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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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cenas des Solon, vielleicht ohne Absicht des Betruges copirte,
oder auch sonst bekannte Namen, z. B. Aulos, selbst auf
einen modernen Stein setzte. Köhler glaubt indessen, noch
eine andere Quelle von Fälschungen entdeckt zu haben, welche
nicht sofort, aber später auf die Untersuchungen über die
Künstler Einfluss gewonnen habe. Wegen der im sechszehn-
ten Jahrhundert erwachten Vorliebe, die Bildnisse berühmter
Männer des Alterthums zu besitzen, habe man damals unbekann-
ten Portraitköpfen beliebige Namen beigefügt, um jene Reihen zu
vervollständigen; oder auch habe man eine andere Darstel-
lung durch einen beigeschriebenen Namen in Beziehung zu
irgend einem berühmten Manne (etwa als dessen Siegel) zu
setzen gesucht. Erst später, als man das Unpassende dieser
Benennungen und Beziehungen erkannt und zugleich nach
Künstlernamen gesucht habe, seien dann dieselben Namen
als eben so vielen Künstlern angehörig gedeutet werden.
Der Vorwurf ist namentlich gegen ein Werk gerichtet, die
zuerst von Fulvius Ursinus und nach ihm noch einmal mit
Text von Faber herausgegebene Bildnisssammlung: Illustrium
imagines; und obwohl über die einzelnen Inschriften später
in dem Katalog einzeln zu handeln ist, so wird es doch nicht
überflüssig sein, das Buch hier einmal im Ganzen rein äus-
serlich zu betrachten. Es finden sich in demselben als an-
deren Sammlungen entnommen nur zwei Steine, N. 20 und 23,
und diese ohne Inschrift. Als in Ursinus' Besitz befindlich
werden dreiundzwanzig ohne Inschriften mitgetheilt: 4, 6,
32, 39, 44, 46, 66, 74, 79, 86, 88, 112, 114, 115, 116, 121,
148; Suppl. A, E, K, L, N, P. Warum, müssen wir nun so-
gleich fragen, wenn Ursinus die von Köhler behauptete Lieb-
haberei hatte, liess er alle diese Steine ohne Namen? Dieser
grossen Zahl stellen sich nur sieben (oder acht) mit Inschrif-
ten gegenüber, unter denen sogleich eine, N. 87, die des
Epitynchanos, als echt und auf einen Künstler bezüglich auch
von Köhler anerkannt ist. N. 100 zeigt zwei Brustbilder,
welche Faber wegen der Inschriften PA und PLA ohne Grund
auf Papinianus und Plautia deutet. Hätte Urinus sie einschnei-
den lassen, warum in einer Weise abgekürzt, dass dadurch
eine überzeugende Erklärung fast unmöglich wurde? Die
Deutung verdankt offenbar ihren Ursprung erst den Buch-
staben, die Ursinus schon vorfand. Ganz so verhält es sich

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cenas des Solon, vielleicht ohne Absicht des Betruges copirte,
oder auch sonst bekannte Namen, z. B. Aulos, selbst auf
einen modernen Stein setzte. Köhler glaubt indessen, noch
eine andere Quelle von Fälschungen entdeckt zu haben, welche
nicht sofort, aber später auf die Untersuchungen über die
Künstler Einfluss gewonnen habe. Wegen der im sechszehn-
ten Jahrhundert erwachten Vorliebe, die Bildnisse berühmter
Männer des Alterthums zu besitzen, habe man damals unbekann-
ten Portraitköpfen beliebige Namen beigefügt, um jene Reihen zu
vervollständigen; oder auch habe man eine andere Darstel-
lung durch einen beigeschriebenen Namen in Beziehung zu
irgend einem berühmten Manne (etwa als dessen Siegel) zu
setzen gesucht. Erst später, als man das Unpassende dieser
Benennungen und Beziehungen erkannt und zugleich nach
Künstlernamen gesucht habe, seien dann dieselben Namen
als eben so vielen Künstlern angehörig gedeutet werden.
