uns für die letztere Annahme entscheiden, kein Ergebniss von Bedeutung.
Endlich bezieht Böckh (in den Schr. d. Berl. Akad. 1836 S. 41 flgd.) zwei der ältesten Felseninschriften von Thera auf Künstler: n. 4, welche er liest: Arimanos tou Ekna Rodior exaie, und n. 6: Epagatos epoiei. Nach den Angaben über die Oertlichkeit scheint es jedoch zweifelhaft, ob je Kunstwerke zu diesen Inschriften gehört haben: Arimanos und Epagatos dürfen daher nicht mit Bestimmtheit Künstler genannt werden.
Die Schule des Dipoenos und Skyllis.
Die Künstler von Samos und Kreta bildeten vereinzelte Gruppen. Zusammenhang liess sich weder mit vorhergehen- den, noch mit späteren Künstlern nachweisen. Dipoenos und Skyllis dagegen führen uns wieder auf Daedalos zurück. Sie stammen von der Insel Kreta und heissen Schüler, ja Söhne des Daedalos 1), d. h. sie sind aus der Schule daedalischer Kunstübung auf Kreta hervorgegangen. Eine Zeitbestimmung giebt Plinius in folgenden Worten: Durch Bearbeitung des Marmors erlangten zuerst Ruhm Dipoenos und Skyllis, geboren auf der Insel Kreta, als noch die Meder herrschten und ehe Cyrus unter den Persern zur Herrschaft gelangte, d. i. unge- fähr in der 50sten Ol. Nicht ganz klar ist dabei, ob diese Olympiade die Zeit der Geburt oder die Blüthe bezeichnen soll. Nun hat O. Müller aus armenischen Quellen mit ziemli- cher Sicherheit nachgewiesen, worauf sich die ganze Angabe des Plinius bezieht. Cyrus hatte mit der Beute des Kroesus auch eine Statue des Herakles von Dipoenos und Skyllis, so wie einen Apoll und eine Diana, wahrscheinlich von denselben Künstlern, aus Lydien fortgeführt. Daraus folgt allerdings nur, dass die Künstler schon vor der Besiegung des Kroesus (Ol. 58, 3) thätig waren. Sehen wir uns nun später genöthigt (s. Kallon), ihre Lebenszeit noch bis nach dieser Zeit auszu- dehnen, so wird die 50ste Ol. allerdings eher die Zeit ihrer Geburt, als ihrer Blüthe bezeichnen.
Von ihren Werken führt
1) Plinius eine aus vier Figuren bestehende Gruppe an: Die Künstler begaben sich nach Sikyon, welches lange die Va-
1) Paus. II, 15, 1; III, 17, 6. Plin. 36, 9.
uns für die letztere Annahme entscheiden, kein Ergebniss von Bedeutung.
Endlich bezieht Böckh (in den Schr. d. Berl. Akad. 1836 S. 41 flgd.) zwei der ältesten Felseninschriften von Thera auf Künstler: n. 4, welche er liest: Ἀρίμανος τοῦ Ἕκνα Ῥόδιορ ἐξαίη, und n. 6: Ἐπάγατος ἐποίει. Nach den Angaben über die Oertlichkeit scheint es jedoch zweifelhaft, ob je Kunstwerke zu diesen Inschriften gehört haben: Arimanos und Epagatos dürfen daher nicht mit Bestimmtheit Künstler genannt werden.
Die Schule des Dipoenos und Skyllis.
