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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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austreten aus der Tafel" beruht. Die lebendige Bewegtheit
der Composition freilich, wie sie Nikias verlangte, war jenen
Florentinern, wie überhaupt der Kunst ihrer Zeit noch fremd,
indem die noch ziemlich ausschliesslich religiösen Stoffe ei-
ner solchen Behandlungsart sich minder günstig erwiesen.
Aber innerhalb der hierdurch gebotenen Beschränkungen be-
gegnen wir gleichfalls der Absicht, die sonst einfachen und
auf die wesentlichen Elemente der Handlung beschränkten
Motive weiter zu entwickeln und namentlich den engen Kreis
der eigentlich handelnden Personen gewissermassen durch ei-
nen Chor von sehr entfernt betheiligten Zuschauern zu er-
weitern. Geschah dies zunächst auch noch oft in einer mehr
äusserlichen Weise, durch welche sogar die historische Auf-
fassung im strengeren Sinne zuweilen beeinträchtigt erschei-
nen mag, so ward dafür die Möglichkeit einer um so reiche-
ren und treueren Schilderung von Zügen aus der Wirklichkeit
gewonnen und dadurch eben jene realistische Richtung gefördert,
in welcher die innere Verwandtschaft der Schule des Euphra-
nor und der Florentiner uns deutlich und sprechend vor Au-
gen tritt. -- Wie aber diese Richtung bei Euphranor und Ni-
kias keineswegs ausschliesslich auf der Subjectivität dieser
Künstler beruht, sondern mit der gesammten Entwickelung
des griechischen Geistes in engem Zusammenhange steht,
darüber werden in dem Rückblicke auf diese ganze Periode
der Malerei noch einige Nachweisungen gegeben werden.

Am Schlusse der thebanisch-attischen Schule bleibt uns
zunächst noch ein Künstler zu betrachten übrig:

Omphalio, der einzige uns bekannte Schüler des Ni-
kias, soll zuerst sein Sclave gewesen und von ihm geliebt
worden sein. Gemälde von ihm, welche Pausanias (IV, 31,
9) beschreibt, befanden sich an dem hintern Theile eines
Tempels der Messene, der Tochter des Triopas, zu Messene,
und stellten die Herrscher dieses Landes dar: aus der Zeit
vor der Ankunft der Dorier im Peloponnes Aphareus und seine
Söhne (Idas und Lynkeus), von den zurückgekehrten Hera-
kliden Kresphontes, einen von den Führern der Dorier; von
denen die in Pylos sich niedergelassen, Nestor nebst Thrasy-
medes und Antilochos als diejenigen unter den Söhnen Ne-
stors, welche wegen ihres Alters und weil sie am Zuge ge-
gen Troja theilgenommen, besonders geehrt wurden. Ferner

austreten aus der Tafel“ beruht. Die lebendige Bewegtheit
der Composition freilich, wie sie Nikias verlangte, war jenen
Florentinern, wie überhaupt der Kunst ihrer Zeit noch fremd,
indem die noch ziemlich ausschliesslich religiösen Stoffe ei-
ner solchen Behandlungsart sich minder günstig erwiesen.
Aber innerhalb der hierdurch gebotenen Beschränkungen be-
gegnen wir gleichfalls der Absicht, die sonst einfachen und
auf die wesentlichen Elemente der Handlung beschränkten
Motive weiter zu entwickeln und namentlich den engen Kreis
der eigentlich handelnden Personen gewissermassen durch ei-
nen Chor von sehr entfernt betheiligten Zuschauern zu er-
weitern. Geschah dies zunächst auch noch oft in einer mehr
äusserlichen Weise, durch welche sogar die historische Auf-
fassung im strengeren Sinne zuweilen beeinträchtigt erschei-
nen mag, so ward dafür die Möglichkeit einer um so reiche-
ren und treueren Schilderung von Zügen aus der Wirklichkeit
gewonnen und dadurch eben jene realistische Richtung gefördert,
in welcher die innere Verwandtschaft der Schule des Euphra-
nor und der Florentiner uns deutlich und sprechend vor Au-
gen tritt. — Wie aber diese Richtung bei Euphranor und Ni-
kias keineswegs ausschliesslich auf der Subjectivität dieser
Künstler beruht, sondern mit der gesammten Entwickelung
des griechischen Geistes in engem Zusammenhange steht,
darüber werden in dem Rückblicke auf diese ganze Periode
der Malerei noch einige Nachweisungen gegeben werden.

