-- Noch will ich bemerken, dass das Feld am Steine selbst nicht die Grösse hat, wie z. B. an den sonst vortrefflichen Cades'schen Abdrücken. Es war darum gar kein Raum vor- handen, die Inschrift um vieles grösser zu bilden, als es ge- schehen ist; und wenn sie daher auch im Verhältniss zur Grösse des Steines sehr klein erscheint, so steht sie doch in ganz richtigem Verhältniss zur Grösse des Feldes. Dass endlich die Inschrift vertieft geschnitten ist, kann um so we- niger Anstoss erregen, als erhabene Buchstaben, an welcher Stelle des Steins wir sie uns denken mögen, nur eine stö- rende Wirkung hervorgebracht haben würden.
Im Zusammenhange mit den Bildnissen des Augustus ist am besten von einigen Köpfen zu handeln, die man auf die- sen Kaiser, wenn auch mit Unrecht, hat beziehen wollen. Der erste ist ein Amethyst, früher der Strozzi'schen, jetzt der Blacas'schen Sammlung. Die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] (der Kopf des P sehr klein) steht unter dem Halse: Stosch t. 26; Bracci II, t. 57; Winck. Descr. IV, 201; Raspe 11057; Cades V, 267. Den kurzen, nur schwach angedeuteten Bart hat man aus der Geschichte des Kaisers, der Trauer nach der Niederlage des Varus, und der Vergleichung einiger Münzen rechtfertigen wollen. Aber Köhler bemerkt S. 114 richtig, dass die gesammten Proportionen dem Kopfe des Augustus nicht angemessen sind. Verdacht gegen das Alter erweckt sodann erstens die Abkürzung des Namens. Sodann ist in sehr auffälliger und, wie es scheint, absichtlicher Weise der Stein in der ganzen Ausdehnung der äusseren Umrisse des Haars beschädigt, wie um wenig gelungene Partien zu vertilgen. Da nun auch sonst die Arbeit wenigstens nicht mit unzweifelhafter Entschiedenheit den Charakter des Alter- thums trägt, so wird der Stein, auch wegen der Stellung der Inschrift (vgl. oben S. 451), mindestens den verdächtigen bei- zuzählen sein.
Ein ganz ähnlicher Kopf findet sich auf einem Granat, der, früher im Besitz des Marchese Massimi, mit der de Thoms'- schen in die k. niederländische Sammlung übergegangen ist. Unter dem Halse steht die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] und unter dieser ein Stern: Stosch t. 25; Bracci II, t. 58; de Thoms t. V, 7; Winck. Descr. IV, 200; [Lippert II, 580]; Raspe 11056; Cades V, 266; [de Jonge Notice p. 169, n. 16].
— Noch will ich bemerken, dass das Feld am Steine selbst nicht die Grösse hat, wie z. B. an den sonst vortrefflichen Cades’schen Abdrücken. Es war darum gar kein Raum vor- handen, die Inschrift um vieles grösser zu bilden, als es ge- schehen ist; und wenn sie daher auch im Verhältniss zur Grösse des Steines sehr klein erscheint, so steht sie doch in ganz richtigem Verhältniss zur Grösse des Feldes. Dass endlich die Inschrift vertieft geschnitten ist, kann um so we- niger Anstoss erregen, als erhabene Buchstaben, an welcher Stelle des Steins wir sie uns denken mögen, nur eine stö- rende Wirkung hervorgebracht haben würden.
