen), so konnte er eben so
wohl auch griechische Bildhauer in seinen Dienst genommen
haben, und dies erscheint vielleicht noch wahrscheinlicher,
wenn wir die Frage zu beantworten suchen, warum Plinius
gerade die 156ste Olympiade als Epoche machend in der Kunst
bezeichnet. In dieselbe fällt nemlich das Jahr 600 der Stadt
Rom, und dieses mochte Plinius in seinen Quellen als den Zeit-
punkt angegeben finden, in welchem die griechische Kunst
in Rom einen vorwiegenden Einfluss gewann. Die Künstler,
welche Plinius in dieser Epoche anführt, sind also aller Wahr-
scheinlichkeit nach diejenigen, welche diesen Einfluss vor-
nehmlich geltend machten; und warum nicht gerade im Dienste
des Metellus, dessen Kunstliebe durch seinen Aufenthalt in
Griechenland erweckt sein mochte? Die „völlig unstatthafte
Ansicht”, dass die Werke im Porticus der Octavia zur Zeit

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[539/0552] habe.” Die letzte Folgerung kann ich nicht anders als durch- aus unlogisch nennen. Denn es fehlt die Voraussetzung, dass wir einen Timarchides durch andere Zeugnisse eben so als im Jahr 323 lebend nachweisen können, wie wir aus Plinius einen Polykles aus Ol. 156, d. i. nahezu 605 der Stadt, kennen. Hinsichtlich des „angeblichen” Tempelbaues hat aber Bergk die folgenden Zeugnisse der Alten übersehen: Vellei. I, 11 hic est Metellus Macedonicus, qui porticus, quae fuere circumda- tae duabus aedibus sine inscriptione positis, quae nunc Octa- viae porticibus ambiuntur, fecerat; und etwas weiter: hic idem primus omnium Romae aedem ex marmore in iis ipsis monu- mentis molitus; ferner Plin. 36, 40 Pasiteles Iovem fecit ebo- reum in Metelli aede, qua campus petitur; endlich Vitruv. III, 2 in porticu Metelli (aedes) Iovis Statoris Hermodi, wo mit vol- lem Rechte der Name des Hermodoros hergestellt worden ist, desselben, welcher um dieselbe Zeit, 614 d. St., den benach- barten Marstempel für Brutus Callaecus baute (vgl. Hermodo- ros unter den Architekten). Der Tempelbau findet also nicht angeblich zur Zeit des Metellus, wenige Jahre nach Ol. 156, statt; und wäre damals auch nur der Porticus um die Tempel herum errichtet, so könnte es keineswegs auffallen, wenn bei dieser Gelegenheit auch die Tempel mit neuen Statuen ge- schmückt worden wären. Benutzte aber Metellus einen grie- chischen Architekten, den er vielleicht selbst aus Griechen- land nach Rom gebracht hatte, den Hermodoros (von Sauras und Batrachos will ich hier schweigen), so konnte er eben so wohl auch griechische Bildhauer in seinen Dienst genommen haben, und dies erscheint vielleicht noch wahrscheinlicher, wenn wir die Frage zu beantworten suchen, warum Plinius gerade die 156ste Olympiade als Epoche machend in der Kunst bezeichnet. In dieselbe fällt nemlich das Jahr 600 der Stadt Rom, und dieses mochte Plinius in seinen Quellen als den Zeit- punkt angegeben finden, in welchem die griechische Kunst in Rom einen vorwiegenden Einfluss gewann. Die Künstler, welche Plinius in dieser Epoche anführt, sind also aller Wahr- scheinlichkeit nach diejenigen, welche diesen Einfluss vor- nehmlich geltend machten; und warum nicht gerade im Dienste des Metellus, dessen Kunstliebe durch seinen Aufenthalt in Griechenland erweckt sein mochte? Die „völlig unstatthafte Ansicht”, dass die Werke im Porticus der Octavia zur Zeit

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/552>, abgerufen am 22.11.2024.