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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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eingetreten sei." 1) Denn mit Recht weist Schneidewin 2)
darauf hin, dass die übereinstimmenden Worte bei Babrius: 3)

up emou de protou tes thuras anoikhtheises eiselthon alloi

auf die Person des Künstlers als gemeinsame Quelle hin-
deuten. Allerdings würde sich in diesen Worten nur ein ge-
wisses Selbstbewusstsein äussern, das aber von unberech-
tigtem Hochmuthe immer noch weit entfernt wäre, wie ihn
Einige dem Apollodor wirklich Schuld geben wollen. Er
soll nemlich auf seine Werke geschrieben haben: sie zu ta-
deln möchte schwerer sein als sie nachzuahmen: momesetai
tis mallon e mimesetai. 4) Allein in glaubwürdiger Weise legt
diesen Ausspruch Plinius 5) dem Zeuxis bei. Ausserdem be-
richtet freilich Hesychius noch, er habe einen pilos orthos,
eine hohe Tiara nach Perserart getragen: eine Tracht, welche
man z. B. seinen Zeitgenossen Alkibiades und Kallias als
ein Zeichen der Ueppigkeit und der Anmassung auslegte.
Aber auch hier ist, wie Osann 6) vermuthet, eine Verwechse-
lung sehr leicht möglich. Wenn nemlich in der einzigen Stelle
ausser Hesychius, in welcher Apollodor Skiagraph heisst, 7)
von ihm bemerkt wird: protos egrapse pilon Odussei, so dürfen
wir wohl zugeben, dass durch einen Irthum daraus die Nach-
richt von dem pilos orthos, den er selbst getragen, entstanden
sei. So wird Apollodor von dem Vorwurfe des Stolzes und
Hochmuths befreit, und erscheint vielmehr nach seinen ei-
genen Aeusserungen als ein Künstler, welcher sich seines
Verdienstes, eine neue Bahn eröffnet zu haben, wohl bewusst
ist, aber sich doch der Erkenntniss nicht verschliesst, dass
auf derselben die Nachfolgenden zu einer höhern Stufe der
Vollendung, als er selbst, zu gelangen vermochten.

Zeuxis.

Zeuxis war aus Heraklea gebürtig. 8) Welche Stadt
dieses Namens zu verstehen sei, wird freilich nicht ausdrück-
lich angegeben. Doch spricht seine Thätigkeit in Unteritalien
und Sicilien, sowie der Umstand, dass nach Einigen Demo-

1) 35, 61.
2) Rh. Mus. N. F. VII, 479.
3) Prooem. 2, 9.
4) Plut.
de glor. Ath. p. 346 A; Hesych. s. v. skia.
5) 35, 63.
6) Kunstbl.
1830, N. 84.
7) Schol. Victor. ad Iliad. k, 265.
8) Plin. 35, 61; Ael.
v. h. IV, 12; Anthol. ed. Jacobs XIII, p. 777, n. 29.

eingetreten sei.“ 1) Denn mit Recht weist Schneidewin 2)
darauf hin, dass die übereinstimmenden Worte bei Babrius: 3)

ὑπ̕ ἐμοῦ δὲ πϱώτου τῆς ϑύϱας ἀνοιχϑείσης εἰσῆλϑον ἄλλοι

auf die Person des Künstlers als gemeinsame Quelle hin-
deuten. Allerdings würde sich in diesen Worten nur ein ge-
wisses Selbstbewusstsein äussern, das aber von unberech-
tigtem Hochmuthe immer noch weit entfernt wäre, wie ihn
Einige dem Apollodor wirklich Schuld geben wollen. Er
soll nemlich auf seine Werke geschrieben haben: sie zu ta-
deln möchte schwerer sein als sie nachzuahmen: μωμήσεταί
τις μᾶλλον ἢ μιμήσεται. 4) Allein in glaubwürdiger Weise legt
diesen Ausspruch Plinius 5) dem Zeuxis bei. Ausserdem be-
richtet freilich Hesychius noch, er habe einen πῖλος ὀϱϑός,
eine hohe Tiara nach Perserart getragen: eine Tracht, welche
man z. B. seinen Zeitgenossen Alkibiades und Kallias als
ein Zeichen der Ueppigkeit und der Anmassung auslegte.
Aber auch hier ist, wie Osann 6) vermuthet, eine Verwechse-
lung sehr leicht möglich. Wenn nemlich in der einzigen Stelle
ausser Hesychius, in welcher Apollodor Skiagraph heisst, 7)
von ihm bemerkt wird: πϱῶτος ἔγϱαψε πῖλον Ὀδυσσεῖ, so dürfen
wir wohl zugeben, dass durch einen Irthum daraus die Nach-
richt von dem πῖλος ὀϱϑός, den er selbst getragen, entstanden
sei. So wird Apollodor von dem Vorwurfe des Stolzes und
Hochmuths befreit, und erscheint vielmehr nach seinen ei-
genen Aeusserungen als ein Künstler, welcher sich seines
Verdienstes, eine neue Bahn eröffnet zu haben, wohl bewusst
ist, aber sich doch der Erkenntniss nicht verschliesst, dass
auf derselben die Nachfolgenden zu einer höhern Stufe der
Vollendung, als er selbst, zu gelangen vermochten.

