2--3) Zeus als Knabe und ein unbärtiger, ebenfalls ju- gendlicher Herakles zu Aegion in Achaja: Paus. VII, 24, 2. Aegion lag Naupaktos gerade gegenüber, nur durch einen schmalen Meeresarm davon getrennt. Die Zeusbilder beider Städte waren Werke desselben Künstlers, noch mehr: sie wur- den auf ganz gleiche Weise verehrt; jedes Jahr ward ein Priester erwählt, der das Bild bei sich im Hause bewahrte. An Messene, das Vaterland der Bewohner von Naupaktos, knüpften sich Sagen über die Kindheit des Zeus (Paus. IV, 33, 2--3); in Aegion sollte er von einer Ziege genährt sein (Strabo VIII, p. 387). Bei solcher Uebereinstimmung ist es, wenn auch Pausanias darüber schweigt, gewiss höchst wahr- scheinlich, dass der ithomaeische Zeus, wie der von Aegion, als Kind gebildet war, wodurch es auch einen Sinn erhält, dass der Priester gleichsam als Pflegevater ihn bei sich im Hause hat. So erklärt es sich ferner am leichtesten, wie das Bild bei dem weiteren Missgeschick der Messenier doch immer in ihrem Besitze blieb, und endlich der Gott mit dem Volke in das Land seiner Kindheit zurückkehrte. Ich will die Chro- nologie des Ageladas nicht von Neuem verwirren: aber die Möglichkeit mag ich nicht abläugnen, dass der messenische nur eine Wiederholung, vielleicht geradezu eine Copie des Bildes in Aegion war, die nicht nothwendig von Ageladas selbst gefertigt zu sein brauchte.
4) Der Herakles Alexikakos; s. o.
5) Eine Muse mit dem Barbiton, zusammen aufgestellt mit zwei andern des Kanachos und Aristokles, nach einem Epigramm des Antipater: Anall. II, p. 15, n. 35. Die sogenannte barberinische Muse in München, welche Winckelmann für eine Copie nach Ageladas hielt, ist jetzt allgemein als Apollo Mu- sagetes anerkannt.
6) Reiter und kriegsgefangene Frauen, von den Ta- rentinern wegen ihrer Siege über die Messapier nach Delphi geweiht: Paus. X, 10, 3; vgl. unter Onatas.
7) Die Statue des Anochos; s. o.
8) Die Statue des Timasitheos; s. o.
9) Das Viergespann des Kleosthenes aus Epidamnos mit der Statue des Siegers und des Wagenlenkers: Paus. VI, 10, 2. Kleosthenes war der erste, der wegen eines Sieges im Wagenrennen neben dem Gespanne auch seine eigene Statue
2—3) Zeus als Knabe und ein unbärtiger, ebenfalls ju- gendlicher Herakles zu Aegion in Achaja: Paus. VII, 24, 2. Aegion lag Naupaktos gerade gegenüber, nur durch einen schmalen Meeresarm davon getrennt. Die Zeusbilder beider Städte waren Werke desselben Künstlers, noch mehr: sie wur- den auf ganz gleiche Weise verehrt; jedes Jahr ward ein Priester erwählt, der das Bild bei sich im Hause bewahrte. An Messene, das Vaterland der Bewohner von Naupaktos, knüpften sich Sagen über die Kindheit des Zeus (Paus. IV, 33, 2—3); in Aegion sollte er von einer Ziege genährt sein (Strabo VIII, p. 387). Bei solcher Uebereinstimmung ist es, wenn auch Pausanias darüber schweigt, gewiss höchst wahr- scheinlich, dass der ithomaeische Zeus, wie der von Aegion, als Kind gebildet war, wodurch es auch einen Sinn erhält, dass der Priester gleichsam als Pflegevater ihn bei sich im Hause hat. So erklärt es sich ferner am leichtesten, wie das Bild bei dem weiteren Missgeschick der Messenier doch immer in ihrem Besitze blieb, und endlich der Gott mit dem Volke in das Land seiner Kindheit zurückkehrte. Ich will die Chro- nologie des Ageladas nicht von Neuem verwirren: aber die Möglichkeit mag ich nicht abläugnen, dass der messenische nur eine Wiederholung, vielleicht geradezu eine Copie des Bildes in Aegion war, die nicht nothwendig von Ageladas selbst gefertigt zu sein brauchte.
