legt wird, mag unter Verweisung auf den Artikel Chersiphron hier nur kurz erwähnt werden.
Während nun bis hierher die Nachrichten der Alten sich unter einander im besten Einklang befinden, bieten einige andere der Erklärung mannigfache Schwierigkeiten dar. Auso- nius nemlich in der Stelle der Mosella, wo er aus den Heb- domades des Varro schöpfend die bedeutendsten Architekten namhaft macht, erzählt von Deinokrates (Dinochares) folgendes: Conditor hic forsan fuerit Ptolema?dos aulae Dinochares, cui quadrata in fastigia cono Surgit et ipsa suas consumit pyramis umbras; Jussus ob incesti qui quondam foedus amoris Arsinoen Pharii suspendit in aere templi; Spirat enim tecti testudine Corus achates Afflatamque trahit ferrato crine puellam.
Um hier zuerst von der Erwähnung der Pyramide zu sprechen, so ist diese Nachricht schon deshalb auffällig, weil wir von Pyramidenbauten in der Zeit der Ptolemäer überhaupt nichts wissen. Böcking in der zweiten Ausgabe der Mosella (Jahrb. d. rhein. Alterthumsfreunde VII) möchte daher lieber an den Obelisken denken, welcher nach Plinius (36, 67) von Ptolemaeos Philadelphos im Heiligthum der Arsinoe aufgestellt wurde. Doch würde auf diesen keine Anwendung finden, was Ausonius von dem Schatten bemerkt; und ausserdem legt Plinius wenigstens den Transport dieses Obelisken nicht dem Deinokrates, sondern dem Satyros oder Phoenix bei. Wir vermögen daher über diese Nachricht des Ausonius keine bestimmte Entscheidung zu geben. Ueber den Tempel der Arsinoe spricht auch Plinius 34, 148: "Mit Magnetstein hatte der Architekt Timochares zu Alexandrien den Tempel der Arsinoe zu wölben begonnen, damit in ihm ein Bild aus Eisen in der Luft zu hängen scheine; doch kam sein Tod dazwischen und der des Königs Ptolemaeos, der dies seiner Schwester zu errichten befohlen hatte." Als Werk des Ptolemaeos Philadelphos wird der Tempel der Ar- sinoe auch sonst bezeichnet; vgl. Valekenaer ad Theocr. Adon. p. 355 B. Die Erzählung von dem schwebenden Bilde, mit welcher Böcking eine Trierer Sage passend vergleicht, mag in soweit auf Wahrheit beruhen, als der Architekt selbst vielleicht an die Möglichkeit der Ausführung glaubte; doch
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 23
legt wird, mag unter Verweisung auf den Artikel Chersiphron hier nur kurz erwähnt werden.
Während nun bis hierher die Nachrichten der Alten sich unter einander im besten Einklang befinden, bieten einige andere der Erklärung mannigfache Schwierigkeiten dar. Auso- nius nemlich in der Stelle der Mosella, wo er aus den Heb- domades des Varro schöpfend die bedeutendsten Architekten namhaft macht, erzählt von Deinokrates (Dinochares) folgendes: Conditor hic forsan fuerit Ptolema?dos aulae Dinochares, cui quadrata in fastigia cono Surgit et ipsa suas consumit pyramis umbras; Jussus ob incesti qui quondam foedus amoris Arsinoen Pharii suspendit in aëre templi; Spirat enim tecti testudine Corus achates Afflatamque trahit ferrato crine puellam.