Die Künstler von Samos und Kreta bildeten vereinzelte Gruppen. Zusammenhang liess sich weder mit vorhergehen- den, noch mit späteren Künstlern nachweisen. Dipoenos und Skyllis dagegen führen uns wieder auf Daedalos zurück. Sie stammen von der Insel Kreta und heissen Schüler, ja Söhne des Daedalos 1), d. h. sie sind aus der Schule daedalischer Kunstübung auf Kreta hervorgegangen. Eine Zeitbestimmung giebt Plinius in folgenden Worten: Durch Bearbeitung des Marmors erlangten zuerst Ruhm Dipoenos und Skyllis, geboren auf der Insel Kreta, als noch die Meder herrschten und ehe Cyrus unter den Persern zur Herrschaft gelangte, d. i. unge- fähr in der 50sten Ol. Nicht ganz klar ist dabei, ob diese Olympiade die Zeit der Geburt oder die Blüthe bezeichnen soll. Nun hat O. Müller aus armenischen Quellen mit ziemli- cher Sicherheit nachgewiesen, worauf sich die ganze Angabe des Plinius bezieht. Cyrus hatte mit der Beute des Kroesus auch eine Statue des Herakles von Dipoenos und Skyllis, so wie einen Apoll und eine Diana, wahrscheinlich von denselben Künstlern, aus Lydien fortgeführt. Daraus folgt allerdings nur, dass die Künstler schon vor der Besiegung des Kroesus (Ol. 58, 3) thätig waren. Sehen wir uns nun später genöthigt (s. Kallon), ihre Lebenszeit noch bis nach dieser Zeit auszu- dehnen, so wird die 50ste Ol. allerdings eher die Zeit ihrer Geburt, als ihrer Blüthe bezeichnen.
Von ihren Werken führt
1) Plinius eine aus vier Figuren bestehende Gruppe an: Die Künstler begaben sich nach Sikyon, welches lange die Va-
1) Paus. II, 15, 1; III, 17, 6. Plin. 36, 9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0056"n="43"/>
uns für die letztere Annahme entscheiden, kein Ergebniss von<lb/>
Bedeutung.</p><lb/><p>Endlich bezieht Böckh (in den Schr. d. Berl. Akad. 1836<lb/>
S. 41 flgd.) zwei der ältesten Felseninschriften von Thera auf<lb/>
Künstler: n. 4, welche er liest: ἈρίμανοςτοῦἝκναῬόδιορ<lb/>ἐξαίη, und n. 6: Ἐπάγατοςἐποίει. Nach den Angaben über<lb/>
die Oertlichkeit scheint es jedoch zweifelhaft, ob je Kunstwerke<lb/>
zu diesen Inschriften gehört haben: <hirendition="#g">Arimanos</hi> und <hirendition="#g">Epagatos</hi><lb/>
dürfen daher nicht mit Bestimmtheit Künstler genannt werden.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Schule des Dipoenos und Skyllis.</hi></hi></head><lb/><p>Die Künstler von Samos und Kreta bildeten vereinzelte<lb/>
Gruppen. Zusammenhang liess sich weder mit vorhergehen-<lb/>
den, noch mit späteren Künstlern nachweisen. Dipoenos und<lb/>
Skyllis dagegen führen uns wieder auf Daedalos zurück. Sie<lb/>
stammen von der Insel Kreta und heissen Schüler, ja Söhne<lb/>
des Daedalos <noteplace="foot"n="1)">Paus. II, 15, 1; III, 17, 6. Plin. 36, 9.</note>, d. h. sie sind aus der Schule daedalischer<lb/>
Kunstübung auf Kreta hervorgegangen. Eine Zeitbestimmung<lb/>
giebt Plinius in folgenden Worten: Durch Bearbeitung des<lb/>
Marmors erlangten zuerst Ruhm Dipoenos und Skyllis, geboren<lb/>
auf der Insel Kreta, als noch die Meder herrschten und ehe<lb/>
Cyrus unter den Persern zur Herrschaft gelangte, d. i. unge-<lb/>
fähr in der 50sten Ol. Nicht ganz klar ist dabei, ob diese<lb/>
Olympiade die Zeit der Geburt oder die Blüthe bezeichnen<lb/>
soll. Nun hat O. Müller aus armenischen Quellen mit ziemli-<lb/>
cher Sicherheit nachgewiesen, worauf sich die ganze Angabe<lb/>
des Plinius bezieht. Cyrus hatte mit der Beute des Kroesus<lb/>
auch eine Statue des Herakles von Dipoenos und Skyllis, so<lb/>
wie einen Apoll und eine Diana, wahrscheinlich von denselben<lb/>
Künstlern, aus Lydien fortgeführt. Daraus folgt allerdings<lb/>
nur, dass die Künstler schon vor der Besiegung des Kroesus<lb/>
(Ol. 58, 3) thätig waren. Sehen wir uns nun später genöthigt<lb/>
(s. Kallon), ihre Lebenszeit noch bis nach dieser Zeit auszu-<lb/>
dehnen, so wird die 50ste Ol. allerdings eher die Zeit ihrer<lb/>
Geburt, als ihrer Blüthe bezeichnen.</p><lb/><p><hirendition="#et">Von ihren Werken führt</hi></p><lb/><p>1) Plinius eine aus vier Figuren bestehende Gruppe an:<lb/>
Die Künstler begaben sich nach Sikyon, welches lange die Va-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[43/0056]
uns für die letztere Annahme entscheiden, kein Ergebniss von
Bedeutung.
