von Alyattes oder Kroesus dem lydischen Reiche unterworfen 1). Die Künstler von Magnesia, an deren Spitze Bathykles stand, da eine Anzahl derselben mit ihm in Amyklae arbeitete, fan- den zunächst an dem kunstliebenden Hofe des Kroesus noch hinlängliche Beschäftigung. Als aber Lydien von den Medern unterjocht wurde, wanderten viele Griechen theils nach Italien und Gallien, theils nach Griechenland selbst aus. Bei dem Verhältnisse des Kroesus zu Lakedaemon hat es also nichts auffälliges, wenn eine Schaar Künstler sich dorthin wendete, wo gerade damals die Kunst in Ansehen stand. Bathykles lebte demnach etwa Ol. 60, was der Annahme von Voss und Welcker ziemlich nahe kommt. Nehmen wir dazu, dass der Thron wahrscheinlich aus Holz und andern Stoffen zusammen- gesetzt war, so passt auch dieses für die angenommene Zeit, in der gerade spartanische Künstler durch Arbeiten in dem gleichen Materiale sich auszeichneten.
Die Beschreibung des Thrones selbst bei Pausanias hat hauptsächlich ein kunstmythologisches Interesse. Die Gestalt wird nur kurz und in solcher Weise berührt, dass wir uns ein klares Bild davon zu entwerfen nicht im Stande sind. Die Statue sass nicht, sondern stand in der Mitte des vom Throne wahrscheinlich nur auf drei Seiten umschlossenen Raumes. Rings herum (wohl an den Seiten) waren noch mehrere von einander gesonderte Sessel aufgestellt. Die Bezeichnung eines Thrones für das Ganze ist daher sehr uneigentlich zu verstehen. Wollen wir einen freilich nur theilweise zutreffenden Vergleich mit Werken des Mittelalters anstellen, so können wir an die reich verzierten Chorstühle christlicher Kirchen erinnern, die in ihrer Mitte den Altar haben, wie der Thron die Statue des Apollo auf dem Grabe des Hyakinthos.
Ueber die Anordnung der zahlreichen Reliefs habe ich im Rheinischen Museum von Welcker und Ritschl 2) ausführlich gehandelt, und nachgewiesen, dass das Grundprincip derselben ein strenger Parallelismus, ein durchgehendes Entsprechen der einzelnen Glieder unter einander im Raume war, dass dieses Entsprechen sich nicht blos innerhalb der einzelnen Reihen findet, sondern auch bei den ganzen Reihen unter einander wiederkehrt. Dieses Princip war aber keineswegs ein neues, von Bathykles
1) Vgl. Clinton fasti p. 298.
2) V. S. 325 flgd.
von Alyattes oder Kroesus dem lydischen Reiche unterworfen 1). Die Künstler von Magnesia, an deren Spitze Bathykles stand, da eine Anzahl derselben mit ihm in Amyklae arbeitete, fan- den zunächst an dem kunstliebenden Hofe des Kroesus noch hinlängliche Beschäftigung. Als aber Lydien von den Medern unterjocht wurde, wanderten viele Griechen theils nach Italien und Gallien, theils nach Griechenland selbst aus. Bei dem Verhältnisse des Kroesus zu Lakedaemon hat es also nichts auffälliges, wenn eine Schaar Künstler sich dorthin wendete, wo gerade damals die Kunst in Ansehen stand. Bathykles lebte demnach etwa Ol. 60, was der Annahme von Voss und Welcker ziemlich nahe kommt. Nehmen wir dazu, dass der Thron wahrscheinlich aus Holz und andern Stoffen zusammen- gesetzt war, so passt auch dieses für die angenommene Zeit, in der gerade spartanische Künstler durch Arbeiten in dem gleichen Materiale sich auszeichneten.
Die Beschreibung des Thrones selbst bei Pausanias hat hauptsächlich ein kunstmythologisches Interesse. Die Gestalt wird nur kurz und in solcher Weise berührt, dass wir uns ein klares Bild davon zu entwerfen nicht im Stande sind. Die Statue sass nicht, sondern stand in der Mitte des vom Throne wahrscheinlich nur auf drei Seiten umschlossenen Raumes. Rings herum (wohl an den Seiten) waren noch mehrere von einander gesonderte Sessel aufgestellt. Die Bezeichnung eines Thrones für das Ganze ist daher sehr uneigentlich zu verstehen. Wollen wir einen freilich nur theilweise zutreffenden Vergleich mit Werken des Mittelalters anstellen, so können wir an die reich verzierten Chorstühle christlicher Kirchen erinnern, die in ihrer Mitte den Altar haben, wie der Thron die Statue des Apollo auf dem Grabe des Hyakinthos.
Ueber die Anordnung der zahlreichen Reliefs habe ich im Rheinischen Museum von Welcker und Ritschl 2) ausführlich gehandelt, und nachgewiesen, dass das Grundprincip derselben ein strenger Parallelismus, ein durchgehendes Entsprechen der einzelnen Glieder unter einander im Raume war, dass dieses Entsprechen sich nicht blos innerhalb der einzelnen Reihen findet, sondern auch bei den ganzen Reihen unter einander wiederkehrt. Dieses Princip war aber keineswegs ein neues, von Bathykles
1) Vgl. Clinton fasti p. 298.
