der Pankaste des Apelles gemalt werden, nicht zu weiss, sondern etwas wie durch das Blut geröthet. Mehr als einer ähnlichen Farbengebung hätte es aber doch auch in dem Bilde Alexanders nicht bedurft. Der Künstler hatte also bei der Wahl eines schmutzigeren Tones offenbar einen beson- deren Zweck, und zwar, wie ich glaube, eben den: die Hand mit dem Blitze recht bestimmt hervortreten zu lassen und den Glanz des Blitzes durch den gebrochenen Ton des Kör- pers zu heben und zu steigern. -- In technischer Beziehung mag zur Erreichung dieser und ähnlicher Wirkungen ein besonderes Verfahren von hoher Bedeutung gewesen sein, welches nach Plinius1) Bemerkung kein anderer Künstler nachzuahmen verstand. "Er überzog nemlich," sagt Plinius, "die fertigen Werke mit einer so dünnen Schwärze, dass bei der Durchsichtigkeit derselben die darunterliegende Farbe einen andern Ton annahm und zugleich vor Staub und Schmutz geschützt wurde, obwohl man die Schwärze selbst erst bei ganz genauer Betrachtung erkannte. Dieses Ver- fahren war sehr wohl darauf berechnet, dass die Helle der Farben das Auge nicht verletze, indem man sie nun wie durch ein Glas gebrochen anschaute, und dass aus der Ferne betrachtet die zu grellen Farben dadurch unvermerkt einen ernsteren Ton erhielten" (unum imitari nemo potuit, quod absoluta opera atramento inlinebat ita tenui, ut id ipsum re- percussu claritatis colorem alium excitaret custodiretque a pulvere et sordibus, ad manum intuenti demum adpareret, sed et cum ratione magna, ne claritas colorum aciem offen- deret veluti per lapidem specularem intuentibus et e longin- quo eadem res nimis floridis coloribus austeritatem occulte daret). Das Schwarz, dessen sich Apelles hierbei bediente, wird Elfenbeinschwarz gewesen sein, da Plinius2) dieses noch besonders als seine Erfindung anführt. Von dem Ver- fahren selbst scheint jedoch Plinius trotz der Ausführlich- keit, mit welcher er die Wirkungen desselben beschreibt, keinen vollkommen klaren Begriff gehabt zu haben: denn eben diese bedeutende, unnachahmliche Wirkung würde durch einen einfachen, so zu sagen, firnissartigen Ueberzug mit Schwarz schwerlich erreicht worden sein. Sie erklärt
1) 35, 97.
2) 35, 42.
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der Pankaste des Apelles gemalt werden, nicht zu weiss, sondern etwas wie durch das Blut geröthet. Mehr als einer ähnlichen Farbengebung hätte es aber doch auch in dem Bilde Alexanders nicht bedurft. Der Künstler hatte also bei der Wahl eines schmutzigeren Tones offenbar einen beson- deren Zweck, und zwar, wie ich glaube, eben den: die Hand mit dem Blitze recht bestimmt hervortreten zu lassen und den Glanz des Blitzes durch den gebrochenen Ton des Kör- pers zu heben und zu steigern. — In technischer Beziehung mag zur Erreichung dieser und ähnlicher Wirkungen ein besonderes Verfahren von hoher Bedeutung gewesen sein, welches nach Plinius1) Bemerkung kein anderer Künstler nachzuahmen verstand. „Er überzog nemlich,‟ sagt Plinius, „die fertigen Werke mit einer so dünnen Schwärze, dass bei der Durchsichtigkeit derselben die darunterliegende Farbe einen andern Ton annahm und zugleich vor Staub und Schmutz geschützt wurde, obwohl man die Schwärze selbst erst bei ganz genauer Betrachtung erkannte. Dieses Ver- fahren war sehr wohl darauf berechnet, dass die Helle der Farben das Auge nicht verletze, indem man sie nun wie durch ein Glas gebrochen