hiermit stimmt auch das Zeugniss des Plutarch1) überein. Er nennt nemlich das Gewand, welches Alexander als ein Ehren- geschenk von der Stadt Rhodos erhalten hatte und an einem Ehrentage, wie in der Schlacht bei Arbela, trug, ein Werk des "alten" Helikon ([fremdsprachliches Material - fehlt]). Nimmt man hierzu noch Rücksicht auf die etymologische Bedeutung der beiden Namen, so erscheint die Vermuthung Völkels2) nicht unwahr- scheinlich, dass, wenn auch nicht die Personen mythisch sind, doch die Namen ihnen von ihrem Gewerbe beigelegt worden sein mögen. -- Mit ihnen zusammen führt Athenaeus auch einen Aegypter Pathymias wegen verwandter Leistungen an.
So bleibt uns, ehe wir zu Polygnot selbst übergehen, nur noch übrig, zuvor von dem Vater dieses eigentlichen Be- gründers der griechischen Malerei zu handeln.
Aglaophon.
Aglaophon, von der Insel Thasos gebürtig, wird am häu- figsten als Vater und Lehrer des Polygnot und Aristophon genannt3). Doch entbehrt er auch nicht des eigenen Ruh- mes: Cicero4) nennt ihn zwischen Zeuxis und Apelles, Quin- tilian5) neben Polygnot. Die Zeit seiner Blüthe muss der seines Sohnes entsprechend in die erste Hälfte der siebziger Olympiaden gefallen sein. Nun nennt aber Plinius6) einen Aglaophon unter den Malern der 90sten Olympiade; und da- mit scheint im Einklange, dass nach Satyrus bei Athenaeus7) Alkibiades aus Olympia zwei Gemälde des Aglaophon nach Athen gebracht haben soll, welche sich auf die gymnischen Siege desselben bezogen. Da nun der Vater des Polygnot nicht wohl noch lange nach der Blüthe seines Sohnes am Leben sein konnte, so haben die neueren Forscher ziemlich übereinstimmend zu dem Auskunftsmittel gegriffen, dass zwei Künstler des Namens Aglaophon zu unterscheiden seien, so dass der zweite der Enkel des ersten gewesen wäre. Doch hat die Erfahrung gelehrt, dass von diesem Auskunftsmittel
1) Alex. 32.
2) Arch. Nachlass, S. 119.
3) Simon. bei Paus. X, 27, 2; Plato Jon. I, p. 532 E; Gorg. I, p. 448 B u. d. Schol.; Harpocr. Suid. Phot. s. v. [fremdsprachliches Material - fehlt]; Dio Chrys. LV, p. 558 B.
4) Or. III, 7.
5) XII, 10 init.
6) 35, 60.
7) XII, 534 D.
hiermit stimmt auch das Zeugniss des Plutarch1) überein. Er nennt nemlich das Gewand, welches Alexander als ein Ehren- geschenk von der Stadt Rhodos erhalten hatte und an einem Ehrentage, wie in der Schlacht bei Arbela, trug, ein Werk des „alten‟ Helikon ([fremdsprachliches Material – fehlt]). Nimmt man hierzu noch Rücksicht auf die etymologische Bedeutung der beiden Namen, so erscheint die Vermuthung Völkels2) nicht unwahr- scheinlich, dass, wenn auch nicht die Personen mythisch sind, doch die Namen ihnen von ihrem Gewerbe beigelegt worden sein mögen. — Mit ihnen zusammen führt Athenaeus auch einen Aegypter Pathymias wegen verwandter Leistungen an.
So bleibt uns, ehe wir zu Polygnot selbst übergehen, nur noch übrig, zuvor von dem Vater dieses eigentlichen Be- gründers der griechischen Malerei zu handeln.
Aglaophon.
