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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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654 Consul war, einmal die Vertheidigung des Künstlers ge-
führt habe, laut einer Angabe Cicero's de orat. I, 14. Der
Zusammenhang dieser Stelle ist aber folgender: Physik,
Mathematik, Künste sind Studien, die für sich bestehen: will
man sie aber durch die Rede verherrlichen, so muss dies
durch rednerische Kunst geschehen, und wenn z. B. Philo
bei den Athenern seinen Plan zu einem Arsenal durch eine
ausgezeichnete Rede zur Ausführung zu bringen wusste, so
war er, indem er dies that, nicht Architekt, sondern Redner.
Eben so hätte aber Antonius (ein Theilnehmer des von
Cicero fingirten Gespräches), wenn er für Hermodor über
die Anlage der Navalien zu reden gehabt (si fuisset dicendum),
vom Künstler unterrichtet auch über eine ihm fremde Kunst
sprechen können. Dass der Navalien gedacht wird, hat
also offenbar seinen Grund in der Gegenüberstellung mit
Philo. Dass eine Rede von Antonius wirklich gehalten, wird
aber nirgends gesagt, eben so wenig, dass Hermodor und
Antonius gleichzeitig gelebt. Wir dürfen also aus Cicero
nichts weiter schliessen, als dass Hermodor seine Kunst
auch an Bauten für die Navalien in Rom bewährt habe, von
denen uns aber keine weitere Kunde erhalten ist.

Hermogenes.
Als seine Vaterstadt ward früher Alabanda in Karien ange-
nommen; doch ist die darauf bezügliche Stelle Vitruv's III,
2, 6: pseudodipteri exemplar Romae non est, sed Magnesiae
(in aede) Dianae Hermogenis Alabandi et Apollinis a Me-
nesthe facta, von Marini (wie der Sache nach schon von
Hirt: Gesch. d. Bauk. III, 17) richtiger gefasst, wenn er
schreibt: Dianae Hermogenis et Alabandis Apollinis. Indessen
werden wir ihn immer für einen Kleinasiaten halten dürfen,
da sich seine Thätigkeit an den erwähnten Tempel zu Ma-
gnesia und an den des Dionysos zu Teos knüpft, über
welche er auch Schriften hinterliess: Vitr. VII, praef. 12.
Seine Zeit lässt sich nicht ganz fest bestimmen. Die An-
nahme, dass er um die Zeit Alexanders gelebt haben möge,
beruht zunächst wohl nur darauf, dass er, wenn auch von
Vitruv (IV, 3) im Gegensatz zu seiner eigenen Zeit den
antiqui architecti beigezählt, doch schon zu den mehr theo-
retisirenden Künstlern gehört und als solcher neben dem
Erbauer des Mausoleum genannt wird. Einigermassen be-

654 Consul war, einmal die Vertheidigung des Künstlers ge-
führt habe, laut einer Angabe Cicero’s de orat. I, 14. Der
Zusammenhang dieser Stelle ist aber folgender: Physik,
Mathematik, Künste sind Studien, die für sich bestehen: will
man sie aber durch die Rede verherrlichen, so muss dies
durch rednerische Kunst geschehen, und wenn z. B. Philo
bei den Athenern seinen Plan zu einem Arsenal durch eine
ausgezeichnete Rede zur Ausführung zu bringen wusste, so
war er, indem er dies that, nicht Architekt, sondern Redner.
Eben so hätte aber Antonius (ein Theilnehmer des von
Cicero fingirten Gespräches), wenn er für Hermodor über
die Anlage der Navalien zu reden gehabt (si fuisset dicendum),
vom Künstler unterrichtet auch über eine ihm fremde Kunst
sprechen können. Dass der Navalien gedacht wird, hat
also offenbar seinen Grund in der Gegenüberstellung mit
Philo. Dass eine Rede von Antonius wirklich gehalten, wird
aber nirgends gesagt, eben so wenig, dass Hermodor und
Antonius gleichzeitig gelebt. Wir dürfen also aus Cicero
nichts weiter schliessen, als dass Hermodor seine Kunst
auch an Bauten für die Navalien in Rom bewährt habe, von
denen uns aber keine weitere Kunde erhalten ist.