anschaute, und dass aus der Ferne betrachtet die zu grellen Farben dadurch unvermerkt einen ernsteren Ton erhielten‟ (unum imitari nemo potuit, quod absoluta opera atramento inlinebat ita tenui, ut id ipsum re- percussu claritatis colorem alium excitaret custodiretque a pulvere et sordibus, ad manum intuenti demum adpareret, sed et cum ratione magna, ne claritas colorum aciem offen- deret veluti per lapidem specularem intuentibus et e longin- quo eadem res nimis floridis coloribus austeritatem occulte daret). Das Schwarz, dessen sich Apelles hierbei bediente, wird Elfenbeinschwarz gewesen sein, da Plinius2) dieses noch besonders als seine Erfindung anführt. Von dem Ver- fahren selbst scheint jedoch Plinius trotz der Ausführlich- keit, mit welcher er die Wirkungen desselben beschreibt, keinen vollkommen klaren Begriff gehabt zu haben: denn eben diese bedeutende, unnachahmliche Wirkung würde durch einen einfachen, so zu sagen, firnissartigen Ueberzug mit Schwarz schwerlich erreicht worden sein. Sie erklärt
1) 35, 97.
2) 35, 42.
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der Pankaste des Apelles gemalt werden, nicht zu weiss,
sondern etwas wie durch das Blut geröthet. Mehr als einer
ähnlichen Farbengebung hätte es aber doch auch in dem
Bilde Alexanders nicht bedurft. Der Künstler hatte also bei
der Wahl eines schmutzigeren Tones offenbar einen beson-
deren Zweck, und zwar, wie ich glaube, eben den: die Hand
mit dem Blitze recht bestimmt hervortreten zu lassen und
den Glanz des Blitzes durch den gebrochenen Ton des Kör-
pers zu heben und zu steigern. — In technischer Beziehung
mag zur Erreichung dieser und ähnlicher Wirkungen ein
besonderes Verfahren von hoher Bedeutung gewesen sein,
welches nach Plinius 1) Bemerkung kein anderer Künstler
nachzuahmen verstand. „Er überzog nemlich,‟ sagt Plinius,
„die fertigen Werke mit einer so dünnen Schwärze, dass bei
der Durchsichtigkeit derselben die darunterliegende Farbe
einen andern Ton annahm und zugleich vor Staub und
Schmutz geschützt wurde, obwohl man die Schwärze selbst
erst bei ganz genauer Betrachtung erkannte. Dieses Ver-
fahren war sehr wohl darauf berechnet, dass die Helle der
Farben das Auge nicht verletze, indem man sie nun wie
durch ein Glas gebrochen anschaute, und dass aus der Ferne
betrachtet die zu grellen Farben dadurch unvermerkt einen
ernsteren Ton erhielten‟ (unum imitari nemo potuit, quod
absoluta opera atramento inlinebat ita tenui, ut id ipsum re-
percussu claritatis colorem alium excitaret custodiretque a
pulvere et sordibus, ad manum intuenti demum adpareret,
sed et cum ratione magna, ne claritas colorum aciem offen-
deret veluti per lapidem specularem intuentibus et e longin-
quo eadem res nimis floridis coloribus austeritatem occulte
daret). Das Schwarz, dessen sich Apelles hierbei bediente,
wird Elfenbeinschwarz gewesen sein, da Plinius 2) dieses
noch besonders als seine Erfindung anführt. Von dem Ver-
fahren selbst scheint jedoch Plinius trotz der Ausführlich-
keit, mit welcher er die Wirkungen desselben beschreibt,
keinen vollkommen klaren Begriff gehabt zu haben: denn
eben diese bedeutende, unnachahmliche Wirkung würde
durch einen einfachen, so zu sagen, firnissartigen Ueberzug
mit Schwarz schwerlich erreicht worden sein. Sie erklärt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/244>, abgerufen am 24.11.2024.
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