2) V. S. 325 flgd.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="53"/>
von Alyattes oder Kroesus dem lydischen Reiche unterworfen <noteplace="foot"n="1)">Vgl. Clinton fasti p. 298.</note>.<lb/>
Die Künstler von Magnesia, an deren Spitze Bathykles stand,<lb/>
da eine Anzahl derselben mit ihm in Amyklae arbeitete, fan-<lb/>
den zunächst an dem kunstliebenden Hofe des Kroesus noch<lb/>
hinlängliche Beschäftigung. Als aber Lydien von den Medern<lb/>
unterjocht wurde, wanderten viele Griechen theils nach Italien<lb/>
und Gallien, theils nach Griechenland selbst aus. Bei dem<lb/>
Verhältnisse des Kroesus zu Lakedaemon hat es also nichts<lb/>
auffälliges, wenn eine Schaar Künstler sich dorthin wendete,<lb/>
wo gerade damals die Kunst in Ansehen stand. Bathykles<lb/>
lebte demnach etwa Ol. 60, was der Annahme von Voss und<lb/>
Welcker ziemlich nahe kommt. Nehmen wir dazu, dass der<lb/>
Thron wahrscheinlich aus Holz und andern Stoffen zusammen-<lb/>
gesetzt war, so passt auch dieses für die angenommene Zeit,<lb/>
in der gerade spartanische Künstler durch Arbeiten in dem<lb/>
gleichen Materiale sich auszeichneten.</p><lb/><p>Die Beschreibung des Thrones selbst bei Pausanias hat<lb/>
hauptsächlich ein kunstmythologisches Interesse. Die Gestalt<lb/>
wird nur kurz und in solcher Weise berührt, dass wir uns<lb/>
ein klares Bild davon zu entwerfen nicht im Stande sind. Die<lb/>
Statue sass nicht, sondern stand in der Mitte des vom Throne<lb/>
wahrscheinlich nur auf drei Seiten umschlossenen Raumes.<lb/>
Rings herum (wohl an den Seiten) waren noch mehrere von<lb/>
einander gesonderte Sessel aufgestellt. Die Bezeichnung eines<lb/>
Thrones für das Ganze ist daher sehr uneigentlich zu verstehen.<lb/>
Wollen wir einen freilich nur theilweise zutreffenden Vergleich<lb/>
mit Werken des Mittelalters anstellen, so können wir an die<lb/>
reich verzierten Chorstühle christlicher Kirchen erinnern, die<lb/>
in ihrer Mitte den Altar haben, wie der Thron die Statue des<lb/>
Apollo auf dem Grabe des Hyakinthos.</p><lb/><p>Ueber die Anordnung der zahlreichen Reliefs habe ich im<lb/>
Rheinischen Museum von Welcker und Ritschl <noteplace="foot"n="2)">V. S. 325 flgd.</note> ausführlich<lb/>
gehandelt, und nachgewiesen, dass das Grundprincip derselben<lb/>
ein strenger Parallelismus, ein durchgehendes Entsprechen der<lb/>
einzelnen Glieder unter einander im Raume war, dass dieses<lb/>
Entsprechen sich nicht blos innerhalb der einzelnen Reihen findet,<lb/>
sondern auch bei den ganzen Reihen unter einander wiederkehrt.<lb/>
Dieses Princip war aber keineswegs ein neues, von Bathykles<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0066]
von Alyattes oder Kroesus dem lydischen Reiche unterworfen 1).
Die Künstler von Magnesia, an deren Spitze Bathykles stand,
da eine Anzahl derselben mit ihm in Amyklae arbeitete, fan-
den zunächst an dem kunstliebenden Hofe des Kroesus noch
hinlängliche Beschäftigung. Als aber Lydien von den Medern
unterjocht wurde, wanderten viele Griechen theils nach Italien
und Gallien, theils nach Griechenland selbst aus. Bei dem
Verhältnisse des Kroesus zu Lakedaemon hat es also nichts
auffälliges, wenn eine Schaar Künstler sich dorthin wendete,
wo gerade damals die Kunst in Ansehen stand. Bathykles
lebte demnach etwa Ol. 60, was der Annahme von Voss und
Welcker ziemlich nahe kommt. Nehmen wir dazu, dass der
Thron wahrscheinlich aus Holz und andern Stoffen zusammen-
gesetzt war, so passt auch dieses für die angenommene Zeit,
in der gerade spartanische Künstler durch Arbeiten in dem
gleichen Materiale sich auszeichneten.
Die Beschreibung des Thrones selbst bei Pausanias hat
hauptsächlich ein kunstmythologisches Interesse. Die Gestalt
wird nur kurz und in solcher Weise berührt, dass wir uns
ein klares Bild davon zu entwerfen nicht im Stande sind. Die
Statue sass nicht, sondern stand in der Mitte des vom Throne
wahrscheinlich nur auf drei Seiten umschlossenen Raumes.
Rings herum (wohl an den Seiten) waren noch mehrere von
einander gesonderte Sessel aufgestellt. Die Bezeichnung eines
Thrones für das Ganze ist daher sehr uneigentlich zu verstehen.
Wollen wir einen freilich nur theilweise zutreffenden Vergleich
mit Werken des Mittelalters anstellen, so können wir an die
reich verzierten Chorstühle christlicher Kirchen erinnern, die
in ihrer Mitte den Altar haben, wie der Thron die Statue des
Apollo auf dem Grabe des Hyakinthos.
Ueber die Anordnung der zahlreichen Reliefs habe ich im
Rheinischen Museum von Welcker und Ritschl 2) ausführlich
gehandelt, und nachgewiesen, dass das Grundprincip derselben
ein strenger Parallelismus, ein durchgehendes Entsprechen der
einzelnen Glieder unter einander im Raume war, dass dieses
Entsprechen sich nicht blos innerhalb der einzelnen Reihen findet,
sondern auch bei den ganzen Reihen unter einander wiederkehrt.
Dieses Princip war aber keineswegs ein neues, von Bathykles
1) Vgl. Clinton fasti p. 298.
2) V. S. 325 flgd.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/66>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.