4) Der Herakles Alexikakos; s. o.
5) Eine Muse mit dem Barbiton, zusammen aufgestellt mit zwei andern des Kanachos und Aristokles, nach einem Epigramm des Antipater: Anall. II, p. 15, n. 35. Die sogenannte barberinische Muse in München, welche Winckelmann für eine Copie nach Ageladas hielt, ist jetzt allgemein als Apollo Mu- sagetes anerkannt.
6) Reiter und kriegsgefangene Frauen, von den Ta- rentinern wegen ihrer Siege über die Messapier nach Delphi geweiht: Paus. X, 10, 3; vgl. unter Onatas.
7) Die Statue des Anochos; s. o.
8) Die Statue des Timasitheos; s. o.
9) Das Viergespann des Kleosthenes aus Epidamnos mit der Statue des Siegers und des Wagenlenkers: Paus. VI, 10, 2. Kleosthenes war der erste, der wegen eines Sieges im Wagenrennen neben dem Gespanne auch seine eigene Statue
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2—3) Zeus als Knabe und ein unbärtiger, ebenfalls ju-
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Aegion lag Naupaktos gerade gegenüber, nur durch einen
schmalen Meeresarm davon getrennt. Die Zeusbilder beider
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den auf ganz gleiche Weise verehrt; jedes Jahr ward ein
Priester erwählt, der das Bild bei sich im Hause bewahrte.
An Messene, das Vaterland der Bewohner von Naupaktos,
knüpften sich Sagen über die Kindheit des Zeus (Paus. IV,
33, 2—3); in Aegion sollte er von einer Ziege genährt sein
(Strabo VIII, p. 387). Bei solcher Uebereinstimmung ist es,
wenn auch Pausanias darüber schweigt, gewiss höchst wahr-
scheinlich, dass der ithomaeische Zeus, wie der von Aegion,
als Kind gebildet war, wodurch es auch einen Sinn erhält,
dass der Priester gleichsam als Pflegevater ihn bei sich im
Hause hat. So erklärt es sich ferner am leichtesten, wie das
Bild bei dem weiteren Missgeschick der Messenier doch immer
in ihrem Besitze blieb, und endlich der Gott mit dem Volke
in das Land seiner Kindheit zurückkehrte. Ich will die Chro-
nologie des Ageladas nicht von Neuem verwirren: aber die
Möglichkeit mag ich nicht abläugnen, dass der messenische
nur eine Wiederholung, vielleicht geradezu eine Copie des
Bildes in Aegion war, die nicht nothwendig von Ageladas
selbst gefertigt zu sein brauchte.
4) Der Herakles Alexikakos; s. o.
5) Eine Muse mit dem Barbiton, zusammen aufgestellt
mit zwei andern des Kanachos und Aristokles, nach einem
Epigramm des Antipater: Anall. II, p. 15, n. 35. Die sogenannte
barberinische Muse in München, welche Winckelmann für eine
Copie nach Ageladas hielt, ist jetzt allgemein als Apollo Mu-
sagetes anerkannt.
6) Reiter und kriegsgefangene Frauen, von den Ta-
rentinern wegen ihrer Siege über die Messapier nach Delphi
geweiht: Paus. X, 10, 3; vgl. unter Onatas.
7) Die Statue des Anochos; s. o.
8) Die Statue des Timasitheos; s. o.
9) Das Viergespann des Kleosthenes aus Epidamnos
mit der Statue des Siegers und des Wagenlenkers: Paus. VI,
10, 2. Kleosthenes war der erste, der wegen eines Sieges im
Wagenrennen neben dem Gespanne auch seine eigene Statue
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/86>, abgerufen am 21.11.2024.
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