bewahren, darin müssen wir das höchste und das bleibendste Verdienst des Pamphilos erkennen. Dies wurde aber nur möglich durch eine mit grösstem Eifer gepflegte Lehrthätig- keit. Zwar ist uns nicht eine so grosse Zahl seiner Schüler bekannt geworden wie bei Polyklet, aber der Ruhm, der sich an die Namen des Melanthios, Pausias und Apelles knüpft, wiegt die grössere Zahl vollkommen auf; und na- mentlich dass Apelles nicht etwa mehr als Anfänger, son- dern um seine künstlerische Bildung zu vollenden, sich von Kleinasien aus in die Schule des Pamphilos begab, bietet uns für die Vortrefflichkeit derselben das vollgültigste Zeugniss.
Ueber den Umfang und die Methode seines Unterrichts fehlen uns freilich alle eingehenden Nachrichten. Denn, was wir aus des Plinius Angabe über den von ihm verlangten Lohn eines Talents, resp. 500 Denare für jedes Jahr, folgern zu müssen scheinen, dass er zwölf Jahre zur Bildung eines Schülers für nöthig erachtete, giebt uns nur einen Begriff von der Gründlichkeit des Lehrers im Allgemeinen. Nicht mehr ergiebt sich uns aus der Nachricht von dem Unter- richt im Zeichnen, wie er durch den Einfluss des Pamphilos unter die Gegenstände der Erziehung aufgenommen wurde. Denn dass er bei seinen eigenen Schülern die Grundlage bildete, versteht sich eigentlich von selbst, indem die durch praktische Uebung erlangte Sicherheit der Hand die Vorbe- dingung für die Durchführung jedweder künstlerischen Auf- gabe ist. Wenn es ferner heisst, er habe als einer der ersten enkaustisch gemalt und auch den Pausias in dieser Gattung der Malerei unterwiesen, 1) so folgt daraus ebenfalls nur, dass er auch das rein Technische in den Kreis seiner Studien, wie seiner Lehre gezogen habe. Von seinen Schrif- ten endlich sind uns nicht einmal Bruchstücke erhalten.
So bleibt uns eigentlich als das gewichtigste Zeugniss für die Vortrefflichkeit seiner Lehre immer nur der Erfolg seiner Schüler. Wie wir aber denselben immer schon im Auge hatten, wenn wir dem Pamphilos eine der ersten Stellen in der Entwickelungsgeschichte der Malerei anwiesen, so wird es uns vielleicht später möglich werden, auch im Ein-
1) Plin. 35, 123.
bewahren, darin müssen wir das höchste und das bleibendste Verdienst des Pamphilos erkennen. Dies wurde aber nur möglich durch eine mit grösstem Eifer gepflegte Lehrthätig- keit. Zwar ist uns nicht eine so grosse Zahl seiner Schüler bekannt geworden wie bei Polyklet, aber der Ruhm, der sich an die Namen des Melanthios, Pausias und Apelles knüpft, wiegt die grössere Zahl vollkommen auf; und na- mentlich dass Apelles nicht etwa mehr als Anfänger, son- dern um seine künstlerische Bildung zu vollenden, sich von Kleinasien aus in die Schule des Pamphilos begab, bietet uns für die Vortrefflichkeit derselben das vollgültigste Zeugniss.
Ueber den Umfang und die Methode seines Unterrichts fehlen uns freilich alle eingehenden Nachrichten. Denn, was wir aus des Plinius Angabe über den von ihm verlangten Lohn eines Talents, resp. 500 Denare für jedes Jahr, folgern zu müssen scheinen, dass er zwölf Jahre zur Bildung eines Schülers für nöthig erachtete, giebt uns nur einen Begriff von der Gründlichkeit des Lehrers im Allgemeinen. Nicht mehr ergiebt sich uns aus der Nachricht von dem Unter- richt im Zeichnen, wie er durch den Einfluss des Pamphilos unter die Gegenstände der Erziehung aufgenommen wurde. Denn dass er bei seinen eigenen Schülern die Grundlage bildete, versteht sich eigentlich von selbst, indem die durch praktische Uebung erlangte Sicherheit der Hand die Vorbe- dingung für die Durchführung jedweder künstlerischen Auf- gabe ist. Wenn es ferner heisst, er habe als einer der ersten enkaustisch gemalt und auch den Pausias in dieser Gattung der Malerei unterwiesen, 1) so folgt daraus ebenfalls nur, dass er auch das rein Technische in den Kreis seiner Studien, wie seiner Lehre gezogen habe. Von seinen Schrif- ten endlich sind uns nicht einmal Bruchstücke erhalten.
So bleibt uns eigentlich als das gewichtigste Zeugniss für die Vortrefflichkeit seiner Lehre immer nur der Erfolg seiner Schüler. Wie wir aber denselben immer schon im Auge hatten, wenn wir dem Pamphilos eine der ersten Stellen in der Entwickelungsgeschichte der Malerei anwiesen, so wird es uns vielleicht später möglich werden, auch im Ein-
1) Plin. 35, 123.
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bewahren, darin müssen wir das höchste und das bleibendste
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möglich durch eine mit grösstem Eifer gepflegte Lehrthätig-
keit. Zwar ist uns nicht eine so grosse Zahl seiner Schüler
bekannt geworden wie bei Polyklet, aber der Ruhm, der
sich an die Namen des Melanthios, Pausias und Apelles
knüpft, wiegt die grössere Zahl vollkommen auf; und na-
mentlich dass Apelles nicht etwa mehr als Anfänger, son-
dern um seine künstlerische Bildung zu vollenden, sich
von Kleinasien aus in die Schule des Pamphilos begab,
bietet uns für die Vortrefflichkeit derselben das vollgültigste
Zeugniss.
Ueber den Umfang und die Methode seines Unterrichts
fehlen uns freilich alle eingehenden Nachrichten. Denn, was
wir aus des Plinius Angabe über den von ihm verlangten
Lohn eines Talents, resp. 500 Denare für jedes Jahr, folgern
zu müssen scheinen, dass er zwölf Jahre zur Bildung eines
Schülers für nöthig erachtete, giebt uns nur einen Begriff
von der Gründlichkeit des Lehrers im Allgemeinen. Nicht
mehr ergiebt sich uns aus der Nachricht von dem Unter-
richt im Zeichnen, wie er durch den Einfluss des Pamphilos
unter die Gegenstände der Erziehung aufgenommen wurde.
Denn dass er bei seinen eigenen Schülern die Grundlage
bildete, versteht sich eigentlich von selbst, indem die durch
praktische Uebung erlangte Sicherheit der Hand die Vorbe-
dingung für die Durchführung jedweder künstlerischen Auf-
gabe ist. Wenn es ferner heisst, er habe als einer der
ersten enkaustisch gemalt und auch den Pausias in dieser
Gattung der Malerei unterwiesen, 1) so folgt daraus ebenfalls
nur, dass er auch das rein Technische in den Kreis seiner
Studien, wie seiner Lehre gezogen habe. Von seinen Schrif-
ten endlich sind uns nicht einmal Bruchstücke erhalten.
So bleibt uns eigentlich als das gewichtigste Zeugniss
für die Vortrefflichkeit seiner Lehre immer nur der Erfolg
seiner Schüler. Wie wir aber denselben immer schon im
Auge hatten, wenn wir dem Pamphilos eine der ersten Stellen
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1) Plin. 35, 123.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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