doma in dem Wandgemälde der Farnesina zu Rom. Sie haben ihr Vorbild nicht erreicht. Doch wollten wir überhaupt ver- gleichen, so müssten wir uns nicht an neuere Künstler, son- dern an die Zeitgenossen des Aetion selbst wenden: für diesen Zweck aber reichen unsere Quellen nicht aus. Die Beschreibung Lucians ist für uns höchst schätzenswerth, in- dem sie zeigt, in welcher Weise wir so mancher trockenen Notiz des Plinius gewissermassen Körper zu verleihen haben; allein die besondere Eigenthümlichkeit des Künstlers vermögen wir durch sie nicht zu bestimmen. Wir haben zwar oben aus der ionischen Namensform Eetion vermuthet, dass der Künst- ler der kleinasiatischen Schule angehöre: aber auch dadurch gewinnen wir keine neuen Gesichtspunkte der Beurtheilung. Nur hinsichtlich der Auffassung des Ganzen möchte ich als auf einen Punkt von Wichtigkeit auf die Vermischung des Poetisch-mythologischen mit der Wirklichkeit hinweisen, wie sie sich in der Einführung der Eroten und des Hymenaeos aus- spricht. Es liefert dies einen neuen Beweis für die Neigung, ursprünglich mythologische und selbst religiöse Gestalten für rein poetische oder allegorische Zwecke zu verwenden, die wir bereits mehrfach bei Künstlern dieser Zeit gefunden haben, die in der alexandrinischen Epoche sich weiter entwi- ckelt und in der Zeit der Römer endlich zum vollsten Ueberge- wichte gelangt. Auch die Bilder der Tragödie und Komödie mögen wir uns daher weniger in einer der Darstellung der Musen entsprechenden Weise, als in der rein allegorischen Gestaltung aufgefasst denken. -- Das ist leider alles, was wir über einen der berühmtesten Maler des Alterthums sagen können.
Antiphilos.
Ein Nebenbuhler des Apelles, aber von einer durchaus verschiedenen Kunstrichtung, war Antiphilos. Ueber ihn spricht Plinius an zwei verschiedenen Stellen; und zwar führt er ihn das eine Mal unter denjenigen an, welche den hervorragendsten Meistern an nächsten stehen. 1) "Antiphi- los wird gelobt wegen eines Knaben, der Feuer anbläst, und wegen des Glanzes, der sich über das auch sonst schöne
1) primis proximi: 35, 138.
doma in dem Wandgemälde der Farnesina zu Rom. Sie haben ihr Vorbild nicht erreicht. Doch wollten wir überhaupt ver- gleichen, so müssten wir uns nicht an neuere Künstler, son- dern an die Zeitgenossen des Aetion selbst wenden: für diesen Zweck aber reichen unsere Quellen nicht aus. Die Beschreibung Lucians ist für uns höchst schätzenswerth, in- dem sie zeigt, in welcher Weise wir so mancher trockenen Notiz des Plinius gewissermassen Körper zu verleihen haben; allein die besondere Eigenthümlichkeit des Künstlers vermögen wir durch sie nicht zu bestimmen. Wir haben zwar oben aus der ionischen Namensform Eetion vermuthet, dass der Künst- ler der kleinasiatischen Schule angehöre: aber auch dadurch gewinnen wir keine neuen Gesichtspunkte der Beurtheilung. Nur hinsichtlich der Auffassung des Ganzen möchte ich als auf einen Punkt von Wichtigkeit auf die Vermischung des Poetisch-mythologischen mit der Wirklichkeit hinweisen, wie sie sich in der Einführung der Eroten und des Hymenaeos aus- spricht. Es liefert dies einen neuen Beweis für die Neigung, ursprünglich mythologische und selbst religiöse Gestalten für rein poetische oder allegorische Zwecke zu verwenden, die wir bereits mehrfach bei Künstlern dieser Zeit gefunden haben, die in der alexandrinischen Epoche sich weiter entwi- ckelt und in der Zeit der Römer endlich zum vollsten Ueberge- wichte gelangt. Auch die Bilder der Tragödie und Komödie mögen wir uns daher weniger in einer der Darstellung der Musen entsprechenden Weise, als in der rein allegorischen Gestaltung aufgefasst denken. — Das ist leider alles, was wir über einen der berühmtesten Maler des Alterthums sagen können.
Antiphilos.
Ein Nebenbuhler des Apelles, aber von einer durchaus verschiedenen Kunstrichtung, war Antiphilos. Ueber ihn spricht Plinius an zwei verschiedenen Stellen; und zwar führt er ihn das eine Mal unter denjenigen an, welche den hervorragendsten Meistern an nächsten stehen. 1) „Antiphi- los wird gelobt wegen eines Knaben, der Feuer anbläst, und wegen des Glanzes, der sich über das auch sonst schöne
1) primis proximi: 35, 138.
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doma in dem Wandgemälde der Farnesina zu Rom. Sie haben
ihr Vorbild nicht erreicht. Doch wollten wir überhaupt ver-
gleichen, so müssten wir uns nicht an neuere Künstler, son-
dern an die Zeitgenossen des Aetion selbst wenden: für
diesen Zweck aber reichen unsere Quellen nicht aus. Die
Beschreibung Lucians ist für uns höchst schätzenswerth, in-
dem sie zeigt, in welcher Weise wir so mancher trockenen
Notiz des Plinius gewissermassen Körper zu verleihen haben;
allein die besondere Eigenthümlichkeit des Künstlers vermögen
wir durch sie nicht zu bestimmen. Wir haben zwar oben aus
der ionischen Namensform Eetion vermuthet, dass der Künst-
ler der kleinasiatischen Schule angehöre: aber auch dadurch
gewinnen wir keine neuen Gesichtspunkte der Beurtheilung.
Nur hinsichtlich der Auffassung des Ganzen möchte ich als
auf einen Punkt von Wichtigkeit auf die Vermischung des
Poetisch-mythologischen mit der Wirklichkeit hinweisen, wie
sie sich in der Einführung der Eroten und des Hymenaeos aus-
spricht. Es liefert dies einen neuen Beweis für die Neigung,
ursprünglich mythologische und selbst religiöse Gestalten
für rein poetische oder allegorische Zwecke zu verwenden,
die wir bereits mehrfach bei Künstlern dieser Zeit gefunden
haben, die in der alexandrinischen Epoche sich weiter entwi-
ckelt und in der Zeit der Römer endlich zum vollsten Ueberge-
wichte gelangt. Auch die Bilder der Tragödie und Komödie
mögen wir uns daher weniger in einer der Darstellung der
Musen entsprechenden Weise, als in der rein allegorischen
Gestaltung aufgefasst denken. — Das ist leider alles, was
wir über einen der berühmtesten Maler des Alterthums
sagen können.
Antiphilos.
Ein Nebenbuhler des Apelles, aber von einer durchaus
verschiedenen Kunstrichtung, war Antiphilos. Ueber ihn
spricht Plinius an zwei verschiedenen Stellen; und zwar
führt er ihn das eine Mal unter denjenigen an, welche den
hervorragendsten Meistern an nächsten stehen. 1) „Antiphi-
los wird gelobt wegen eines Knaben, der Feuer anbläst,
und wegen des Glanzes, der sich über das auch sonst schöne
1) primis proximi: 35, 138.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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