Endlich bezieht Böckh (in den Schr. d. Berl. Akad. 1836
S. 41 flgd.) zwei der ältesten Felseninschriften von Thera auf
Künstler: n. 4, welche er liest: Ἀρίμανος τοῦ Ἕκνα Ῥόδιορ
ἐξαίη, und n. 6: Ἐπάγατος ἐποίει. Nach den Angaben über
die Oertlichkeit scheint es jedoch zweifelhaft, ob je Kunstwerke
zu diesen Inschriften gehört haben: Arimanos und Epagatos
dürfen daher nicht mit Bestimmtheit Künstler genannt werden.
Die Schule des Dipoenos und Skyllis.
Die Künstler von Samos und Kreta bildeten vereinzelte
Gruppen. Zusammenhang liess sich weder mit vorhergehen-
den, noch mit späteren Künstlern nachweisen. Dipoenos und
Skyllis dagegen führen uns wieder auf Daedalos zurück. Sie
stammen von der Insel Kreta und heissen Schüler, ja Söhne
des Daedalos 1), d. h. sie sind aus der Schule daedalischer
Kunstübung auf Kreta hervorgegangen. Eine Zeitbestimmung
giebt Plinius in folgenden Worten: Durch Bearbeitung des
Marmors erlangten zuerst Ruhm Dipoenos und Skyllis, geboren
auf der Insel Kreta, als noch die Meder herrschten und ehe
Cyrus unter den Persern zur Herrschaft gelangte, d. i. unge-
fähr in der 50sten Ol. Nicht ganz klar ist dabei, ob diese
Olympiade die Zeit der Geburt oder die Blüthe bezeichnen
soll. Nun hat O. Müller aus armenischen Quellen mit ziemli-
cher Sicherheit nachgewiesen, worauf sich die ganze Angabe
des Plinius bezieht. Cyrus hatte mit der Beute des Kroesus
auch eine Statue des Herakles von Dipoenos und Skyllis, so
wie einen Apoll und eine Diana, wahrscheinlich von denselben
Künstlern, aus Lydien fortgeführt. Daraus folgt allerdings
nur, dass die Künstler schon vor der Besiegung des Kroesus
(Ol. 58, 3) thätig waren. Sehen wir uns nun später genöthigt
(s. Kallon), ihre Lebenszeit noch bis nach dieser Zeit auszu-
dehnen, so wird die 50ste Ol. allerdings eher die Zeit ihrer
Geburt, als ihrer Blüthe bezeichnen.
Von ihren Werken führt
1) Plinius eine aus vier Figuren bestehende Gruppe an:
Die Künstler begaben sich nach Sikyon, welches lange die Va-
1) Paus. II, 15, 1; III, 17, 6. Plin. 36, 9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/56>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.