Um hier zuerst von der Erwähnung der Pyramide zu sprechen, so ist diese Nachricht schon deshalb auffällig, weil wir von Pyramidenbauten in der Zeit der Ptolemäer überhaupt nichts wissen. Böcking in der zweiten Ausgabe der Mosella (Jahrb. d. rhein. Alterthumsfreunde VII) möchte daher lieber an den Obelisken denken, welcher nach Plinius (36, 67) von Ptolemaeos Philadelphos im Heiligthum der Arsinoe aufgestellt wurde. Doch würde auf diesen keine Anwendung finden, was Ausonius von dem Schatten bemerkt; und ausserdem legt Plinius wenigstens den Transport dieses Obelisken nicht dem Deinokrates, sondern dem Satyros oder Phoenix bei. Wir vermögen daher über diese Nachricht des Ausonius keine bestimmte Entscheidung zu geben. Ueber den Tempel der Arsinoe spricht auch Plinius 34, 148: „Mit Magnetstein hatte der Architekt Timochares zu Alexandrien den Tempel der Arsinoe zu wölben begonnen, damit in ihm ein Bild aus Eisen in der Luft zu hängen scheine; doch kam sein Tod dazwischen und der des Königs Ptolemaeos, der dies seiner Schwester zu errichten befohlen hatte.“ Als Werk des Ptolemaeos Philadelphos wird der Tempel der Ar- sinoe auch sonst bezeichnet; vgl. Valekenaer ad Theocr. Adon. p. 355 B. Die Erzählung von dem schwebenden Bilde, mit welcher Böcking eine Trierer Sage passend vergleicht, mag in soweit auf Wahrheit beruhen, als der Architekt selbst vielleicht an die Möglichkeit der Ausführung glaubte; doch
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 23
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[353/0361]
legt wird, mag unter Verweisung auf den Artikel Chersiphron
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Während nun bis hierher die Nachrichten der Alten sich
unter einander im besten Einklang befinden, bieten einige
andere der Erklärung mannigfache Schwierigkeiten dar. Auso-
nius nemlich in der Stelle der Mosella, wo er aus den Heb-
domades des Varro schöpfend die bedeutendsten Architekten
namhaft macht, erzählt von Deinokrates (Dinochares) folgendes:
Conditor hic forsan fuerit Ptolema?dos aulae
Dinochares, cui quadrata in fastigia cono
Surgit et ipsa suas consumit pyramis umbras;
Jussus ob incesti qui quondam foedus amoris
Arsinoen Pharii suspendit in aëre templi;
Spirat enim tecti testudine Corus achates
Afflatamque trahit ferrato crine puellam.
Um hier zuerst von der Erwähnung der Pyramide zu
sprechen, so ist diese Nachricht schon deshalb auffällig,
weil wir von Pyramidenbauten in der Zeit der Ptolemäer
überhaupt nichts wissen. Böcking in der zweiten Ausgabe
der Mosella (Jahrb. d. rhein. Alterthumsfreunde VII) möchte
daher lieber an den Obelisken denken, welcher nach Plinius
(36, 67) von Ptolemaeos Philadelphos im Heiligthum der
Arsinoe aufgestellt wurde. Doch würde auf diesen keine
Anwendung finden, was Ausonius von dem Schatten bemerkt;
und ausserdem legt Plinius wenigstens den Transport dieses
Obelisken nicht dem Deinokrates, sondern dem Satyros oder
Phoenix bei. Wir vermögen daher über diese Nachricht des
Ausonius keine bestimmte Entscheidung zu geben. Ueber
den Tempel der Arsinoe spricht auch Plinius 34, 148: „Mit
Magnetstein hatte der Architekt Timochares zu Alexandrien
den Tempel der Arsinoe zu wölben begonnen, damit in ihm
ein Bild aus Eisen in der Luft zu hängen scheine; doch
kam sein Tod dazwischen und der des Königs Ptolemaeos,
der dies seiner Schwester zu errichten befohlen hatte.“ Als
Werk des Ptolemaeos Philadelphos wird der Tempel der Ar-
sinoe auch sonst bezeichnet; vgl. Valekenaer ad Theocr. Adon.
p. 355 B. Die Erzählung von dem schwebenden Bilde, mit
welcher Böcking eine Trierer Sage passend vergleicht, mag
in soweit auf Wahrheit beruhen, als der Architekt selbst
vielleicht an die Möglichkeit der Ausführung glaubte; doch
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/361>, abgerufen am 30.11.2024.
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