Zeuxis.

Zeuxis war aus Heraklea gebürtig. 8) Welche Stadt
dieses Namens zu verstehen sei, wird freilich nicht ausdrück-
lich angegeben. Doch spricht seine Thätigkeit in Unteritalien
und Sicilien, sowie der Umstand, dass nach Einigen Demo-

1) 35, 61.
2) Rh. Mus. N. F. VII, 479.
3) Prooem. 2, 9.
4) Plut.
de glor. Ath. p. 346 A; Hesych. s. v. σκιά.
5) 35, 63.
6) Kunstbl.
1830, N. 84.
7) Schol. Victor. ad Iliad. κ, 265.
8) Plin. 35, 61; Ael.
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[75/0083] eingetreten sei.“ 1) Denn mit Recht weist Schneidewin 2) darauf hin, dass die übereinstimmenden Worte bei Babrius: 3) ὑπ̕ ἐμοῦ δὲ πϱώτου τῆς ϑύϱας ἀνοιχϑείσης εἰσῆλϑον ἄλλοι auf die Person des Künstlers als gemeinsame Quelle hin- deuten. Allerdings würde sich in diesen Worten nur ein ge- wisses Selbstbewusstsein äussern, das aber von unberech- tigtem Hochmuthe immer noch weit entfernt wäre, wie ihn Einige dem Apollodor wirklich Schuld geben wollen. Er soll nemlich auf seine Werke geschrieben haben: sie zu ta- deln möchte schwerer sein als sie nachzuahmen: μωμήσεταί τις μᾶλλον ἢ μιμήσεται. 4) Allein in glaubwürdiger Weise legt diesen Ausspruch Plinius 5) dem Zeuxis bei. Ausserdem be- richtet freilich Hesychius noch, er habe einen πῖλος ὀϱϑός, eine hohe Tiara nach Perserart getragen: eine Tracht, welche man z. B. seinen Zeitgenossen Alkibiades und Kallias als ein Zeichen der Ueppigkeit und der Anmassung auslegte. Aber auch hier ist, wie Osann 6) vermuthet, eine Verwechse- lung sehr leicht möglich. Wenn nemlich in der einzigen Stelle ausser Hesychius, in welcher Apollodor Skiagraph heisst, 7) von ihm bemerkt wird: πϱῶτος ἔγϱαψε πῖλον Ὀδυσσεῖ, so dürfen wir wohl zugeben, dass durch einen Irthum daraus die Nach- richt von dem πῖλος ὀϱϑός, den er selbst getragen, entstanden sei. So wird Apollodor von dem Vorwurfe des Stolzes und Hochmuths befreit, und erscheint vielmehr nach seinen ei- genen Aeusserungen als ein Künstler, welcher sich seines Verdienstes, eine neue Bahn eröffnet zu haben, wohl bewusst ist, aber sich doch der Erkenntniss nicht verschliesst, dass auf derselben die Nachfolgenden zu einer höhern Stufe der Vollendung, als er selbst, zu gelangen vermochten. Zeuxis. Zeuxis war aus Heraklea gebürtig. 8) Welche Stadt dieses Namens zu verstehen sei, wird freilich nicht ausdrück- lich angegeben. Doch spricht seine Thätigkeit in Unteritalien und Sicilien, sowie der Umstand, dass nach Einigen Demo- 1) 35, 61. 2) Rh. Mus. N. F. VII, 479. 3) Prooem. 2, 9. 4) Plut. de glor. Ath. p. 346 A; Hesych. s. v. σκιά. 5) 35, 63. 6) Kunstbl. 1830, N. 84. 7) Schol. Victor. ad Iliad. κ, 265. 8) Plin. 35, 61; Ael. v. h. IV, 12; Anthol. ed. Jacobs XIII, p. 777, n. 29.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/83>, abgerufen am 23.11.2024.