Dritter Abschnitt. Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.
Apollodoros.
Plinius, welcher, 1) wie Plutarch, 2) als das Vaterland des Apollodor Athen angiebt, setzt den Beginn seiner Blüthe in die 93ste Olympiade. Da dieser Künstler jedoch der äl- tere Zeitgenosse des Zeuxis war, letzterer aber, wie wir später sehen werden, bereits vor diesem Zeitpunkte in hohem Ansehen stand, so müssen wir annehmen, dass auch die Thätigkeit des Apollodor schon mehrere Olympiaden früher begonnen habe. -- Von seinen Werken sind uns nur sehr wenige bekannt. Plinius nennt einen betenden Priester und einen Aias "fulmine incensus," welcher zu seiner Zeit noch in Pergamos zu sehen war (s. u.). Ferner muss in einem seiner Gemälde Odysseus dargestellt gewesen sein, da nach der Angabe eines Scholiasten 3) Apollodor der erste war, welcher Odysseus mit dem Schifferhut (pilos) malte. Endlich schreibt ihm ein anderer Scholiast 4) noch ein Gemälde zu: die in Athen Schutz vor Eurystheus suchen- den Herakliden nebst Alkmene und der Tochter des Herakles, worüber später bei Gelegenheit des Malers Pamphilos ge- nauer zu handeln ist.
Das Verdienst des Apollodor wird von Plinius, welcher ihn als die erste glänzende Erscheinung unter den Malern hinstellt, in folgenden Sätzen zusammengefasst: Hie primus species ex- primere instituit primusque gloriam penicillo iure contulit; ... neque ante eum tabula ullius ostenditur, quae teneat oculos. Ueber diese Lobsprüche ist zum Theil schon früher gehan- delt worden. Sie beruhen sämmtlich auf dem einen Fort- schritte, dass Apollodor, wie Plutarch 5) sagt: phthoran kai apokhrosin skias, d. h. das Vermischen und Vertreiben der Farben in einander und die Abstufung der Farben nach Licht und Schatten erfand, wovon er denn auch den Beinamen des
1) 35, 60.
2) de glor. Ath. p. 346 A.
3) ad Iliad. k, 265.
4) ad Arist. Plut. 385.
5) de glor. Ath. p. 346 A.
Dritter Abschnitt. Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.
Apollodoros.
Plinius, welcher, 1) wie Plutarch, 2) als das Vaterland des Apollodor Athen angiebt, setzt den Beginn seiner Blüthe in die 93ste Olympiade. Da dieser Künstler jedoch der äl- tere Zeitgenosse des Zeuxis war, letzterer aber, wie wir später sehen werden, bereits vor diesem Zeitpunkte in hohem Ansehen stand, so müssen wir annehmen, dass auch die Thätigkeit des Apollodor schon mehrere Olympiaden früher begonnen habe. — Von seinen Werken sind uns nur sehr wenige bekannt. Plinius nennt einen betenden Priester und einen Aias „fulmine incensus,“ welcher zu seiner Zeit noch in Pergamos zu sehen war (s. u.). Ferner muss in einem seiner Gemälde Odysseus dargestellt gewesen sein, da nach der Angabe eines Scholiasten 3) Apollodor der erste war, welcher Odysseus mit dem Schifferhut (πῖλος) malte. Endlich schreibt ihm ein anderer Scholiast 4) noch ein Gemälde zu: die in Athen Schutz vor Eurystheus suchen- den Herakliden nebst Alkmene und der Tochter des Herakles, worüber später bei Gelegenheit des Malers Pamphilos ge- nauer zu handeln ist.
Das Verdienst des Apollodor wird von Plinius, welcher ihn als die erste glänzende Erscheinung unter den Malern hinstellt, in folgenden Sätzen zusammengefasst: Hie primus species ex- primere instituit primusque gloriam penicillo iure contulit; … neque ante eum tabula ullius ostenditur, quae teneat oculos. Ueber diese Lobsprüche ist zum Theil schon früher gehan- delt worden. Sie beruhen sämmtlich auf dem einen Fort- schritte, dass Apollodor, wie Plutarch 5) sagt: φϑοϱὰν καὶ ἀπόχϱωσιν σκιᾶς, d. h. das Vermischen und Vertreiben der Farben in einander und die Abstufung der Farben nach Licht und Schatten erfand, wovon er denn auch den Beinamen des
1) 35, 60.
2) de glor. Ath. p. 346 A.
3) ad Iliad. k, 265.
4) ad Arist. Plut. 385.