Der Vorwurf ist namentlich gegen ein Werk gerichtet, die
zuerst von Fulvius Ursinus und nach ihm noch einmal mit
Text von Faber herausgegebene Bildnisssammlung: Illustrium
imagines; und obwohl über die einzelnen Inschriften später
in dem Katalog einzeln zu handeln ist, so wird es doch nicht
überflüssig sein, das Buch hier einmal im Ganzen rein äus-
serlich zu betrachten. Es finden sich in demselben als an-
deren Sammlungen entnommen nur zwei Steine, N. 20 und 23,
und diese ohne Inschrift. Als in Ursinus’ Besitz befindlich
werden dreiundzwanzig ohne Inschriften mitgetheilt: 4, 6,
32, 39, 44, 46, 66, 74, 79, 86, 88, 112, 114, 115, 116, 121,
148; Suppl. A, E, K, L, N, P. Warum, müssen wir nun so-
gleich fragen, wenn Ursinus die von Köhler behauptete Lieb-
haberei hatte, liess er alle diese Steine ohne Namen? Dieser
grossen Zahl stellen sich nur sieben (oder acht) mit Inschrif-
ten gegenüber, unter denen sogleich eine, N. 87, die des
Epitynchanos, als echt und auf einen Künstler bezüglich auch
von Köhler anerkannt ist. N. 100 zeigt zwei Brustbilder,
welche Faber wegen der Inschriften PA und PLA ohne Grund
auf Papinianus und Plautia deutet. Hätte Urinus sie einschnei-
den lassen, warum in einer Weise abgekürzt, dass dadurch
eine überzeugende Erklärung fast unmöglich wurde? Die
Deutung verdankt offenbar ihren Ursprung erst den Buch-
staben, die Ursinus schon vorfand. Ganz so verhält es sich

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[459/0476] cenas des Solon, vielleicht ohne Absicht des Betruges copirte, oder auch sonst bekannte Namen, z. B. Aulos, selbst auf einen modernen Stein setzte. Köhler glaubt indessen, noch eine andere Quelle von Fälschungen entdeckt zu haben, welche nicht sofort, aber später auf die Untersuchungen über die Künstler Einfluss gewonnen habe. Wegen der im sechszehn- ten Jahrhundert erwachten Vorliebe, die Bildnisse berühmter Männer des Alterthums zu besitzen, habe man damals unbekann- ten Portraitköpfen beliebige Namen beigefügt, um jene Reihen zu vervollständigen; oder auch habe man eine andere Darstel- lung durch einen beigeschriebenen Namen in Beziehung zu irgend einem berühmten Manne (etwa als dessen Siegel) zu setzen gesucht. Erst später, als man das Unpassende dieser Benennungen und Beziehungen erkannt und zugleich nach Künstlernamen gesucht habe, seien dann dieselben Namen als eben so vielen Künstlern angehörig gedeutet werden. Der Vorwurf ist namentlich gegen ein Werk gerichtet, die zuerst von Fulvius Ursinus und nach ihm noch einmal mit Text von Faber herausgegebene Bildnisssammlung: Illustrium imagines; und obwohl über die einzelnen Inschriften später in dem Katalog einzeln zu handeln ist, so wird es doch nicht überflüssig sein, das Buch hier einmal im Ganzen rein äus- serlich zu betrachten. Es finden sich in demselben als an- deren Sammlungen entnommen nur zwei Steine, N. 20 und 23, und diese ohne Inschrift. Als in Ursinus’ Besitz befindlich werden dreiundzwanzig ohne Inschriften mitgetheilt: 4, 6, 32, 39, 44, 46, 66, 74, 79, 86, 88, 112, 114, 115, 116, 121, 148; Suppl. A, E, K, L, N, P. Warum, müssen wir nun so- gleich fragen, wenn Ursinus die von Köhler behauptete Lieb- haberei hatte, liess er alle diese Steine ohne Namen? Dieser grossen Zahl stellen sich nur sieben (oder acht) mit Inschrif- ten gegenüber, unter denen sogleich eine, N. 87, die des Epitynchanos, als echt und auf einen Künstler bezüglich auch von Köhler anerkannt ist. N. 100 zeigt zwei Brustbilder, welche Faber wegen der Inschriften PA und PLA ohne Grund auf Papinianus und Plautia deutet. Hätte Urinus sie einschnei- den lassen, warum in einer Weise abgekürzt, dass dadurch eine überzeugende Erklärung fast unmöglich wurde? Die Deutung verdankt offenbar ihren Ursprung erst den Buch- staben, die Ursinus schon vorfand. Ganz so verhält es sich 30*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/476>, abgerufen am 24.11.2024.