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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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nale in der Entwickelungsgeschichte der Kunstimmer ein bestimm-
ter, relativ sogar bedeutender Platz gesichert bleiben müssen.

Nach dieser langen Erörterung können wir mit wenigen
Worten über die Statue hinweggehen, an welcher Herakleides,
von dem wir vermutheten, dass er der Familie des Agasias
angehöre, mit einem anderen Künstler gemeinschaftlich arbei-
tete. Sie gehört der Klasse römischer Portraitfiguren in so-
genanntem heroischen Costüm an. Dass ihr in der Durchfüh-
rung ein besonderes Verdienst zuzuerkennen sei, finde ich
nirgends behauptet, noch hat sie in der ganzen Auffassung
irgend etwas, wodurch sie sich vor anderen ihres Gleichen aus-
zeichnet. Am wenigsten finden wir irgend eine Analogie mit
dem Werke des durch den Fechter bekannten Agasias. Hera-
kleides und sein Genosse scheinen sich also kaum über die
Tüchtigkeit der grösseren Masse namenloser römischer Künst-
ler der besseren Kaiserzeit erhoben zu haben.

Wir gehen deshalb sofort zur Betrachtung eines Werkes
über, das in seiner Art nicht weniger eigenthümlich ist, als
der Fechter, nemlich des Reliefs der Apotheose Homers von
Archelaos aus Priene. Wir vermutheten oben, dass es in den
ersten Regierungsjahren des Tiberius entstanden sei. Allein
es ist nicht zu leugnen, dass diese Vermuthung ziemlich
schwankender Natur ist, und sie würde aufgegeben werden
müssen, sobald etwa Gründe, welche sich aus dem Charakter
des Werkes ableiten liessen, mit ihr in Widerspruch träten.
Leider ist in den verschiedenen Erörterungen, welche dasselbe
in neueren Zeiten hervorgerufen hat1), die kunstgeschichtliche
Frage unberücksichtigt geblieben, oder wenigstens über sie
kein neues Licht verbreitet worden. Es galt vielmehr, den
poetischen Inhalt der Composition zu untersuchen, und die
Beziehungen festzustellen, unter welchen der Künstler die ein-
zelnen Figuren und Figurenreihen zu einander geordnet hat.
Freilich ist auch darin noch kein fester Abschluss erreicht
worden, was sich leicht aus der Unsicherheit erklärt, welche
über den Namen des zweiten, ausser Homer in diesem Relief
gefeierten Dichters herrscht. Hier können natürlich diese Er-
örterungen nicht im Einzelnen verfolgt oder weitergeführt

1) E. Braun Bull. dell' Inst. 1844; supplem. Ders. die Apotheose des
Homer in galvanoplastischer Nachbildung. Leipzig 1848. L. Schmidt in den
Ann. dell' Inst. 1849, p. 119 sqq.

nale in der Entwickelungsgeschichte der Kunstimmer ein bestimm-
ter, relativ sogar bedeutender Platz gesichert bleiben müssen.

Nach dieser langen Erörterung können wir mit wenigen
Worten über die Statue hinweggehen, an welcher Herakleides,
von dem wir vermutheten, dass er der Familie des Agasias
angehöre, mit einem anderen Künstler gemeinschaftlich arbei-
tete. Sie gehört der Klasse römischer Portraitfiguren in so-
genanntem heroischen Costüm an. Dass ihr in der Durchfüh-
rung ein besonderes Verdienst zuzuerkennen sei, finde ich
nirgends behauptet, noch hat sie in der ganzen Auffassung
irgend etwas, wodurch sie sich vor anderen ihres Gleichen aus-
zeichnet. Am wenigsten finden wir irgend eine Analogie mit
dem Werke des durch den Fechter bekannten Agasias. Hera-
kleides und sein Genosse scheinen sich also kaum über die
Tüchtigkeit der grösseren Masse namenloser römischer Künst-
ler der besseren Kaiserzeit erhoben zu haben.