Im Zusammenhange mit den Bildnissen des Augustus ist am besten von einigen Köpfen zu handeln, die man auf die- sen Kaiser, wenn auch mit Unrecht, hat beziehen wollen. Der erste ist ein Amethyst, früher der Strozzi’schen, jetzt der Blacas’schen Sammlung. Die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] (der Kopf des P sehr klein) steht unter dem Halse: Stosch t. 26; Bracci II, t. 57; Winck. Descr. IV, 201; Raspe 11057; Cades V, 267. Den kurzen, nur schwach angedeuteten Bart hat man aus der Geschichte des Kaisers, der Trauer nach der Niederlage des Varus, und der Vergleichung einiger Münzen rechtfertigen wollen. Aber Köhler bemerkt S. 114 richtig, dass die gesammten Proportionen dem Kopfe des Augustus nicht angemessen sind. Verdacht gegen das Alter erweckt sodann erstens die Abkürzung des Namens. Sodann ist in sehr auffälliger und, wie es scheint, absichtlicher Weise der Stein in der ganzen Ausdehnung der äusseren Umrisse des Haars beschädigt, wie um wenig gelungene Partien zu vertilgen. Da nun auch sonst die Arbeit wenigstens nicht mit unzweifelhafter Entschiedenheit den Charakter des Alter- thums trägt, so wird der Stein, auch wegen der Stellung der Inschrift (vgl. oben S. 451), mindestens den verdächtigen bei- zuzählen sein.
Ein ganz ähnlicher Kopf findet sich auf einem Granat, der, früher im Besitz des Marchese Massimi, mit der de Thoms’- schen in die k. niederländische Sammlung übergegangen ist. Unter dem Halse steht die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] und unter dieser ein Stern: Stosch t. 25; Bracci II, t. 58; de Thoms t. V, 7; Winck. Descr. IV, 200; [Lippert II, 580]; Raspe 11056; Cades V, 266; [de Jonge Notice p. 169, n. 16].
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— Noch will ich bemerken, dass das Feld am Steine selbst
nicht die Grösse hat, wie z. B. an den sonst vortrefflichen
Cades’schen Abdrücken. Es war darum gar kein Raum vor-
handen, die Inschrift um vieles grösser zu bilden, als es ge-
schehen ist; und wenn sie daher auch im Verhältniss zur
Grösse des Steines sehr klein erscheint, so steht sie doch
in ganz richtigem Verhältniss zur Grösse des Feldes. Dass
endlich die Inschrift vertieft geschnitten ist, kann um so we-
niger Anstoss erregen, als erhabene Buchstaben, an welcher
Stelle des Steins wir sie uns denken mögen, nur eine stö-
rende Wirkung hervorgebracht haben würden.
Im Zusammenhange mit den Bildnissen des Augustus ist
am besten von einigen Köpfen zu handeln, die man auf die-
sen Kaiser, wenn auch mit Unrecht, hat beziehen wollen.
Der erste ist ein Amethyst, früher der Strozzi’schen, jetzt
der Blacas’schen Sammlung. Die Inschrift _
(der Kopf des P sehr klein) steht unter dem Halse: Stosch
t. 26; Bracci II, t. 57; Winck. Descr. IV, 201; Raspe 11057;
Cades V, 267. Den kurzen, nur schwach angedeuteten Bart
hat man aus der Geschichte des Kaisers, der Trauer nach
der Niederlage des Varus, und der Vergleichung einiger
Münzen rechtfertigen wollen. Aber Köhler bemerkt S. 114
richtig, dass die gesammten Proportionen dem Kopfe des
Augustus nicht angemessen sind. Verdacht gegen das Alter
erweckt sodann erstens die Abkürzung des Namens. Sodann
ist in sehr auffälliger und, wie es scheint, absichtlicher Weise
der Stein in der ganzen Ausdehnung der äusseren Umrisse
des Haars beschädigt, wie um wenig gelungene Partien zu
vertilgen. Da nun auch sonst die Arbeit wenigstens nicht
mit unzweifelhafter Entschiedenheit den Charakter des Alter-
thums trägt, so wird der Stein, auch wegen der Stellung der
Inschrift (vgl. oben S. 451), mindestens den verdächtigen bei-
zuzählen sein.
Ein ganz ähnlicher Kopf findet sich auf einem Granat,
der, früher im Besitz des Marchese Massimi, mit der de Thoms’-
schen in die k. niederländische Sammlung übergegangen ist.
Unter dem Halse steht die Inschrift _ und
unter dieser ein Stern: Stosch t. 25; Bracci II, t. 58; de
Thoms t. V, 7; Winck. Descr. IV, 200; [Lippert II, 580];
Raspe 11056; Cades V, 266; [de Jonge Notice p. 169, n. 16].
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/504>, abgerufen am 24.11.2024.
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