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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Byzes von Naxos, wegen eines Fortschrittes der Marmor-
bereitung, freilich zunächst für architektonische Zwecke; er er-
fand nemlich, den Marmor zu sägen und auf diese Weise
Dachziegel zu schneiden, wie sie später z. B. beim Tempel
des Zeus zu Olympia angewendet wurden. Pausanias, der
ihn allein, und nur einmal (V, 10, 2) erwähnt, setzt ihn in
die Zeit des Lyders Alyattes und des Mederkönigs Astyages,
also etwa Ol. 50. Dass er auch Bildhauer gewesen sei, ward
dem Pausanias in Olympia erzählt. Man stützte sich dabei
auf folgende Inschrift von Statuen, die sich in Naxos befanden:
Naxios Euergos me genei Letous pore, Buzeo
pais, os protistos teuxe lithou keramon.

Allein sie liefert für die aufgestellte Behauptung keinen Beweis,
sondern handelt nur von einem Geschenke, welches Euergos,
des Byzes Sohn, dem Apollo oder der Diana weihet: ja nach
dem zweiten Satze der Inschrift muss es sogar ungewiss blei-
ben, ob der Ruhm der Erfindung, Marmorziegel zu schneiden,
dem Byzes oder nicht vielmehr dem Euergos gebührt. Vgl.
Schubart in der Ztschr. f. Altwsch. 1849 S. 386 ff.

Ferner führe ich hier noch eine Inschrift an, die auf der
Insel Melos gefunden und nach Venedig in das Museum Nani
versetzt worden ist. Sie ist in zwei Cannelirungen einer nie-
drigen dorischen Säule eingehauen:

[Abbildung]
Böckh (C. Inscr. n. 3) liest dieselbe folgendermaassen:
Pai Dios, Ekphanto dexai tod' amemphes agalma
soi gar epeukhomenos tout' etelesse grophon

und setzt sie in die Zeit des Solon oder Pisistratus. Er lässt
unentschieden, ob die Säule ein Weihgeschenk getragen habe,
und vermuthet, dass Ekphantos vielleicht nur die von ihm
selbst bearbeitete Säule dem Sohne des Zeus, wahrscheinlich
Apollo, geweiht habe. Welcker (Sylloge n. 119 (21) dagegen
liest Ekphantoi (als Vokativ von Ekphanto) und Trophon oder
Grophon, und erklärt Ekphanto als einen Beinamen der Zeus-
tocher Eileithyia, welcher Trophon oder Grophon ein mög-
licher Weise von ihm selbst gefertigtes Geschenk weihet. Für
die Künstlergeschichte indessen erhalten wir, auch wenn wir

Byzes von Naxos, wegen eines Fortschrittes der Marmor-
bereitung, freilich zunächst für architektonische Zwecke; er er-
fand nemlich, den Marmor zu sägen und auf diese Weise
Dachziegel zu schneiden, wie sie später z. B. beim Tempel
des Zeus zu Olympia angewendet wurden. Pausanias, der
ihn allein, und nur einmal (V, 10, 2) erwähnt, setzt ihn in
die Zeit des Lyders Alyattes und des Mederkönigs Astyages,
also etwa Ol. 50. Dass er auch Bildhauer gewesen sei, ward
dem Pausanias in Olympia erzählt. Man stützte sich dabei
auf folgende Inschrift von Statuen, die sich in Naxos befanden:
Νάξιος Εὔεργός με γένει Λητοῦς πόρε, Βύζεω
παῖς, ὃς πρώτιστος τεῦξε λίϑου κέραμον.

Allein sie liefert für die aufgestellte Behauptung keinen Beweis,
sondern handelt nur von einem Geschenke, welches Euergos,
des Byzes Sohn, dem Apollo oder der Diana weihet: ja nach
dem zweiten Satze der Inschrift muss es sogar ungewiss blei-
ben, ob der Ruhm der Erfindung, Marmorziegel zu schneiden,
dem Byzes oder nicht vielmehr dem Euergos gebührt. Vgl.
Schubart in der Ztschr. f. Altwsch. 1849 S. 386 ff.