5) de glor. Ath. p. 346 A.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0079"n="71"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Dritter Abschnitt.</hi><lb/>
Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.</head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Apollodoros</hi></hi>.</head><lb/><p>Plinius, welcher, <noteplace="foot"n="1)">35, 60.</note> wie Plutarch, <noteplace="foot"n="2)">de glor. Ath. p. 346 A.</note> als das Vaterland<lb/>
des Apollodor Athen angiebt, setzt den Beginn seiner Blüthe<lb/>
in die 93ste Olympiade. Da dieser Künstler jedoch der äl-<lb/>
tere Zeitgenosse des Zeuxis war, letzterer aber, wie wir<lb/>
später sehen werden, bereits vor diesem Zeitpunkte in hohem<lb/>
Ansehen stand, so müssen wir annehmen, dass auch die<lb/>
Thätigkeit des Apollodor schon mehrere Olympiaden früher<lb/>
begonnen habe. — Von seinen Werken sind uns nur sehr<lb/>
wenige bekannt. Plinius nennt einen <hirendition="#g">betenden Priester</hi><lb/>
und einen <hirendition="#g">Aias „fulmine incensus,“</hi> welcher zu seiner<lb/>
Zeit noch in Pergamos zu sehen war (s. u.). Ferner muss<lb/>
in einem seiner Gemälde <hirendition="#g">Odysseus</hi> dargestellt gewesen<lb/>
sein, da nach der Angabe eines Scholiasten <noteplace="foot"n="3)">ad Iliad. k, 265.</note> Apollodor der<lb/>
erste war, welcher Odysseus mit dem Schifferhut (πῖλος)<lb/>
malte. Endlich schreibt ihm ein anderer Scholiast <noteplace="foot"n="4)">ad<lb/>
Arist. Plut. 385.</note> noch<lb/>
ein Gemälde zu: die in Athen Schutz vor Eurystheus suchen-<lb/>
den Herakliden nebst Alkmene und der Tochter des Herakles,<lb/>
worüber später bei Gelegenheit des Malers Pamphilos ge-<lb/>
nauer zu handeln ist.</p><lb/><p>Das Verdienst des Apollodor wird von Plinius, welcher ihn<lb/>
als die erste glänzende Erscheinung unter den Malern hinstellt,<lb/>
in folgenden Sätzen zusammengefasst: Hie primus species ex-<lb/>
primere instituit primusque gloriam penicillo iure contulit; …<lb/>
neque ante eum tabula ullius ostenditur, quae teneat oculos.<lb/>
Ueber diese Lobsprüche ist zum Theil schon früher gehan-<lb/>
delt worden. Sie beruhen sämmtlich auf dem einen Fort-<lb/>
schritte, dass Apollodor, wie Plutarch <noteplace="foot"n="5)">de glor. Ath. p. 346 A.</note> sagt: φϑοϱὰνκαὶ<lb/>ἀπόχϱωσινσκιᾶς, d. h. das Vermischen und Vertreiben der<lb/>
Farben in einander und die Abstufung der Farben nach Licht<lb/>
und Schatten erfand, wovon er denn auch den Beinamen des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[71/0079]
Dritter Abschnitt.
Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.
Apollodoros.
Plinius, welcher, 1) wie Plutarch, 2) als das Vaterland
des Apollodor Athen angiebt, setzt den Beginn seiner Blüthe
in die 93ste Olympiade. Da dieser Künstler jedoch der äl-
tere Zeitgenosse des Zeuxis war, letzterer aber, wie wir
später sehen werden, bereits vor diesem Zeitpunkte in hohem
Ansehen stand, so müssen wir annehmen, dass auch die
Thätigkeit des Apollodor schon mehrere Olympiaden früher
begonnen habe. — Von seinen Werken sind uns nur sehr
wenige bekannt. Plinius nennt einen betenden Priester
und einen Aias „fulmine incensus,“ welcher zu seiner
Zeit noch in Pergamos zu sehen war (s. u.). Ferner muss
in einem seiner Gemälde Odysseus dargestellt gewesen
sein, da nach der Angabe eines Scholiasten 3) Apollodor der
erste war, welcher Odysseus mit dem Schifferhut (πῖλος)
malte. Endlich schreibt ihm ein anderer Scholiast 4) noch
ein Gemälde zu: die in Athen Schutz vor Eurystheus suchen-
den Herakliden nebst Alkmene und der Tochter des Herakles,
worüber später bei Gelegenheit des Malers Pamphilos ge-
nauer zu handeln ist.
Das Verdienst des Apollodor wird von Plinius, welcher ihn
als die erste glänzende Erscheinung unter den Malern hinstellt,
in folgenden Sätzen zusammengefasst: Hie primus species ex-
primere instituit primusque gloriam penicillo iure contulit; …
neque ante eum tabula ullius ostenditur, quae teneat oculos.
Ueber diese Lobsprüche ist zum Theil schon früher gehan-
delt worden. Sie beruhen sämmtlich auf dem einen Fort-
schritte, dass Apollodor, wie Plutarch 5) sagt: φϑοϱὰν καὶ
ἀπόχϱωσιν σκιᾶς, d. h. das Vermischen und Vertreiben der
Farben in einander und die Abstufung der Farben nach Licht
und Schatten erfand, wovon er denn auch den Beinamen des
1) 35, 60.
2) de glor. Ath. p. 346 A.
3) ad Iliad. k, 265.
4) ad
Arist. Plut. 385.
5) de glor. Ath. p. 346 A.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/79>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.