Aglaophon, von der Insel Thasos gebürtig, wird am häu- figsten als Vater und Lehrer des Polygnot und Aristophon genannt3). Doch entbehrt er auch nicht des eigenen Ruh- mes: Cicero4) nennt ihn zwischen Zeuxis und Apelles, Quin- tilian5) neben Polygnot. Die Zeit seiner Blüthe muss der seines Sohnes entsprechend in die erste Hälfte der siebziger Olympiaden gefallen sein. Nun nennt aber Plinius6) einen Aglaophon unter den Malern der 90sten Olympiade; und da- mit scheint im Einklange, dass nach Satyrus bei Athenaeus7) Alkibiades aus Olympia zwei Gemälde des Aglaophon nach Athen gebracht haben soll, welche sich auf die gymnischen Siege desselben bezogen. Da nun der Vater des Polygnot nicht wohl noch lange nach der Blüthe seines Sohnes am Leben sein konnte, so haben die neueren Forscher ziemlich übereinstimmend zu dem Auskunftsmittel gegriffen, dass zwei Künstler des Namens Aglaophon zu unterscheiden seien, so dass der zweite der Enkel des ersten gewesen wäre. Doch hat die Erfahrung gelehrt, dass von diesem Auskunftsmittel
1) Alex. 32.
2) Arch. Nachlass, S. 119.
3) Simon. bei Paus. X, 27, 2; Plato Jon. I, p. 532 E; Gorg. I, p. 448 B u. d. Schol.; Harpocr. Suid. Phot. s. v. [fremdsprachliches Material – fehlt]; Dio Chrys. LV, p. 558 B.
4) Or. III, 7.
5) XII, 10 init.
6) 35, 60.
7) XII, 534 D.
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[13/0030]
hiermit stimmt auch das Zeugniss des Plutarch 1) überein. Er
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Ehrentage, wie in der Schlacht bei Arbela, trug, ein Werk
des „alten‟ Helikon (_ ). Nimmt man hierzu
noch Rücksicht auf die etymologische Bedeutung der beiden
Namen, so erscheint die Vermuthung Völkels 2) nicht unwahr-
scheinlich, dass, wenn auch nicht die Personen mythisch sind,
doch die Namen ihnen von ihrem Gewerbe beigelegt worden
sein mögen. — Mit ihnen zusammen führt Athenaeus auch
einen Aegypter Pathymias wegen verwandter Leistungen an.
So bleibt uns, ehe wir zu Polygnot selbst übergehen,
nur noch übrig, zuvor von dem Vater dieses eigentlichen Be-
gründers der griechischen Malerei zu handeln.
Aglaophon.
Aglaophon, von der Insel Thasos gebürtig, wird am häu-
figsten als Vater und Lehrer des Polygnot und Aristophon
genannt 3). Doch entbehrt er auch nicht des eigenen Ruh-
mes: Cicero 4) nennt ihn zwischen Zeuxis und Apelles, Quin-
tilian 5) neben Polygnot. Die Zeit seiner Blüthe muss der
seines Sohnes entsprechend in die erste Hälfte der siebziger
Olympiaden gefallen sein. Nun nennt aber Plinius 6) einen
Aglaophon unter den Malern der 90sten Olympiade; und da-
mit scheint im Einklange, dass nach Satyrus bei Athenaeus 7)
Alkibiades aus Olympia zwei Gemälde des Aglaophon nach
Athen gebracht haben soll, welche sich auf die gymnischen
Siege desselben bezogen. Da nun der Vater des Polygnot
nicht wohl noch lange nach der Blüthe seines Sohnes am
Leben sein konnte, so haben die neueren Forscher ziemlich
übereinstimmend zu dem Auskunftsmittel gegriffen, dass zwei
Künstler des Namens Aglaophon zu unterscheiden seien, so
dass der zweite der Enkel des ersten gewesen wäre. Doch
hat die Erfahrung gelehrt, dass von diesem Auskunftsmittel
1) Alex. 32.
2) Arch. Nachlass, S. 119.
3) Simon. bei Paus. X, 27, 2;
Plato Jon. I, p. 532 E; Gorg. I, p. 448 B u. d. Schol.; Harpocr. Suid. Phot. s. v.
_ ; Dio Chrys. LV, p. 558 B.
4) Or. III, 7.
5) XII, 10 init.
6) 35, 60.
7) XII, 534 D.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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