Ferner führe ich hier noch eine Inschrift an, die auf der
Insel Melos gefunden und nach Venedig in das Museum Nani
versetzt worden ist. Sie ist in zwei Cannelirungen einer nie-
drigen dorischen Säule eingehauen:

[Abbildung]
Böckh (C. Inscr. n. 3) liest dieselbe folgendermaassen:
Παῖ Διός, Ἐκφάντῳ δέξαι τόδ’ ἀμεμφὲς ἄγαλμα
σοὶ γὰρ ἐπευχόμενος τοῦτ’ ἐτέλεσσε γρόφων

und setzt sie in die Zeit des Solon oder Pisistratus. Er lässt
unentschieden, ob die Säule ein Weihgeschenk getragen habe,
und vermuthet, dass Ekphantos vielleicht nur die von ihm
selbst bearbeitete Säule dem Sohne des Zeus, wahrscheinlich
Apollo, geweiht habe. Welcker (Sylloge n. 119 (21) dagegen
liest Ἐκφαντοῖ (als Vokativ von Ἐκφαντὼ) und Τρόφων oder
Γρόφων, und erklärt Ekphanto als einen Beinamen der Zeus-
tocher Eileithyia, welcher Trophon oder Grophon ein mög-
licher Weise von ihm selbst gefertigtes Geschenk weihet. Für
die Künstlergeschichte indessen erhalten wir, auch wenn wir

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[42/0055] Byzes von Naxos, wegen eines Fortschrittes der Marmor- bereitung, freilich zunächst für architektonische Zwecke; er er- fand nemlich, den Marmor zu sägen und auf diese Weise Dachziegel zu schneiden, wie sie später z. B. beim Tempel des Zeus zu Olympia angewendet wurden. Pausanias, der ihn allein, und nur einmal (V, 10, 2) erwähnt, setzt ihn in die Zeit des Lyders Alyattes und des Mederkönigs Astyages, also etwa Ol. 50. Dass er auch Bildhauer gewesen sei, ward dem Pausanias in Olympia erzählt. Man stützte sich dabei auf folgende Inschrift von Statuen, die sich in Naxos befanden: Νάξιος Εὔεργός με γένει Λητοῦς πόρε, Βύζεω παῖς, ὃς πρώτιστος τεῦξε λίϑου κέραμον. Allein sie liefert für die aufgestellte Behauptung keinen Beweis, sondern handelt nur von einem Geschenke, welches Euergos, des Byzes Sohn, dem Apollo oder der Diana weihet: ja nach dem zweiten Satze der Inschrift muss es sogar ungewiss blei- ben, ob der Ruhm der Erfindung, Marmorziegel zu schneiden, dem Byzes oder nicht vielmehr dem Euergos gebührt. Vgl. Schubart in der Ztschr. f. Altwsch. 1849 S. 386 ff. Ferner führe ich hier noch eine Inschrift an, die auf der Insel Melos gefunden und nach Venedig in das Museum Nani versetzt worden ist. Sie ist in zwei Cannelirungen einer nie- drigen dorischen Säule eingehauen: [Abbildung] Böckh (C. Inscr. n. 3) liest dieselbe folgendermaassen: Παῖ Διός, Ἐκφάντῳ δέξαι τόδ’ ἀμεμφὲς ἄγαλμα σοὶ γὰρ ἐπευχόμενος τοῦτ’ ἐτέλεσσε γρόφων und setzt sie in die Zeit des Solon oder Pisistratus. Er lässt unentschieden, ob die Säule ein Weihgeschenk getragen habe, und vermuthet, dass Ekphantos vielleicht nur die von ihm selbst bearbeitete Säule dem Sohne des Zeus, wahrscheinlich Apollo, geweiht habe. Welcker (Sylloge n. 119 (21) dagegen liest Ἐκφαντοῖ (als Vokativ von Ἐκφαντὼ) und Τρόφων oder Γρόφων, und erklärt Ekphanto als einen Beinamen der Zeus- tocher Eileithyia, welcher Trophon oder Grophon ein mög- licher Weise von ihm selbst gefertigtes Geschenk weihet. Für die Künstlergeschichte indessen erhalten wir, auch wenn wir

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/55>, abgerufen am 21.11.2024.