Lysippos) schrieb auf sein Gemälde der Aegina enekaen, was er gewiss nicht gethan hätte, wenn nicht die Enkaustik er- funden gewesen wäre." Plinius musste also Elasippos für älter als Aristides halten. Dass nicht ein Gemälde zu Aegina, sondern eine Darstellung der Aegina, der Tochter des Asopos zu verstehen sei, hat richtig Panofka (Arch. Zeit. 1852, S. 446) bemerkt.
Endlich ist von Müller (Hdb. §. 137, 4) und Schöll (arch. Mitth. S. 85) ein gewisser Idaeos oder Adaeos als ein Maler dieser Zeit angeführt worden, indem er die Zier- rathen am Pferdegeschirr des Agesilaos gemalt habe: Xen. hist. gr. IV, 2, 39; Plut. Ag. 13. Allein in dieser Angabe liegt ein doppelter Irrthum, worauf schon das Auffällige eines gemalten Pferdeschmuckes hätte aufmerksam machen sollen. Agesilaos will dem Sohn des Pharnabazos ein Ge- schenk machen, und da er selbst nichts zur Hand hat, nimmt er den Schmuck von dem Rosse des Idaeos. Dieser aber wird nicht zographos, sondern grapheus genannt, welches Wort nach der Bemerkung Valckenaer's (zu Theokr. Adon. p. 293) auf einen Mann in dem kriegerischen Gefolge des Agesilaos angewendet, gewiss weit richtiger durch "Schreiber," als durch "Maler" zu übersetzen ist.
Rückblick.
Bei einem Rückblicke auf die eben besprochenen Künst- ler müssen wir uns zuerst die Frage vorlegen, ob es ge- rechtfertigt ist, mit ihnen eine ganze Periode der griechischen Malerei abzuschliessen. Ihre Zahl ist gering; die Zeit, in welcher namentlich die bedeutenderen unter ihnen lebten, ist kurz und überschreitet kaum die Dauer eines Menschen- lebens. Dazu kömmt, dass die Grenzen zu Anfang wie zu Ende sich kaum fest bestimmen lassen. So haben wir bereits in der vorigen Periode einzelne Künstler angeführt, welche mit eben so guten Rechte erst hier ihre Stelle hätten erhalten können. Aber wir wollten z. B. Aristophon nicht von sei- nem Bruder Polygnot trennen, nach welchem wir die ganze Periode benannten. Wir wollten eben so wenig die Verbin- dung des Pauson mit Polygnot und Dionysios lösen, wie uns dieselbe durch das Urtheil des Aristoteles gegeben ist. Agatharch endlich kann denen beigezählt werden, welche
Lysippos) schrieb auf sein Gemälde der Aegina ἐνέκαεν, was er gewiss nicht gethan hätte, wenn nicht die Enkaustik er- funden gewesen wäre.“ Plinius musste also Elasippos für älter als Aristides halten. Dass nicht ein Gemälde zu Aegina, sondern eine Darstellung der Aegina, der Tochter des Asopos zu verstehen sei, hat richtig Panofka (Arch. Zeit. 1852, S. 446) bemerkt.
Endlich ist von Müller (Hdb. §. 137, 4) und Schöll (arch. Mitth. S. 85) ein gewisser Idaeos oder Adaeos als ein Maler dieser Zeit angeführt worden, indem er die Zier- rathen am Pferdegeschirr des Agesilaos gemalt habe: Xen. hist. gr. IV, 2, 39; Plut. Ag. 13. Allein in dieser Angabe liegt ein doppelter Irrthum, worauf schon das Auffällige eines gemalten Pferdeschmuckes hätte aufmerksam machen sollen. Agesilaos will dem Sohn des Pharnabazos ein Ge- schenk machen, und da er selbst nichts zur Hand hat, nimmt er den Schmuck von dem Rosse des Idaeos. Dieser aber wird nicht ζωγϱάφος, sondern γϱαφεὺς genannt, welches Wort nach der Bemerkung Valckenaer’s (zu Theokr. Adon. p. 293) auf einen Mann in dem kriegerischen Gefolge des Agesilaos angewendet, gewiss weit richtiger durch „Schreiber,“ als durch „Maler“ zu übersetzen ist.
