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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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[fremdsprachliches Material - fehlt], so scheint daraus hervorzugehen, dass, als
er sich noch in Asien aufhielt, das Heiligthum noch nicht
wieder hergestellt war. Auf jeden Fall fehlen zwingende
Gründe, den Beginn des Baues in die 76ste Olympiade zu
setzen. Eben so wenig kann ich ferner zugeben, dass da-
mals der ephesische Tempel nothwendig vollendet sein musste:
Ephesos und Milet liegen so nahe bei einander, dass Paeonios
recht wohl für beide Orte zugleich thätig sein konnte, um
so mehr, wenn wir hören, dass er an jedem derselben noch
einen Genossen neben sich hatte: in Ephesos den Demetrios,
in Milet den Dalphnis, welche die praktische Ausführung
des Baues überwachen mochten, während von ihm vielleicht
die Entwürfe geliefert waren. Sollte aber auch wirklich der
eine Bau erst nach dem andern gefolgt sein, so ist immer
noch nicht nöthig, mit Urlichs einen Zeitraum von vier bis
sechs Olympiaden zwischen der Beendigung des einen und
dem Beginn des andern anzunehmen: immer werden wir am
natürlichsten die Vollendung des ephesischen Tempels gegen
die 80ste, und somit die erste Anlage der Fundamente durch
Theodoros gegen die 50ste Olympiade herabrücken dürfen. --
Einige andere Angaben, welche Urlichs zur Bestätigung
seiner Ansicht beibringt, stehen mit der obigen Bestimmung
keineswegs im Widerspruch. Als Servius Tullius den Bun-
destempel der Diana auf dem Aventin erbaute, gegen Ol. 60,
soll der Tempel zu Ephesos bereits berühmt gewesen sein
und Servius ihn sich zum Muster genommen haben: Liv. 1, 45;
Dion. Hal. IV, 26. Wenn nun Urlichs es als vollkommen
denkbar bezeichnet, dass um Ol. 60 der ephesische Tempel
binnen 18--20 Olympiaden weit genug vollendet war, um
seinen Ruf bis nach Rom zu verbreiten, so scheint mir, dass
dazu auch schon die Hälfte des angenommenen Maasses,
ein Zeitraum von vierzig Jahren, vollkommen genügt. Eben
so konnten binnen zwanzig bis dreissig Jahren recht wohl
die Fundamente gelegt und ein Theil der Säulen aufgerichtet
sein, so dass bei der Belagerung durch Krösos, bald nach
seinem Regierungsantritt Ol. 55, 1, die Ephesier Stadt und
Tempel durch Taue verbinden und dieselben um die Säulen
legen konnten (Herod. 1, 26; Polyaen. VI, 50; Aelian V. H.
VI, 26). Von der Vollendung war damals der Bau gewiss
noch weit entfernt: denn den grössten Theil der Säulen

[fremdsprachliches Material – fehlt], so scheint daraus hervorzugehen, dass, als
er sich noch in Asien aufhielt, das Heiligthum noch nicht
wieder hergestellt war. Auf jeden Fall fehlen zwingende
Gründe, den Beginn des Baues in die 76ste Olympiade zu
setzen. Eben so wenig kann ich ferner zugeben, dass da-
mals der ephesische Tempel nothwendig vollendet sein musste:
Ephesos und Milet liegen so nahe bei einander, dass Paeonios
recht wohl für beide Orte zugleich thätig sein konnte, um
so mehr, wenn wir hören, dass er an jedem derselben noch
einen Genossen neben sich hatte: in Ephesos den Demetrios,
in Milet den Dalphnis, welche die praktische Ausführung
des Baues überwachen mochten, während von ihm vielleicht
die Entwürfe geliefert waren. Sollte aber auch wirklich der
eine Bau erst nach dem andern gefolgt sein, so ist immer
noch nicht nöthig, mit Urlichs einen Zeitraum von vier bis
sechs Olympiaden zwischen der Beendigung des einen und
dem Beginn des andern anzunehmen: immer werden wir am
natürlichsten die Vollendung des ephesischen Tempels gegen
die 80ste, und somit die erste Anlage der Fundamente durch
Theodoros gegen die 50ste Olympiade herabrücken dürfen. —
Einige andere Angaben, welche Urlichs zur Bestätigung
seiner Ansicht beibringt, stehen mit der obigen Bestimmung
keineswegs im Widerspruch. Als Servius Tullius den Bun-
destempel der Diana auf dem Aventin erbaute, gegen Ol. 60,
soll der Tempel zu Ephesos bereits berühmt gewesen sein
und Servius ihn sich zum Muster genommen haben: Liv. 1, 45;
Dion. Hal. IV, 26. Wenn nun Urlichs es als vollkommen
denkbar bezeichnet, dass um Ol. 60 der ephesische Tempel
binnen 18—20 Olympiaden weit genug vollendet war, um
seinen Ruf bis nach Rom zu verbreiten, so scheint mir, dass
dazu auch schon die Hälfte des angenommenen Maasses,
ein Zeitraum von vierzig Jahren, vollkommen genügt. Eben
so konnten binnen zwanzig bis dreissig Jahren recht wohl
die Fundamente gelegt und ein Theil der Säulen aufgerichtet
sein, so dass bei der Belagerung durch Krösos, bald nach
seinem Regierungsantritt Ol. 55, 1, die Ephesier Stadt und
Tempel durch Taue verbinden und dieselben um die Säulen
legen konnten (Herod. 1, 26; Polyaen. VI, 50; Aelian V. H.
VI, 26). Von der Vollendung war damals der Bau gewiss
noch weit entfernt: denn den grössten Theil der Säulen

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/400>, abgerufen am 24.11.2024.