Am Schlusse der thebanisch-attischen Schule bleibt uns
zunächst noch ein Künstler zu betrachten übrig:

Omphalio, der einzige uns bekannte Schüler des Ni-
kias, soll zuerst sein Sclave gewesen und von ihm geliebt
worden sein. Gemälde von ihm, welche Pausanias (IV, 31,
9) beschreibt, befanden sich an dem hintern Theile eines
Tempels der Messene, der Tochter des Triopas, zu Messene,
und stellten die Herrscher dieses Landes dar: aus der Zeit
vor der Ankunft der Dorier im Peloponnes Aphareus und seine
Söhne (Idas und Lynkeus), von den zurückgekehrten Hera-
kliden Kresphontes, einen von den Führern der Dorier; von
denen die in Pylos sich niedergelassen, Nestor nebst Thrasy-
medes und Antilochos als diejenigen unter den Söhnen Ne-
stors, welche wegen ihres Alters und weil sie am Zuge ge-
gen Troja theilgenommen, besonders geehrt wurden. Ferner

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[201/0209] austreten aus der Tafel“ beruht. Die lebendige Bewegtheit der Composition freilich, wie sie Nikias verlangte, war jenen Florentinern, wie überhaupt der Kunst ihrer Zeit noch fremd, indem die noch ziemlich ausschliesslich religiösen Stoffe ei- ner solchen Behandlungsart sich minder günstig erwiesen. Aber innerhalb der hierdurch gebotenen Beschränkungen be- gegnen wir gleichfalls der Absicht, die sonst einfachen und auf die wesentlichen Elemente der Handlung beschränkten Motive weiter zu entwickeln und namentlich den engen Kreis der eigentlich handelnden Personen gewissermassen durch ei- nen Chor von sehr entfernt betheiligten Zuschauern zu er- weitern. Geschah dies zunächst auch noch oft in einer mehr äusserlichen Weise, durch welche sogar die historische Auf- fassung im strengeren Sinne zuweilen beeinträchtigt erschei- nen mag, so ward dafür die Möglichkeit einer um so reiche- ren und treueren Schilderung von Zügen aus der Wirklichkeit gewonnen und dadurch eben jene realistische Richtung gefördert, in welcher die innere Verwandtschaft der Schule des Euphra- nor und der Florentiner uns deutlich und sprechend vor Au- gen tritt. — Wie aber diese Richtung bei Euphranor und Ni- kias keineswegs ausschliesslich auf der Subjectivität dieser Künstler beruht, sondern mit der gesammten Entwickelung des griechischen Geistes in engem Zusammenhange steht, darüber werden in dem Rückblicke auf diese ganze Periode der Malerei noch einige Nachweisungen gegeben werden. Am Schlusse der thebanisch-attischen Schule bleibt uns zunächst noch ein Künstler zu betrachten übrig: Omphalio, der einzige uns bekannte Schüler des Ni- kias, soll zuerst sein Sclave gewesen und von ihm geliebt worden sein. Gemälde von ihm, welche Pausanias (IV, 31, 9) beschreibt, befanden sich an dem hintern Theile eines Tempels der Messene, der Tochter des Triopas, zu Messene, und stellten die Herrscher dieses Landes dar: aus der Zeit vor der Ankunft der Dorier im Peloponnes Aphareus und seine Söhne (Idas und Lynkeus), von den zurückgekehrten Hera- kliden Kresphontes, einen von den Führern der Dorier; von denen die in Pylos sich niedergelassen, Nestor nebst Thrasy- medes und Antilochos als diejenigen unter den Söhnen Ne- stors, welche wegen ihres Alters und weil sie am Zuge ge- gen Troja theilgenommen, besonders geehrt wurden. Ferner

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/209>, abgerufen am 21.11.2024.