Rückblick.
Bei einem Rückblicke auf die eben besprochenen Künst- ler müssen wir uns zuerst die Frage vorlegen, ob es ge- rechtfertigt ist, mit ihnen eine ganze Periode der griechischen Malerei abzuschliessen. Ihre Zahl ist gering; die Zeit, in welcher namentlich die bedeutenderen unter ihnen lebten, ist kurz und überschreitet kaum die Dauer eines Menschen- lebens. Dazu kömmt, dass die Grenzen zu Anfang wie zu Ende sich kaum fest bestimmen lassen. So haben wir bereits in der vorigen Periode einzelne Künstler angeführt, welche mit eben so guten Rechte erst hier ihre Stelle hätten erhalten können. Aber wir wollten z. B. Aristophon nicht von sei- nem Bruder Polygnot trennen, nach welchem wir die ganze Periode benannten. Wir wollten eben so wenig die Verbin- dung des Pauson mit Polygnot und Dionysios lösen, wie uns dieselbe durch das Urtheil des Aristoteles gegeben ist. Agatharch endlich kann denen beigezählt werden, welche
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Lysippos) schrieb auf sein Gemälde der Aegina ἐνέκαεν, was
er gewiss nicht gethan hätte, wenn nicht die Enkaustik er-
funden gewesen wäre.“ Plinius musste also Elasippos für
älter als Aristides halten. Dass nicht ein Gemälde zu Aegina,
sondern eine Darstellung der Aegina, der Tochter des Asopos
zu verstehen sei, hat richtig Panofka (Arch. Zeit. 1852,
S. 446) bemerkt.
Endlich ist von Müller (Hdb. §. 137, 4) und Schöll
(arch. Mitth. S. 85) ein gewisser Idaeos oder Adaeos als
ein Maler dieser Zeit angeführt worden, indem er die Zier-
rathen am Pferdegeschirr des Agesilaos gemalt habe: Xen.
hist. gr. IV, 2, 39; Plut. Ag. 13. Allein in dieser Angabe
liegt ein doppelter Irrthum, worauf schon das Auffällige
eines gemalten Pferdeschmuckes hätte aufmerksam machen
sollen. Agesilaos will dem Sohn des Pharnabazos ein Ge-
schenk machen, und da er selbst nichts zur Hand hat, nimmt
er den Schmuck von dem Rosse des Idaeos. Dieser aber
wird nicht ζωγϱάφος, sondern γϱαφεὺς genannt, welches Wort
nach der Bemerkung Valckenaer’s (zu Theokr. Adon. p. 293)
auf einen Mann in dem kriegerischen Gefolge des Agesilaos
angewendet, gewiss weit richtiger durch „Schreiber,“ als
durch „Maler“ zu übersetzen ist.
Rückblick.
Bei einem Rückblicke auf die eben besprochenen Künst-
ler müssen wir uns zuerst die Frage vorlegen, ob es ge-
rechtfertigt ist, mit ihnen eine ganze Periode der griechischen
Malerei abzuschliessen. Ihre Zahl ist gering; die Zeit, in
welcher namentlich die bedeutenderen unter ihnen lebten, ist
kurz und überschreitet kaum die Dauer eines Menschen-
lebens. Dazu kömmt, dass die Grenzen zu Anfang wie zu
Ende sich kaum fest bestimmen lassen. So haben wir bereits in
der vorigen Periode einzelne Künstler angeführt, welche mit
eben so guten Rechte erst hier ihre Stelle hätten erhalten
können. Aber wir wollten z. B. Aristophon nicht von sei-
nem Bruder Polygnot trennen, nach welchem wir die ganze
Periode benannten. Wir wollten eben so wenig die Verbin-
dung des Pauson mit Polygnot und Dionysios lösen, wie
uns dieselbe durch das Urtheil des Aristoteles gegeben ist.
Agatharch endlich kann denen beigezählt werden, welche
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/134>, abgerufen am 23.11.2024.
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