Hermogenes.
Als seine Vaterstadt ward früher Alabanda in Karien ange-
nommen; doch ist die darauf bezügliche Stelle Vitruv’s III,
2, 6: pseudodipteri exemplar Romae non est, sed Magnesiae
(in aede) Dianae Hermogenis Alabandi et Apollinis a Me-
nesthe facta, von Marini (wie der Sache nach schon von
Hirt: Gesch. d. Bauk. III, 17) richtiger gefasst, wenn er
schreibt: Dianae Hermogenis et Alabandis Apollinis. Indessen
werden wir ihn immer für einen Kleinasiaten halten dürfen,
da sich seine Thätigkeit an den erwähnten Tempel zu Ma-
gnesia und an den des Dionysos zu Teos knüpft, über
welche er auch Schriften hinterliess: Vitr. VII, praef. 12.
Seine Zeit lässt sich nicht ganz fest bestimmen. Die An-
nahme, dass er um die Zeit Alexanders gelebt haben möge,
beruht zunächst wohl nur darauf, dass er, wenn auch von
Vitruv (IV, 3) im Gegensatz zu seiner eigenen Zeit den
antiqui architecti beigezählt, doch schon zu den mehr theo-
retisirenden Künstlern gehört und als solcher neben dem
Erbauer des Mausoleum genannt wird. Einigermassen be-

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[358/0366] 654 Consul war, einmal die Vertheidigung des Künstlers ge- führt habe, laut einer Angabe Cicero’s de orat. I, 14. Der Zusammenhang dieser Stelle ist aber folgender: Physik, Mathematik, Künste sind Studien, die für sich bestehen: will man sie aber durch die Rede verherrlichen, so muss dies durch rednerische Kunst geschehen, und wenn z. B. Philo bei den Athenern seinen Plan zu einem Arsenal durch eine ausgezeichnete Rede zur Ausführung zu bringen wusste, so war er, indem er dies that, nicht Architekt, sondern Redner. Eben so hätte aber Antonius (ein Theilnehmer des von Cicero fingirten Gespräches), wenn er für Hermodor über die Anlage der Navalien zu reden gehabt (si fuisset dicendum), vom Künstler unterrichtet auch über eine ihm fremde Kunst sprechen können. Dass der Navalien gedacht wird, hat also offenbar seinen Grund in der Gegenüberstellung mit Philo. Dass eine Rede von Antonius wirklich gehalten, wird aber nirgends gesagt, eben so wenig, dass Hermodor und Antonius gleichzeitig gelebt. Wir dürfen also aus Cicero nichts weiter schliessen, als dass Hermodor seine Kunst auch an Bauten für die Navalien in Rom bewährt habe, von denen uns aber keine weitere Kunde erhalten ist. Hermogenes. Als seine Vaterstadt ward früher Alabanda in Karien ange- nommen; doch ist die darauf bezügliche Stelle Vitruv’s III, 2, 6: pseudodipteri exemplar Romae non est, sed Magnesiae (in aede) Dianae Hermogenis Alabandi et Apollinis a Me- nesthe facta, von Marini (wie der Sache nach schon von Hirt: Gesch. d. Bauk. III, 17) richtiger gefasst, wenn er schreibt: Dianae Hermogenis et Alabandis Apollinis. Indessen werden wir ihn immer für einen Kleinasiaten halten dürfen, da sich seine Thätigkeit an den erwähnten Tempel zu Ma- gnesia und an den des Dionysos zu Teos knüpft, über welche er auch Schriften hinterliess: Vitr. VII, praef. 12. Seine Zeit lässt sich nicht ganz fest bestimmen. Die An- nahme, dass er um die Zeit Alexanders gelebt haben möge, beruht zunächst wohl nur darauf, dass er, wenn auch von Vitruv (IV, 3) im Gegensatz zu seiner eigenen Zeit den antiqui architecti beigezählt, doch schon zu den mehr theo- retisirenden Künstlern gehört und als solcher neben dem Erbauer des Mausoleum genannt wird. Einigermassen be-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/366>, abgerufen am 30.11.2024.