Wir gehen deshalb sofort zur Betrachtung eines Werkes
über, das in seiner Art nicht weniger eigenthümlich ist, als
der Fechter, nemlich des Reliefs der Apotheose Homers von
Archelaos aus Priene. Wir vermutheten oben, dass es in den
ersten Regierungsjahren des Tiberius entstanden sei. Allein
es ist nicht zu leugnen, dass diese Vermuthung ziemlich
schwankender Natur ist, und sie würde aufgegeben werden
müssen, sobald etwa Gründe, welche sich aus dem Charakter
des Werkes ableiten liessen, mit ihr in Widerspruch träten.
Leider ist in den verschiedenen Erörterungen, welche dasselbe
in neueren Zeiten hervorgerufen hat1), die kunstgeschichtliche
Frage unberücksichtigt geblieben, oder wenigstens über sie
kein neues Licht verbreitet worden. Es galt vielmehr, den
poetischen Inhalt der Composition zu untersuchen, und die
Beziehungen festzustellen, unter welchen der Künstler die ein-
zelnen Figuren und Figurenreihen zu einander geordnet hat.
Freilich ist auch darin noch kein fester Abschluss erreicht
worden, was sich leicht aus der Unsicherheit erklärt, welche
über den Namen des zweiten, ausser Homer in diesem Relief
gefeierten Dichters herrscht. Hier können natürlich diese Er-
örterungen nicht im Einzelnen verfolgt oder weitergeführt

1) E. Braun Bull. dell’ Inst. 1844; supplem. Ders. die Apotheose des
Homer in galvanoplastischer Nachbildung. Leipzig 1848. L. Schmidt in den
Ann. dell’ Inst. 1849, p. 119 sqq.
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[584/0597] nale in der Entwickelungsgeschichte der Kunstimmer ein bestimm- ter, relativ sogar bedeutender Platz gesichert bleiben müssen. Nach dieser langen Erörterung können wir mit wenigen Worten über die Statue hinweggehen, an welcher Herakleides, von dem wir vermutheten, dass er der Familie des Agasias angehöre, mit einem anderen Künstler gemeinschaftlich arbei- tete. Sie gehört der Klasse römischer Portraitfiguren in so- genanntem heroischen Costüm an. Dass ihr in der Durchfüh- rung ein besonderes Verdienst zuzuerkennen sei, finde ich nirgends behauptet, noch hat sie in der ganzen Auffassung irgend etwas, wodurch sie sich vor anderen ihres Gleichen aus- zeichnet. Am wenigsten finden wir irgend eine Analogie mit dem Werke des durch den Fechter bekannten Agasias. Hera- kleides und sein Genosse scheinen sich also kaum über die Tüchtigkeit der grösseren Masse namenloser römischer Künst- ler der besseren Kaiserzeit erhoben zu haben. Wir gehen deshalb sofort zur Betrachtung eines Werkes über, das in seiner Art nicht weniger eigenthümlich ist, als der Fechter, nemlich des Reliefs der Apotheose Homers von Archelaos aus Priene. Wir vermutheten oben, dass es in den ersten Regierungsjahren des Tiberius entstanden sei. Allein es ist nicht zu leugnen, dass diese Vermuthung ziemlich schwankender Natur ist, und sie würde aufgegeben werden müssen, sobald etwa Gründe, welche sich aus dem Charakter des Werkes ableiten liessen, mit ihr in Widerspruch träten. Leider ist in den verschiedenen Erörterungen, welche dasselbe in neueren Zeiten hervorgerufen hat 1), die kunstgeschichtliche Frage unberücksichtigt geblieben, oder wenigstens über sie kein neues Licht verbreitet worden. Es galt vielmehr, den poetischen Inhalt der Composition zu untersuchen, und die Beziehungen festzustellen, unter welchen der Künstler die ein- zelnen Figuren und Figurenreihen zu einander geordnet hat. Freilich ist auch darin noch kein fester Abschluss erreicht worden, was sich leicht aus der Unsicherheit erklärt, welche über den Namen des zweiten, ausser Homer in diesem Relief gefeierten Dichters herrscht. Hier können natürlich diese Er- örterungen nicht im Einzelnen verfolgt oder weitergeführt 1) E. Braun Bull. dell’ Inst. 1844; supplem. Ders. die Apotheose des Homer in galvanoplastischer Nachbildung. Leipzig 1848. L. Schmidt in den Ann. dell’ Inst. 1849, p. 119 sqq.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/597>, abgerufen am 22.11.2024.